Ich hatte das Wort "Märchen" als Euphemismus benutzt.Halman hat geschrieben:Märchen sind eine schöne Literaturform, doch davon ist hier nicht die Rede. Übrigens, an primitve Märchen glaube ich nicht, tat ich schon im Vorschulalter nicht.Zeus hat geschrieben:Richtig, Hoffnung für viele, die auf die primitiven Märchen hereinfallen;Halman hat geschrieben:des Trostes und der Hoffnung.
Verfolgung, Folter und Tod für die - wie Janina so treffend sagte - Unangepassten im Machtbereich der Märchenerzähler.
Ich spreche von den christlichen Glauben, so wie ich in verstehe und vertrete. Dazu gehört auch das Tadeln von Grausamkeiten im Namen des Kreuzes.
Welches Bild vermittelt uns die Bibel?
#391 Re: Welches Bild vermittelt uns die Bibel?
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)
- Savonlinna
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#392 Re: Welches Bild vermittelt uns die Bibel?
ThomasM hat geschrieben:Wundert dich das wirklich?Savonlinna hat geschrieben: Das ist schon ein Kuriosum, das ich verfolgen möchte. Und herauskriegen möchte, was hinter dem Versuch, die Aufklärung abzuschaffen, steckt.
Gegen Aufklärung vorzugehen hat bei Frommen und Atheisten denselben Hintergrund. Aufklärung übergibt die Schlussfolgerungen den Menschen persönlich. Aufklärung befähigt den Menschen dazu, selber zu denken und seine eigenen Schlussfolgerungen zu ziehen.
Bei vielen Frommen ist das verpönt, weil damit die Autorität ihrer menschlichen Gruppen unterminiert wird. Wo würden die ZJ oder ähnliche Gruppierungen bleiben, wenn ihre Schäfchen selber denken würden? Das hat schon die kirchliche Struktur in der Zeit der Aufklärung als problematisch, weil entmachtend, empfunden.
Bei Atheisten ist die Motivation ähnlich, aber nicht so zentralisiert gelenkt. Wenn Menschen selber denken würden, dann würde ihnen vielleicht auffallen, dass auch die Argumente der Atheisten nur Ansichtssache sind. Und kämen am Ende vielleicht doch zu dem Schluss, dass da mit Gott etwas dran sein könnte. Das muss doch mit allen Mitteln verhindert werden.
Zusammenfassend würde ich das Motiv also einfach als "Rechthaberei und Macht" klassifizieren.
Macht-haben-Wollen und Rechthaberei sind die Dinge, die mir auch als erstes aufgefallen sind.
Der hat am meisten Macht, dem man nit Vernunft nicht beikommt.
Darum wird Vernunft auch nicht benutzt. Es werden Parolen gehämmert, immer wieder die gleichen Aussagen und Zitate gebracht und Widerspruch im Extremfall nicht geduldet. Widerspruch wird in den Schmutz gezogen.
Dahinter steht zwar keine straffe Organisation, aber selbstgewählte Leithammel. Bis in die mitunter kleinsten Formulierungen hinein werden die Aussagen dieser "Leithammel" in den eigenen Jargon übernommen und als Waffe benutzt. Wenn jemand nicht sagt: "Ich glaube nicht an Gott", sondern "Ich glaube an keine Götter", dann weiß man schon, woher sie stammen.
Ich weiß nicht, Thomas. Strenggläubige Christen bekämpfen mitunter die Aufklärung auch, aber mit offenem Visier. Sie geben nicht vor, im Namen der Aufklärung zu argumentieren.
Das, was bei dieser Art "Atheisten" anders ist, dass sie im Namen der Aufklärung die Ziele der Aufklärung de facto abschaffen wollen.
Zuletzt geändert von Savonlinna am Mi 16. Sep 2015, 23:03, insgesamt 1-mal geändert.
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#393 Re: Welches Bild vermittelt uns die Bibel?
Da Hoyningen-Huene das auch schon als Endresultat in der ersten Vorlesung angibt, weiß ich das auch, nur, dass er das nicht so sagt wie Du.Andreas hat geschrieben:Das ist die Kurzfassung seines Schlußfazits:Savonlinna hat geschrieben:Hoyningen-Huene, auch wenn ich die Vorlesungen noch nicht zu Ende gehört habe, landet wahrscheinlich bei keinem -ismus. Denn er spricht nur von Wissenschaft.
Für mich klingt das so, dass der Mensch systematisch (strukturiert ?) denktAlbert Einstein:
"Die ganze Wissenschaft ist nur eine Verfeinerung des Alltäglichen Denkens."
Prof. Dr. Paul Hoyningen-Huene:
"Die ganze Wissenschaft ist nur eine Systematisierung des Alltäglichen Denkens."
Der Alltagsmensch denke unsystematisch, und die Wissenschaft systematisiere das.
Ich kann mich irren, aber so habe ich das in Erinnerung.
Wir haben wirklich verschiedene Definitionen von "System". Für mich ist eben "Systematik" ganz etwas anderes als ein System, in dem alles und jedes in der Welt erklärt wird.Andreas hat geschrieben:Das sehe ich eben nicht so. Jede Systematik kann ideologisch missbraucht werden, muss aber nicht. Deshalb habe ich prinzipiell nichts gegen Systematik, wohl aber etwas gegen den Missbrauch von Systematik. Entscheidend ist für mich, was für eine Einstellung dahinter steht: Eine friedenstiftende, konstruktive, liebevolle, menschenwürdige Einstellung oder eine machtorientierte, destruktive, lieblose, entwürdigende Einstellung.Savonlinna hat geschrieben:Da ist man sofort bei irgendeinem -ismus.
Ich denke, ich gebe Dir Recht, so, wie Du es meinst. Mein Anrennen gegen ein "System" bezog sich ja auf closs.
#394 Re: Welches Bild vermittelt uns die Bibel?
