#1 Messias wider Willen?
Verfasst: Mo 5. Apr 2021, 10:56
Kein ernst zu nehmender Neutestamentler nimmt heute noch an, dass sich Jesus als leiblicher Sohn Gottes verstanden hat.
Doch wie sieht es beim Messias-Titel aus?
Die meisten Neutestamentler verneinen auch diese Frage, obwohl man dem Wanderprediger ein gewisses Sendungbewußtsein zubilligen muss. (Ich bin gesandt zu den verlorenene Schafen des Hauses Israel....)
Einige halten es für möglich, dass man ihm den Titel angetragen hat nach dem Motto: könntest du nicht der Messias sein?
Dazu muss man aber wissen, dass der jüdische Messiasbegriff ein anderer ist, wie ihn später das Christentum verwendet hat.
Die Urgemeinde hat Jesus als Messias verehrt, als den endzeitlichen Gesalbten
Gottes. Dabei gab es im Judentum keine festen eschatologischen Vorstellungen. Es gab
Endzeiterwartungen mit und ohne eine Messiasfigur. Die Gemeinde in Qumran erwartete
sogar zwei Messiasse. Es gab zudem explizit politische Messiasse bzw. Menschen, die als
Messias angesehen worden sind. Zu diesen gehörte bemerkenswerterweise auch der
Perserkönig Kyros, den Jesaja in Jes 45,1 als Messias (= Gesalbten) Jahwes bezeichnet.
Unter den Gesalbten wurden im Alten Testament aber in der Regel die Könige Israels
verstanden. Die bisherigen Messiasse waren somit allesamt Personen der Vergangenheit,
und für die Zukunft wurde nicht von allen Teilen des Volkes auch ein Messias erwartet.
In vielen Endzeitvorstellungen sollte Gott allein handeln.
Der Messias-Titel (Gesalbter) war für die griechische Umwelt nur schwer zu
verstehen, deshalb wird er immer mehr vom Sohn-Gottes-Titel verdrängt. Übrig blieb die
griechische Übersetzung von Messias, nämlich Christos. Dieser Titel wird aber
zunehmend als Eigenname verstanden. Hat sich Jesus als Messias verstanden? Dieser
Titel wäre bei aller Begriffsvielfalt ja zumindest aus der Umwelt Jesu herleitbar.
Allerdings taucht der Messiasbegriff nur selten im Sprachgebrauch Jesu auf. Theißen
listet fünf Stellen auf und bezeichnet sie als Ausnahmen (Theißen/Merz, Der historische
Jesus, S. 467). Zudem erwarteten die Juden keinen auferstehenden Messias, sie kannten
nur eine Auferstehung aller Toten zum Gericht. Und in der jüdischen Überlieferung
taucht auch nirgendwo ein gekreuzigter Messias auf. Der Messias war auch immer eine
Gestalt aus Fleisch und Blut, er hatte nichts Göttliches an sich, sondern war ein herausgehobener
Mensch. Die Messiaserwartung der Juden war somit eine völlig andere
als das, was die Christen alsbald als Messias präsentierten. Die Christen haben aus der
Not eine Tugend gemacht und Kreuz und Auferstehung kurzerhand in die schon
vorhandenen Messiaserwartungen eingebaut und dabei auch gleich aus dem
menschlichen Messias einen göttlichen gemacht. Wie beim Sohn-Gottes-Titel sind sich
die meisten Neutestamentler auch darin einig, dass Jesus sich selbst nicht als Messias
bezeichnet hat. Der Messiastitel ist von den ersten Christen erst nach Ostern mit der
Gestalt Jesu verbunden worden.
Kubitza, Der Jesuswahn
Doch wie sieht es beim Messias-Titel aus?
Die meisten Neutestamentler verneinen auch diese Frage, obwohl man dem Wanderprediger ein gewisses Sendungbewußtsein zubilligen muss. (Ich bin gesandt zu den verlorenene Schafen des Hauses Israel....)
Einige halten es für möglich, dass man ihm den Titel angetragen hat nach dem Motto: könntest du nicht der Messias sein?
Dazu muss man aber wissen, dass der jüdische Messiasbegriff ein anderer ist, wie ihn später das Christentum verwendet hat.
Die Urgemeinde hat Jesus als Messias verehrt, als den endzeitlichen Gesalbten
Gottes. Dabei gab es im Judentum keine festen eschatologischen Vorstellungen. Es gab
Endzeiterwartungen mit und ohne eine Messiasfigur. Die Gemeinde in Qumran erwartete
sogar zwei Messiasse. Es gab zudem explizit politische Messiasse bzw. Menschen, die als
Messias angesehen worden sind. Zu diesen gehörte bemerkenswerterweise auch der
Perserkönig Kyros, den Jesaja in Jes 45,1 als Messias (= Gesalbten) Jahwes bezeichnet.
Unter den Gesalbten wurden im Alten Testament aber in der Regel die Könige Israels
verstanden. Die bisherigen Messiasse waren somit allesamt Personen der Vergangenheit,
und für die Zukunft wurde nicht von allen Teilen des Volkes auch ein Messias erwartet.
In vielen Endzeitvorstellungen sollte Gott allein handeln.
Der Messias-Titel (Gesalbter) war für die griechische Umwelt nur schwer zu
verstehen, deshalb wird er immer mehr vom Sohn-Gottes-Titel verdrängt. Übrig blieb die
griechische Übersetzung von Messias, nämlich Christos. Dieser Titel wird aber
zunehmend als Eigenname verstanden. Hat sich Jesus als Messias verstanden? Dieser
Titel wäre bei aller Begriffsvielfalt ja zumindest aus der Umwelt Jesu herleitbar.
Allerdings taucht der Messiasbegriff nur selten im Sprachgebrauch Jesu auf. Theißen
listet fünf Stellen auf und bezeichnet sie als Ausnahmen (Theißen/Merz, Der historische
Jesus, S. 467). Zudem erwarteten die Juden keinen auferstehenden Messias, sie kannten
nur eine Auferstehung aller Toten zum Gericht. Und in der jüdischen Überlieferung
taucht auch nirgendwo ein gekreuzigter Messias auf. Der Messias war auch immer eine
Gestalt aus Fleisch und Blut, er hatte nichts Göttliches an sich, sondern war ein herausgehobener
Mensch. Die Messiaserwartung der Juden war somit eine völlig andere
als das, was die Christen alsbald als Messias präsentierten. Die Christen haben aus der
Not eine Tugend gemacht und Kreuz und Auferstehung kurzerhand in die schon
vorhandenen Messiaserwartungen eingebaut und dabei auch gleich aus dem
menschlichen Messias einen göttlichen gemacht. Wie beim Sohn-Gottes-Titel sind sich
die meisten Neutestamentler auch darin einig, dass Jesus sich selbst nicht als Messias
bezeichnet hat. Der Messiastitel ist von den ersten Christen erst nach Ostern mit der
Gestalt Jesu verbunden worden.
Kubitza, Der Jesuswahn