Welches Bild vermittelt uns die Bibel?

Rund um Bibel und Glaube
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Zeus
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#601 Re: Welches Bild vermittelt uns die Bibel?

Beitrag von Zeus » Mi 23. Sep 2015, 03:08

Halman hat geschrieben:
Zeus hat geschrieben:
Halman hat geschrieben: Der Neue Atheismus predigt, dass man Religionen keine Toleranz mehr zollen dürfe, geschweige denn Respekt.
Meinst du wirklich, ich solle jedem *Fug, der sich das Etikett "Religion" angeeignet hat, Repekt erweisen?
Zeus, schon wiede wendest Du die Strategie an, die Thematik zu verändern, sei es durch Verallgemeinerung oder hier durch Spezialisierung.
Das ist keine Veränderung der Thematik. DU hast ganz allgemein Respekt für Religionen verlangt.
Wie du sicherlich weißt, gibt es tausende Kulte, Sekten und Religiöse Gemeinschaften und Kirchen.

Hier sind vier Beispiele:

1)Die Rattenverehrung in Teilen Indiens


2) Die Kir­che Jesu Chris­ti der Hei­li­gen der Letz­ten Tage (Mormonentum), deren lustige Entstehungsgeschichte ich hier beschrieben hatte.

3) Du erwähntest Scientology. Gefällt dir die Geschichte von Xenu und den Thetanen nicht?

4) Die irre chr. Lehre von angeblicher Heilsgeschichte.

Also wie soll ich Gottloser nun entscheiden, welche Kulte, Sekten und Religionen etc. Respekt verdienen?
Halman hat geschrieben:Sowas merke ich.
Die Induktion, aus Spezialfällen, die keinen Respekt verdienen zu folgern, dass Religionen allgemein kein Respekt verdienen, ist ein logischer Fehlschluss.
Dieser Fehlschluss ist nur eine Unterstellung deinerseits.
Siehe die blau gefärbte Frage oben!
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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Münek
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#602 Re: Welches Bild vermittelt uns die Bibel?

Beitrag von Münek » Mi 23. Sep 2015, 04:14

Hemul hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: 2. Meines Wissens gibt es keine "Edenverheißung". Die Menschen wurden aus dem Paradies vertrieben - und hart be-
straft (Gen. 3, 16 ff.). Ihnen wurde nichts Besonderes verheißen - außer ihr Tod (Gen. 3, 19).
Dass Du das erneut nicht weißt-soll aber gar nix heißen. Du weißt doch wieso nur das was Du von Kubiza&Co gelesen oder gehört hast-gelle? ;)

Im Gegensatz zu Dir darf ich ALLES lesen - und tue dies auch - sicher nicht nur Kubitza. Der ist nur einer "unter ferner liefen".

Diese Freiheit habt ihr leider in Eurer Sekte nicht. Sich anderweitig schlau zu
machen, mal um die Ecke gehen, um sich in der Stadtbibliothek ein theologi-
sches Buch auszuleihen und selbstständiges, kritisches Denken sind Euch strikt
verboten.

Die Sektenleitung kann Euch in ihrer Literatur lehrmäßig den größten Blödsinn
vorlegen. Kritisches Nachfragen innerhalb der Versammlung? Kontroverse Dis-
kussionen? Absolut verboten.

Die Einheit ist alles - die Wahrheit ist - tja, naja ...nicht ganz so wichtig :).

Das lässt tief blicken. Erinnert mich an die Diktatur der kommunistischen Par-
tei. Die Partei hatte immer recht - auch wenn sie völlig im Unrecht war.. :thumbup: .

Samantha

#603 Re: Welches Bild vermittelt uns die Bibel?

Beitrag von Samantha » Mi 23. Sep 2015, 09:34

Münek hat geschrieben:Sich anderweitig schlau zu
machen, mal um die Ecke gehen, um sich in der Stadtbibliothek ein theologi-
sches Buch auszuleihen und selbstständiges, kritisches Denken sind Euch strikt
verboten.

