Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

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sven23
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#51 Re: Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

Beitrag von sven23 » Mi 14. Jan 2015, 10:41

Münek hat geschrieben: In einem solchen Fall steckte Gott schlicht in der Bredouille, aus der er nicht herauskäme.

Kurtis Trick besteht darin, daß er hinterher immer sagen kann, daß Gott so und nicht anders gefügt hat.
Sobald aber mit diesem System Vorhersagen gemacht werden müßten, würde der Taschenspielertrick entlarvt. ;)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

JackSparrow
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#52 Re: Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

Beitrag von JackSparrow » Mi 14. Jan 2015, 11:10

Münek hat geschrieben:In einem solchen Fall steckte Gott schlicht in der Bredouille, aus der er nicht herauskäme.
Sobald du den Schrank mit den Kugeln öffnest, spaltet sich das Universum in zwei Paralleluniversen. In dem einen nimmst du die blauen Kugeln, in dem anderen die roten. Problem gelöst.

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Münek
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#53 Re: Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

Beitrag von Münek » Mi 14. Jan 2015, 12:04

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Ich entscheide schlicht anders, als Gott es mir vorausgesagt hat. Dazu stünden mir viele Möglichkeiten zur Verfügung.
Nein - denn Deine freie Entscheidung ist ein Parameter für die Gestaltung der Fügung. Was Du suchst, ist eine Treppe von Escher - gibt es nicht.

Habe ich echt nicht verstanden. Versuche Dich mal ganz konkret in die Situation hineinzu-
versetzen. Egal, was Gott voraussagt, ich könnte immer anders entscheiden. Nie träfe seine
seine mir gegenüber gemachte Voraussage zu.

Wie käme Gott aus dieser Bredouille heraus? Ich erkenne keine Möglichkeit! Siehst Du eine?

closs
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#54 Re: Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

Beitrag von closs » Mi 14. Jan 2015, 16:33

Münek hat geschrieben:. Egal, was Gott voraussagt, ich könnte immer anders entscheiden.
Nein - weil Fügung Folge Deiner Entscheidung ist (nicht NUR das, aber auch).

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Münek
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#55 Re: Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

Beitrag von Münek » Mi 14. Jan 2015, 19:18

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:. Egal, was Gott voraussagt, ich könnte immer anders entscheiden.
Nein - weil Fügung Folge Deiner Entscheidung ist (nicht NUR das, aber auch).

Das habe ich immer noch nicht verstanden.

Stelle Dir die Situation mal konkret vor. Gott fügt vor Urzeiten, dass er mich am 24.12.2014 persön-
lich aufsuchen und mir mitteilen wird, ich werde am Abend meinen Weihnachtsbaum mit roten Ku-
geln
schmücken. So, das wäre erstmal die göttliche Fügung.

Jetzt taucht Gott tatsächlich am Heiligen Abend vormittags bei mir auf, macht seine Vorhersage -
und ich entscheide mich für blaue Kugeln. Ich treffe also meine Entscheidung in unmittelbarer Ab-
hängigkeit von Gottes konkreter Voraussage
(meine Entscheidungsfreiheit soll nicht eingeschränkt
sein).

Erkennst Du nun, in welchem Dilemma Gott bei dieser Fallgestaltung stecken würde? Seine Voraussage
träfe niemals ein, weil ich ihm mit meiner Entscheidung stets einen Strich durch die Rechnung machen
würde. Was ist daran so schwer zu verstehen?

Hemul
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#56 Re: Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

Beitrag von Hemul » Mi 14. Jan 2015, 19:45

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:. Egal, was Gott voraussagt, ich könnte immer anders entscheiden.
Nein - weil Fügung Folge Deiner Entscheidung ist (nicht NUR das, aber auch).
Nicht nur das, aber auch? :o Hier stehe ich mächtig auf dem Schlauch. :lol:

http://de.wiktionary.org/wiki/auf_dem_Schlauch_stehen
[1] einen Sachverhalt nur langsam erfassen, begriffsstutzig sein
Synonyme:
[1] ein Brett vor dem Kopf haben, eine lange Leitung haben, schwer von Begriff sein
:wave:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#57 Re: Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

Beitrag von closs » Mi 14. Jan 2015, 20:02

Münek hat geschrieben:Erkennst Du nun, in welchem Dilemma Gott bei dieser Fallgestaltung stecken würde?
In Deinem Modell JA - aber das Modell ist irreführend.

