"Erlösung" - was ist das und für wen?

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Magdalena61
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#1 "Erlösung" - was ist das und für wen?

Beitrag von Magdalena61 » Mo 14. Jul 2014, 01:45

Eph. 1,7 (LUT): In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade,
Erlösung: "Den Preis für unsere Sünden hat Jesus bezahlt, deswegen vergibt uns der Vater (auf Anfrage) und wir können uns Gott nähern"-- ist das die gültige Definition von "Erlösung"?

Erlösung' - was soll das sein? 2000 Jahre Christentum haben das Wort mit so vielen Bedeutungen befrachtet, dass wir heute neu überlegen müssen, worum es eigentlich geht. Wovon sollen wir denn erlöst werden und was soll dabei herauskommen?
Quelle
Darüber mache ich mir auch Gedanken. Wenn man nämlich die Realität des Alltags vieler Christen betrachtet, dann sieht man eigentlich wenig bis gar keine Unterschiede zum (Er-) Leben der Nichtchristen: Wo merkt man da bei den Gläubigen etwas von "Erlösung"?

Wie müßte das (Er-) Leben eines Erlösten aussehen? Gibt es bestimmte Kriterien, die erfüllt sein sollten? Kann es sein, dass es unerlöste Wahl-Christen gibt?
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closs
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#2 Re: "Erlösung" - was ist das und für wen?

Beitrag von closs » Mo 14. Jul 2014, 01:55

Magdalena61 hat geschrieben:Wie müßte das (Er-) Leben eines Erlösten aussehen?
Rein aus der Praxis: Ich kenne einige (wenige) Leute in meinem Umfeld (aus allen sogenannten "Bildungs"-Stufen), die sich dadurch auszeichnen, dass sie komplett ihr Leben in Gottes Hand geben können, also loslassen können, OHNE damit SChlussfolgerungen zum Nachteil von "Unerlösten" zu ziehen. - Es ist eher so, dass man sich in aller Demut begnadet sieht, voraus sein zu dürfen.

2Lena
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#3 Re: "Erlösung" - was ist das und für wen?

Beitrag von 2Lena » Mo 14. Jul 2014, 08:29

Liebe Magdalena61, wenn du beim Wort Erlösung auf den Stamm zurückgehst, was löst es bei dir aus?

Lösung haben heißt - die vergeblichen Versuche bleiben lassen.
Lösung haben heißt - die anderen machen das Bewährte auch.
Lösung haben heißt - befreit sein von Sorgen und Sünden
(wenn man sich an die Lösung hält).

Lösung haben heißt - dass nun was los geht.

barbara
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#4 Re: "Erlösung" - was ist das und für wen?

Beitrag von barbara » Mo 14. Jul 2014, 09:55

Erlösung heisst, dass der Mensch vorher an etwas gebunden war. So wie der Sträfling an seine Kugel am Bein, die ihn am Fortgehen hindert.

Meist handelt es sich um Sorgen und Ängste wie: Werde ich morgen, übermorgen, in vier Jahren etwas zu essen haben? Werden mich meine Nachbarn mögen? Seh ich auch gut aus? Wird es weh tun? - sprich, tausend grosse und kleine Ängste, die uns daran hindern, erlöst und frei das zu tun, wozu Gott uns gemeint hat, sondern dass wir immer nach rechts und links schielen und uns Gedanken um die vielen menschlichen Regeln machen - geschriebene und ungeschriebene - anstatt frei und gross zu sein.

Erlöst ist, wer Gottes Stimme hören kann, darauf hört, und danach handelt. Und sich von diesen vielen Sorgen nicht dabei bremsen lässt.

Im alten Testament wird dieser Prozess der Erlösung mehrfach dargestellt, so gut wie immer, wenn Gott einem Propheten einen Auftrag gibt, und der Prophet erst mal durch seine zahlreichen Einwände "ja, aber...!" sich durcharbeitet, bis er endlich fähig ist, seinen Auftrag auszuführen.

Zeiten in der Wüste (Mose) oder in der Dunkelheit (Jonas - aber auch Jesus), sprich Zeiten von tiefer Verzweiflung, wo alles Bisherige verloren ist, sind offenbar Teil dieses Prozesses.

Gruss, barbara

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Magdalena61
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#5 Re: "Erlösung" - was ist das und für wen?

Beitrag von Magdalena61 » Mo 14. Jul 2014, 14:40

2Lena hat geschrieben:Lösung haben heißt - befreit sein von Sorgen und Sünden
(wenn man sich an die Lösung hält).
Hm, ich glaube nicht, dass jemand das fertig bringt- sich niemals Sorgen zu machen. Theoretisch vielleicht, so lange es ihm gut geht und er nicht in Bedrängnis ist. Wenn ich mir keine Sorgen mache, dann muß ich sie auch nicht auf den HERRN werfen und nicht ermahnt werden, Gott mehr zu vertrauen. Ps. 55,23 und Mt. 6, 34 fordern aber dazu auf, also muß es eine Notwendigkeit geben für diese Anweisungen.