Nein, das habe ich tatsächlich nicht bemerkt. Aber schauen wir uns noch einmal meine Sätze an:Hemul hat geschrieben:Wo das Problem ist? Merkst Du eigentlich nicht, dass Du durch Deine Vermengung von Christentum u. Christenheit den Gegnern des wahren Christentums Steilvorlagen lieferst?Halman hat geschrieben:Wenn ich die Grausamkeiten im Namen des Kreuzes tadele, vermenge ich doch nichts. Fühlst Du dich davon etwa angesprochen? Zumal ich vor einigen Beiträgen auch ein Buch verlinkt hatte, indem genau das erkärt wird, was Du hier geschrieben hast. In Wahrheit stimmen wir doch hierhin überein und ergänzen uns gegenseitig. Wo ist das Problem?
Warum diskutierst Du diesen Kritikpunkt nicht mit Katholiken? Die sind doch auch hier im Forum vertreten.
Zeus brachte eine Kritik, welche sich gegen die katholische Kirche richtete und ich fühlte mich offenkundig nicht angesprochen.
Zumal Jesu Worte, die Du ansatzweise zitiert hast, Scheinchristen als solche entlarven.
Hier sprach ich von sogar Scheinchristen, die offenbar nicht wirklich zu Jesus gehören.
Die Kirchengeschichte ist sehr ernüchternd, keine Frage. Ich bin allerdings kein Vertreter irgendeiner Konfession. Sowat.
Hier versuchte ich erst gar nicht die ohne Frage sehr belastete Geschichte der großen Kirchen zu beschönigen. Zudem stellte ich klar, dass ich kein Vertreter irgendeiner Konfession bin.
Ich spreche von den christlichen Glauben, so wie ich ihn verstehe und vertrete. Dazu gehört auch das Tadeln von Grausamkeiten im Namen des Kreuzes.
Hier spielte ich auf meine persönliche Religiösität an. Nicht trotz, sondern aufgrund meiner christlichen Orientierung tadel ich die Grausamkeiten, die im Namen des Kreuzes begangen wurden. Damit spielte ich z.B. auf die Kreuzzüge an.
Alles im Allen ging es mir um Abgrenzung zwischen den institutionellen Religionen der Christenheit und meiner persönlichen Religiösität und im allgemeinen um Differinzierung zwischen der belasteten Geschichte der großen Kirchen und den individuellen Glaubensvorstellungen, die heute z.B. von den Usern hier im Forum vertreten werden.
Danke für die paulinischen Verse. Diese Betrüger befanden sich damals inmitten der korinther Urgemeinde. Außenstehende hätten zwischen ihnen und anderen Gemeindemitgliedern vermutlich nicht unterschieden und sie als Gruppe in Gesamtheit betrachtet. So ist es jedenfalls hier im Forum.Hemul hat geschrieben:Das
wahre Christentum hat damals und auch heute keine Blutschuld im Namen des Kreuzes auf sich geladen. Es braucht sich deshalb auch hier gegen abgefeuerte Giftpfeile gar nicht zu verteidigen. Diese Pfeile fliegen ins Leere. Ach bevor ich es vergesse. Auch wenn die Führer der Christenheit sich als Nachfolger der Sekte des Nazareners ansehen sie sind es nachweislich nicht. Ihre Früchte offenbaren,(Grausamkeiten im Namen des Kreuzes) dass sie gem.2.Korinther 11:12-15 die Schergen eines Anderen sind:
12 Was ich aber tue, werde ich auch tun, damit ich denen die Gelegenheit abschneide, die eine Gelegenheit dazu suchen, dass sie in dem, worin sie sich rühmen, als solche wie wir befunden werden. 13 Denn solche sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter, die die Gestalt von Aposteln Christi annehmen. 14 Und kein Wunder, denn der Satan selbst nimmt die Gestalt eines Engels des Lichts an; 15 es ist daher nichts Großes, wenn auch seine Diener die Gestalt von Dienern der Gerechtigkeit annehmen; und ihr Ende wird ihren Werken entsprechen.
Paulus versuchte erst gar nicht, die Mängel innerhalb der Urchristen-Gemeinde zu beschönigen - im Gegenteil: Er benannte die Probleme offen und differenziert, womit er sich für die Interessen der von ihm gegründeten Christenversammlung einsetzte.
Als der apostolische Einfluss schwand, gewannen die falschen Apostel - so sehe ich es jedenfalls - an Einfluss. Dies entspricht dem "sähen des Taumel-Lolch" im Weizenfeld. Da inzwischen die giftige Wirkung des "Unkrauts" wohl bekannt ist, aber der harmlose christliche Weizen ebenfalls für gefährlichen Taumel-Lolch gehalten wird, weil fast "alles Mögliche" unter dem Begriff Christentum subsumiert wird (nur nicht jesuanische Ethik), haben wir natürlich ein Kommunikationsproblem. Ich danke Dir dafür, dass Du hier so deutlich darauf hinweis.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo
#395 Re: Welches Bild vermittelt uns die Bibel?
Gerne.SilverBullet hat geschrieben:@Halman
Danke für die ausführlichen Beiträge.
Was Dir hervorragend gelungen ist.SilverBullet hat geschrieben:Ich werde versuchen, deine Aussagen für mich (im Sinne des Themas) zu sortieren
Als moderne und wissenschaftlich orientierte Menschen sind wir es gewohnt, dass Sachverhalte konkretisiert und exakt beschrieben werden. Doch wenn wir die Frage nach dem Gottesbild der Bibel stellen, bewegen wir uns im Bereich einer alten Schriftreligion, deren Schriften lange vor der Zeit moderner Wissenschaft verfasst wurden. Das stoßen wir mit unserem Bestreben nach Konkretisierung natürlich an Grenzen.SilverBullet hat geschrieben:Für ein Wahrnehmungssystem kann der Begriff „Gott“ nur mit dem verbunden werden, was vorliegt.Halman hat geschrieben:Am einfachsten ist es für uns vermutlich uns eine Vorstellung von Dingen zu machen, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen können. Doch Gott ist offenkundig unsichtbar. Daher ist er schwerlich greifbar, so schwerlich, dass er nicht Gegenstand unserer Naturwissenschaften sein kann.
