Sah sich Jesus als Reformator oder Religionsgründer ?

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sven23
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#31 Sah sich Jesus als Reformator oder Religionsgründer ?

Beitrag von sven23 » So 21. Nov 2021, 09:06

R.F. hat geschrieben:
Sa 20. Nov 2021, 17:14
Hallo Sven!

Jesus erklärte in Seiner so genannten Bergpredigt die Tiefe des göttlichen Rechts.

Hallo Erwin
Die Bergpredigt gilt als freie Komposition des Evangelisten Matthäus. Markus kennt sie noch nicht.

R.F. hat geschrieben:
So 14. Nov 2021, 13:28
Die Uni- Bibliotheken sind voller Werke dem Naturalismus ergebener Autoren. Nur wenige Leser kennen sich in der Kontra-Literatur aus. Doch spätestens dann, wenn es zu den unmissverständlich vorhergesagten Ereignissen kommt, brauchen Menschen, die noch nicht völlig davon überzeugt sind, dass es sich bei der Evolutionshypothese um Unsinn handelt, auf weitere Beweise nicht warten.
Der vermutlich älteste Baum der Welt steht in Schweden. (fast 10000 Jahre alt) Kann man daraus schließen, dass der Garten Eden in Schweden lag?


R.F. hat geschrieben:
Sa 20. Nov 2021, 17:14
sven23 hat geschrieben:
Fr 19. Nov 2021, 17:40
Kann man aktuell auch live in der Pandemie verfolgen. Diejenige Mutante, die sich am erfolgreichsten reproduziert, setzt sich durch.
Den Schriften des Alten Bundes zufolge hat die Lebenskraft der Organismen durch die Verwüstungen der großen Flut nachgelassen, was sich insbesondere im abnehmenden Alter der Menschen zeigte. Wurden sie zuvor noch bis zu knapp tausend Jahre alt, erreichten sie zur Zeit Abrahams keine zweihundert Jahre mehr.
Es ist schon ein seltsamer Anachronismus, dass manche Menschen zu Beginn des 21. Jahrhunderts 2000 Jahre alten orientalischen Märchenbüchern mehr vertrauen als der aktuellen Wissenschaft.

R.F. hat geschrieben:
So 14. Nov 2021, 13:28
sven23 hat geschrieben:
Fr 19. Nov 2021, 17:40
Im jüdischen Messias-Verständnis konnte jemand, der als gewöhnlicher Verbrecher hingerichtet worden ist, niemals der Messias sein. Seine schändliche Hinrichtung war geradezu der Gegenbeweis.
Weshalb wiesen die Religionsvertreter nicht während des Gerichtsprozesses darauf hin?
Wenn die Tempelelite (Sadduzäer) Jesus tatsächlich bei den Römern angeschwärzt hat, weil sie um ihre Einnahmen aus dem Tempelkult fürchtete, warum sollte sie nun Jesus entlasten? Sie mußten doch froh darüber sein, einen Unruhestifter loszuwerden.
Zudem war er ja noch nicht hingerichtet. Gott hätte ja immer noch eingreifen können, was er aber nicht tat.
Davon abgesehen ist es ja sehr fraglich, ob es überhaupt einen formalen Prozess gegeben hat. In dem Besatzungsgebiet herrschte römisches Kriegsrecht und wie wir wissen, hat Pilatus regen Gebrauch davon gemacht. Er hat in seiner Amtszeit Tausende hinrichten lassen und hat sich sicherlich nicht mit langen Verhören und Prozessen bei jedem Einzelnen aufgehalten, zumal wenn sie kein römisches Bürgerrecht besaßen.
Die Evangelisten involvieren sogar die Frau des Pilatus in den legendarisch ausgeschmückten Prozess. Damit soll einerseits die Bedeutung des Mannes hervorgehoben werden, der hier verurteilt wird, zum anderen wird die Schuld am Tod von Jesus von den Römern zu den Juden verschoben.
Der Beginn des christichen Antijudaismus.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Maryam
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#32 Sah sich Jesus als Reformator oder Religionsgründer ?

