Wodurch entsteht das eigene Bibel- und Gott-Verständnis?

Rund um Bibel und Glaube
Hemul
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#11 Re: Wodurch entsteht das eigene Bibel- und Gott-Verständnis?

Beitrag von Hemul » So 27. Okt 2013, 10:08

closs hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben: "Auch der Satan tarnt sich ja als Engel des Lichts".
Absolut richtig. - Jetzt wäre die Frage: Wissen es diejenigen, wenn sie im Licht des Satans auftreten? - Aus meiner Erfahrung mit unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften: Sie wissen es NICHT.- Dies erinnert daran, dass das Satanische/Diabolische nicht nur "das Böse" (im Umgangs-Verständnis der Sprache), sondern vor allem "das Verwirrte" ist. - Stimmst Du zu?

Hi closs!
Was möchtest du von mir lesen? Ich kann nur für mich sprechen. Mein Kriterium ist immer die Bibel. z.B.auch das was in Matthäus 7:15-23 von Jesus diesbezgl. als Richtschnur genannt wird,



15 Hütet euch vor den falschen Propheten! Sie sehen aus wie sanfte Schafe, in Wirklichkeit aber sind sie reißende Wölfe.

16 An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Von Dornen erntet man keine Weintrauben, und von Disteln kann man keine Feigen lesen.

17 So trägt jeder gute Baum gute Früchte und ein schlechter Baum schlechte.

18 Ein guter Baum trägt keine schlechten Früchte und ein schlechter Baum keine guten.

19 Jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.

20 Deshalb sage ich: An ihren Früchten werden sie erkannt.

21 Nicht jeder, der dauernd 'Herr' zu mir sagt, wird in das Reich kommen, das der Himmel regiert, sondern nur der, der den Willen meines Vaters im Himmel tut.

22 An jenem Tag des Gerichts werden viele zu mir sagen: 'Herr, haben wir nicht mit deinem Namen geweissagt? Herr, haben wir nicht mit deinem Namen Dämonen ausgetrieben und mit deinem Namen Wunder getan?'

23 Doch dann werde ich ihnen unmissverständlich erklären: 'Ich habe euch nie gekannt! Macht euch fort, ihr Schufte!'"
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#12 Re: Wodurch entsteht das eigene Bibel- und Gott-Verständnis?

Beitrag von Pluto » So 27. Okt 2013, 10:16

Vitella hat geschrieben:...das dumme daran ist nur, dass die Wahrheit von gestern, heute überholt ist und die heutige morgen überholt sein wird, naja, mir ergeht es so...
schlussendlich ist meine Zusammenfassung, dass es keine Wahrheit geben kann die man intellektuell erfassen könnte..
Sehe ich genauso.
Das große Problem am Wahrheitsbegriff ist: Wenn man ihn definieren will, undglaubt ihn endlich erfasst zu haben, entgleitet er einem wieder.
Er ist wie ein Stück Seife in der Badewanne. :lol:
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#13 Re: Wodurch entsteht das eigene Bibel- und Gott-Verständnis?