Wenn kein Zugang besteht und kein Inhalt geliefert wird, dann können nur die vermuteten Rahmenzusammenhänge mit dem Wort „Gott“ verbunden werden.
Daran ändert sich auch nichts, wenn man dieses „schwer greifbar“ mit dem Begriff „Geist“ irgendwie „bildhaft“ verdeutlichen möchte.
Die Bibelschreiber überlieferten uns ihre Glaubenszeugnisse, in denen sie auch Erfahrungen religiös deuteten und Dinge ausdrückten, die ihren rationalen Zugang überstiegen und somit nur symbolisch erahnt und umschrieben werden konnten.
Nun verstehe ich natürlich Dein Problem. Das hängt damit zusammen, dass das Wort Geist mehrdeutig ist.SilverBullet hat geschrieben:Bei mir kommt noch der Umstand hinzu, dass ich mir sehr sicher bin, „was“ ich bin.
Mit anderen Worten:
Der Begriff „Geist“ ist für mich ein Entwurfsversuch aus einer Zeit, in der man nicht einschätzen konnte, was „das Mentale“ sein soll.
Da ich aber davon ausgehe (meiner Meinung nach sogar davon ausgehen muss), dass „das Mentale/Bewusstsein“ nur ein Effekt im aktiven Gehirn ist (also ohne eigentliche Existenz und ohne Eigenleben), muss ich auch den Begriff „Geist“ als inhaltsleer betrachten und genauso fragen: „was soll Geist sein?“
Vor diesem Hintergrund versuche ich religiöse Aussagen einzuordnen.
Wenn wir die Frage, was ist Gott, im Lichte der Bibel erörtern wollen, kommen wir nicht umhin uns ein wenig mit den biblischen Begriffen zu beschäftigen. Da Jesus gem. Joh 4:24 lehrte: "Pneuma ho thẹos ..." (w. Geist der Gott, sinngemäß "Gott ist Geist, ...", stellt sich also die Frage: Was ist Geist? Wenn es darum geht dieser Frage im biblischem Sinne nachzugehen, halte ich Pauli Begriff vom Soma pneumatikos für hochinteressant.
Demnach lebt der Mensch mit einen σωμα ψυχικον (sôma psychikón), einen seelischen Leib, welcher á¼Ï€Î¯Î³ÎµÎ¹Î± (epÃgẹia; lat.: terrẹstria), also irdisch ist. Er glaubte allerdings an die Auferstehung in einen σωμα πνευματικον (sôma pneumatikón), welcher á¼Ï€Î¿Ï…Ïάνια (epouránia; lat.: caelẹstia), also himmlisch ist. Meiner Meinung nach deutet dies nicht darauf hin, dass die Seele holistisch und ganz und gar irdisch und sterblich verstanden wurde, welche dem geistigen Leib gegenübergestellt wurde.
Dass, was wir als [menschlichen] Geist bezeichnen, wird vom materiellen Gehirn erzeugt. Der Hirnforscher Singer spricht hier von neurologischen Erregunsmustern.
Wir haben sogar einen Thread, der das Gehirn und unser Bewusstsein thematisiert. In diesem Beitrag hatte ich ein PDF-Dokument von Wolf Singer verlinkt. Vielleicht interessiert Dich auch, wie ich die Frage nach Freier Wille und Determinismus erörtert hatte.
Die Folgerung, dass der menschliche Geist vom hochkomplexen Gehirn erzeugt wird, erscheint mir evident und vernünftig. Bei uns Menschen spielt der außergewöhnlich entwickelte Assoziatonscortex eine entscheidene Rolle. Ich bin davon überzeugt, dass neurologische Erregunsmuster unsere Gedanken erzeugen.
Der menschliche Geist ist kein stoffliches Etwas, so wie auch Feuer kein Element sondern ein Prozess ist.
Was ist ein Pullover: Der Stoff oder das Strickmuster? Natürlich ist ein Pullover relativ primitiv, mir geht es darum, die Ordnung als wesendlich zu begreifen und nicht rein stofflich zu denken.
Meines Wissnes ist unser Gehirn das komplexeste Objekt, welches wir kennen und es ist dynamisch. Es erzeugt über vernetzte, neurologische Prozesse das Denken und Emotionen (da spielen auch Neurotransmitter eine wichtige Rolle) - ja, das Unterbewusstsein und das Bewusstsein - den menschlichen Geist. Es gibt keinen Geist hinter dem Gehirn, das Gehirn ist das Organ, welches den Geist erzeugt. - Meiner Meinung nach ist diese Schlussfolgerung aufgrund der epirischen Daten naheliegend.
Das in der Bibel häufig mit Geist übersetzte hebräische Wort רוח (ruach) kann je nach Kontext auch den Lebensgeist oder schlicht den Wind meinen und ist verschieden vom Begriff Seele.
In der altgriechischen Übersetzung des AT und im NT wird dafür das Wort πνεῦμα (pneuma) gebraucht, dessen Bedeutung meiner Kenntnis nach ähnlich ist und von den Schreibern des NT höchstwahrscheinlich im semitischem Sinne verstanden wurde.
Warum ich zwischen der modernen Bedeutung des Wortes Geist (im Sinne vom menschlichen Geist als Erzeugnis des Gehirns) und der biblischen Bedeutung unterscheide, hatte ich HIER dargelegt. Ich hoffe, dass Dir der verlinkte Beitrag weiterhilft.
