closs hat geschrieben:Ich sehe Dich zum ersten mal und sehe in Dir Kleopatra - goldene Gewänder, ägyptische Kopfbedeckung, etc. - Nun ist dieses Bild in meiner Vorstellung "real" - ich sehe es ja. - Wie will man nun diese "Realität" qualitativ unterscheiden von DER "Realität", die Dir aus dem Spiegel entgegenschaut (gutaussehende Frau mit europäischer Kopfbedeckung und Leinen statt Gold am Körper)?
... nettes Beispiel
"Ich" bin in dem Moment real. Also ist das, was du siehst, Realität.
Nur deine Zuordnung als Kleopatra ist nicht nicht real.
Das ändert aber nichts daran, dass du gerade "mir" begegnest. Möglicherweise unterhalten wir uns. Du nimmst die Worte, die ich rede, wahr und akzeptierst sie oder nicht. Es ist dabei völlig unerheblich, ob du in mir Kleopatra oder eine ganz gewöhnliche Frau siehst. Außer wenn du der Kleopatra irgendwelche Eigenschaften zuordnest, die "ich" nicht habe. Dann hast du ein Problem. Das du aber, meiner Meinung nach, irgendwann erkennen würdest. Weil "ich" eben nicht diese Eigenschaften habe und anders reagiere, als du es erwartest.
Für mich habe ich dieses Problem folgendermaßen geklärt: Ich nehme etwas auf (ohne Wertung, ob ich es "wahr-" oder "falsch-"nehme) und lasse das Sein entscheiden, ob ich es getroffen habe. - Dabei bin derart gelassen, dass ich nicht einmal wissen muss, was das Sein sagt ("wird sich schon melden, wenn was falsch war").
So ähnlich sehe ich das auch. Warum muss man sich um die Wahrheit streiten, wenn im Grunde kein Mensch die ganze Wahrheit begreifen und erkennen kann? Was ich erlebe, ist in dem Moment meine Wahrheit. Ich sollte diese nicht meiner gesamten Umgebung als Wahrheit auferlegen. Ich selbst darf trotzdem in dieser Wahrheit leben - weil sie in meinem ganz persönlichen Leben Realität ist.