Die Sektenleitung kann Euch in ihrer Literatur lehrmäßig den größten Blödsinn
vorlegen. Kritisches Nachfragen innerhalb der Versammlung? Kontroverse Dis-
kussionen? Absolut verboten.[/b] :).
Kein Glaube, der tief genug ist, kann durch irreführende Lektüre zunichte gemacht werden - aber die Schwachen im Glauben wären verunsichert und können auf diese Weise - bestimmte Literatur als Empfehlung (nicht als Verbot) nicht zu lesen - geschützt werden.

SilverBullet
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#604 Re: Welches Bild vermittelt uns die Bibel?

Beitrag von SilverBullet » Mi 23. Sep 2015, 10:41

Halman hat geschrieben:Nun, es gibt verschiedene Perspektiven, von denen man einen Sachverhalt betrachten kann
Für die Ausprägung einer Antwort ist das richtig, aber nicht für den Umgang mit der „Kategorie“.

Es darf vorausgesetzt werden, dass jeder von uns weiss, wann er auf Liebe getroffen ist, wann er sie erlebt hat, und wie sich das angefühlt hat – das ist für mich eine Art „Erfahrungs-/Erlebenskategorie“.
Wenn also gefragt wird, „was soll Liebe sein“, geht es nicht um diese Dinge, weil sie bekannt sind.

Es geht um eine „Inhalts-Herstllungskategorie“:
„aus was ist die Liebessituation in meinem Bewusstsein gemacht?“
„wie kommt die Liebe in meinem Bewusstsein zustande?“
„was ist das Konzept dieser Liebe? – gibt es dieses Konzept auch ausserhalb von Gehirnen, also universell? – wenn ja, wie?“

Wer philosophische Zusammenhänge für die „Erfahrungskategorie“ liefert, der beschreibt nur den Rahmen, aber es fehlt der Inhalt.
Kann die Bibel etwas zum Inhalt sagen?

Halman hat geschrieben:Die Naturwissenschaft vermag uns nicht alles über Dinge zu sagen, was Menschen im Allgemeinen interessiert. Wenn Du magst, nehme Dir doch 5 Minuten und 26 Sekunden Zeit und zu hören, was Prof. Lesch zum Themenfeld "Gott/Sinn/(vor)letzte Fragen" zu sagen hat.
Wie weit Naturwissenschaft insgesamt vordringen kann, möchte ich nicht beurteilen.
In Bezug auf das, „was“ ich bin, kann meiner Meinung nach, vor allem die Informatik in Verbindung mit den Naturwissenschaften sehr weit kommen.

„Lesch“ kenne ich und ich kenne auch das Video. Es wirkt auf mich, als ob er keine Vorstellung davon hat, „was“ er ist (siehe min 3:20 „was wird mit mir, wenn ich nicht mehr bin“).
Ich habe eine Vorstellung (ohne nicht-natürliche/metaphysische Zusammenhänge). Die Frage aus dem Video stelle ich nicht.

Halman hat geschrieben:Der Mensch wird in der Bibel als vergänglich beschrieben. Was das „Hohelied der Liebe“ angeht…
Viele Wörter - am Ende stelle ich immer noch die Frage: „was soll Liebe sein“.
Mich interessieren nicht die Situationen, wo Liebe auftritt, mich interessiert nicht, wer, wann etwas über Liebe aufgeschrieben hat.
Es geht um den „glasklaren Inhalt“, so dass man das Bewusstseins-Konzept der Liebe in Relation zur körperlichen Welt setzen kann. „Gehört“ sie in die körperliche Welt oder muss ein neues Welt-Konzept gestartet werden?

Vermutlich haben wir nun das Problem, dass nicht du es warst, der „Gott ist die Liebe“ festgelegt hast, sondern ein anderer Gläubiger. Folglich ist deine Interpretation nur begrenzt verwendbar.

Halman hat geschrieben:Dann wird Dir hoffentlich der vierseitige* Artikel Das Gehirn – ein Orchester ohne Dirigent (PDF-DOKUMENT), der auf einen Festvortrag (2005) von Prof. Wolf Singer basiert, gefallen.
Danke, mir sind viele Veröffentlichungen von Wolf Singer bekannt (der Artikel gehört dazu).

Halman hat geschrieben:Vermutlich wurden die Psalmen nach den Erfahrungen komponiert
Vielleicht - vielleicht nicht.

