Das war ja auch nur ein Alternativangebot.

Das ist richtig.
Der im letzten Monat verstorbene Theologe Gerd Lüdemann, der über die neutestamentliche Forschung seinen (christlichen) Glauben komplett verloren hatte, bezeichnete sich als Mystiker.
Die Frage, woher die christliche Judenfeindlichkeit kam, beantwortete er so:
Sie hängt mit der aggressiven Mission der ersten christlichen Gemeinden zusammen. Wer sich dem Bekenntnis zum neuen Messias nicht anschließen wollte, wurde als ungläubig verteufelt. Und weil die biblischen Texte erst allmählich und über einen längeren Zeitraum entstanden sind, tragen sie die Spuren dieses Missionsprozesses. Zum Beispiel das Gleichnis des Sämanns: Darin sagt Jesus angeblich, nur den Jüngern sei das Geheimnis der Gottesherrschaft gegeben; denen da draußen sei es hingegen nur gegeben, damit sie es sähen, aber nicht verstünden. Der ausdrückliche Sinn dieser Gleichnisrede besteht also darin, Menschen ins Nicht-Verstehen zu führen. Aber warum? Offenbar ging es einer bestimmten Gemeinde hier darum, ihren Misserfolg in der Judenmission zu erklären. Diejenigen, die sich nicht hatten missionieren lassen, werden als Unverständige und unverbesserliche Ungläubige hingestellt. Indem solche Passagen Jesus zugeschrieben wurden, hat es den Anschein, als hätte bereits er die Juden verteufelt. Das ist strategisch clever, hat aber mit der historischen Wahrheit nichts zu tun.
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