Messias wider Willen?

Themen des Neuen Testaments
Benutzeravatar
sven23
Beiträge: 23476
Registriert: Fr 10. Mai 2013, 15:55

#1 Messias wider Willen?

Beitrag von sven23 » Mo 5. Apr 2021, 10:56

Kein ernst zu nehmender Neutestamentler nimmt heute noch an, dass sich Jesus als leiblicher Sohn Gottes verstanden hat.
Doch wie sieht es beim Messias-Titel aus?
Die meisten Neutestamentler verneinen auch diese Frage, obwohl man dem Wanderprediger ein gewisses Sendungbewußtsein zubilligen muss. (Ich bin gesandt zu den verlorenene Schafen des Hauses Israel....)
Einige halten es für möglich, dass man ihm den Titel angetragen hat nach dem Motto: könntest du nicht der Messias sein?

Dazu muss man aber wissen, dass der jüdische Messiasbegriff ein anderer ist, wie ihn später das Christentum verwendet hat.

Die Urgemeinde hat Jesus als Messias verehrt, als den endzeitlichen Gesalbten
Gottes. Dabei gab es im Judentum keine festen eschatologischen Vorstellungen. Es gab
Endzeiterwartungen mit und ohne eine Messiasfigur. Die Gemeinde in Qumran erwartete
sogar zwei Messiasse. Es gab zudem explizit politische Messiasse bzw. Menschen, die als
Messias angesehen worden sind. Zu diesen gehörte bemerkenswerterweise auch der
Perserkönig Kyros, den Jesaja in Jes 45,1 als Messias (= Gesalbten) Jahwes bezeichnet.
Unter den Gesalbten wurden im Alten Testament aber in der Regel die Könige Israels
verstanden. Die bisherigen Messiasse waren somit allesamt Personen der Vergangenheit,
und für die Zukunft wurde nicht von allen Teilen des Volkes auch ein Messias erwartet.
In vielen Endzeitvorstellungen sollte Gott allein handeln.
Der Messias-Titel (Gesalbter) war für die griechische Umwelt nur schwer zu
verstehen, deshalb wird er immer mehr vom Sohn-Gottes-Titel verdrängt. Übrig blieb die
griechische Übersetzung von Messias, nämlich Christos. Dieser Titel wird aber
zunehmend als Eigenname verstanden. Hat sich Jesus als Messias verstanden? Dieser
Titel wäre bei aller Begriffsvielfalt ja zumindest aus der Umwelt Jesu herleitbar.
Allerdings taucht der Messiasbegriff nur selten im Sprachgebrauch Jesu auf. Theißen
listet fünf Stellen auf und bezeichnet sie als Ausnahmen (Theißen/Merz, Der historische
Jesus, S. 467). Zudem erwarteten die Juden keinen auferstehenden Messias, sie kannten
nur eine Auferstehung aller Toten zum Gericht. Und in der jüdischen Überlieferung
taucht auch nirgendwo ein gekreuzigter Messias auf. Der Messias war auch immer eine
Gestalt aus Fleisch und Blut, er hatte nichts Göttliches an sich, sondern war ein herausgehobener
Mensch. Die Messiaserwartung der Juden war somit eine völlig andere
als das, was die Christen alsbald als Messias präsentierten. Die Christen haben aus der
Not eine Tugend gemacht und Kreuz und Auferstehung kurzerhand in die schon
vorhandenen Messiaserwartungen eingebaut und dabei auch gleich aus dem
menschlichen Messias einen göttlichen gemacht. Wie beim Sohn-Gottes-Titel sind sich
die meisten Neutestamentler auch darin einig, dass Jesus sich selbst nicht als Messias
bezeichnet hat. Der Messiastitel ist von den ersten Christen erst nach Ostern mit der
Gestalt Jesu verbunden worden.

Kubitza, Der Jesuswahn
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Punch
Beiträge: 1377
Registriert: Do 24. Okt 2019, 09:48

#2 Messias wider Willen?

Beitrag von Punch » Mo 5. Apr 2021, 15:21

sven23 hat geschrieben:
Mo 5. Apr 2021, 10:56


Dazu muss man aber wissen, dass der jüdische Messiasbegriff ein anderer ist, wie ihn später das Christentum verwendet hat.

