Hemul hat geschrieben:Naqual hat geschrieben:
Mt 5,18 Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht.
Lk 16,17 Es ist aber leichter, dass Himmel und Erde vergehen, als dass ein Tüpfelchen vom Gesetz fällt
Das sagte Jesus zu Lebzeiten. Mit seinem Opfertod am Stamm hatte er jedes Tüpfelchen des Gesetzes erfüllt. Er war gem. Römer 10:4 ...l.
Wir haben hier zwei im Sinne gleichen Aussagen in zwei verschiedenen Evangelien. In beiden gibt es ein klares Zeitfenster: "Himmel und Erde vergehen". Das kann man nicht einfach ignorieren, selbst wenn ein anderer Autor wie Paulus nun etwas anderes schreiben sollte. Ggf. muss man dann suchen, wie man den Widerspruch auflösen kann. Aber die Zeitangabe ist eindeutig. Mit Jesus Tod sind nun eindeutig nicht Himmel und Erde vergangen, also gilt das Gesetz noch.
Nachdem das mosaische Gesetz nicht vorschreibt an einem Holzstamm zu sterben, frage ich mich, wie Du dazu kommst, gerade hierin die Erfüllung des Gesetzes zu sehen. Und selbst wenn dem so wäre, also Jesus das Gesetz erfüllt hat, warum dann Juden (nur für die gilt das Gesetz) nun auf einmal das Gesetz nicht mehr erfüllen sollten (was auch nicht da steht im Text). Wenn ich bei Rot über die Ampel fahre, dann ist das gut so. Ich erfülle damit die Straßenverkehrsordnung. Aber ist das das Ende der Straßenverkehrsordnung da erfüllt? Du dürftest jetzt bei Rot rüberfahren? Das wäre abstrus.
Und so auch bei Jesus. Jesus ist das Modell der Nachfolge. (Mt 10,38 Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert.) Mit der Vergebung (am Kreuz der krasseste Fall, er vergibt allen ungläubigen Peinigern) wird das Böse besiegt. Mit Vergebung bewirken auch wir den Sieg über das Böse.
Paulus ist der Autor in der Bibel, der (außer den Propheten) am unterschiedlichsten interpretiert wird. Rein von daher wäre ich schon vorsichtig, mit einzelnen Paulus-Zitaten zu hantieren.
Paulus schreibt z.B. an anderer Stelle, dass vom Gesetz Erkenntnis der Sünde kommt. (Röm 3,20)
Wenn das Gesetz beschreibt, was Sünde ist und man sie hierdurch erkennen kann, dann muss das Gesetz ja noch gelten! Was sonst?
Wobe ich persönlich eher denke, dass die Erkenntnis der Sünde davon kommt, dass man erkennt, wann man den anderen nicht so lieb hat in seinem Tun, wie sich selbst (Goldene Regel Jesu: man könne das Gesetz zusammenfassen: Liebe Gott über alles und Deinen Nächsten wie Dich selbst)
Mit diesem Maßstab kann man m.E. in Übereinstimmung mit den Aussagen Jesu (fast) jeden Sachverhalt würdigen, ob das beabsichtigte Handeln im Sinne Gottes ist oder nicht.
Richtig ist, dass niemand das Gesetz in Gänze hält und man von daher nicht zum Gerechten wird. Es verbleibt immer eine "Gerechtigkeitslücke", die im Glauben geheilt wird durch die Gnade Gottes. Das heißt aber nicht, man dürfe das Gesetz in den Papierkorb werfen. Denke auch nicht, dass Paulus das gemeint hat, wenn er an anderer Stelle groß angibt, sich an das Gesetz zu halten.
In Röm 7,16 lässt Paulus sogar verlauten, dass das Gesetz gut ist. Ist etwas Gutes nun beendet? Wozu sollte das gut sein?
"......."DAS ENDE DES GESETZES"..........geworden. Nach Erfüllung beseitigte er es wie aus Hebräer 10:6-9 unmissverständlich ersichtlich und ersetzte es durch etwas Besseres:
6 An Brandopfern und Sündopfern hast du kein Wohlgefallen. 7 Da sprach ich: Siehe, ich komme — in der Buchrolle steht von mir geschrieben —, um deinen Willen, o Gott, zu tun!« 8 Oben sagt er: »Opfer und Gaben, Brandopfer und Sündopfer hast du nicht gewollt, du hast auch kein Wohlgefallen an ihnen« — die ja nach dem Gesetz dargebracht werden —, 9 dann fährt er fort: »Siehe, ich komme, um deinen Willen, o Gott, zu tun«. ........"Somit hebt er das erste auf, um das zweite einzusetzen"....... 10 Aufgrund dieses Willens sind wir geheiligt durch die Opferung des Leibes Jesu Christi, [und zwar] ein für allemal
Hier merkt man eigentlich, dass bereits im AT ein UMDENKEN stattgefunden hat. Spätere Autoren erkennen auf einmal, dass der Brandopfer gar nicht so lieblich in der Nase des Höchsten ist, wie bei älteren Autoren beschrieben ist.
Wobei m.E. kein Widerspruch da ist, wenn man gelten lässt, dass die dargebrachten Opfer mit einer inneren Haltung korrespondieren müssen: Den Willen Gottes zu WOLLEN. Eigentlich geht es hierum. Von Anfang an. Im Laufe der jüdischen Geschichte wurden die Opfer aber nicht aus einer aufrichtigen Haltung heraus vollbracht, sondern äußerlich und ritualisiert. Die späteren Propheten kritisiseren damit diesen Sachverhalt, wollten aber damit das Gesetz nicht für ungültig erklären.
Deine Bibelzitate gefallen mir insofern, weil sie auch auf einen anderen Sachverhalt hinweisen. Paulus sieht Glauben nicht einfach als Gegenstück zu Werke (der Fehler wird oft gemacht), sondern er spricht hier von einem Glauben, der darin besteht, den Willen Gottes TUN zu wollen.