Beitrag von Maryam » So 21. Nov 2021, 19:03

sven23 hat geschrieben:
So 21. Nov 2021, 08:36
Maryam hat geschrieben:
Sa 20. Nov 2021, 10:56
Noch einmal: Jedwelche "Vergottung" stammt weder von Paulus, den Synoptikern noch von Johannes und ebensowenig von Jakobus Judas Petrus noch von dem Johannes der die Briefe schrieb.

Dann solltest du mal einen Blick in die Bibel werfen und weniger auf deine Freundin hören, die dir das erzählt, was du hören willst.


Bibelzitat aus 1. Brief des Johannes, Kapitel 5, Vers 20 - Luther (1912):20 Wir wissen aber, daß der Sohn Gottes gekommen ist und hat uns einen Sinn gegeben, daß wir erkennen den Wahrhaftigen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.

Wer in der Liebe bleibt, bleibt IN GOTT (in dem Wahrhaftigen ) und Gott in ihm.
Jesus sagte, oder glaubt ihr nicht, dass der Vater IN MIR IST und ich in ihm.

So, und jetzt lies 1. Johannes 5,20 mit nachträglicher Kenntnis dessen wahrer Bedeutung🤗

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sven23
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#33 Sah sich Jesus als Reformator oder Religionsgründer ?

Beitrag von sven23 » So 21. Nov 2021, 19:30

Maryam hat geschrieben:
So 21. Nov 2021, 19:03
sven23 hat geschrieben:
So 21. Nov 2021, 08:36
Maryam hat geschrieben:
Sa 20. Nov 2021, 10:56
Noch einmal: Jedwelche "Vergottung" stammt weder von Paulus, den Synoptikern noch von Johannes und ebensowenig von Jakobus Judas Petrus noch von dem Johannes der die Briefe schrieb.

Dann solltest du mal einen Blick in die Bibel werfen und weniger auf deine Freundin hören, die dir das erzählt, was du hören willst.


Bibelzitat aus 1. Brief des Johannes, Kapitel 5, Vers 20 - Luther (1912):20 Wir wissen aber, daß der Sohn Gottes gekommen ist und hat uns einen Sinn gegeben, daß wir erkennen den Wahrhaftigen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.

Wer in der Liebe bleibt, bleibt IN GOTT (in dem Wahrhaftigen ) und Gott in ihm.
Jesus sagte, oder glaubt ihr nicht, dass der Vater IN MIR IST und ich in ihm.

So, und jetzt lies 1. Johannes 5,20 mit nachträglicher Kenntnis dessen wahrer Bedeutung🤗

Es ändert ja nichts. Johannes kommt hier ins Schwurbeln. Gott ist in seinem Sohn und sein Sohn ist in Gott und wer in der Liebe ist, der ist in Gott und Gott ist in seinem Sohn und so weiter. Da darf man sich nicht wundern, wenn die Kirche auf so etwas wie die Trinität kommt.
Was Johannes ausdrücken will ist: Gott hat einen (präexistenten) Sohn, der auch göttlicher Natur ist. Das Johannesevangelium ist nicht umsonst Ratzingers Lieblingsevangelium. Hier ist die Vergottung des Wanderpredigers am weitesten fortgeschritten.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Maryam
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#34 Sah sich Jesus als Reformator oder Religionsgründer ?

Beitrag von Maryam » Mo 22. Nov 2021, 21:50

sven23 hat geschrieben:
So 21. Nov 2021, 19:30
Maryam hat geschrieben:
So 21. Nov 2021, 19:03

So, und jetzt lies 1. Johannes 5,20 mit nachträglicher Kenntnis dessen wahrer Bedeutung🤗

Es ändert ja nichts. Johannes kommt hier ins Schwurbeln. Gott ist in seinem Sohn und sein Sohn ist in Gott und wer in der Liebe ist, der ist in Gott und Gott ist in seinem Sohn und so weiter. Da darf man sich nicht wundern, wenn die Kirche auf so etwas wie die Trinität kommt.
Was Johannes ausdrücken will ist: Gott hat einen (präexistenten) Sohn, der auch göttlicher Natur ist. Das Johannesevangelium ist nicht umsonst Ratzingers Lieblingsevangelium. Hier ist die Vergottung des Wanderpredigers am weitesten fortgeschritten.