Beitrag von Naqual » So 27. Okt 2013, 10:24

closs hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben:Nur wenige verstehen es, die Bibel so zu lesen, dass jeder Vers von verschiedenen Seiten und Perspektiven betrachtet und abgewogen wird.
Großes Thema: Wie würde sich die Bibel lesen, wenn man sie aus Sicht Gottes lesen würde.
Das ist formal richtig, praktisch aber unter den Bedingungen nicht machbar, weil wir das Ganze in Begrenztheit nicht erfassen können.
Um die Bibel aus Gottes Sicht zu lesen, muss ich ERST Gott kennen und dann die Bibel lesen. Christen gehen den umgekehrten Weg, sie lesen die Bibel um Gottes Sicht zu erfahren, die sie in sich selbst damit erst einmal nicht haben.
Vorausgehen muss damit jedoch zu Beginn eine innere Erkenntnis des sagen wir mal "göttlichen Funkens" (während man das Feuer selbst noch nicht erfasst).
Für mich war dies die Liebe Gottes, mystisch erfahren bis sie zusammenschmilzt, so dass man die erfahrene Liebe nicht mehr trennen kann zu einer Liebe, die man selbst empfindet.
Wenn ich damit an die Bibel erkennend herangehe, kommt aber absolut nichts gemeinhin "Christliches" dabei heraus. Ich erfahre die Autoren im Konflikt und im allmählichen Erkennen. Erkenntnis nicht als Absolutes, sondern sich entwickelnd Graduelles. Ja, es spielt nicht einmal mehr eine Rolle, was historisch passiert ist, ob etwas Gleichnis ist oder nicht. Es gibt einen vergeistigten Kern, der sich stellenweise wie eine Raupe verwandelt in einen Schmetterling. Meister Eckehart ist für mich da durchaus ein gutes Beispiel, wie man die Bibel (auch) erfahren kann. Kraft vernünftiger Überlegung, und der Geist Gottes setzt hier in diesem Prozess ganz natürlich an der Vernunft an. Allerdings eine Vernunft, die das Ganze einschließlich der Gefühle sieht. In einem verdichteten Prozess des Hier und Jetzt.
Ich nehme mal an, Du ahnst was ich meine, da Dein Weg vor dem eigentlichen Bibelstudium begann.

Naqual hat geschrieben:Und dann hätten die Steinzeitmenschen schon Plexiglasblöcke mit Bibelseiten gehabt, die sich unvergänglich über die Zeit retten können.
Was weiterführt zur Frage: Warum hat Gott als Allmacht vorgezogen, die Bibel so schreiben zu lassen, dass sie unterschiedlich interpretierbar ist.
Mit einer konservierten Superbibel wären wir nicht mehr Akteure, sondern Objekte Gottes, Befehlsempfänger. Gedanklich gehorsame Nachvollzieher. Aber so wie sich in der Natur alles unter Auseinandersetzung entwickelt, so auch das Geistige.
Eine Notwendigkeit. Wir wollen aber gefühlsmäßig immer ins Ziel springen ohne den Weg zu gehen. Jesus sprach von einem Weg der zu gehen ist. Nicht von einer Fallschirm-Punktlandung im Zielquadranten, wenn man sich nur der Schwerkraft hingibt.

Allerdings gibt es da ein Problem: Wie kann man Wahres von Falschem unterscheiden, wenn es unterschiedliche Wege gibt? Denn "unterschiedlich" soll ja nicht dasselbe wie "beliebig" sein.

Denn es ist ein Unterschied zwischen Varianten und Falschem - Beispiel: Autos gibt es in verschiedenen Varianten: Mercedes, VW, Lada, etc. - all das sind Autos, die jedoch unterschiedlich sind. - Dagegen ist "Autogramm" KEIN Auto (obwohl es nach "Auto" klingt). - Wie kann man also Varianten von Falschem unterscheiden - dazu eine kleine Vertiefung - ein Gedanken-Experiment:

Wenn man eine Cola-Dose längs in der Mitte von oben nach unten durchsägt, hat man zwei halbe Zylinder - nehmen wir im folgenden EINEN davon. - Wir halten ihn gegen das Licht, beobachten den Schattenwurf und stellen fest, dass der Schattenwurf des Halb-Zylinders je nach Lichteinfall ein Halbkreis (Licht kommt von oben) oder ein Rechteck (Licht kommt von der Seite) sein kann. - Stellen wir uns nun vor, es gäbe 2-dimensionale Schatten-Menschen, die dies beobachten: Der eine sagt: "Das Phänomen, das ich beobachte, muss halbrund sein". - Der andere sagt: " "Das Phänomen, das ich beobachte, muss rechteckig sein". - Am Ende streiten sie sich vielleicht, wer recht hat. ....

