Münek hat geschrieben:Historisches, lieber Kurt, Historisches. Wurde hier schon Dutzende Male gesagt.
Das kann man doch auch.
Man kann widerlegen, dass es einen Herodes gab, weil der Statthalter damals Sven hieß - etc. - Man kann aus Quellen der Urchristen schließen, dass sie eine Naherwartung hatten. - Aber man kann nicht widerlegen, dass Gott in einem Menschen um diese Zeit am Kreuz gestorben ist oder das Jesus selbst keine Naherwartung hatte. - Niemand hat etwas gegen die handwerklichen Fertigkeiten der Wissenschaften.
Münek hat geschrieben:Für das "Geistige" (Glauben) ist die Kirche vor Ort, nicht die Wissenschaft zuständig.
So ist es. - Und deshalb sind die Glaubensvertreter (meinetwegen Dogmatiker) im Grunde happy über die Kistorisch-Kritischen. - Denn es ist auch für den Dogmatiker hochinteressant, welche (neuen) Erkenntnisse es über die römischen Machthaber in Israel gibt - welche Text-Quellen es außerhalb der Bibel gibt, die exegetischen Aussagen widersprechen oder sie bestätigen - wie aus römischen oder griechischen Quellen über Urchristen gesprochen wird - etc.
Allerdings ist es Thema-Verfehlung, wenn die historisch-kritische Wissenschaft in geistige Exegese eingreift (siehe Naherwartung), weil sie selbst den Kern des Christentums nicht erkannt hat. - Oder wenn sie den Unterschied zwischen historischer und gleichnishafter Text-Anlage nicht versteht.
In anderen Worten: Die Dogmatiker erwarten, dass der historisch-kritische Wissenschaftler das Wesen des Christentums begriffen hat, bevor er historisch-kritisch arbeitet. - So entsteht aber der Eindruck, dass das Selbst-Bild der Historisch-Kritischen dahin geht, dass man am besten überhaupt keine spirituelle Ahnung hat, um ein guter Historisch-Kritischer zu sein.
Das geht sogar - aber dann kann man wirklich nur (um ein gegebenes Bild noch einmal zu bemühen) die Schale der Muschel nach DNA und Ablagerungen und Alter und weiss der Kuckuck was abkratzen, aber sie nie öffnen und dahin kommen, wo die Perle ist.
Genau das wird aber vorgegeben, wenn man bspw. meint, darüber befinden zu können, was Jesus gemeint hat (Naherwartung), obwohl es spirituell unmöglich ist - statt wissenschaftlich sauber zu sagen, dass die textlichen Vorlagen dieses oder jenes nahelegen. - Diese Melange bei den Historisch-Kritischen stört mich.