Der Theologe Karl Barth bezog sich auf den "unbekannten Gott" und beschrieb die Kraft Gottes folgendermaßen:
Ausführlicher kannst Du es HIER nachlesen.Rein und überlegen steht die Kraft Gottes nicht neben und nicht ("supranatural") über, sondern jenseits aller bedingt-bedingenden Kräfte, nicht mit ihnen zu verwechseln, nicht an sie anzureihen, nur mit äußerster Vorsicht mit ihnen zu vergleichen.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo
#396 Re: Welches Bild vermittelt uns die Bibel?
Vielleicht gibt es doch eine Möglichkeit, mit "Substanz" zu glauben. Der Theologe Prof. Dr. Thomas Schwartz sprach mit Prof. Lesch mal über das "Experiment des Glaubens" und in meinem Thread über Das Lebens-Experiment des Glaubens hatte ich das Gespräch verlinkt. Vielleicht magst Du da mal reinschauen.SilverBullet hat geschrieben:Ich fasse das mal etwas zusammen und versuche es zu analysieren (alles aus meiner Sicht):Halman hat geschrieben:In den Grundsprachen der Bibel wird Gott weniger abstrakt beschrieben….
Laut Bibel ist „Gott“…
…allherrschend, gewaltig
…Schöpfer des Universums
…Retter
…gerecht, gerade
…allwissend (unerschöpfliche Weisheit)
…Licht (im Sinne von Wahrheit - vermutlich dem eigentlich vorhandenen Zusammenhang?)
…die Liebe (bzw. dies ist eine Art Eigenschaft von „Gott“)
…denkend
…liebend
…ohne Anfang und ohne Ende
…Wundervollbringer (wobei das aber nicht länger stattfinden soll)
…Jesus als Persönlichkeit, Ethik, Liebe und Rechtschaffenheit
Diese Aufzählung verstehe ich als Rahmenvermutungen oder Zusammenhangsvermutungen. Die Liste ist vermutlich noch viel länger, aber ich denke, man füllt dadurch den Begriff „Gott“ nur scheinbar auf.
Im Grunde ist man mit jedem dieser Zusammenhänge genauso weit wie vorher.
Es ist keine Substanz vorhanden, um die obigen Vermutungen zu prüfen (auch wenn es nur eine rudimentäre Prüfung in Form des Aufbaus einer Vorstellung sein soll).
Hm - wie wäre es damit: Der Schöpfer ist verschieden von seiner Schöpfung. Wobei dies natürlich eine bloße Behauptung ist, schließlich könnte er auch Dinge erschaffen, die im gleichen. Die Bibel enthält beide Varianten: Unsichtbare Schöpfung (Engel, die auch als Geister bezeichnet werden, so wie Gott ein Geist ist) und die sichtbare Schöpfung, die verschieden von Gott ist.SilverBullet hat geschrieben:Ein anderer Versuch Inhalt aufzubauen ist es, Zusammenhänge aufzuzählen, die nicht dazugehören sollen.
…nicht aus einer uns bekannten materiellen Substanz
…existiert in einer uns unbekannten Weise
Auch das ist mit Vorsicht zu geniessen, weil es genauso Schein-Zusammenhänge ohne Füllung sind.
Aus physikalischer Sicht sind materielle Substanzen übrigens Erscheinungsformen von immateriellen Quantenfeldern. Ferner besteht der größte Teil des Universums aus Dunkler Materie (transparent) und dunkler Energie. Wir wissen, dass es sich bei kalter Dunkler Materie um keine uns bekannte Materieform handelt, dass sie transparent (daher "dunkel") ist, Gravitation erzeugt und ansonsten kaum wechselwirkt. Was sie ist, kann ich Dir nicht sagen.
Noch geheimnisvoller erscheint mir die Dunkle Energie. Sie gleich keiner uns bekannten Energieform und erzeugt negativen Druck. Ob es sich um ein Kosmon-Feld oder um eine kosmologische Konstante handelt, weiß ich nicht.
Gott ist halt noch gemeimnisvoller.
Das hängt davon ab, wie glaubwürdig die Glaubenszeugnisse sind (dazu hatte ich den Thread Göttliche Offenbarung und die Aussagen der Bibel eröffnet. Von zentraler Bedeutung ist die Auferstehung Jesu Christie. Der Althistoriker Dr. Jürgen Spieß hielt mal einen Vortrag über das Thema.SilverBullet hat geschrieben:Es geht aber hier um das, was die Bibel aussagt und das Wort „Geist“ als Erklärungsversuch scheint mir dem Verständnis der damaligen Zeit am ehesten zu entsprechen.
Ich vermute, dass sich um diesen Begriff, sehr viele Legenden und Mythen gebildet haben.
Zusammenhänge wurden „gefunden“, die heute im Grunde nur als grobe Vermutungen angesehen werden können. Mangels alternativer Lösungen wurden sie aber damals als „die Wahrheit“ betrachtet.
Wahrheit ohne Inhalt?
In Apg. 4:13 und Apg. 4:20 wird berichtet:
Petrus und Johannes, die in Vers 19 erwähnt werden, waren einfache Fischer. Sie stützten sich nicht auf Gelehrsamkeit, sondern auf Erfahrungen.13 Als sie aber die Freimütigkeit des Petrus und Johannes sahen und bemerkten, dass es ungelehrte und ungebildete Leute seien, verwunderten sie sich; und sie erkannten sie, dass sie mit Jesus gewesen waren. ... 20 Denn es ist uns unmöglich, von dem, was wir gesehen und gehört haben, nicht zu reden.
Das mag so scheinen, doch ich denke nicht, dass es sich so verhält. In diesem Zusammenhang erscheint mir interessant, was in Apg. 17:10-11 berichtet wird:SilverBullet hat geschrieben:Der biblische Hintergrund der Religion setzt wohl sehr stark darauf, dass sich Menschen, ohne Hinterfragen und ohne konkrete Analyse, auf die vermuteten Zusammenhänge einlassen.