Im Buddhismus gibt es da das schöne Beispiel des Elefanten der von verschiedenen Akteuren mit Scheuklappen betrachtet wird. Der eine sieht den Rüssel, der andere den Schwanz, einer die enorm großen Füße. Aber keiner erfasst den Elefanten als Ganzes.
Das Ganze können wir m.E. nur suchen und uns annähern. Gott kann man sich nur nähern, nicht umfassend treffen.
Aber schon bei den Teilen haben wir das grundsätzliche Problem, ob wir ein richtiges Teil der Dose (Elefanten) oder etwas anderes haben.
Eine gewisse bedingte Kontrolle erhalten wir über das Erfahrbarmachen. WIR selbst müssen in uns erfahren können und sehen, dass die Wirkung zur Ursache passt. Trial and Error.
Es ist müßig dogmatisch festzustellen, dass Jesus für mich gestorben ist, wenn ich nicht erfahren kann, wie das Böse, dass ich auch bin, graduell in einem Prozess überwunden wird.
Das Kreuz ist nicht zu glauben, sondern zu tragen. Jesus sprach vom Kreuz nie davon dass man es glauben müsse, sondern dass diejenigen, die sich an ihm orientieren (Nachfolger) es tragen müssen. Das Kreuz tragen heißt u.a. Vergebung zu üben. Das ist schwer. Aber indem wir anderen vergeben, überwinden wir das Böse in uns. Das Böse verleitet uns nicht mehr dazu mit Bösem zu entgegnen.
DAS z.B. ist für mich überprüfbar anhand von Erfahrung.

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#14 Re: Wodurch entsteht das eigene Bibel- und Gott-Verständnis?

Beitrag von Naqual » So 27. Okt 2013, 10:31

Hemul hat geschrieben:"Auch der Satan tarnt sich ja als Engel des Lichts".
Was möchtest du von mir lesen? Ich kann nur für mich sprechen. Mein Kriterium ist immer die Bibel. z.B.auch das was in Matthäus 7:15-23 von Jesus diesbezgl. als Richtschnur genannt wird, ...
15 Hütet euch vor den falschen Propheten! Sie sehen aus wie sanfte Schafe, in Wirklichkeit aber sind sie reißende Wölfe.
16 An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Von Dornen erntet man keine Weintrauben, und von Disteln kann man keine Feigen lesen.

Das Problem ist nun, dass es kein Kriterium mehr gibt, so wie Du es darstellst.
Böse wie Gute treten als Engel des Lichts auf. Na toll.
An den Früchten werdet ihr sie erkennen. Aber damit tarnen sich auch die Engel der Finsternis.
Und nun? Worin besteht die praktisch umsetzbare Lösung?

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Vitella
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#15 Re: Wodurch entsteht das eigene Bibel- und Gott-Verständnis?

Beitrag von Vitella » So 27. Okt 2013, 10:32

Hemul hat geschrieben: Mein Kriterium ist immer die Bibel. z.B.auch das was in Matthäus 7:15-23 von Jesus diesbezgl. als Richtschnur genannt wird,

naja, je nachdem auf welcher Seite man steht, gibt es nur reissende Wölfe, kein einfaches Leben für Schafe...
  Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus,
der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen.
1 Petrus 5:10

 

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#16 Re: Wodurch entsteht das eigene Bibel- und Gott-Verständnis?

Beitrag von Zeus » So 27. Okt 2013, 10:36

Ein Grund für unterschiedliches Bibelverständnis dürften auch Reihe von Widersprüchen in der Bibel sein.
Zum Beispiel der Missionsbefehl:
Mat 28:18-20 18 Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. 19 Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes 20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. [...]
Mat10 5 Diese Zwölf sandte Jesus aus und gebot ihnen: Geht nicht zu den Heiden und betretet keine Stadt der Samariter, 6 sondern geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. 7 Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe. 8 Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus[...]