Hi sven23

Johannes erklärt mit seinen Worten, was Jesus darunter verstand, EINS zu werden mit Gott, also geistlich VEREINT, EINIG, EINES SINNES sind, (Gottes Liebe in und aus uns strömen lassen) Gott ist Liebe und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott in ihm.

Das sind wir, wenn wir uns von aller Bosheit bekehrt haben und im Alltag Gottes geniales Gabenvernetzungswerk erkennen und entsprechend handeln.

Das sind wir, wenn wir kapiert haben, was Jesus warum lehrte und vorlebte. Jesus kannte die Schriften und erkannte, was da niemals Gottes Wille gewesen sein konnte.

Jesus wollte das damalige auf gesetzliche Tötungsvorschriften, Blutspritz- und Blutschmierrituale oder Auge um Auge Gesetze fixierte Judentum reformieren.

Dass es nicht gelang, lag nicht an Jesus, sondern an den jüdischen religiösen Machthaber, insbesondere Hohepriester Kaiphas, die dermassen vom Geiste des Kriegsgottes Jahwe beeinflusst waren, dass sie nicht erkannten, dass es ein Segen für die Verlorenen Schafe des Hauses Israel.... und Gottes Wille gewesen wäre, sie hätten künftig auch die Liebe zum1. und 2 Gebot erklärt und alle mosaischen Gesetze, welche zu gottlosen Übertretungen vom Gebot Du sollst nicht töten führten, als künftig nichtig erklärt.

1Joh 5,20 Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes gekommen ist
und uns Einsicht gegeben hat, damit wir den Wahrhaftigen erkennen.
Und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus.
Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.
Von Jesus als angeblich präexistenten Sohn steht weder im Johannesevangelium, das Deinen NT-Forschern weshalb auch immer nicht in den Kram passt.

Und in den Johannesbriefen steht auch nichts davon, so man erkennt, dass sich die 1. Verse auf die göttliche Weisheit in Sprüche 8,22 bezieht.
Das passt ja auch zu
Lk 2,40 Das Kind aber wuchs und wurde stark, voller Weisheit, und Gottes Gnade lag auf ihm.

Lg Maryam

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sven23
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#35 Sah sich Jesus als Reformator oder Religionsgründer ?

Beitrag von sven23 » Mi 24. Nov 2021, 18:34

Maryam hat geschrieben:
Mo 22. Nov 2021, 21:50
Von Jesus als angeblich präexistenten Sohn steht weder im Johannesevangelium, das Deinen NT-Forschern weshalb auch immer nicht in den Kram passt.

Ich weiß nicht, woran es liegt, aber möglicherweise hast du Schwierigkeiten, Texte zu verstehen. Oder du kannst nicht differenzieren zwischen dem, was der Evangelist schreibt und den Aussagen, die Jesus machte. Natürlich hat sich Jesus nicht als Gott bezeichnet, trotzdem war die Vergottung eine der Hauptintention der Evangelisten und besonders von Johannes.

11.1. Hohe Christologie und Präexistenz
Die zentrale Botschaft des Johannesevangeliums ist Jesus Christus. Mit den Ich-bin Worten (ἐγώ εἰμι, egō eimi) offenbart dieser sich selbst. Dies im Gegensatz zu den synoptischen Evangelien, die mit dem Gottesreich (βασιλεία τοῦ θεοῦ, basileia tou theou) die von Jesus angekündigte und vollmächtig vertretene endzeitliche Herrschaft Gottes in den Mittelpunkt stellen.

Schon in der Komposition des Evangeliums zeigt sich die johanneische Christologie nach dem dreiteiligen Schema Präexistenz – Erniedrigung – Erhöhung. Der Prolog in Form eines Christushymnus‘ deutet das Kommen Jesu Christi als Fleischwerdung des uranfänglichen Logos (Joh 1,14) und als göttliche Selbstmitteilung. Dieses Kommen Christi entspricht dem uranfänglichen Wissen Gottes und vollendet seine Schöpfung. Der johanneische Jesus hat den Anspruch, in die Welt gekommen zu sein, um den Menschen den Glauben an Gott zu vermitteln. Wer an Jesus glaubt, glaubt auch an Gott. Dass Gott im fleischgewordenen Sohn präsent ist, gipfelt in der Aussage: „Ich und der Vater sind eins.“ (Joh 10,30).