Halman hat geschrieben:Darüber gibt es unterschiedliche Meinungen.
Ich sehe, der Kontext der Bibelinterpretation ist nicht ganz eindeutig.

Halman hat geschrieben:Worauf zielt Deine Frage ab: Aus welcher "Substanz" Gott besteht? Da muss ich Dich leider enttäuschen, denn dies würde darauf hinauslaufen, sich ein "Bild" von Gott zu machen und dies sollte man gar nicht versuchen.
Man könnte das Wort „Substanz“ gebrauchen (mache ich auch manchmal) aber es geht mir um Inhalt aus Sicht eines Wahrnehmungssystems, nicht um Rahmenbeschreibungen.

Genau, es gibt zu „Gott“ zwar konkrete unvollständige Handlungsvermutungen, aber auch die Festlegung, dass darüber hinaus keine Informationen mehr dazu kommen können.
Grob gesagt bin Ich ein Wahrnehmungssystem.
Was soll ich mit „keinen Informationen“ anfangen?

Halman hat geschrieben:Christen glauben, dass Gott ein gewaltiges und hochintelligentes Geistwesen ist
Ich bin nie einem „Geistwesen“ begegnet. Was soll das sein?
(„gewaltig“ und „hochintelligent“ bedeutet nichts, wenn „Geistwesen“ offen ist)

Halman hat geschrieben:Was ist Materie?
Aus dem Blickwinkel eines Bewusstseins, kann ich nicht sagen, „was Materie ist“, sondern nur welche Vorstellungen ich habe, „was Materie sein soll“.

Es sind die besten vollständigen Vorstellungen, die ich haben kann, weil ich einen „phänomenalen Zugang“ zu meiner Umwelt und meinem Körper habe, d.h. ein Verstehen ohne Sprache/Begriffe.
Dieser „phänomenale Zugang“ umfasst alle Sinne, so dass man sagen kann: ich als Bewusstsein bin optimiert auf eine Umwelt, die aus Materie besteht.

Ich gehe davon aus, dass das Gehirn die Umweltdaten aus den Sinnesorganen zu einem Verständnis verrechnet, das im Bewusstsein, in Form einer materiellen Welterfahrung/-vorstellung vorliegt.

Materie soll dass sein…
…was ich ertasten kann (Widerstand, Gewicht, Form, Volumen, Oberfläche)
…was ich ansehen kann (Farbstruktur)
…was ich analysieren und bearbeiten kann (Naturwissenschaften/Gesetzmässigkeiten)
…was ich nutzen kann (Wärme, Werkzeuge)
…was auf mich Kräfte ausübt (Schwerkraft, Kollision)
…was ich durch Experimente/Analysen/Modelle/Vorstellungen weiter unterteilen kann.
…usw.

Materie ist das, was ich ohne Informationen von anderen Menschen, seit meiner Geburt „erleben“ kann.

Den direktesten Zugang zu Materie habe ich über meine Körpervorstellungen.

Mit Materie sind weitere „phänomenale Vorstellungen“ verbunden:
„hier und jetzt“
„real“
„existent“

Materie ist im Gegensatz zu Bewusstsein, von vielen Wahrnehmungssystemen gleichzeitig erfahrbar. Man kann sich sozusagen über dieselbe Materie im „Hier und Jetzt“ unterhalten. Man kann darauf zeigen.

Materie wird im Bewusstsein als die „elementare Realität“, das Existenzielle verstanden.

Was soll Materie laut Bibel sein?

Halman hat geschrieben:Mit qualifizierter Bibelhermenteutik und Exegese (Auslegung) ist es aber sehr wohl möglich, den biblischen Texten Aussagen zu entnehmen, die auch anhand des zugrundeliegenden Textes begründbar sind, auch innertextliche Aussagen.
Das hört sich gut an, aber es nützt mir wenig, wenn es meinen gläubigen Gesprächspartner nicht interessiert.
Warum gibt es Gläubige, die sich nicht daran halten wollen?

Halman hat geschrieben:Die Bezeichnung „Gottes Wort in Menschenschrift“ ist natürlich eine Glaubensaussage, sozusagen eine Position oder Sichtweise
Ich glaube, das habe ich schon richtig verstanden: unvollständige Vermutung.