Es gibt noch viele andere Widersprüche, welche Bibelausleger zu erklären versuchen, oder es werden exegetische Klimmzüge veranstaltet, um die Kontradiktionen in Übereinstimmung zu bringen, mit naturgemäß unterschiedlichen Resultaten.
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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#17 Re: Wodurch entsteht das eigene Bibel- und Gott-Verständnis?

Beitrag von lovetrail » So 27. Okt 2013, 10:39

Hallo!

Ich denke ein Grund für unterschiedliches Bibelverständnis ist sicher die Verschiedenartigkeit der Theologie darin, und der Umstand, dass sich diese Theologie auch entwickelt.

Wenn man zB die Uneinigkeit von Katholiken und Protestanten (+viele Evangelikale) auf den Punkt bringen mag, ist es, dass erstere sich hauptsächlich auf die Evangelien beziehen (die Lehre Jesu auf Erden) und zweitere sich primär auf die Briefe (insbesondere Paulus) beziehen. (=Lehre des erhöhten himmlischen Jesus durch den heiligen Geist)

Was mich irritiert, ist allerdings der Umstand, dass diese Diskontinuität selten thematisiert wird.
Da tut man oft so, als hätte Jesus auf Erden dasselbe gesagt, wie zB Paulus.
Dabei ist es gar nicht so einfach die Predigt vom Kommen des Reich Gottes mit der Predigt des gekreuzigten Christus zu vereinbaren. Da geht man meist husch husch drüber, was dann leider immense Glaubensdifferenzen zwischen den Kirchen zur Folge hat. (Siehe zB Reformation)

Oder: Jesus hat auf Erden wenig von Gnade gesprochen. Nach Ostern wird Gnade plötzlich zum Zentrum des Gottesbezugs.

lg lovetrail
Zuletzt geändert von lovetrail am So 27. Okt 2013, 10:41, insgesamt 1-mal geändert.
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!

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#18 Re: Wodurch entsteht das eigene Bibel- und Gott-Verständnis?

Beitrag von Naqual » So 27. Okt 2013, 10:40

Pluto hat geschrieben: Das große Problem am Wahrheitsbegriff ist: Wenn man ihn definieren will, undglaubt ihn endlich erfasst zu haben, entgleitet er einem wieder.
Er ist wie ein Stück Seife in der Badewanne. :lol:

Stimmt schon. ;)

...Wasser ablassen. Ganz trocken angegangen kriegt man das Ding schon ohne unkontrollierte Loopings.

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#19 Re: Wodurch entsteht das eigene Bibel- und Gott-Verständnis?

Beitrag von Pluto » So 27. Okt 2013, 10:41

Vitella hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben: Mein Kriterium ist immer die Bibel. z.B.auch das was in Matthäus 7:15-23 von Jesus diesbezgl. als Richtschnur genannt wird,
naja, je nachdem auf welcher Seite man steht, gibt es nur reissende Wölfe, kein einfaches Leben für Schafe...
So ist es...
Wolf und Lamm werden beisammen schlafen, aber einer von ihnen wird eine unruhige Nacht haben.
[Woddy Allen]
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#20 Re: Wodurch entsteht das eigene Bibel- und Gott-Verständnis?

Beitrag von Vitella » So 27. Okt 2013, 10:46

Zeus hat geschrieben:Ein Grund für unterschiedliches Bibelverständnis dürften auch Reihe von Widersprüchen in der Bibel sein.
Zum Beispiel der Missionsbefehl:
Mat 28:18-20 18 Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. 19 Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes 20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. [...]
Mat10 5 Diese Zwölf sandte Jesus aus und gebot ihnen: Geht nicht zu den Heiden und betretet keine Stadt der Samariter, 6 sondern geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. 7 Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe. 8 Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus[...]

ach, ich bin ziemlich sicher, dass es dafür eine christlich ausgeklügelte Erklärung gibt. ;)
  Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus,
der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen.
1 Petrus 5:10

 

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