Quelle: bibelwissenschaft.de

Warum wohl ließ Johannes den ungläubigen Thomas an Jesus gerichtet sagen: mein Herr und mein Gott? Aus lauter Jux und Dollerei?

Jesus sprach immer in Gleichnissen. Warum tat er das wohl?
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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Naqual
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#36 Sah sich Jesus als Reformator oder Religionsgründer ?

Beitrag von Naqual » Mi 24. Nov 2021, 20:22

sven23 hat geschrieben:
Mi 24. Nov 2021, 18:34
Der johanneische Jesus hat den Anspruch, in die Welt gekommen zu sein, um den Menschen den Glauben an Gott zu vermitteln. Wer an Jesus glaubt, glaubt auch an Gott. Dass Gott im fleischgewordenen Sohn präsent ist, gipfelt in der Aussage: „Ich und der Vater sind eins.“ (Joh 10,30)
Quelle: bibelwissenschaft.de

Warum wohl ließ Johannes den ungläubigen Thomas an Jesus gerichtet sagen: mein Herr und mein Gott? Aus lauter Jux und Dollerei?


Ich sehe es auch nicht so, dass das NT Jesus zu Gott verherrlicht. Mit Ausnahme von Johannes sogar das Gegenteil. Das Problem ist eher, dass eine ungeheure Zahl von (vom Staat bezahlten) Theologen der Kirche(n), ihre Jesus=Gott-Ideologie hineinlesen. Das muss man schon wollen und dann ist es gar nicht so schwer. Besonders bei Johannes. Es wird uns von Kindesbeinen an so beigebracht, das NT so zu lesen.
"Ich und der Vater sind eins". Hier muss man nicht die Bedeutung des Wortes "eins sein" im Sinne der Trinitarierer nehmen, sondern die Wortbedeutung, wie sie der Evangelist verwendet. Und der schreibt auch an anderer Stelle sinngemäß, "so dass sie (die Gemeindemitglieder) eins sein mit mir, wie auch der Vater und ich eins sind"
Im Griechischen Sprachstil der Zeit von Johannes (und Johannes war der, der von allen Schreibern des NT, das Griechisch noch am fehlerfreiesten beherrschte), wurden Menschen bereits vergöttert. Aber nicht in unserem Sinn. Von Gott besonders begnadete Menschen wurden als "Götter" bezeichnet (siehe bei Johannes auch nach Joh 10,30 in den folgenden Versen, wo er genau diesen Bedeutungskult um das Wort Gott betreibt). Das wird von den Kirchenideologen verschwiegen. Jedenfalls in der Öffentlichkeit und von der Kanzel. An den Unis gehts da schon ein wenig freier zu.

Selbst die Aussage "mein Herr und mein Gott" vermag ich nicht als Aussage zu verstehen Jesus = der eine Gott (also nicht nur einer der von Gott begnadeten "Götter").
Als Aufruf des Erstaunens ist der Ausruf schon ein wenig gestelzt. Man sagt vielleicht "oh my God" aber "mein Herr UND mein Gott"? Das können dann auch zwei sein. (Im Sinne der Paulus-Worte: wir haben einen Gott UND einen Herren, nämlich Christus). Das andere ist, dass der Begriff Gott bei Johannes aus den genannten Gründen auch heißen kann "einer der (tatsächlich vorhandenen) Götter".

Und da werden alle Probleme verschwiegen, die die Trinitarier mit einer Vielzahl von Bibelstellen haben:
z.B. Das Kind Jesus nahm zu in der Gnade Gottes. Wie soll man "zunehmen", wenn man Gott ist? oder der Klassiker: "mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen".
Oder der "beschissene Tod": einerseits stirbt er, andererseits lebt er gleichzeitig als Geist und Vater. Was soll den das für ein Opfer sein? Ich denke nicht, die Schreiber des NT wollten uns für blöd verkaufen. Das wurde uns nur seit dem 4. Jahrhundert so eingetrichtert und ist fest im Denken unserer Kultur verankert. Oder: der Vater und Jesus sind eins, aber Jesus weiß nicht vom Tag und der Stunde des Weltendes. Also wenn die eins sind, kann man schlecht "schwerhörig" sein. Das geht nicht auf. Die Kirchenpropaganda kommt dann mit "Jesus hat freiwillig auf die göttlichen Attribute verzichtet bei der Menschwerdung". Naja, dann hat er als fehlbarer Mensch zu uns geredet, oder? Denn das wollen die dann auch wieder nicht. Da wird nur rumgeeiert für meinen Geschmack.

