Liberale Christen = schlechte Christen! (?)

Rund um Bibel und Glaube
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Magdalena61
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#11 Re: Liberale Christen = schlechte Christen! (?)

Beitrag von Magdalena61 » Mo 15. Jul 2013, 00:52

Malika hat geschrieben:Da fehlt noch etwas die Sicherheit, gleichzeitg frage ich mich aber auch oft, warum solche Verurteilungen meinerseits so heftig ausfallen müssen.
Leute, die ein bißchen mehr gelernt haben, die mehr wissen als der Durchschnitt, geraten oftmals in Versuchung, hochmütig zu werden und ihre eigene "Erkenntnis" (Meinung!) zum Maß aller Dinge zu machen... das ist einfach so.
Deswegen warnt Paulus:
1. Kor. 8,1 (Luther): Die Erkenntnis bläht auf; aber die Liebe baut auf.
Erkenntnis... Wissen... Selbstverliebtheit... sich "im Dienst für Gott" einen Namen machen= fleischlich.

Man hat viel Zeit und Mühe in das Studium der Theorie investiert; man jongliert gekonnt mit biblischen Namen, Ereignissen und Gesetzen und vergleicht das idealisierte Bild, das man sich gemacht hat, mit der Wirklichkeit, die uns umgibt... und grenzt sich ab, auch von anderen Christen.

Es ist schon vernünftig, zu sortieren und das Unbrauchbare zu verwerfen/ sich davon zu distanzieren. Aber manche Christen bleiben beim Ausmisten stehen, da geht es nicht mehr weiter.
Man fragt sich: Was nützen Christen der Welt, in welchem Weinberg wollen sie eigentlich arbeiten, wenn sie sich für etwas Besseres halten und sich nur noch in den selbst geschaffenen Ghettos aufhalten?

Bei anderen denke ich... sie brauchen das "Korsett", diese streng nach Schwarz und Weiß sortierte, relativ überschaubare Welt mit ausgesuchten Inhalten. Alles, das nicht da reinpasst, bewirkt Verunsicherung, wird als Bedrohung der kleinen heilen Welt empfunden und deshalb strikt abgelehnt.
Das hat aber mehr mit der Persönlichkeitsstruktur dieser Christen zu tun als mit dem Willen Gottes.

Sie haben eine große Angst davor, etwas falsch zu machen und durchzufallen. Ihr Glaube ist nicht allzu stabil, da er nicht aus der Beziehung zu Gott; aus der Kraft Gottes lebt, sondern das Produkt der Erziehung durch bestimmte Lehrer oder einer bestimmten Denomination ist, die für sich in Anspruch nimmt, die einzige wahre Kirche zu sein.
Eigentlich kennen sie sich in der Bibel nicht sonderlich gut aus, sondern nur einige Schlagwörter und gängige Themen, über die oft genug gepredigt wird; die oft genug thematisiert werden. Diese verurteilenden Christen sind nicht souverän sozusagen, und deshalb sind sie schnell überfordert, wenn sie mit alternativen (oder großzügigeren) Sichtweisen und mit außerbiblischen Philosophien/ mit Bibelkritik konfrontiert werden.
LG
God bless you all for what you all have done for me.

barbara
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#12 Re: Liberale Christen = schlechte Christen! (?)

Beitrag von barbara » Di 16. Jul 2013, 06:59

Malika hat geschrieben: Aber es ist eben noch nicht immer ganz einfach, auf meinem Standpunkt, wenn ich mir denn sicher bin, dass er richtig ist, auch dann zu beharren, wenn ich mal eben scharf verurteilt werde. Da fehlt noch etwas die Sicherheit, gleichzeitg frage ich mich aber auch oft, warum solche Verurteilungen meinerseits so heftig ausfallen müssen.

Für Manche ist eine so fest vorgegebene Auslegung ein Krückstock, an dem sie sich festhalten können, weil sie glauben, Krüppel zu sein, die nicht auf den eigenen zwei Beinen selbständig stehen und gehen können.

Es ist natürlich grausam, einem Krüppel seine Krücke wegzunehmen.

