Catholic hat geschrieben:Dann leben auch alle Singles widernatürlich und alle Menschen die keinen Partner gefunden haben?Pluto hat geschrieben:Das Zölibat ist so was widernatürliches. Wie kann man nur?
Dazu sei gesagt: ein Christ will ja ein übernatürliches und nicht nur ein natürliches Leben leben. Für Pluto gibt es nur das Natürliche und Widernatürliche, während es für Christen ebenso das Übernatürliche gibt. Rein ideologisch kann er das nicht begreifen, weil er alles Übernatürliche von vornherein leugnet. Für manche Menschen steht das übernatürliche Leben der Seele und ihre spirituelle Entwicklung und Kultivierung im Vordergrund, während für andere das rein natürliche Leben das Wichtigste ist. Andere wiederum - wie ich - bewegen sich gerne in beiden Bereichen gleichzeitig. Das ist aber mit gewissen Komplikationen verbunden: ein Mönch (beispielsweise auf dem Berg Athos oder ein buddhistisches Kloster in Tibet) kann sich viel leichter auf eine kontemplative Lebensweise einlassen. Inmitten der Welt ist das deutlich schwieriger. Die monastische Lebensform ist für jene Menschen gedacht, die das spirituelle Leben für ihr höchstes Ziel halten und womöglich keinerlei Interesse an einer weltlichen Karriere und Familie haben. Solche Menschen sind sehr selten, aber sie existieren. Rainer Maria Rilke hat das mit seinem Buch vom mönchischen Leben sehr gut und mit großer poetischer Sensibilität dargestellt (wohl weil es gewisse Ähnlichkeiten zwischen dem Leben eines Mönchs und eines Künstlers gibt: beide sind aus Sicht der “normalen†Gesellschaft Außenseiter).
Es wird ja niemand zu einer mönchischen Lebensweise gezwungen, so wie auch niemand dazu gezwungen wird ein freischaffender Künstler zu werden, aber es ist eine reale Option für all jene, die eine geistige Veranlagung dazu haben. So wie sich manche Menschen berufen fühlen Schriftsteller, Musiker oder Wissenschaftler zu werden, gibt es eben auch Mönche.