Die Juden in Beröa wurden also nicht dafür gerügt, dass sie Pauli Verkündung untersuchten o. hinterfragten, sondern gelobt.10 Die Brüder aber sandten sogleich in der Nacht sowohl Paulus als auch Silas nach Beröa; die gingen, als sie angekommen waren, in die Synagoge der Juden.11 Diese aber waren edler als die in Thessalonich; sie nahmen mit aller Bereitwilligkeit das Wort auf und untersuchten täglich die Schriften, ob dies sich so verhielte.
Der kürzlich verstorbene Physiker Prof. Walter Thirring glaubte auf sehr undogmatische Weise an Gott.
Zitat von Walter Thirring:
"Dass sich aus dem anfänglichen Chaos durch Zufall so etwas wie ein Mensch entwickelt hat, ist der bestmögliche Beweis für einen göttlichen Plan".
Ja, ich meinte es innertextlich gem. der Bibel. Das ist natürlich Glaubenssache.SilverBullet hat geschrieben:Ich habe das Gefühl, dass du beim Schreiben dieser Aussage, selbst gemerkt hast, wie „dünn“ bzw. wie wenig Konkretes vorhanden ist.Halman hat geschrieben:Diese biblischen Verweise mögen Deine präzise Frage nicht beantworten, aber offenbar sind Geister oder geistige Leiber imstande zu Denken und zu fühlen.
Was „Geister“ und „geistige Leiber“ sein sollen, weiss ich schlicht weg nicht.
Das mit dem „Offenbar“ würde ich so formulieren:
„offenbar vermuteten die Schreiber der Bibel, dass die vermuteten Geister imstande sind zu denken und fühlen“.
Wenn Thirring recht hat, spricht dies für eine göttliche Intelligenz, die im Verborgenen die Fäden zieht. Es scheint mir naheliegend zu sein, dass der Feinabstimmer der Naturkonstanten selbst diesen nicht unterliegt und daher Karl Barths Umschreibung von Gottes Kraft zutreffend ist.
Die Korrelation zwischen meiner Erfahrung und dem von mir erwähnten Gebet lässt mich von einer Gebetserfahrung sprechen, da ich hier Kausalität annehme. Wenn dies stimmt, dann gibt es einen "Höhrer des Gebets", der auch mit seinem "Geist" (von ich nicht weiß, was das ist) wirken kann.SilverBullet hat geschrieben:Das Auftreten von Gefühlen/Stimmungen ist nicht schlecht, aber die Konfrontation mit der Ursache (und zwar aus vielen Blickwinkeln) wäre für ein Wahrnehmungssystem entscheidend, um eine gute Vorstellung aufzubauen.
Das deute ich ganz anders. Lass uns mal annehmen (wie ich es ja glaube), dass die Evangelisten die Wahrheit berichteten und die Jünger tatsächlich Erfahrungen mit Jesus machten, einschließlich der Auferstehung. Dann hätte sich Gott doch auf eine für diese einfachen Menschen verstehbare Weise offenbart.SilverBullet hat geschrieben:Das ist ein Grundprinzip von Wahrnehmungssystemen:
Je mehr Blickwinkel, desto besser ist die Qualität der Vorstellung.
Bei wenig Blickwinkeln (oder sogar gar keinem) ist die Vorstellung nahe an der reinen Fantasie (da muss man sich nicht dafür entschuldigen, denn es ist lediglich unsere Funktionsweise).
Bzgl. „Gott“, sowie den Aussagen aus der Bibel, stellen sich deshalb Fragen:
Wie optimal ist es, dass Wahrnehmungssysteme mit einem Begriff umgehen sollen, von dem sie sich keine Vorstellung machen können/dürfen?
Wieso beachtet „Gott“, bei all den vermuteten Handlungsfähigkeiten, den Umstand nicht, wie Menschen funktionieren?
Die Bibel appelliert dazu, die Welt zu betrachten. Jesaja und Paulus deuten sie als Schöpfung, "Salomo" und Paulus sehen im Menschen selbst Hinweise auf Gott. Ich denke, es geht um vernetztes Denken. Die Bibel sollte nicht isoliert betrachtet werden, also nicht nur die Wahrnehmung der Schrift, sondern auch die Betrachtung der Welt, des Menschen und schließlich die persönlichen Glaubenserfahrungen. Beim letzten hapert es bei mir gewaltig.SilverBullet hat geschrieben:Da die Bibel nicht von diesen Zusammenhängen ausgeht, vermute ich, dass diesbezüglich keine „Begründungen“ in den Texten zu finden sind.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo
#397 Re: Welches Bild vermittelt uns die Bibel?
Hemul hat geschrieben:Was der Handelnde sein soll erfährst Du wie folgt in Psalm 83:17-19:
17 In Schamröte glühe ihr Gesicht, / damit sie nach dir fragen, Jahwe! 18 Lass sie für immer beschämt und abgeschreckt sein, / lass sie zugrunde gehen in Schande! 19 Sie sollen erkennen, dass du allein, / der Jahwe heißt, / der Höchste in aller Welt bist.
Warum?SilverBullet hat geschrieben:Der Kontext dieser „Information“ ist eigenartig.
Ja!Kommen Aussagen dieser Form häufig in der Bibel vor?
.Anstatt ruhig, entspannt und mit einer inneren Gelassenheit, die vermuteten Zusammenhänge zum Wort „Gott“ darzustellen, klingt es eher wie die Angriffsrufe eines feindseligen Führers, der sich selbst, mit Verbissenheit, Mut einbrüllen muss
Da brüllt sich keiner ein-sondern hier bittet gem. dem Kontext in den Anfangsversen in Psalm 83:1-6 der Psalmist Gott demütig darum sein Volk vor der Vernichtung seiner Feinde zu beschützen:
Und schon sieht die Sache ganz anders aus.1 Ein Psalmlied von Asaf. 2 Gott, bleib doch nicht stumm! / Schweige nicht und tue etwas, Gott! Sieh doch, wie deine Feinde toben, / wie hoch deine Hasser den Kopf erheben! 4 Gegen dein Volk heckten sie listige Pläne aus, / gegen deine Schützlinge berieten sie sich. 5 "Kommt!", sagten sie, "Wir löschen Israel aus; / an dieses Volk soll niemand mehr denken!" 6 Ja, sie alle hielten einmütig Rat / und schlossen einen Bund gegen dich:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)
#398 Re: Welches Bild vermittelt uns die Bibel?