Ein ewiger Treppenwitz der Weltreligionen, denn die Juden warten immer noch auf ihren Messias und sie haben vollkommen Recht.

Denn würden die Christen die Bibel endlich einmal mit offenen Augen und verstehenden Sinnen lesen, dann wüssten sie auch warum, die Christen also.

Vielleicht mag ein Galgenstrick wie Helmut auch aus diesem Grunde das Judentum nicht so wirklich, denn sie, also die Juden, haben alle Gründe sich über die Christen und ihren verlogenen und hilflosen Messias-Gefasel vor Lachen schier auszuschütten.

Lena
Beiträge: 4515
Registriert: So 1. Sep 2013, 18:33

#3 Messias wider Willen?

Beitrag von Lena » Mo 5. Apr 2021, 15:34

Der Heiland, also der Retter der Menschheit, kam beim ersten mal, schwach und leise, als Kind, Diener und Sühner.
Das zweite mal wird er für alle sichtbar, in seiner ganzen Herrlichkeit, als Richter erscheinen.
Diese Messias Hoffnung teilen sich Menschen aus allen Nationen.
Gelobt sei der Kommende, der König der Ehren.  
:Herz:

 
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

Punch
Beiträge: 1377
Registriert: Do 24. Okt 2019, 09:48

#4 Messias wider Willen?

Beitrag von Punch » Mo 5. Apr 2021, 15:56

Lena hat geschrieben:
Mo 5. Apr 2021, 15:34
Der Heiland, also der Retter der Menschheit, kam beim ersten mal, schwach und leise, als Kind, Diener und Sühner.
Das zweite mal wird er für alle sichtbar, in seiner ganzen Herrlichkeit, als Richter erscheinen.


Ja, ja, ja, Jesus kommt bald, sehr bald, sozusagen bald baldigst, oder baldigstenstens.

Aber keiner will dir hier deine somnambulen Affinitäten zu grauseligen Märchen nehmen....

Benutzeravatar
Naqual
Beiträge: 1932
Registriert: Mi 12. Jun 2013, 19:44

#5 Messias wider Willen?

Beitrag von Naqual » Mo 5. Apr 2021, 18:12

Punch hat geschrieben:
Mo 5. Apr 2021, 15:21
sven23 hat geschrieben:
Mo 5. Apr 2021, 10:56
Dazu muss man aber wissen, dass der jüdische Messiasbegriff ein anderer ist, wie ihn später das Christentum verwendet hat.
Ein ewiger Treppenwitz der Weltreligionen, denn die Juden warten immer noch auf ihren Messias und sie haben vollkommen Recht.
Der erste große Unterschied zwischen den jüdischen Messias-Bildern (Mehrzahl) und dem christlichen Messias ist wohl, dass in der Christenheit der Messias zentral ist, im jüdischen Glauben eher eine Randfigur. Der zweite große Unterschied, dass der jüdische Messias ausschließlich eine Führungsfigur für das jüdische Volk war.

Exegetisch ist es schwer:
viele Stellen bei denen der "Gesalbte" im Hebräischen vorkommt, passen nicht zu einem Messias
Oftmals werden in der jüdischen Exegese Bibelstellen dem Messias zugesprochen, in dem das Wort nicht einmal vorkommt.
Es gab ganz verschiedene Messiasvorstellungen, wenn man auch drei Hauptgruppen bilden kann, der Messias als politischer Führer oder als geistlicher Führer oder als beides in einem.
Die Vorstellung allerdings, dass ein Messias zweimal kommt, gab es definitv nirgendwo im Judentum und wird auch nirgendwo im AT beschrieben.

Anthros

#6 Menschen- und Gottessohn

Beitrag von Anthros » Mo 5. Apr 2021, 18:22

sven23 hat geschrieben:
Mo 5. Apr 2021, 10:56
Jesus als leiblicher Sohn Gottes
Es gibt zwei Begriffe, den "Menschensohn" und den "Gottessohn".
 

