Maryam hat geschrieben: ↑Fr 25. Dez 2020, 13:26
sven23 hat geschrieben: ↑Do 24. Dez 2020, 15:05
Deshalb ist es ja so wichtig, sich abseits von kirchlichem oder Zeugen Jehovas Kram wissenschaftliche Expertise einzuholen.
Die Forschung hält es für sehr unwahrscheinlich, dass überhaupt ein formeller Prozess stattgefunden hat. Du hast ja dankenswerterweise einige Verfahrensfehler aufgezählt. Der Wanderprediger hatte kein römisches Bürgerrecht und im Besatzungsgebiet herrschte Kriegsrecht. Warum also hätte sich Pilatus mit einem zeitaufwändigen Prozess aufhalten sollen, wenn es auch einfacher ging?
Eine kurze Befragung zu den Anklagepunkten reichte aus. Die Evangelisten sind sich auch uneinig, wie sie Jesus antworten lassen sollen.
Einmal bekennt er sich schuldig, ein anderes Mal schweigt er. Schweigen galt aber in der Antike als Schuldeingeständnis. So etwas wie ein Aussageverweigerungsrecht kannte man damals nicht.
Wie auch immer: als Sohn Gottes hätte er sich der Gotteslästerung nach jüdichem Recht schuldig gemacht. Als Aufrührer hätte er gegen römisches Recht verstoßen.
In beiden Rechtssystemen wäre eine Verurteilung rechtmäßig gewesen. Die Todesstrafe durften aber nur die Römer verhängen.
Und der schändliche Tod am Kreuz war für jeden gläubigen Juden der Beweis, dass Jesus nicht der Messias gewesen sein konnte, denn schon in den alten Schriften stand geschrieben:
Wer am Holz hängt, der ist von Gott verflucht.
(Dtn 21,23)
Hi sven23.
Der, von dem der letzte Satz stammte, war ja in keinster Weise wofür er sich ausgab. Es ist aber noch immer geistmässig in all jenen kriegerisch gesinnten Schreckensherrscher aller Zeiten, weltweit existent.
Du meinst, Jahwe herrscht auch heute noch weltweit und in anderen Religionen?
Sollte man sich nicht mal darauf einigen, dass es immer noch Menschen sind, die handeln? Möglicherweise haben sie dafür Götter vorgeschoben, aber das haben wir doch als aufgeklärte Menschen schon lange durchschaut, nicht wahr?
Wenn man ehrlich ist, dann ist der Gott des AT genau so eine menschliche Projektion wie der Gott des NT.
Maryam hat geschrieben: ↑Fr 25. Dez 2020, 13:26
Wann soll sich Jesus als schuldig bekannt habe? Schuldig wofür? Die Todesstrafe für dies und das war wohl damals Alltag, bevor Jesus kam und sich dagegen stellte, indem er die Ehebrecherin laufen liess, und auch erklärte, dass der Sabbat für den Menschen gemacht ist.
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Wenn Jesus sich als Sohn Gottes ausgegeben hätte, dann hätte er nach jüdischem Recht die Todesstrafe wegen Gotteslästerung verdient. Nach einhelliger Meinung der Forschung hat er das aber nicht. Das geht allein auf das Konto der Evangelisten, lange nach seinem Tod. Dieser Anklagepunkt würde also wegfallen.
Bleibt die Anklage wegen Aufruhr, bzw. Anstiftung zur Aufruhr. Mit seinem Anspruch, der "König der Juden" zu sein, war dieser Tatbestand erfüllt.
König der Juden begründet also den Anklagepunkt und war nicht, wie du gemeint hast, eine Ehrenbezeugung von Pilatus an Jesus.
Ein formeller Prozess ist sowieso sehr unwahrscheinlich und nur den dramaturgischen und theologischen Absichten der Evangelisten geschuldet.
Und dass ein hingerichteter Verbrecher nicht der Messias gewesen sein konnte, war für jeden gläubigen Juden klar. Deshalb war der Versuch, einen Hingerichteten Jahrzente nach seinem Tod zum Messias oder gar zum Sohn Gottes zu beförden, im Judentum zum Scheitern verurteilt. Nur außerhalb des Judentums konnte man versuchen, das so zu verkaufen.
Aber ich denke mal, ohne staatliche Gewalt im Rücken wäre sowohl die Jesussekte, als auch die posthume christliche Sekte im Orkus der Geschichte verschwunden.