Das fängt ja gut an? Erst deutest Du den verzweifelten Hilfeschrei eines demütigen Diener Gottes falsch und jetzt das? Kannst Du Deine erneute miese Unterstellung auch begründen?SilverBullet hat geschrieben:Wieso beachtet „Gott“, bei all den vermuteten Handlungsfähigkeiten, den Umstand nicht, wie Menschen funktionieren?
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)
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#399 Re: Welches Bild vermittelt uns die Bibel?
@Halman
Danke für die Links.
Ich werde mich gerne dort mal umsehen.
Alter Bücher verstehe ich in der Regel immer wie alte Texte.
Aber, das verändert nicht meine Fragen zu dem Thema.
Wenn es nach den (alten) Religionen geht, soll ich ja mein Leben an diesen Vorstellungen ausrichten (=> „Drum prüfe wer sich ewig bindet“).
„Das Gasförmige, der Wind, waren damals nicht greifbar und die Begrifflichkeit meinte etwas nicht mit Händen greifbares“
Das ist der „Negativ-Definitionsversuch“, den ich schon angesprochen habe:
„das, was gesagt wird, soll es nicht sein“.
Ich denke auch, dass das Wort „Geist“ genauso wenig greifbar ist, wie das Wort „Gott“, somit ist es am Vernünftigsten auch hier zu fragen, was „es“ sein soll.
Wenn ich es richtig verstehe, macht die Bibel einen „unscharfen Vermutungsentwurf“ und kann die obige Frage nicht beantworten.
Es gibt keine konkrete/vollständige Vorstellung, die man prüfen könnte und die heutigen Forschungsergebnisse können auf die „biblisch vorhandenen“ Vermutungsteile nicht angewandt werden.
„Lebensgeist“, „Wind“, „Pneuma“ und „Seele“ sind schöne Wörter, aber sie helfen (zumindest mir) nicht wirklich weiter.
„Wesen“ ist auch ein beliebtes Wort – „was“ soll das sein?
„Lebenskraft“, sozusagen der „Wille“ hinter den Zellabläufen im Organismus, hilft auch nicht weiter, weil „Wille“ („mentaler Antrieb“ oder „mentaler Absicht“), Inhalte/Zusammenhänge aus unserer bewussten Wahrnehmung sind.
Damit kann man keine Zusammenhänge ausserhalb des Wahrnehmungssystems erklären. Man müsste dort zuerst ein anderes Wahrnehmungssystem „entdecken“ (oder konkrete Kräfte nachweisen)
„Kraft Gottes“? – „Gott“ ist also „Etwas“, das eine „Kraft“ hat, die wir nicht kennen.
„Gott“ kennen wir nicht, die „Kraft“ kennen wir nicht, „Geist“ kennen wir nicht.
Durch keine der Aussagen verändert sich der anfänglich unvollständige Vermutungsstatus.
Ein Beweis hat viel mehr Strahlkraft, wenn man auch dazusagen kann, „was“ er beweist.
(ohne das „was“, stellt sich die Frage wofür der „Beweis“ gut sein soll)
Wieso muss ein Theologe, also ein „Wissenschaftler von Gott“ ein „Lebens-Experiment“ vorschlagen?
Warum berichtet er nicht einfach die Resultate seiner täglichen Arbeit und sagt, wie jeder andere Wissenschaftler auch, „was“ das sein soll, worum sich seine Wissenschaft „kümmert“?
Das ändert aber nichts an der Frage: „was“ soll „Gott“ sein?
Zitat: “Die Bibelschreiber überlieferten uns ihre Glaubenszeugnisse, in denen sie auch Erfahrungen religiös deuteten und Dinge ausdrückten, die ihren rationalen Zugang überstiegen und somit nur symbolisch erahnt und umschrieben werden konnten“
Warum sollte ich sie nicht mehr beachten?
Vorschlag:
kürzen wir das Aufzählen von „grossen Persönlichkeiten“ ab und ziehen einfach eine konvexe Hülle:
„sämtliche Naturwissenschaftler und Genies glaubten/glauben an Gott“
(stimmt vermutlich nicht, ist aber egal).
Hat irgendeiner von diesen Personen festgelegt, „was“ „Gott“ sein soll?
Das Formulieren von Wörtern in der „inneren Flüstertonstimme“ oder noch besser, laut ausgesprochen, wirkt wie eine Feedbackschleife, auf die das Gehirn mit erhöhter Aktivität reagiert.
Wenn Sportler sich selbst lautstark anfeuern, hat das einen Sinn.
Das hast du ja selbst geschrieben (siehe oben).
Vielleicht kamen die damaligen Menschen, auf Basis ihres Verständnisses, zu einer nachvollziehbaren „Schreibreaktion“.
Da ich deren Verständnis nicht kenne, sollte ich nicht urteilen.
Wenn man argumentiert, dass das „Bild der Bibel“ für die damaligen Leute war, dann muss man die Konsequenz ziehen und festlegen, dass uns die Bibel heute wohl eher nichts mehr sagt.
Wenn ich das aktuell nicht kann, weil zuwenig Informationen vorliegen, dann bleibe ich einfach im „Zustand der Anfangsfrage“.
Das vernetzte Denken habe ich angewandt, indem ich, das „was-ich-bin“ in Bezug zu den Vermutungen in der Bibel setze.
Resultat: weitere Fragen.
Danke für die Links.
Ich werde mich gerne dort mal umsehen.