**************************

Mein Schluss aus solchen Sachen ist, dass ich Gemeinschaft nicht im religiösen Rahmen suche, sondern anderswo.

grüsse, barbara

Malika
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#13 Re: Liberale Christen = schlechte Christen! (?)

Beitrag von Malika » Di 16. Jul 2013, 08:10

barbara hat geschrieben:Für Manche ist eine so fest vorgegebene Auslegung ein Krückstock, an dem sie sich festhalten können, weil sie glauben, Krüppel zu sein, die nicht auf den eigenen zwei Beinen selbständig stehen und gehen können.

Es ist natürlich grausam, einem Krüppel seine Krücke wegzunehmen.
So negativ sehe ich es nicht mal. Ich finde es nicht schlimm, wenn andere versuchen, bibeltreue Christen zu sein und dabei auch Ansichten vetreten, die ich selbst so nicht vertrete. Andere Ansichten oder eine andere Meinung kann man ruhig haben. Nur wünsche ich, man könnte auch mir und anderen liberalen Christen diese zugestehen, ohne dass wir uns anhören müssen, wir wären deshalb keine echten Christen. Die Verurteilung geht leider meist von den bibeltreuen Christen aus.

Pflanzenfreak
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#14 Re: Liberale Christen = schlechte Christen! (?)

Beitrag von Pflanzenfreak » Di 16. Jul 2013, 12:23

Malika hat geschrieben: Nur wünsche ich, man könnte auch mir und anderen liberalen Christen diese zugestehen, ohne dass wir uns anhören müssen, wir wären deshalb keine echten Christen. Die Verurteilung geht leider meist von den bibeltreuen Christen aus.
Ja, das ist auch etwas, wo ich sehr empfindlich reagiere. Und auch nicht verstehe, wieso man mit manchen Christen absolut nicht diskutieren kann. Was vergeben sie sich, eine andere Meinung einfach so stehen zu lassen ohne das Gegenüber gleich zu verurteilen?
Wahrscheinlich stimmt das mit dem schwachen Glauben. Damit nicht ihr komplettes, wackeliges Glaubensgebäude einstürzt, müssen sie dem Gegenüber den Glauben absprechen. Weil nur wenn der Andere falsch liegt können sie richtig liegen.
Das ist zwar sehr traurig, aber darüber zu wissen ist auch eine Hilfe anders mit diesen Menschen umzugehen. Weniger ihre harschen Worte zu sehen als vielmehr die Schwäche dahinter.

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#15 Re: Liberale Christen = schlechte Christen! (?)

Beitrag von Malika » Di 16. Jul 2013, 13:49

Pflanzenfreak hat geschrieben: Wahrscheinlich stimmt das mit dem schwachen Glauben. Damit nicht ihr komplettes, wackeliges Glaubensgebäude einstürzt, müssen sie dem Gegenüber den Glauben absprechen. Weil nur wenn der Andere falsch liegt können sie richtig liegen.

Ich bin mir gar nicht sicher, ob eine Schwäche dahintersteht, zumindest nicht bei allen. Vielmehr ist es vielleicht die Auffassung, dass es nur eine Wahrheit, nur einen Gott (dem stimme ich zu) und dementsprechend auch nur eine Art zu glauben gibt. Und dann muss eben der andere falsch liegen, wenn man selbst davon überzeugt ist, richtig zu liegen. Das kann ich sogar nachvollziehen, aber es gibt so viele unterschiedliche Menschen auf dieser Welt, dass es ja eigentlich unmöglich ist, nur auf eine bestimmte Art zu glauben. Ich denke, falsch liegen wir an bestimmten Stellen alle mal und wir bedürfen da auch alle der Korrektur.

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#16 Re: Liberale Christen = schlechte Christen! (?)