Und frei von Sünden (ich sage mal "Fehler" dazu, das klingt nicht so exotisch)-- wer wäre das nicht gerne?
Aber wer IST es?
Niemand.
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#6 Re: "Erlösung" - was ist das und für wen?

Beitrag von Magdalena61 » Mo 14. Jul 2014, 14:44

barbara hat geschrieben:Im alten Testament wird dieser Prozess der Erlösung mehrfach dargestellt, so gut wie immer, wenn Gott einem Propheten einen Auftrag gibt, und der Prophet erst mal durch seine zahlreichen Einwände "ja, aber...!" sich durcharbeitet, bis er endlich fähig ist, seinen Auftrag auszuführen.
Du meinst, Erlösung geht einher mit der zunehmenden Fähigkeit zu überwinden?
Erlösung heisst, dass der Mensch vorher an etwas gebunden war.
Ja, das leuchtet ein.
Meist handelt es sich um Sorgen und Ängste wie: Werde ich morgen, übermorgen, in vier Jahren etwas zu essen haben? Werden mich meine Nachbarn mögen? Seh ich auch gut aus? Wird es weh tun? - sprich, tausend grosse und kleine Ängste, die uns daran hindern, erlöst und frei das zu tun, wozu Gott uns gemeint hat, sondern dass wir immer nach rechts und links schielen und uns Gedanken um die vielen menschlichen Regeln machen - geschriebene und ungeschriebene - anstatt frei und gross zu sein.
Na ja, aber das ist menschlich.... irgendwo braucht man ja auch das Feedback der Umwelt, um sich einigermaßen sozialverträglich zu benehmen und nicht gerade das schlechteste Zeugnis zu sein.

Sich über gesellschaftliche Traditionen hinweg zu setzen erfordert eine Menge an Mut und an Souveränität.
LG
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#7 Re: "Erlösung" - was ist das und für wen?

Beitrag von 2Lena » Mo 14. Jul 2014, 15:50

Das hast du gut gesagt:
Magdalena61: Wenn ich mir keine Sorgen mache, dann muß ich sie auch nicht auf den HERRN werfen und nicht ermahnt werden, Gott mehr zu vertrauen

Na ja, man sagt es auch im Vaterunser:
Et lechem hakinu - ten lanu jom jom "gib uns unser täglich Brot".

Ich kann nichts dafür, dass ich immer lese: Ertrag / Speise oder Brot soll man erwerben / geben. Über Kampf würde man jeden Tag klagen..... [lechem] ist Speise aber das gleich geschriebene [lacham] der Kampf.

Was den Psalm 55 betrifft ... das ist eine Lehre über Liebe zum Steinerweichen ...
"Hätte ich doch Flügel wie eine Taube, dann flöge ich davon ..."

Die Taube, [jona] ist kritisieren, rumflattern, hat mit schäumen zu tun - wenn das aus der Wurzel "Wein" wie gären kommt. Bei den Psalmen handelt man alle Emotionen ab, dass man seine eigenen und auch die der anderen versteht - und somit einfach anders und besser reagieren kann.

Deshalb meinte auch ein Kirchenvater: Jesus käme in allen Psalmen vor ...

barbara
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#8 Re: "Erlösung" - was ist das und für wen?

Beitrag von barbara » Mo 14. Jul 2014, 19:57

Magdalena61 hat geschrieben:Du meinst, Erlösung geht einher mit der zunehmenden Fähigkeit zu überwinden?

Eher umgekehrt: wer es schafft, sich immer wieder zu überwinden - die Kleinlichkeiten, die Ängste, die Sorgen - wird immer freier werden. Immer erlöster. Und sich immer mehr nur noch vom Einen abhängig machen, von Gott, und nicht mehr von menschlichen Bedenken.


Na ja, aber das ist menschlich.... irgendwo braucht man ja auch das Feedback der Umwelt, um sich einigermaßen sozialverträglich zu benehmen und nicht gerade das schlechteste Zeugnis zu sein.

Es geht ja nicht ein Selbstzweck, Konventionen zu überwinden. Es ist durchaus sinnvoll, passable Manieren zu haben und sich bei Tisch und in der Öffentlichkeit anständig zu benehmen und die Nachbarn zu grüssen.

Sobald es aber soweit kommt, dass man einem Menschen in Not nicht mehr hilft, oder nicht mehr das Richtige und Gute tut, weil man damit gegen soziale Normen verstösst (und das Gewissen jedes Menschen sagt ihm, was das Richtige und Gute in einer konkreten Situation ist) so hat man die Prioritäten schief. Nämlich Menschenrecht von Gottesrecht.


Sich über gesellschaftliche Traditionen hinweg zu setzen erfordert eine Menge an Mut und an Souveränität.

Richtig! - wir sollen so mutig und souverän und frei werden, wie Jesus es war. Der sich ja auch nicht aus Prinzip über Konventionen hinwegsetzte - sondern sich im Gegenteil meist daran hielt. Aber wenn es hart auf hart kam, stellte Jesus das göttliche Recht immer über das menschliche Recht - bzw er erinnerte seine Landsleute daran, dass ihr Recht im Ursprung ein göttliches ist, und dass dieser Geist wichtiger ist als die Buchstaben des Gesetzes.

gruss, barbara

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