Halman hat geschrieben:Gemeint ist mit "Gott" eine sehr machtvolle, schöpferische Intelligenz, die selbst der Forschung nicht zugänglich ist.
Warum sollen wir etwas „damit“ zu tun haben, wenn keiner etwas „damit“ zu tun haben kann?

Ich kenne „Intelligenz“ nur in Form von Datenverarbeitung.
Ist „Gott“ eine Datenverarbeitung? – wenn ja, auf welcher Technik?

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Savonlinna
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#605 Re: Welches Bild vermittelt uns die Bibel?

Beitrag von Savonlinna » Mi 23. Sep 2015, 11:20

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Nun, es gibt verschiedene Perspektiven, von denen man einen Sachverhalt betrachten kann
Für die Ausprägung einer Antwort ist das richtig, aber nicht für den Umgang mit der „Kategorie“.

Es darf vorausgesetzt werden, dass jeder von uns weiss, wann er auf Liebe getroffen ist, wann er sie erlebt hat, und wie sich das angefühlt hat – das ist für mich eine Art „Erfahrungs-/Erlebenskategorie“.
Wenn also gefragt wird, „was soll Liebe sein“, geht es nicht um diese Dinge, weil sie bekannt sind.
Sie sind nicht bekannt.

Wo soll denn der Vergleichsmaßstab herstammen, nach dem man feststellen kann, ob das, was Mensch A mit "Liebe" bezeichnet, das ist, was Mensch B damit bezeichnet? Das können doch ganz verschiedene Dinge sein.
Weiterhin besteht die Auslotungsmöglichkeit, WAS genau man da erlebt hat, fast überhaupt nicht.
Genau da, wo Du abbrichst, fängt es erst an.

SilverBullet hat geschrieben:Wer philosophische Zusammenhänge für die „Erfahrungskategorie“ liefert, der beschreibt nur den Rahmen, aber es fehlt der Inhalt.
Kann die Bibel etwas zum Inhalt sagen?
Was bezeichnest Du denn als "Inhalt"?

SilverBullet hat geschrieben:Mich interessieren nicht die Situationen, wo Liebe auftritt, mich interessiert nicht, wer, wann etwas über Liebe aufgeschrieben hat.
Es geht um den „glasklaren Inhalt“, so dass man das Bewusstseins-Konzept der Liebe in Relation zur körperlichen Welt setzen kann. „Gehört“ sie in die körperliche Welt oder muss ein neues Welt-Konzept gestartet werden?
Du setzt viele Prämissen, die samt und sonders nur gesetzt, nicht nachgewiesen sind und auch nicht als Axiome gelten können.
Eins davon ist, dass es ein "Bewusstseinskonzept" von Liebe gibt.
Du gehst - wie viele fundamentalistische Denker (die nicht radikal genug nachfragen) - davon aus, dass jedes Wort einen Inhalt hat. Als ob man tatsächlich beschreiben könne, was jeder unter "Liebe" versteht. Oder was überhaupt nur ein einziger unter "Liebe" versteht.

Der "glasklare Inhalt", den Du forderst, setzt die Frage voraus, ob es überhaupt einen glasklaren Inhalt gibt.
Solange Menschen gläubig und unkritisch gegenüber Wörtern sind, solange kommen sie keinen Schritt der Erkenntnis näher.

SilverBullet hat geschrieben: Grob gesagt bin Ich ein Wahrnehmungssystem.
Das klingt schon mal gut.
Nur: Welcher Mensch dieser Erde hat herausgefunden, WAs er andauernd wahrnimmt?
Meines Wissens nicht einer.
Und welcher Mensch dieser Erde hat herausgefunden, welche Wörter ein Mensch wählt, um dieses oder jenes Wahrnehmungsbündel zu bezeichnen?
Meines Wissens auch hier nicht einer.

SilverBullet
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#606 Re: Welches Bild vermittelt uns die Bibel?

Beitrag von SilverBullet » Mi 23. Sep 2015, 15:21

Savonlinna hat geschrieben:Sie sind nicht bekannt.
Bestimmt wirst du auch irgendwann mal den „phänomenalen Bewusstseinsinhalt“ Liebe kennen lernen.

