Aus der Werkstatt des Theologen

Themen des Neuen Testaments
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Thaddaeus
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#161 Re: Aus der Werkstatt des Theologen - Fortsetzung der Exegese

Beitrag von Thaddaeus » Di 15. Okt 2019, 18:14

Thaddaeus hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 16:00
Der Text des NTG von Nestle/Aland stellt die mit den besten vorhandenen Quellen rekonstruierte, älteste Textfassung des NT dar. Und in dieser ältesten rekonstruierten Fassung heißt es, wie abc es bereits ausgeführt hat:

Bei Matthäus steht ...
"Καὶ ἐλθόντος αὐτοῦ εἰς τὸ πέραν εἰς τὴν χώραν τῶν Γαδαρηνῶν ὑπήντησαν αὐτῷ δύο δαιμονιζόμενοι ἐκ τῶν μνημείων ἐξερχόμενοι, χαλεποὶ λίαν, ὥστε μὴ ἰσχύειν τινὰ παρελθεῖν διὰ τῆς ὁδοῦ ἐκείνης." (Markus 8:28)
Man achte auf das Wort "Γαδαρηνῶν" (Gadaränon) - es verweist auf das Land der Gadarener!
Hier ist abc ein kleiner Fehler unterlaufen (Rot gesetzt). Das ist natürlich nicht Markus 8,28, sondern Matthäus 8,28!

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Andreas
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#162 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Andreas » Mi 16. Okt 2019, 12:55

Thaddaeus hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 17:50
Andreas hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 14:24
Was ich sagen will: Je nachdem mit welcher Methode man an einen Text herangeht, und welche Fragestellungen man an ihn richtet, erhält man unterschiedliche Antworten. Wenn ich von einer Exegese des Textes Mk 5,1-20 spreche, verstehe ich das so, dass es darum geht, diesen Markustext zu verstehen und auszulegen und nicht darum eine Leben-Jesu-Forschung zu veranstalten. Das wäre für mich ein anderes Thema.
Und hast du den Eindruck, in meiner obigen Exegese ginge es nicht darum "diesen Markustext zu verstehen und auszulegen"?
Nein. Aber du hast hier auch Themen mit reingebracht, die ein gutes Plädoyer für die historische Forschung sind, doch nichts mehr mit dem Markustext zu tun haben, was ich sogar gut finde, weil das ja hier im Forum ein nicht endenwollender Streit ist.

Thaddaeus hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 17:50
Wenn du jetzt antwortest: "Nein, natürlich geht es auch in deiner Exegese darum, den Markustext zu verstehen und auszulegen", dann weiß ich nicht, worauf du eigentlich hinauswillst, wenn du deinen Ansatz (den wir noch gar nicht kennengelernt haben) von meinem zu unterscheiden versuchst.
Wieso ich, das hast du doch gemacht, obwohl du sie noch gar nicht kennen gelernt hast:
Thaddaeus hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 12:44
Es gibt nicht meine Analyse und dann auch noch deine, die beide eine Berechtigung hätten. Analysen wie meine oben sollten die Grundlage jeder auch noch so erbaulichen Predigt sein. Darum lernen Pfarrer diese exegetischen Techniken ja, ansonsten könnte man in ihrer Ausbildung auch darauf verzichten und sie um 5 Semester verkürzen. Deshalb gibt es exegetische Kommentare! Die sollen den Pfarrern für ihre Predigt die Grundlagen vorgeben, ohne dass die alles selbst erarbeiten müssen.
Irgendwie reden wir aneinander vorbei.

Thaddaeus hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 17:50
Antwortest du aber: "Ja, in deiner Exegese geht es nicht darum, den Markustext zu verstehen und auszulegen", dann frage ich dich, worum es denn deiner Meinung nach in meiner Exegese geht?!
Das war meine Aussage:
Andreas hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 14:24
Wenn ich von einer Exegese des Textes Mk 5,1-20 spreche, verstehe ich das so, dass es darum geht, diesen Markustext zu verstehen und auszulegen und nicht darum eine Leben-Jesu-Forschung zu veranstalten. Das wäre für mich ein anderes Thema.
Was ich oben sagte, ist gut (für die Forenstreitigkeiten) aber halt auch verwirrend, was die Auslegung des Markustextes angeht, weil du des öfteren Aussagen über den (historisch rekonstruierten) Jesus gemacht hast. Dieser Jesus kommt im Markustext aber gar nicht vor, sondern nur der verkündigte markinische Jesus - nicht aber der verkündigte lukanische Jesus und auch nicht der verkündigte matthäische Jesus.

