Neuzeitliche Exegese der Bibel

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closs
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#501 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von closs » Mo 12. Jan 2015, 12:12

Pluto hat geschrieben:Gab es für den Allmächtigen wirklich keine Alternative den Sündenfall zu sühnen?
Dieser Meinung bin ich eh nicht. - "Sühnung" klingt so, als hätte Gott es nötig, ein Recht auf Satisfaktion zu haben - das ist Menschenwerk (mir ist sehr wohl bewusst, dass das christlicher-weise oft kolportiert wird).

Aus meiner Sicht geht es um etwas anderes:
Der Mensch muss in den dialektischen Raum, um erkennen zu können ("Sündenfall"). Dieser dialektische Raum aber ist wesensmäßig mit Leid erfüllt (also Spannung zum Holon). - Dieses Leid nimmt Gott selbst auf sich in Jesus (er schmeißt also NICHT seine Schöpfung rein und tut damit NICHT so, als sei das Sache der Schöpfung). - Nochmals: Das Christentum sieht das (leider) mehrheitlich eher im "Sühne"-Modus, nimmt der Sache somit den grundlegenden Charakter.

Pluto
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#502 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von Pluto » Mo 12. Jan 2015, 12:16

closs hat geschrieben:Der Mensch muss in den dialektischen Raum, um erkennen zu können ("Sündenfall"). Dieser dialektische Raum aber ist wesensmäßig mit Leid erfüllt (also Spannung zum Holon). - Dieses Leid nimmt Gott selbst auf sich in Jesus (er schmeißt also NICHT seine Schöpfung rein und tut damit NICHT so, als sei das Sache der Schöpfung). - Nochmals: Das Christentum sieht das (leider) mehrheitlich eher im "Sühne"-Modus, nimmt der Sache somit den grundlegenden Charakter.
Auch der "dialektische Raum" ist bloßes Menschenwerk.
Nach deiner These, war der Sündenfall ja schon von Gott gewollt und geplant.
Ich verstehe nicht wie das an der Notwendigkeit des Menschenopfers um diesen gottgewollten Fall auszu löschen.
Ganx ehrlich, das macht für mich alles keinen Sinn.

Erst recht nicht, wenn man erkennt, dass selbst der "dialektische Raum" von Menschen erfunden wurde.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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sven23
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#503 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von sven23 » Mo 12. Jan 2015, 12:25

closs hat geschrieben:"Erlösung" könnte auch verordnet werden - das Problem dabei: Leid ist nicht vom Schreibtisch aus abzeichenbar - insofern macht die Menschwerdung schon logischen Sinn.
.

Doch, Schreibtischtäter gibt es auch heute noch. ;)

Menschenopfer und Märtyrertum sind ja keine christliche Erfindung. Paulus hat aus der Niederlage der Kreuzigung posthum mit dem Märtyrertod einen Sieg daraus machen wollen und hat ihn in einen gewollten Akt der Erlösung der ganzen Menschheit gemacht, wobei das schon sehr anmaßend ist, zu glauben, für die gesamte Menschheit legitmiert zu sein. Das ist halt christozentrischen Denken.
Das alles hat mit dem historischen Jesus recht wenig zu tun.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Martinus
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#504 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von Martinus » Mo 12. Jan 2015, 12:53

closs hat geschrieben: Der Mensch muss in den dialektischen Raum, um erkennen zu können ("Sündenfall").
Wo ist denn der dialektische Raum? Ich meine nur zur Vorsicht , nicht das ich versehentlich mal reinlaufe und plötzlich :shock:
Angelas Zeugen wissen was!

Martinus
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#505 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von Martinus » Mo 12. Jan 2015, 12:56

sven23 hat geschrieben: Das alles hat mit dem historischen Jesus recht wenig zu tun.
Aha, du hast Informationen über den historischen Jesus.!! Woher kommen die Infos? Was sind das für Infos?
Angelas Zeugen wissen was!

closs
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#506 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von closs » Mo 12. Jan 2015, 13:16

Pluto hat geschrieben:Auch der "dialektische Raum" ist bloßes Menschenwerk.
Die Bezeichnung ist Menschenwerk. Was bezeichnet ist, nicht unbedingt.