Wenn du dich dann fragst, was dort dahinter steckt, wie es zustande kommt, dann würde ich eine Suche in Richtung Gehirn empfehlen.

Savonlinna hat geschrieben:Wo soll denn der Vergleichsmaßstab herstammen, nach dem man feststellen kann, ob das, was Mensch A mit "Liebe" bezeichnet, das ist, was Mensch B damit bezeichnet? Das können doch ganz verschiedene Dinge sein.
Wenn ich das auf die Aussage „Gott ist die Liebe“ projiziere, dann könnten das auch ganz verschieden viele Götter sein.

Savonlinna hat geschrieben:Was bezeichnest Du denn als "Inhalt"?
Das habe ich geschrieben (vgl. meinen Beitrag):

Es geht um eine „Inhalts-Herstllungskategorie“:
„aus was ist die Liebessituation in meinem Bewusstsein gemacht?“
„wie kommt die Liebe in meinem Bewusstsein zustande?“
„was ist das Konzept dieser Liebe? – gibt es dieses Konzept auch ausserhalb von Gehirnen, also universell? – wenn ja, wie?“

Savonlinna hat geschrieben:Eins davon ist, dass es ein "Bewusstseinskonzept" von Liebe gibt.
Wenn es kein Bewusstseinskonzept gibt, warum wird dann die Aussage „Gott ist die Liebe“ als Erklärung gebracht?

Savonlinna hat geschrieben:Du gehst - wie viele fundamentalistische Denker (die nicht radikal genug nachfragen) - davon aus, dass jedes Wort einen Inhalt hat. Als ob man tatsächlich beschreiben könne, was jeder unter "Liebe" versteht. Oder was überhaupt nur ein einziger unter "Liebe" versteht.
Danke für den Vergleich mit einem „fundamentalistischen Denker“.
Es ist aber falsch, denn bei „Gott“ frage ich nach (sogar radikal), aber die Gläubigen sind irgendwie keine Hilfe.

Savonlinna hat geschrieben:Oder was überhaupt nur ein einziger unter "Liebe" versteht.
Wenn „Gott“ die Liebe sein soll, dann stellt sich mir die Frage:
Versteht kein einziger etwas unter „Gott“?

Savonlinna hat geschrieben:Das klingt schon mal gut.
Nur: Welcher Mensch dieser Erde hat herausgefunden, WAs er andauernd wahrnimmt?
Meines Wissens nicht einer.
Und welcher Mensch dieser Erde hat herausgefunden, welche Wörter ein Mensch wählt, um dieses oder jenes Wahrnehmungsbündel zu bezeichnen?
Meines Wissens auch hier nicht einer.
Ja, vielleicht sollten die Menschen aufhören miteinander zu sprechen, denn sie wissen ja nicht worüber sie reden und ob der Gesprächspartner über etwas Ähnliches redet, weiss man auch nicht.

Beobachte ich da gerade einen philosophischen Deadlock?

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Halman
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#607 Re: Welches Bild vermittelt uns die Bibel?

Beitrag von Halman » Mi 23. Sep 2015, 15:41

@SilverBullet
Danke für Deine Antwort. Ich habe mich daran erinnert, dass ich noch auf einen etwas älteren Beitrag von Dir nicht geantwortet hatte und dies will ich hiermit nachholen, bevor ich auf Deinen aktuellen Beitrag antworte.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Mit dem Wort „Lebensgeist“ wollte ich nicht auf einen „Willen“ hinter den Zellabläufen hinaus, sondern schlicht auf Prozesse, die ja nicht substanzieller Natur sind. Zwar basieren sie auf Materie, doch sind sie ebensowenig materiell wie der Prozess Feuer, das Strickmuster eines Pullovers oder die neurologischen Erregunsmuster im Gehirn.
Diese Prozesse sind alle physikalischer Natur, d.h. innerhalb des uns bekannten Weltkonzeptes.
Ja, sicherlich.