Maryam
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#37 Sah sich Jesus als Reformator oder Religionsgründer ?

Beitrag von Maryam » Do 25. Nov 2021, 10:48

Naqual hat geschrieben:
Mi 24. Nov 2021, 20:22
sven23 hat geschrieben:
Mi 24. Nov 2021, 18:34
Der johanneische Jesus hat den Anspruch, in die Welt gekommen zu sein, um den Menschen den Glauben an Gott zu vermitteln. Wer an Jesus glaubt, glaubt auch an Gott. Dass Gott im fleischgewordenen Sohn präsent ist, gipfelt in der Aussage: „Ich und der Vater sind eins.“ (Joh 10,30)
Quelle: bibelwissenschaft.de

Warum wohl ließ Johannes den ungläubigen Thomas an Jesus gerichtet sagen: mein Herr und mein Gott? Aus lauter Jux und Dollerei?


Ich sehe es auch nicht so, dass das NT Jesus zu Gott verherrlicht. Mit Ausnahme von Johannes sogar das Gegenteil. Das Problem ist eher, dass eine ungeheure Zahl von (vom Staat bezahlten) Theologen der Kirche(n), ihre Jesus=Gott-Ideologie hineinlesen. Das muss man schon wollen und dann ist es gar nicht so schwer. Besonders bei Johannes. Es wird uns von Kindesbeinen an so beigebracht, das NT so zu lesen.
"Ich und der Vater sind eins". Hier muss man nicht die Bedeutung des Wortes "eins sein" im Sinne der Trinitarierer nehmen, sondern die Wortbedeutung, wie sie der Evangelist verwendet. Und der schreibt auch an anderer Stelle sinngemäß, "so dass sie (die Gemeindemitglieder) eins sein mit mir, wie auch der Vater und ich eins sind"
Im Griechischen Sprachstil der Zeit von Johannes (und Johannes war der, der von allen Schreibern des NT, das Griechisch noch am fehlerfreiesten beherrschte), wurden Menschen bereits vergöttert. Aber nicht in unserem Sinn. Von Gott besonders begnadete Menschen wurden als "Götter" bezeichnet (siehe bei Johannes auch nach Joh 10,30 in den folgenden Versen, wo er genau diesen Bedeutungskult um das Wort Gott betreibt). Das wird von den Kirchenideologen verschwiegen. Jedenfalls in der Öffentlichkeit und von der Kanzel. An den Unis gehts da schon ein wenig freier zu.

Selbst die Aussage "mein Herr und mein Gott" vermag ich nicht als Aussage zu verstehen Jesus = der eine Gott (also nicht nur einer der von Gott begnadeten "Götter").
Als Aufruf des Erstaunens ist der Ausruf schon ein wenig gestelzt. Man sagt vielleicht "oh my God" aber "mein Herr UND mein Gott"? Das können dann auch zwei sein. (Im Sinne der Paulus-Worte: wir haben einen Gott UND einen Herren, nämlich Christus). Das andere ist, dass der Begriff Gott bei Johannes aus den genannten Gründen auch heißen kann "einer der (tatsächlich vorhandenen) Götter".


Hi Naqual,
von mir hast Du volle Zustimmung zu Deinen obigen Ausführungen. Thomas könnte mein Herr und mein Gott auch auf die für ihn wohl durch Jesus stimmigere Ausführungen bezüglich Gottesglauben, also wie Gott ist etc. verwendet haben.

Eins sein mit jemand verstehe ich sowieso als sich EINIG sein mit jemand, bezüglich einer Ansichtssache oder bezüglich Wertvorstellung, oder Gottesglauben.