Pluto hat geschrieben:Nach deiner These, war der Sündenfall ja schon von Gott gewollt und geplant.
"Gewollt" ist irreführend - "unvermeidlich" ist besser. - Wenn Du Dein Kind aus Deiner Verantwortung gibst, "willst" Du ja nicht, dass es Fehler macht, weisst aber, dass es "unvermeidlich" ist.

Pluto hat geschrieben:Ich verstehe nicht wie das an der Notwendigkeit des Menschenopfers um diesen gottgewollten Fall auszu löschen.
"Menschenopfer" ist auch irreführend - ich hab's ja versucht zu erklären - der Zusammenhang zwischen Existenz im nicht-behüteten ("dialektischen") Raum und Leid. - Es ist kein "Menschenopfer" (obwohl es leider des öfteren so dargestellt wird), sondern Preis des dialektischen Raums (Leid) und Verlassen des dialektischen Leid-Raums durch den Daseins-Tod. - Vielleicht würde Dir es leichter fallen, wenn Jesus an einer schmerzhaften Krankheit gestorben - ginge fürs Erste überm Daumen auch (allerdings gibt es auch Gründe für den forcierten Tod).

Pluto hat geschrieben:Erst recht nicht, wenn man erkennt, dass selbst der "dialektische Raum" von Menschen erfunden wurde.
Das Dasein ist NICHT vom Menschen erfunden - die Bezeichnung und Interpretation desselben sehr wohl - ist halt Wahrnehmung.

closs
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#507 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von closs » Mo 12. Jan 2015, 13:19

sven23 hat geschrieben: Paulus hat aus der Niederlage der Kreuzigung posthum mit dem Märtyrertod einen Sieg daraus machen wollen und hat ihn in einen gewollten Akt der Erlösung der ganzen Menschheit gemacht
Er hat es wahrscheinlich federführend intellektuell dargestellt - aber die Grundbedingungen zwischen göttlichem Sein und menschlichem Dasein hat er nicht erfunden.

Martinus hat geschrieben:Wo ist denn der dialektische Raum?
Die meisten gibt es in Bayern - aber auch in Schleswig-Holstein - halt dort, wo Dialekte am stärksten vertreten sind. - Halt - Sachsen könnte ein einziger dialektischer Raum sein. :geek:

Pluto
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#508 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von Pluto » Mo 12. Jan 2015, 13:24

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Auch der "dialektische Raum" ist bloßes Menschenwerk.
Die Bezeichnung ist Menschenwerk. Was bezeichnet ist, nicht unbedingt.
Nachweise?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Nach deiner These, war der Sündenfall ja schon von Gott gewollt und geplant.
"Gewollt" ist irreführend - "unvermeidlich" ist besser. - Wenn Du Dein Kind aus Deiner Verantwortung gibst, "willst" Du ja nicht, dass es Fehler macht, weisst aber, dass es "unvermeidlich" ist.
Nein: Gewollt. Selbst du sprichst von "Gottes Blaupause" für den Baum. A&E sollten davon essen!
ER hätte es sein lassen können, wenn ER gewollt hätte. Statt dessen hat Gott (laut Bibel) absichtlich den Baum dahingepflanzt, um laut deiner Aussage an anderer Stelle den "dialektischen Raum" zu erschaffen.

closs hat geschrieben:Es ist kein "Menschenopfer" (obwohl es leider des öfteren so dargestellt wird), sondern Preis des dialektischen Raums (Leid) und Verlassen des dialektischen Leid-Raums durch den Daseins-Tod.
Selbst wenn es der Preis war für den fiktiven dialektischen Raum, hat Gott ganz klar seinen Sohn für die Menschen geopfert ("hingegeben"), so wie es in Römer 8, 31-32 steht.
Auch hier steht und fällt deine Behaupung mit der Existenz des "dialektischen Raums", was wie gesagt reines Menschenwerk ist. Die Argumentation bleibt demnach zirkelschlüssig.

closs hat geschrieben:Das Dasein ist NICHT vom Menschen erfunden
Darum geht es nicht: dass die Natur existiert lässt sich abertausendfach bestätigen. Was es nicht gibt, sind die ganzengedachten Zusätze:
Der dialektlische Raum ist aus einer Laune Hegels entstanden, und die fiktive Unterscheidung von Sein und Dasein ist auf dem persönlichen Mist von Martin Heidegger gewachsen. Es gelingt nicht diese Dinge in der Realität umzusetzen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#509 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von Münek » Mo 12. Jan 2015, 13:29

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Gab es für den Allmächtigen wirklich keine Alternative den Sündenfall zu sühnen?
Dieser Meinung bin ich eh nicht. - "Sühnung" klingt so, als hätte Gott es nötig, ein Recht auf Satisfaktion zu haben - das ist Menschenwerk (mir ist sehr wohl bewusst, dass das christlicher-weise oft kolportiert wird).