SilverBullet hat geschrieben:Die religiösen Begriffe liegen aber in einem anderen Welt-Konzept, für uns nicht verständlich, für uns nicht erreichbar. Die Frage nach dem „was“ kann offenbar nicht beantwortet werden.
Nun, es kommt darauf an, in welchem Kontext die Wörter verwendet werden. Der Geist im Sinne des Odems erscheint mir als etwas ganz Natürliches, "innerhalb des uns bekannten Weltkonzeptes". Der Geist im Sinne von "transnaturalistisches" Geistwesen meint etwa "jenseits aller bedingt bedingenden Kräfte"° - auch jenseits des Menschen.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Die Kraft ist unsichtbar und dynamisch. Wie der Wind, der menschliche Geist und der Odem kann sie sichtbare Auswirkungen haben.
Ich sehe darin eine Vermischung der Welt-Konzepte.
Aus der analysierbaren Welt sollen Rückschlüsse auf die „andere Welt“ gezogen werden.

Für mich hört sich das sogar wie ein „Einwirken“ an.
Wann soll es passieren, wo soll es passieren, wie soll es passieren und was soll diese Kraft sein?
Da von dieser geistigen Kraft in den biblischen Texten die Rede ist, kläre ich erstmal, um was für einen Begriff es sich handelt (Bibelphilologie). Die Schreiber dachten dabei offenbar an eine unsichtbare und bewegliche Kraft.
Die alten Hebräer dachten als Menschen des Altertums in Bildern und so umschrieben sie in ihrer Sprache bildhaft, was sie zum Ausdruck bringen wollten. Sie "malten" gewissermaßen mit ihrer Sprache.
So sprachen sie vom "Kopf des Berges", wenn sie den Berggipfel meinten oder von der "Lippe des Flusses", wenn sie das Flussufer benannten. Wenn sie den Geist als "Wind[hauch]" beschrieben, dann weil sie glaubten, dass das Wort Wind eine gute Umschreibung dafür ist.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:In der Physik gibt es ein Beispiel für eine unsichtbare Kraft mit negativen Druck: Die Dunkle Energie (das soll keine Analogie sein).
OK, keine Analogie, aber vielleicht der nächste Schritt zu einer Denk-/Selbsttäuschung.
Wieso das denn?

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Das liegt daran, dass der "Gegenstand" seiner Geisteswissenschaft nicht so leicht greifbar ist wie z.B. die Erdschichten für einen Geologen. In der Theologie ist es normal, dass Dinge umschrieben und in der "Schwebe" belassen werden.
Die bisherigen „Antworten“ sehen nach eindeutig nicht-greifbar, eindeutig nicht-beantwortbar, eindeutig nicht-verstehbar aus.

Man muss sich klar machen, dass unser Gehirn die Fähigkeit zur Selbsttäuschung hat.
Die Technik des Gehirns ist phantastisch, aber sie ist nicht vollkommen und nicht sicher
(was vielleicht auch als Gegenargument zur Schöpfervermutung verwendet werden kann).
Ja, sicher. Wir bewegen uns hier nicht auf den Boden der Empirie.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Die Apostel waren im Notfall sogar bereit, für ihre Überzeugung das Märtyrium zu erleiden. Einzelne könnten vielleicht übergeschnappt sein, aber ALLE? Das glaube ich nicht.
Das mit dem Sterben für die religiöse Überzeugung steht im Zusammenhang mit der Tatsache, dass diese Leute nicht wissen, was sie sind.

Warum soll ich diese "Extremhaltungen" in irgendeiner Art verwenden, wenn doch nur die Antwort auf eine logische Frage notwendig wäre.
Diese Leute hatten offenbar auch keine Antwort.
Die beste Grundlage für Erkenntnis ist Erfahrung (auch experimentelle Befunde sind eine Form von Erfahrung). Laut dem Bibelberichten basierte der Glauben der Apostel auf Erfahrungen, aufgrunddessen sie so überzeugt waren.

SilverBullet hat geschrieben:Dazu kommt, manchmal sind ALLE übergeschnappt: Jonestown
Äpfel sollte man nicht mit Birnen vergleichen.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Angenommen, es gibt diesen Schöpfergott, dann entzieht es sich unserer naturwissenschaftlichen Greifbarkeit. Doch seine Schöpfung können wir untersuchen.
OK, wir können vermuten, dass es eine Schöpfung ist.
Wenn wir aber keinen Schritt weiter kommen (wegen der Nicht-Greifbarkeit), dann bleibt es eine unvollständige Vermutung, denn es gibt keine Möglichkeit zu sagen „was“ diese Handlung durchgeführt haben soll.
Wenn wir sagen können, dass es eine Intelligenz war, ist dies schon eine sehr weitreichende "Vermutung".