Wer mich sieht, der sieht den Vater lehrte schon die Jünger und Apostel und auch weitere jüdische Glaubensgeschwister, dass wer wissen will wie Gott ist, wem er wie Sünden vergibt, dies durch Jesus Worte, Gleichnisse oder auch Hinweise, dass das ganze bisherig bestandene Gesetz und die Propheten durch wertschätzenden Umgang und gelebter Liebe erfüllt werden kann.

Darum verbreitete ja auch dann Paulus die durch Jesus offenbarte Version von Gott.....und nannte dann den EINEN Gott zwischen dem und den Menschen der MENSCH Jesus EINZIGER Vermittler.....in praktisch jedem Brief Gnade sei mit Euch und Frieden von GOTT UNSERM VATER und unserem Herrn Jesus Christus.

lg Maryam

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sven23
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#38 Sah sich Jesus als Reformator oder Religionsgründer ?

Beitrag von sven23 » Do 25. Nov 2021, 18:41

Naqual hat geschrieben:
Mi 24. Nov 2021, 20:22
Ich sehe es auch nicht so, dass das NT Jesus zu Gott verherrlicht. Mit Ausnahme von Johannes sogar das Gegenteil. Das Problem ist eher, dass eine ungeheure Zahl von (vom Staat bezahlten) Theologen der Kirche(n), ihre Jesus=Gott-Ideologie hineinlesen.
Da tust du den Theologen unrecht, sofern es sich um Vertreter der historisch-kritischen Exegese handelt. Gerade diesen ist es doch zu verdanken, dass man hinter die kirchlichen Dogmen riesige Fragezeichen setzten muss. Nach einhelliger Meinung der Forschung hat Jesus sich selbst nicht als Gott gesehen. Das wäre für jeden gläubigen Juden, und natürlich auch für Jesus selbst, reinste Gotteslästerung gewesen. Ob er sich selbst als Messias gesehen hat, ist zumindest umstritten. Diese Rolle könnte ihm auch posthum angedichtet worden sein. Wie auch immer: nach seiner schändlichen Hinrichtung hat sich die Gottessohnschaft und der Messiasanspruch sowieso erledigt, zumindest für jeden gläubigen Juden. Mit den Evangelien begann der christliche Antijudaismus, nicht zu Lebzeiten von Jesus, denn damals gab es keine Christen und keinen Paulus und keine Evangelien. Die jesuanische Sekte hat nur noch wenig zu tun mit der posthum sich bildenden christlichen Sekte.
Der Verkünder (des nahen Gottesreiches) wurde selbst zum Verkündeten.


Naqual hat geschrieben:
Mi 24. Nov 2021, 20:22
Selbst die Aussage "mein Herr und mein Gott" vermag ich nicht als Aussage zu verstehen Jesus = der eine Gott (also nicht nur einer der von Gott begnadeten "Götter").
Als Aufruf des Erstaunens ist der Ausruf schon ein wenig gestelzt. Man sagt vielleicht "oh my God" aber "mein Herr UND mein Gott"?
Man darf aber nicht den Fehler begehen und heutige Umgangssprache in die Antike zu projizieren. Auch biblische Texte sind mit den gleichen Methoden zu untersuchen wie jeder andere antike Text und Glaubensideologie darf dabei keine Rolle spielen.
Die Vergottung des Wanderpredigers ist aber ein geschichtlich gewachsener Prozess, der immer weiter gesteigert wurde.
Bei Paulus ist es die Auferstehung, bei Markus die Taufe, bei Matthäus und Lukas die Empfängnis und bei Johannes die Präexistenz.

https://www.christentum-hinterfragt.de/xologie.htm#vergottung_nt

"Aber der vergottete Christus hat mit Jesus wenig zu tun. Das ahnen heutzutage immer mehr Christenmenschen, und darum wissen inzwischen wieder viele Kirchenfunktionäre. Darum gilt der Satz uneingeschränkt: »Die Leiche im Keller des Christentums ist der vergottete Jesus selbst«
Gerd Lüdemann
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sven23
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#39 Sah sich Jesus als Reformator oder Religionsgründer ?