Denn Gott fügt erst NACH Deiner Entscheidung, macht daraus auf VOR Deiner Entscheidung seinen insgesamten Plan. - "Das geht doch gar nicht", wirst Du sagen - doch, weil Gott über-zeitlich ist.

Münek hat geschrieben: Ich treffe also meine Entscheidung in unmittelbarer Abhängigkeit von Gottes konkreter Voraussage
Kannst Du nicht, weil Du Gottes Fügung (= NICHT eine Voraussage, sondern mehr) nie vorher kennen wirst. - Ausnahme: Es gibt Prophezeiungen, die eintreten, obwohl sie bekannt sind - aber auch hier ist schon bekannt, dass diese Prophezeiungen nicht beachtet werden werden.

Hemul hat geschrieben: Hier stehe ich mächtig auf dem Schlauch.
Was ist "Fügung" aus Deiner Sicht?

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#58 Re: Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

Beitrag von Pluto » Mi 14. Jan 2015, 20:49

closs hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben: Hier stehe ich mächtig auf dem Schlauch.
Was ist "Fügung" aus Deiner Sicht?
Da das nicht biblisch ist, muss ich Hemul unter die Arme greifen:
Gefügt = Determiniert = Vorbestimmt
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#59 Re: Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

Beitrag von closs » Mi 14. Jan 2015, 21:14

Pluto hat geschrieben:Gefügt = Determiniert = Vorbestimmt
Wenn man es richtig versteht, stimmt das auch: Es ist insofern "determiniert", als dass bei der Schöpfung von Adam schon gefügt ist, dass Du morgen im Edeka-Markt einen 5-Euro-Schein im Wein-Regal finden wirst. Es kann aber nur deshalb "vorher-bestimmt" sein, weil darin (u.a.) inkludiert ist, dass Du morgen früh aus freier Entscheidung zu Edeka gehst, obwohl Du sonst nur zu Aldi gehst.

"Determinierung" bedeutet hier also NICHT, dass Du dagegen machen kannst, was Du willst - es kommt ja eh so. - Sondern (christliche) "Determinierung" bedeutet, dass es sie überhaupt nur deshalb gibt, weil all Deine freien Entscheidungen in sie eingebaut sind - mit anderen Worten: Diese "Determinierung" wäre anders, wenn Du morgen zu Aldi gehen würdest.

Die christliche "Determinierung" ist also nicht unabhängig von Deinen Entscheidungen, sondern Ausdruck Deiner Entscheidungen. - Ein solches Verständnis kann in der "normalen", säkularen Definition nicht vorausgesetzt werden, weshalb es besser ist, von "Fügung" zu sprechen.

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Münek
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#60 Re: Allmacht und Omnipotenz - Paradox?

Beitrag von Münek » Mi 14. Jan 2015, 21:55

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Erkennst Du nun, in welchem Dilemma Gott bei dieser Fallgestaltung stecken würde?
In Deinem Modell JA

Du räumst jetzt ein, in meinem Modell würde Gott in einem Dilemma stecken, aus dem er trotz
seiner Allmacht und seiner Allwissenheit nicht herauskäme.

Na endlich! :thumbup: Hat aber mal wieder gedauert, mein lieber Kurt. Bei Dir muss man manchmal sehr
hartnäckig sein und immer wieder nachbohren, weil Du gelegentlich zu ausweichenden Antworten
und verbaler Herumeierei neigst.

HALTEN WIR ALSO NOCH EINMAL FEST: In dem von mir konstruierten Fall wäre es Gott nicht mög-
lich, eine korrekte Voraussage treffen
.


Wirklich interessant wäre aber eigentlich die Frage, aus welchem Grund der Allmächtige hier an sei-
ne Grenzen stößt. Darüber sollte man mal nachsinnen!

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