SilverBullet hat geschrieben:Zudem ist das Erkennen von Mustern ist eine zentrale Funktion von neuronalen Netzen. Ich glaube es gibt Untersuchungen, die belegen, dass wir Menschen unsere Mustererkennung nicht abschalten können, d.h. uns kann man vorlegen, was man will, irgendwie erkennen wir darin ein Muster – auch wenn gar keines da ist.
Daraus folgt nicht, dass jedes "erkannte Muster" eine Imagination wäre.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:…Polkinghorne-Zitaten…Walter Thirring…Prof. Dr. Peter C. Hägele…
Inwiefern sollen diese „Schwärmereien“ den Status der unvollständigen Anfangsvermutung verändern?
Wenn keiner dieser Leute sagen kann, „was Gott“ sein soll, ist es Zeitverschwendung (das sagt übrigens ein Theologe – auch ein Prof. Dr. ...).
Letztenendes sind nicht einmal wissenschaftliche Theorien sicher beweisbar und darum geht es mir auch nicht. Allerdings würde ich das nüchterne Essay von Hägele nicht als „Schwärmerei“ werten. Polkinghorne und Thirring folgerten aus der Beobachtung der Welt, dass es sich bei ihr um eine Schöpfung handelt. Dies ist nicht beweisbar, aber durchaus schlussfolgerbar und kann geglaubt werden.

SilverBullet hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:Nicht notwendigerweise. Wenn die Menschen damals über einen Zeitraum von mehr als Tausend Jahren (in denen die biblischen Schriften verfasst wurden) Glaubenserfahrungen hatten, dann sollte dies heute grundsätzlich auch möglich sein, sofern da was drann ist. Grundlegende Aussagen können zeitlos sein, zumal vieles in der Bibel in symbolischer Sprache ausgedrückt wurde und darin liegt ein großer Vorteil, wie ein Freund von mir dargelegte
Der grosse Vorteil einer symbolischen Sprache ist die Biegsamkeit.
Jeder kann sich sozusagen seine eigenen Deutungen und Rituale aufbauen.
Mir ist das im Grunde egal, ich versuche dann einfach herauszubekommen welche Individualbedeutungen gerade im Vordergrund stehen – kein Problem.
Symbole sind grundsätzlich individeuell ausfüllbar und niemals entgültig entschlüsselbar. Die erahnten Dinge bleiben gewissermaßen in der Schwebe. Dies mag dem modernen Menschen, der nach Konkretisierung verlangt, schwerfallen zu akzeptieren. Doch auch die Interpretationen von Symbolen müssen auf Grundlage der zugrundeliegenden Texte begründbar sein und sind keinesfalls völlig beliebig.
Allegorien sind schon eindeutiger (z.B. der Sensemann für den Tod). Allegorien finden sich in der Bibel insbesondere in prophetischen Texten.

SilverBullet hat geschrieben:Erstaunlich ist aber, dass die Frage „was soll Gott sein“ für all diese Leute wie eine Wand zu sein scheint. Im Zusammenhang dieser Frage liefert die Bibel offenbar kein Bild und die Interpretationen führen (nachvollziehbarer Weise) zu einem Rückzug in die Nicht-Zugänglichen-Bereiche, das, was nicht diese Welt ist.

Aus der einfachen Tatsache, dass man keine Idee hat, die unvollständigen Vermutungen zu komplettieren, wird ein komplettes Konzept des Nicht-Verstehbaren, des Nicht-Erreichbaren, des Mystischen entworfen.