Beitrag von sven23 » Fr 26. Nov 2021, 13:10

Maryam hat geschrieben:
Do 25. Nov 2021, 10:48
Thomas könnte mein Herr und mein Gott auch auf die für ihn wohl durch Jesus stimmigere Ausführungen bezüglich Gottesglauben, also wie Gott ist etc. verwendet haben.
Er könnte sich auch eine Schwimmweste gekauft haben. Das ist aber nicht das, worauf es Johannes hier ankommt. Er läßt den ungläubigen Thomas in Jesus einen Gott erkennen, damit nun auch der letzte Zweifler begreift, wen wir mit Jesus vor uns haben. Die Vergottung des Wanderpredigers zieht sich wie ein roter Faden durch das Neue Testament.
Es ist ein geschichtlich gewachsener Prozess, der mit Johannes seinen vorläufigen Höhepunkt findet. Aber man muss auch festhalten: auch bei Johannes ist Jesus als leiblicher Gottessohn seinem Vater immer noch subordiniert (unterstellt).
Erst die Kirche hat Jesus zum Vollgott befördert, mit allen Konsequenzen und Verirrungen, die das mit sich brachte.

Man sollte sich auch immer bewußt machen: In der Textgattung "Evangelium" geht es nicht um die historische Korrektheit, sondern um Glaubensverbreitung. Die Evangelien waren Glaubenspropagandaschriften, die Glauben wecken sollten.


Maryam hat geschrieben:
Do 25. Nov 2021, 10:48
Darum verbreitete ja auch dann Paulus die durch Jesus offenbarte Version von Gott.....
lg Maryam
Paulus glaubte zwar anfangs auch an die von Jesus propagierte und unmittelbar bevorstehende Gottesherrschaft, mußte aber wohl einsehen, dass es zu seinen Lebzeiten wohl nichts mehr werden würde. Aus der konkreten jesuanischen Naherwartung entwickelte er die Idee der Parusieverzögerung. Nicht Gott sollte kommen, sondern Jesus in einer unbestimmten Zukunft. Aus der konkreten Naherwartung machte Paulus eine unbestimmte Fernerwartung.
Im Umdeuten und Umglauben war Paulus sowieso pfiffig. Den schändlichen Hinrichtungstod deutete er in einen von Gott gewollten Opfer- und Sühnetod für die Menschheit um.
Damit das Opfer dem Opfergrund auch angemessen war, war man nun bemüht, den sündigen Menschen besonders hervorzuheben. Die Sünde wurde zum Fetisch erhoben. Sie konnte gar nicht groß genug dargestellt werden, damit die Gnade Gottes um so größer erscheint.
Dazu war Paulus jedes Mittel recht, auch die Lüge. Für ihn war die Lüge keine Sünde, wenn sie der Verherrlichung Gottes diente.
Man darf vermuten, dass die Evangelisten und die unzähligen Redaktoren in dieser Tradition fortgefahren sind.
 
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#40 Sah sich Jesus als Reformator oder Religionsgründer ?

Beitrag von Naqual » Sa 27. Nov 2021, 12:33

Maryam hat geschrieben:
Do 25. Nov 2021, 10:48
von mir hast Du volle Zustimmung zu Deinen obigen Ausführungen. Thomas könnte mein Herr und mein Gott auch auf die für ihn wohl durch Jesus stimmigere Ausführungen bezüglich Gottesglauben, also wie Gott ist etc. verwendet haben.
Eins sein mit jemand verstehe ich sowieso als sich EINIG sein mit jemand, bezüglich einer Ansichtssache oder bezüglich Wertvorstellung, oder Gottesglauben.

Hi Maryam,
ich sehe da eigentlich neben dem Aspekt des "eins sein" mit anderen (mit dem Nächsten, mit einer Gemeinde, mit Gott) in Sachen innere Einstellung und hieraus wirken noch einen weiteren Aspekt. Einen der sehr schwierig ist und bereits in uns selbst beginnt. In sich selbst eins zu sein. So wie Gott eins ist (nicht nur von außen als EIN Wesen, sondern auch unspaltbar von innen). Also ich kann schon über ein Dutzend innere Instanzen stellen, die alle fleißig gegeneinander sein können und viel Kraft Kosten. Aber auch hier sehe ich ein Ziel des "einssein". Auch deswegen ist die Trinität für mich eine sehr eigenartige Vorstellung (da des "in sich nicht eins-seins"). Gottesnähe hat damit auch zu tun mit innere Harmonie (eins-sein).

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