Naqual hat geschrieben:Der entscheidende Vers ist hier 46 Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben.
Die Befürworter der ewigen Verdammnis argumentieren hier damit, dass bei Verwendung des gleichen Wortes ewig nicht einmal endlich und ein anderes mal unendlich heißen könne. Also wenn das ewige Leben wohl ewig sein muss, dann könne die Verdammnis auch nur ewig sein.
Dieses Verständnis ist allerdings alles andere als zwingend. Eon wurde als Zeitalter verstanden, wobei offen ist, ob das Zeitalter ein Ende hat. Damit ist die Bedeutung ein langer Zeitraum. Also die einen bekommen eine recht lang dauernde Strafe und die anderen eine lang dauernde Belohnung (wobei hier die zusätzliche Angabe "endlos" nicht explizit genannt ist). Und damit kann sehr wohl einmal endlos lang, ein anderesmal ziemlich lang gemeint sein.
Ob es so ist, ist noch eine ganz andere Frage, aber die unklaren Aussagen in der Bibel führen letztlich zu den ganzen dogmatischen Kämpfen.
Der Kardinalfehler liegt mMn häufig darin, die zitierten Textstellen isoliert zu betrachten und bei der ganzen Analytik die Synthese zu vergessen. Der Gesamtkontext klärt m. E. viel auf.
So heißt es in
Off 21::
"...der Tod wird nicht mehr sein ...". Gem. der prophetischen Vision ist es GOTT selbst, der dies verspricht.
Wenn nun ein Mensch oder ein Geistwesen nach αἰώνας τῶν αἰώνων (
aionas ton aionon) sterben würde, wäre der Tod ja noch da. Doch Paulus verkündete gem.
1Kor 15:26:
Als letzter Feind wird der Tod weggetan.
Es gibt also keinen Tod mehr. Wenn der Tod weg ist und nicht mehr sein wird, dann muss der Tod ewig im Feuersee
"eingeschlossen" sein - ein Symbol dafür, dass er nicht mehr ist.
Naqual hat geschrieben:Mir persönlich ist es eh schleierhaft, wie man eine ewige Verdammnis gefühlsmäßig und verstandesmäßig vertreten kann.
Wenn Gott einen Menschen für die kleinste endliche Sünde in die endlose Verdammnis führt (oder in die Auslöschung der Seele) dann wäre er ein brutales unbarmherziges Astralwesen fern jeder Angemessenheit von Strafe. Und mir ist es zutiefst suspekt wenn manche Gläubige dies vertreten und gleichzeitig von einem Gott der Liebe und Barmherzigkeit reden.
Darkside hat schon insofern recht, als dass es nicht vom persönlichen Wunschdenken abhängen sollte, was man dem biblischem Text entnimmt, sonst läuft man Gefahr Exegese mit Eisegese zu verwechseln.
Jesu Gleichnis vom
reichen Mann und dem armen Lazarus scheint tatsächlich für die Feuerhölle zu sprechen. Ist diese Interpretation wirklich zwingend? Ich denke nicht.
Aus
Lk 16:14-15 geht hervor, dass u.a. einige Pharisäer Hörer dieses Gleichnisses waren. Dies spricht mMn dafür, dass der "reiche Mann" die geldliebenden Pharisäer versinnbildlichte, Lazarus hingegen seine Jünger (
mathetai, im Sinne von
Apg 11:26).
Lk 16:15-16 zeigen meiner Bescheidenen Meinung nach, dass die Pharisäer nicht "in Abrahams Schoß" waren, sondern seine Jünger.
Jesu Inszenierung sollte eine Verhaltensänderung bei seinen Zuhörern bewirken.
Zitat aus
Deutung:
Durch die Inszenierung im Hades und das Auftreten Abrahams wird jedoch klar, dass es sich um eine fiktive Beispielerzählung handelt, die anhand der Figuren eine Verhaltensänderung bei den Zuhörern und Lesern bewirken will.
[1]
Dass bereits die Worte von Propheten und Aposteln wie Feuer quälen können, geht aus
Jer 5:14 und
Apg. 7:54 hervor.
Die Höllenlehre auf ein sinnbildliches Gleichnis und ein offenkundig in kryptischer Symbolsprache verfasstes, prophetisches Buch zu stützen, erscheint mir etwas gewagt, wenngleich ich die buchstäblichere Deutung des Gleichnisses respektiere; allerdings führt dies zu Widersprüchen mit einigen von Ziska und Hemul aufgeführten Bibelstellen.