Das sehe ich aktuell als das Bild, das mir vermittelt wird.
Paulus war davon überzeugt, dass das "von Gott Erkennbare" von Menschen durch die Beobachtung der Welt "erkannt, mit dem Verstand ergriffen" werden konnte.
Zitat aus Rö 1:19-20:
19 weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar" ist, denn Gott hat es ihnen offenbart³. 20 Denn sein unsichtbares Wesen, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, wird seit Erschaffung der Welt in dem Gemachten wahrgenommen* und geschaut, damit sie ohne Entschuldigung seien;
Paulus war also der Überzeugung, dass man "das von Gott Erkennbare" mit dem Verstand wahrnehmen konnte. Daraus folgere ich, dass es auch das Nichterkennbare von Gott gibt. Er ist also nicht enträtselbar.

²o. sichtbar
³o. sichtbar gemacht
*o. erkannt, mit dem Verstand ergriffen
°Karl Barth
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#608 Re: Welches Bild vermittelt uns die Bibel?

Beitrag von JackSparrow » Mi 23. Sep 2015, 20:53

Novalis hat geschrieben:Wie stellst Du dir denn eine "Säuberung" vor?
Wenn jemand der Meinung ist, A sei B und B sei C, aber C sei nicht A, dann kann diese Meinung mathematisch widerlegt werden. Es dürfte also ausreichen, den Gläubigen ein gewisses Verständnis von Logik beizubringen.

(Jedes Königreich, das mit sich selbst uneins ist, wird veröden, und keinerlei Stadt oder Haus, das mit sich selbst uneins ist, wird bestehen. Wenn der Satan den Satan austreibt, so ist er mit sich selbst uneins. Mt12:25)

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Savonlinna
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#609 Re: Welches Bild vermittelt uns die Bibel?

Beitrag von Savonlinna » Mi 23. Sep 2015, 21:27

JackSparrow hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Wie stellst Du dir denn eine "Säuberung" vor?
Wenn jemand der Meinung ist, A sei B und B sei C, aber C sei nicht A, dann kann diese Meinung mathematisch widerlegt werden.
Und wie willst Du nachweisen, dass ein Gläubiger dieser Ansicht sei, die Du unterstellst?
Dass A und B als mathematische Kennzeichen nicht einmal in diesem Disput, den wir gerade führen, aufzeigbar wären, dürfte dem klar sein, der Bescheid weiß über Anwendungsmöglichkeiten und Nicht-Anwendungsmöglichkeiten der Logik.

JackSparrow hat geschrieben: Es dürfte also ausreichen, den Gläubigen ein gewisses Verständnis von Logik beizubringen.
Und wie zwingst Du sie dazu? Gehirnoperation? Und in welchem Staat, meinst Du, wäre Dein Vorschlag durchführbar?

"Es dürfte ausreichen", sagst Du, und warum hat das noch keiner hingekriegt?
Was machst Du mit gläubigen Mathematikprofessoren und gläubigen Logikprofessoren?
Die weisen Dir doch locker nach, dass Du von Logik nichts verstehst, siehe Dein obiges Beispiel.
Das weisen Dir übrigens auch ungläubige Logik-Professoren nach.

Sieht so aus, als ob die Einteilung in Logschdenkende = Ungläübige und Unlogisch-Denkende = Gläubige
eher eine geplatzte Hoffnung für die ist, die meinen, damit den Schlüssel zur Religion gefunden zu haben.

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#610 Re: Welches Bild vermittelt uns die Bibel?

Beitrag von JackSparrow » Mi 23. Sep 2015, 21:53

Savonlinna hat geschrieben:Und wie willst Du nachweisen, dass ein Gläubiger dieser Ansicht sei, die Du unterstellst?
Anhand der Aussagen des Gläubigen, wobei jede beliebige Flexion des Wortes "sein" als logisches "ist gleich" aufgefasst werden kann.

Dass A und B als mathematische Kennzeichen nicht einmal in diesem Disput, den wir gerade führen, aufzeigbar wären, dürfte dem klar sein
Hier ein Beispiel, welches ich erst gestern in diesem Forum lesen durfte:
(1) Wer Gott sieht, kann reinen Herzens werden.
(2) Um Gott sehen zu können, muss man erst reinen Herzens sein.

Entweder hab ich im Mathematikunterricht geschlafen, oder dieser Glaube ist nachweislich falsch. Eine dritte Lösung ist für mich leider nicht ersichtlich.

Und wie zwingst Du sie dazu? Gehirnoperation?
Nein, allgemeine Schulpflicht.

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