Beitrag von piscator » Di 16. Jul 2013, 14:56

Malika hat geschrieben: Ich bin mir gar nicht sicher, ob eine Schwäche dahintersteht, zumindest nicht bei allen. Vielmehr ist es vielleicht die Auffassung, dass es nur eine Wahrheit, nur einen Gott (dem stimme ich zu) und dementsprechend auch nur eine Art zu glauben gibt. Und dann muss eben der andere falsch liegen, wenn man selbst davon überzeugt ist, richtig zu liegen. Das kann ich sogar nachvollziehen, aber es gibt so viele unterschiedliche Menschen auf dieser Welt, dass es ja eigentlich unmöglich ist, nur auf eine bestimmte Art zu glauben. Ich denke, falsch liegen wir an bestimmten Stellen alle mal und wir bedürfen da auch alle der Korrektur.

Der Begriff der Schwäche dürfte hier nicht richtig sein, da diese Leute im Innern überzeugt sind , dass sie alleine die Wahrheit besitzen. Andere Sichtweisen oder gar Widerspruch bestärken diese Menschen noch, da hier oft das Prinzip der Selbstimmunisierung greift. Da laut Bibel wahre :!: Christen mit Verfolgung rechnen müssen, wird Widerspruch regelmäßig als Bestätigung angesehen, dieser Widerspruch wird manchmal m.E. geradezu herausgefordert.

Dies dürfte auch die für mich grundlose Aggressivität, manchmal verbunden mit Überheblichkeit und Arroganz, erklären, die ich oft in Diskussionen mit bibeltreuen Christen meine zu verspüren. Abgesehen von Humor, der fundamentalistischen Gläubigen eh suspekt zu sein scheint.

Da geht es im Prinzip nicht darum, ob ich einen anderen Glauben oder eine andere Weltanschauung vertrete, ich habe zuweilen den Eindruck, dass manche Bibeltreue aufgrund ihrer Konditionierung nicht verstehen können, dass es überhaupt anweichende Meinungen gibt, die nicht sofort als Teufelswerk erkennbar sind.
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#17 Re: Liberale Christen = schlechte Christen! (?)

Beitrag von closs » Di 16. Jul 2013, 15:28

piscator hat geschrieben: ich habe zuweilen den Eindruck, dass manche Bibeltreue aufgrund ihrer Konditionierung nicht verstehen können
Von der Sache her ist das richtig - man schein-objektiviert seine eigene (Vor-)Prägung als Gottes Wille. Deshalb würde ich auch vorziehen, das Wort bibeltreu immer in Gänsefüßchen als "bibeltreu" zu schreiben. Alles andere ist eine ungehörige Ausgrenzung anderer Gläubiger.

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Magdalena61
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#18 Re: Liberale Christen = schlechte Christen! (?)

Beitrag von Magdalena61 » Di 16. Jul 2013, 16:12

Malika hat geschrieben:Ich bin mir gar nicht sicher, ob eine Schwäche dahintersteht
Wahre Stärke muß sich nicht ständig beweisen bzw. sich abgrenzen und richten, sondern kann sich auch defensiv und verletzlich zeigen-- und Geduld aufbringen mit den eigenen Fehlern und mit den Irrtümern anderer.

Ein stabiler Glaube lässt sich nicht durch jeden Windhauch erschüttern, denn er setzt auf:
Mk. 16, 17-18 (Schlachter 2000): Die Zeichen aber, die folgen werden denen, die da glauben, sind diese: In meinem Namen werden sie böse Geister austreiben, in neuen Zungen reden, Schlangen mit den Händen hochheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird's ihnen nicht schaden; auf Kranke werden sie die Hände legen, so wird's besser mit ihnen werden.
Was meint Markus denn damit? So eine Art Schlangendressur, um damit Ungläubige zu beeindrucken? :)

Entscheidend für die Wirksamkeit/ Gültigkeit der Verheißungen ist die Klausel: "In meinem Namen".
Malika hat geschrieben:Vielmehr ist es vielleicht die Auffassung, dass es nur eine Wahrheit, nur einen Gott (dem stimme ich zu) und dementsprechend auch nur eine Art zu glauben gibt. Und dann muss eben der andere falsch liegen, wenn man selbst davon überzeugt ist, richtig zu liegen.
Ein Schüler, ein Student sollte zunächst die Inhalte, die ihm präsentiert werden, sorgfältig studieren und, wenn er eine Prüfung bestanden hat, dann nicht gleich meinen, nun sei er perfekt, nahezu "unfehlbar" und dazu fähig/ berechtigt, die Welt zu belehren und seinen Mitmenschen autoritär zu sagen, wo's langgeht :roll: .