OK, kein Problem.Halman hat geschrieben:Die Bibelschreiber überlieferten uns ihre Glaubenszeugnisse, in denen sie auch Erfahrungen religiös deuteten und Dinge ausdrückten, die ihren rationalen Zugang überstiegen und somit nur symbolisch erahnt und umschrieben werden konnten.
Alter Bücher verstehe ich in der Regel immer wie alte Texte.
Aber, das verändert nicht meine Fragen zu dem Thema.
Wenn es nach den (alten) Religionen geht, soll ich ja mein Leben an diesen Vorstellungen ausrichten (=> „Drum prüfe wer sich ewig bindet“).
In deinem Beitrag aus dem Link hast du geschrieben:Halman hat geschrieben:Was ist Geist? Wenn es darum geht dieser Frage im biblischem Sinne nachzugehen, halte ich Pauli Begriff vom Soma pneumatikos für hochinteressant.
„Das Gasförmige, der Wind, waren damals nicht greifbar und die Begrifflichkeit meinte etwas nicht mit Händen greifbares“
Das ist der „Negativ-Definitionsversuch“, den ich schon angesprochen habe:
„das, was gesagt wird, soll es nicht sein“.
Ich denke auch, dass das Wort „Geist“ genauso wenig greifbar ist, wie das Wort „Gott“, somit ist es am Vernünftigsten auch hier zu fragen, was „es“ sein soll.
Wenn ich es richtig verstehe, macht die Bibel einen „unscharfen Vermutungsentwurf“ und kann die obige Frage nicht beantworten.
Es gibt keine konkrete/vollständige Vorstellung, die man prüfen könnte und die heutigen Forschungsergebnisse können auf die „biblisch vorhandenen“ Vermutungsteile nicht angewandt werden.
„Lebensgeist“, „Wind“, „Pneuma“ und „Seele“ sind schöne Wörter, aber sie helfen (zumindest mir) nicht wirklich weiter.
„Wesen“ ist auch ein beliebtes Wort – „was“ soll das sein?
„Lebenskraft“, sozusagen der „Wille“ hinter den Zellabläufen im Organismus, hilft auch nicht weiter, weil „Wille“ („mentaler Antrieb“ oder „mentaler Absicht“), Inhalte/Zusammenhänge aus unserer bewussten Wahrnehmung sind.
Damit kann man keine Zusammenhänge ausserhalb des Wahrnehmungssystems erklären. Man müsste dort zuerst ein anderes Wahrnehmungssystem „entdecken“ (oder konkrete Kräfte nachweisen)
Na ja, „daneben“, „darüber“, „jenseits“, „vorsichtig vergleichen“ sind schöne Aussagen, aber besser wäre es, er würde sagen, „was“ es sein soll.Halman hat geschrieben:Der Theologe Karl Barth bezog sich auf den "unbekannten Gott" und beschrieb die Kraft Gottes folgendermaßen:
Rein und überlegen steht die Kraft Gottes nicht neben und nicht ("supranatural") über, sondern jenseits aller bedingt-bedingenden Kräfte, nicht mit ihnen zu verwechseln, nicht an sie anzureihen, nur mit äußerster Vorsicht mit ihnen zu vergleichen.
„Kraft Gottes“? – „Gott“ ist also „Etwas“, das eine „Kraft“ hat, die wir nicht kennen.
„Gott“ kennen wir nicht, die „Kraft“ kennen wir nicht, „Geist“ kennen wir nicht.
Durch keine der Aussagen verändert sich der anfänglich unvollständige Vermutungsstatus.
Zu „Beweisen“, wie sie in dem Link angesprochen werden, würde ich sagen:Halman hat geschrieben:Vielleicht gibt es doch eine Möglichkeit, mit "Substanz" zu glauben. Der Theologe Prof. Dr. Thomas Schwartz sprach mit Prof. Lesch mal über das "Experiment des Glaubens" und in meinem Thread über Das Lebens-Experiment des Glaubens hatte ich das Gespräch verlinkt
Ein Beweis hat viel mehr Strahlkraft, wenn man auch dazusagen kann, „was“ er beweist.
(ohne das „was“, stellt sich die Frage wofür der „Beweis“ gut sein soll)
Wieso muss ein Theologe, also ein „Wissenschaftler von Gott“ ein „Lebens-Experiment“ vorschlagen?
Warum berichtet er nicht einfach die Resultate seiner täglichen Arbeit und sagt, wie jeder andere Wissenschaftler auch, „was“ das sein soll, worum sich seine Wissenschaft „kümmert“?
Das habe ich im Grunde auch schon so angedeutet, als ich sagte, dass „Gott“ eher kein Mensch sein kann, wenn „er“ doch die Menschen geschaffen haben soll.Halman hat geschrieben:Hm - wie wäre es damit: Der Schöpfer ist verschieden von seiner Schöpfung.
Das ändert aber nichts an der Frage: „was“ soll „Gott“ sein?
Vermutlich ja, aber „wir“ (als Bewusstsein) kommen über elektrische Impulse und neuronale Schalttechnik zustande (aus meiner Sicht). Im Vergleich zu Quantenfeldern sind wir die „absoluten Grobmotoriker“.Halman hat geschrieben:Aus physikalischer Sicht sind materielle Substanzen übrigens Erscheinungsformen von immateriellen Quantenfeldern.
Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann sind sie nicht sehr glaubwürdig bzw. realistisch:Halman hat geschrieben:Das hängt davon ab, wie glaubwürdig die Glaubenszeugnisse sindSilverBullet hat geschrieben:Wahrheit ohne Inhalt?
Zitat: “Die Bibelschreiber überlieferten uns ihre Glaubenszeugnisse, in denen sie auch Erfahrungen religiös deuteten und Dinge ausdrückten, die ihren rationalen Zugang überstiegen und somit nur symbolisch erahnt und umschrieben werden konnten“
Naja, meine Frage wurde noch nicht wirklich beantwortet.Halman hat geschrieben:Das mag so scheinen, doch ich denke nicht, dass es sich so verhält.SilverBullet hat geschrieben:Der biblische Hintergrund der Religion setzt wohl sehr stark darauf, dass sich Menschen, ohne Hinterfragen und ohne konkrete Analyse, auf die vermuteten Zusammenhänge einlassen.
