Pluto hat geschrieben:Die Bibel ist die Legende eines Volkes von Ziegenhirten. Vor allem aber, ist sie ein schonungsloser Bericht göttlicher Tyrannei. Wer das verneint, ist intellektuell unredlichNovalis hat geschrieben:Die Bibel ist wertvoll, weil sie uns den ganzen Menschen zeigt, seine Licht und Schattenseiten. Sie ist ein schonungslos ehrlicher Spiegel für die menschliche Seele.
Selbst wenn man die Bibel aus einer rein säkularen Perspektive betrachtet, so handelt es sich dabei um große Weltliteratur. Darüber hinaus gibt der Text nur so viel her, wie der Geist des Lesers in ihr zu erkennen vermag. Ich lese die Bibel als Quelle des gläubigen Vertrauens, der Zuversicht und Hoffnung, die eine Lebenskraft schenkende Botschaft vermittelt. Die biblischen Texte erzählen die große Befreiungsgeschichte der Menschheit, die exemplarisch mit dem Volk Israel beginnt, aber auch nicht dort stehen bleibt. Auch heute noch können wir viel daraus gewinnen. So schrieb Elias Canetti in der Schreckenszeit von 1943:
Es ist sonderbar, für das, was heute geschieht, ist nur die Bibel stark genug und es ist ihre Furchtbarkeit, die tröstet.
Der Mann wurde im Jahr 1981 für sein schriftstellerisches Werk mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Die Bibel, was ist sie? Ein Buch von und für Menschen; das heißt, ein durch und durch menschliches Buch. Nichts Menschliches ist diesem Buch fremd, sei es das Edle des Menschen oder seine Furchtbarkeit. Seine Gebrochenheit, Sünde und Schuld. Gerade darin, so glauben Christen, offenbart sich Trost und Hoffnung. Nicht die Rede von Gerichtsfeuer und Rache ist zentral, sondern die Rede von der Liebe Gottes und der Rettung und Befreiung des Menschen - trotz seiner Gebrochenheit.
Was ich über Gott gehört habe in der jahrhundertealten Glaubenstradition, die in der Bibel zu Geschichte und Lied verdichtet ist, lautet: Dass Du ihm auf die Spur kommst überall da, wo Menschen das Menschsein wieder neu beginnen. Geburt und Neugeburt - siebenmal, wenn es sein muss oder sein kann - ist Geburt aus Gott. In den biblischen Geschichten und Liedern wird Dir gesagt, dass Du nicht weiter nach Gott suchen musst. Du kannst ihn in deinem Leben finden.
~ Huub Oosterhuis, Im Anfang war die Hoffnung: Worte von Widerstand und Zuversicht
Huub Oosterhuis ist ein wirklich hervorragender niederländische Dichter und Theologe. Er liest sie als eine radikale Hoffnungsbotschaft

Ich habe Dich zum Licht der Völker eingesetzt, um Blinden die Augen zu öffnen, um Gefangene aus ihrem Gefängnis zu befreien, aus dem Kerker, die im Finstern sitzen.
Klingt das nach göttlicher Tyrannei?