Ein gutes Prüfungsergebnis besagt eigentlich nur, dass der Prüfling in der Lage war, das während des Studiums erworbene Wissen wunschgemäß abzurufen. Wie viel von den Lehrinhalten er wirklich verstanden/ verinnerlicht hat, darüber sagen die Noten nichts aus.

Er muß das Gelernte zuerst verdauen. Dieser Prozeß zieht sich über Jahre hinweg. Neue Erkenntnisse kommen dazu, die mit dem bereits vorhandenen Wissen verglichen und entweder aussortiert oder eingebaut werden.
Ein Jünger (= Schüler) saugt Infos auf wie ein Schwamm. Er häuft Wissen an. Und er ahmt seinen Lehrer nach.

Aber irgendwann sollte er anfangen, mit dem, was er gelernt hat, selbständig zu arbeiten.

Früher mußten die Handwerker, wenn sie die Lehrzeit hinter sich hatten, auf Wanderschaft gehen. Überall, wo sie Station machten und einige Zeit in ihrem Fachgebiet arbeiteten, lernten sie etwas dazu. Wenn sie heimkamen, waren sie nicht mehr dieselben Menschen, als die sie ausgezogen waren. Nicht nur ihre Fachkenntnisse, sondern ihr allgemeiner Horizont hatte sich erweitert. Sie waren erwachsen geworden.

Christen kann man nur wärmstens empfehlen, sich von der Weisheit der Alten einige Scheiben abzuschneiden und sich nicht in der Gemeinde, in der sie zum Glauben gekommen sind, zur Ruhe zu setzen, sondern mehr oder weniger "auf geistliche Wanderschaft" zu gehen und auch in andere christliche Töpfe zu gucken.

Wenn man mit Christen anderer Konfessionen zusammengearbeitet und mit ihnen Gemeinschaft hatte, dann wird man sie, obwohl man lange nicht alle ihrer Glaubensinhalte teilen muß oder möchte, nicht mehr so schnell verurteilen.
LG
God bless you all for what you all have done for me.

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#19 Re: Liberale Christen = schlechte Christen! (?)

Beitrag von piscator » Di 16. Jul 2013, 18:03

closs hat geschrieben:
piscator hat geschrieben: ich habe zuweilen den Eindruck, dass manche Bibeltreue aufgrund ihrer Konditionierung nicht verstehen können
Von der Sache her ist das richtig - man schein-objektiviert seine eigene (Vor-)Prägung als Gottes Wille. Deshalb würde ich auch vorziehen, das Wort bibeltreu immer in Gänsefüßchen als "bibeltreu" zu schreiben. Alles andere ist eine ungehörige Ausgrenzung anderer Gläubiger.

Ich habe schon mit dem Begriff "bibeltreu" ein Problem. Dadurch dass heute kein Mensch mehr bibeltreu (im wahrsten Sinn des Wortes) leben kann, da sich die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sonstigen Verhältnisse gegenüber biblischen Zeiten unwiderruflich geändert haben, ist der Begriff irreführend

Sonst dürfte es nur eine einzige bibeltreue Lehre geben, homogen und für alle verbindlich.
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barbara
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#20 Re: Liberale Christen = schlechte Christen! (?)

Beitrag von barbara » Mi 17. Jul 2013, 07:51

Malika hat geschrieben: Nur wünsche ich, man könnte auch mir und anderen liberalen Christen diese zugestehen, ohne dass wir uns anhören müssen, wir wären deshalb keine echten Christen. Die Verurteilung geht leider meist von den bibeltreuen Christen aus.

Wer sich seiner selbst sicher ist, fühlt sich von andern Weltanschauungen nicht bedroht und kann sie stehen lassen. Übermässige Aggression ist immer ein Zeichen von Angst und Unsicherheit.

grüsse, barbara

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