Warum sollte ich sie nicht mehr beachten?
(auch „Thirring“ wiederholt nur die unvollständige Anfangsvermutung)Halman hat geschrieben:Der kürzlich verstorbene Physiker Prof. Walter Thirring glaubte auf sehr undogmatische Weise an Gott.
Vorschlag:
kürzen wir das Aufzählen von „grossen Persönlichkeiten“ ab und ziehen einfach eine konvexe Hülle:
„sämtliche Naturwissenschaftler und Genies glaubten/glauben an Gott“
(stimmt vermutlich nicht, ist aber egal).
Hat irgendeiner von diesen Personen festgelegt, „was“ „Gott“ sein soll?
Es gab ganz sicher einen „Höhrer“: Dich selbst.Halman hat geschrieben:Die Korrelation zwischen meiner Erfahrung und dem von mir erwähnten Gebet lässt mich von einer Gebetserfahrung sprechen, da ich hier Kausalität annehme. Wenn dies stimmt, dann gibt es einen "Höhrer des Gebets", der auch mit seinem "Geist" (von ich nicht weiß, was das ist) wirken kann.
Das Formulieren von Wörtern in der „inneren Flüstertonstimme“ oder noch besser, laut ausgesprochen, wirkt wie eine Feedbackschleife, auf die das Gehirn mit erhöhter Aktivität reagiert.
Wenn Sportler sich selbst lautstark anfeuern, hat das einen Sinn.
Es ist schwer herauszufinden, was sich hinter den Texten der Bibelschreiber befindet.Halman hat geschrieben: Lass uns mal annehmen (wie ich es ja glaube), dass die Evangelisten die Wahrheit berichteten und die Jünger tatsächlich Erfahrungen mit Jesus machten, einschließlich der Auferstehung. Dann hätte sich Gott doch auf eine für diese einfachen Menschen verstehbare Weise offenbart.
Das hast du ja selbst geschrieben (siehe oben).
Vielleicht kamen die damaligen Menschen, auf Basis ihres Verständnisses, zu einer nachvollziehbaren „Schreibreaktion“.
Da ich deren Verständnis nicht kenne, sollte ich nicht urteilen.
Wenn man argumentiert, dass das „Bild der Bibel“ für die damaligen Leute war, dann muss man die Konsequenz ziehen und festlegen, dass uns die Bibel heute wohl eher nichts mehr sagt.
Genau, diese „Deutungen“ sind Anfangsvermutungen und mit dem neuronalen Netzdenken sollte ich versuchen, die Vermutung zu komplettieren, so dass ich eine sinnvolle Haltung bzgl. Existenz/Nicht-Existenz einnehmen kann.Halman hat geschrieben:Die Bibel appelliert dazu, die Welt zu betrachten. Jesaja und Paulus deuten sie als Schöpfung, "Salomo" und Paulus sehen im Menschen selbst Hinweise auf Gott. Ich denke, es geht um vernetztes Denken.
Wenn ich das aktuell nicht kann, weil zuwenig Informationen vorliegen, dann bleibe ich einfach im „Zustand der Anfangsfrage“.
Das vernetzte Denken habe ich angewandt, indem ich, das „was-ich-bin“ in Bezug zu den Vermutungen in der Bibel setze.
Resultat: weitere Fragen.
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#400 Re: Welches Bild vermittelt uns die Bibel?
OK, vielleicht kann man es so oder so verstehen – auf mich wirkte das wie eine Mutmachende „Extrembegeisterung“.Hemul hat geschrieben:Da brüllt sich keiner ein-sondern hier bittet gem. dem Kontext in den Anfangsversen in Psalm 83:1-6 der Psalmist Gott demütig darum sein Volk vor der Vernichtung seiner Feinde zu beschützen
Die „demütige Bitte“ hat aber schon einen Beigeschmack, wenn dazu aufgefordert wird, die „anderen in Schande zugrunde gehen zu lassen“.
Ich will nicht provozieren, sondern ich habe Fragen.Hemul hat geschrieben:Das fängt ja gut an? Erst deutest Du den verzweifelten Hilfeschrei eines demütigen Diener Gottes falsch und jetzt das?
Die Antworten legen meine Reaktion fest.
Wie ich geschrieben habe, kenne ich mich mit den Religionstexten nicht aus. Wenn du mir einen Auszug präsentierst, dann lese ich das und mache mir meine Gedanken - mehr ist nicht passiert.
Es gibt keine „miese Unterstellung“.Hemul hat geschrieben:Kannst Du Deine erneute miese Unterstellung auch begründen?
Jeder Gehirnforscher (und auch „Merksportler“) wird dir bestätigen können:
Je mir Sinne wir einsetzen, desto besser „verinnerlicht“ sich das Lernen, das Erinnern, die Vorstellung (sozusagen die „neuronale Prägung“)
Je mehr Erfahrungen wir um einen Sachverhalt aufbauen können, desto besser ist die Vorstellung, man könnte auch sagen: das Modell (siehe Naturwissenschaft)
Unser Gehirn arbeitet mit einer ganz bestimmten Technik: der Verarbeitung von Daten, die aus Sensoren gewonnen werden.
Das gesamte Verständnis über unsere Umwelt gewinnen wir über eine Art Mustererkennung, rein aus den Daten (elektrischen Impulsen).
Wenn von einer Religion verlangt wird, dass das Gehirn eine Vorstellung, eine Überzeugung, ein Verhalten, einen Bezug zu einer ihm „unzugänglichen Welt“, auf Basis von keinen elektrischen Impulsen aufbauen soll, dann ist das nicht im Sinne der (biologischen) Technik.
Kann die Bibel diesen komischen Umstand erklären?