Wenn sie nicht in Dein persönliches Glaubenskonzept passen, ignorierst Du klare biblische
Aussagen. So z.B. die Worte Jesu im Gebet an seinem Vater in der nächtlichen Gethsemane-
szene. Matth. 26, 42:

"Mein Vater, ist´s nicht möglich, dass dieser Kelch an mir
vorübergehe, ich trinke ihn denn, dein Wille geschehe."

In seinem Brief an die Philipper (2,8) schrieb Paulus über Jesus:

"Er hat sich selbst erniedrigt, indem er gehor-
sam
war bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuz."

closs
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#510 Re: Neuzeitliche Exegese der Bibel

Beitrag von closs » Mo 12. Jan 2015, 13:49

Pluto hat geschrieben:Nachweise?
Wie soll man eine Dialektik zwischen göttlichem Sein ("Holon") und (naturalistischem) Dasein nachweisen, wenn Nachweise (in Deinem Sinne) nur in der naturalistischen Welt funktionieren? - Es handelt sich hier um geistige Modelle, die es seit Jahrtausenden gibt, weil (einige) Menschen es seit Jahrtausenden geistig so sehen.

Pluto hat geschrieben:Das erklärt nicht, warum Gott den Baum der Erkenntnis gepflanzt hat.
Weil er keine Dösbaddel haben wollte - er wollte von seiner ihm ähnlichen Schöpfung erkannt werden - das geht aber nur, wenn diese ebenbildliche Schöpfung erkennungs-fähig (Baum der ERKENNTNIS) ist. - Wenn Du wolltest, könntest Du Gott Egoismus vorwerfen, dass er überhaupt etwas geschaffen hat.

Pluto hat geschrieben:Deine Behaupung steht und fällt mit der Existenz des "dialektischen Raums", was wie gesagt reines Menschenwerk ist.
Nein - dieser Raum ist kein Menschenwerk - es ist Bezeichnung für etwas, was sich so darstellt.

Pluto hat geschrieben:Der dialektlische Raum wurde von Hegel erfunden.
Zweifaches Nein:
Hegel hat a) nicht einen Raum erfunden, sondern b) die Technik(!) der dialektischen Wahrnehmung ge-funden.

Bereits das Höhlen-Gleichnis ist dialektisch - die Gegenüberstellung von Jahwe und Israeliten ist dialektisch. - Hegel hat lediglich ein philosophisches Modell daraus gemacht.

Pluto hat geschrieben:Die fiktive Unterscheidung von Sein und Dasein ist auf dem persönlichen Mist von Martin Heidegger gewachsen.
Auch nicht - diese Unterscheidung gibt es, seitdem der Mensch ebenbildlich aktiviert ist. - Bereits die ersten Religionen basieren auf dem Unterschied zwischen Sein und Dasein. - (Ernstzunehmende) Philosophen sind nie "Er-Finder", sondern immer "Finder".

Pluto hat geschrieben:Es gelingt ncht diese Dinge in die Realität zu transportieren.
Die aus Sicht der Daseins-Realität andere Seite (Sein/Gott) ist nicht nachweisbar in die Daseins-Realität transportierbar - das ist richtig. - Das geht nicht, weil sich das Transzendente/Jenseitige nur gleichnishaft ("Chiffre") im Dasein zeigen kann - könnte es im Original im Dasein sein, wäre es Teil das Daseins. - Wäre es aber Teil des Daseins, wäre es nicht transzendent. - Wäre es aber nicht transzendent, wäre der Ursprung des Daseins es selbst.

Letzteres behaupten zwar die Naturalisten - die geistige Fraktion schließt dies aus (aus Gründen, die jetzt wieder arg anstrengend wären, die aber in Jahrtausenden an Geistes-Geschichte x-mal aus verschiedensten Perspektiven benannt wurden - auch in der Neuzeit).

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