Lena
Beiträge: 4515
Registriert: So 1. Sep 2013, 18:33

#7 Messias wider Willen?

Beitrag von Lena » Mo 5. Apr 2021, 18:36

Anthros hat geschrieben:
Mo 5. Apr 2021, 18:22
Es gibt zwei Begriffe, den "Menschensohn" und den "Gottessohn".

Menschensohn heisst, dass er von einem Menschen geboren wurde.
Gottessohn heisst, dass er Gott selbst als Mensch ist. 
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

Tree of life
Beiträge: 3688
Registriert: Sa 8. Okt 2016, 18:23

#8 Messias wider Willen?

Beitrag von Tree of life » Mo 5. Apr 2021, 19:02

Lena hat geschrieben:
Mo 5. Apr 2021, 18:36
Gottessohn heisst, dass er Gott selbst als Mensch ist. 
Du wurdest zu einem Kind Gottes wie Jesus, bist du nun Gott?

Punch
Beiträge: 1377
Registriert: Do 24. Okt 2019, 09:48

#9 Messias wider Willen?

Beitrag von Punch » Mo 5. Apr 2021, 19:02

Naqual hat geschrieben:
Mo 5. Apr 2021, 18:12
Punch hat geschrieben:
Mo 5. Apr 2021, 15:21
sven23 hat geschrieben:
Mo 5. Apr 2021, 10:56
Dazu muss man aber wissen, dass der jüdische Messiasbegriff ein anderer ist, wie ihn später das Christentum verwendet hat.
Ein ewiger Treppenwitz der Weltreligionen, denn die Juden warten immer noch auf ihren Messias und sie haben vollkommen Recht.
Der erste große Unterschied zwischen den jüdischen Messias-Bildern (Mehrzahl) und dem christlichen Messias ist wohl, dass in der Christenheit der Messias zentral ist, im jüdischen Glauben eher eine Randfigur. Der zweite große Unterschied, dass der jüdische Messias ausschließlich eine Führungsfigur für das jüdische Volk war.

Exegetisch ist es schwer:
viele Stellen bei denen der "Gesalbte" im Hebräischen vorkommt, passen nicht zu einem Messias
Oftmals werden in der jüdischen Exegese Bibelstellen dem Messias zugesprochen, in dem das Wort nicht einmal vorkommt.
Es gab ganz verschiedene Messiasvorstellungen, wenn man auch drei Hauptgruppen bilden kann, der Messias als politischer Führer oder als geistlicher Führer oder als beides in einem.
Die Vorstellung allerdings, dass ein Messias zweimal kommt, gab es definitv nirgendwo im Judentum und wird auch nirgendwo im AT beschrieben.



Wobei die Juden und das immer und grundsätzlich biblisch fundiert, eine klare Vorstellung von dem haben, was ein Messias zu vollbringen hat, um überhaupt ein Messias zu sein, respektive als Messias anerkannt zu werden.
Die biblischen Vorgaben für einen Messias erfüllte Jesus nicht und niemals, also haben die Juden das unbedingte Recht, Jesus als Messias abzulehnen, vielleicht ist auch das der ewig eiternde Dorn im Fleisch der christlichen Fundamentalisten, der Antrieb dafür war, die Juden durch die Jahrhunderte zu verfolgen und diese buchstäblich als Freiwild zu betrachten, denn einen Juden zu töten was für einen Christen ein Gott wohlgefälliges Werk, jedenfalls in der "Denkart" der Edel und Vollchristen und auch der schwarzen Schurken, die sich als gern und laut als Gottes Stellvertreter in die Welt stellen.

Wie sehen, oder lesen es an Helmuths unzweideutiger Reaktion, das der Schoß noch fruchtbar ist, aus dem das kroch!

Das Christentum und die Juden. Eines der traurigsten und perversesten Kapitel dieser Religion der Nächstenliebe.



 

Anthros

#10 Wortlehre

Beitrag von Anthros » Mo 5. Apr 2021, 19:06

Lena hat geschrieben:
Mo 5. Apr 2021, 18:36
Menschensohn heisst, dass er von einem Menschen geboren wurde.

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod.

Antworten