Thaddaeus hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 17:50
Andreas hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 14:24
Du sprichst im weiteren dieses Beitrags ständig von Jesus, wie er in den Synoptikern vermittelt wird und selbst Paulus führst du ins Feld. Mich interessiert hier lediglich, was der markinische Jesus in dieser Perikope macht.
Ja, das ist aber falsch.
Nein, ist es nicht.

Thaddaeus hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 17:50
Natürlich kannst du dir die Perikope erst einmal ausschließlich im Mk.-Ev. anschauen und dir deine Gedanken machen. Wenn es aber darum geht, bestimmte Fragen zu beantworten, wie die z.B., warum Mk. das Geschehen überhaupt nach Gerasa verortet (woher hat er diesen Ortsnamen, zumal der Ort nicht am See Genezareth liegt?), dann wirst du auf übergeordnete Aspekte verwiesen, die mit Mk. allein nicht beantwortet werden können. Dieser übergeordnete Aspekt ergibt sich aus der Tatsache, dass es sich um heidnisches Gebiet handelt und die Leute Jesus nach Mk. in der Perikope über den besessenen Gerasener dort nicht haben wollen. Worauf - so muss man nun nachfragen - gibt diese markinische Texttatsache eine Antwort? Sie gibt eine Antwort auf die Frage, warum Jesus dort nicht war und wirkte (wer auch immer diese Frage in der späteren Gemeinde gestellt hat!). Und dies verweist wiederum auf die übergeordnete Frage, welche Bedeutung es für die frühe Christenheit gespielt hat, dass Jesus Jude war, Rabbi genannt wurde und sich nach eigener Aussage ausschließlich zu den Schafen Israels gesandt sah?
Dazu tragen aber die anderen Synoptiker Lk und Mt nun gar nichts bei.

Warum sollte Markus sich diese Frage überhaupt gestellt haben, und darauf eine Antwort geben wollen? Zur Zeit der Abfassung seines Evangeliums, bestand dieses "Problem" deiner Fragestellung vermutlich gar nicht, da die Heidenmission sich schon in alle Richtungen ausgebreitet hat. Das Apostelkonzil lag schon viele Jahre zurück.

Umgekehrt würde eher ein Schuh draus, nämlich dann, wenn man den in der Dekapolis missionierenden Ex-Besessenen als Rückprojektion in die Zeit Jesu Auftretens und so quasi als "vorwegnehmendes" Musterbeispiel für die Heidenmission in der Dekapolis versteht. Am Anfang der Perikope ist nur von der Gegend von Gerasa die Rede. Am Ende der Perikope aber von der ganzen Dekapolis, d.h. es wird eine sich über die Dekapolis ausbreitende Heidenmission "berichtet", die angeblich schon zur Zeit Jesus begann. Das ist jetzt ein Argument, dass sich wirklich diesem Markustext entnehmen lässt, ohne jegliche Spekulation über den "historischen Jesus" oder den wirklichen Jesus, der über die Hügel von Galiläa wanderte, anzustellen.

Thaddaeus hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 17:50
Andreas hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 14:24
Der Jesus des Lk oder Mt oder dem Rest des NT spielt für mich bei Mk 5,1-20 einfach keine Rolle.
So einfach ist das aber nicht. jeder Synoptiker hat sein eigenes Profil und seine eigene Theologie. Dennoch kann man nie einfach so tun, als gäbe es die anderen nicht. Letztlich müssen sie alle im Zusammenhang betrachtet werden, im Besonderen die drei Synoptiker, von denen zwei Mk. redaktionell bearbeiten.
Doch, das ist so einfach. Mt und Lk haben keinerlei Einfluss auf unsere Perikope des Markus und das Markusevangelium im Ganzen. Das hast du ja selbst ausführlich und richtig dargelegt. Als Markus schrieb, gab es weder das Mt noch das Lk die beide erst später entstanden sind.

Thaddaeus hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 17:50
Andreas hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 14:24
Ob dann nur deine Auslegung eine Berechtigung hat oder auch meine, überlasse ich jedem selbst zu beurteilen. Deine hat für mich eine Berechtigung, wenn du sie meiner absprichst, ist das halt dann so. Aber schon jetzt kann ich das nicht nachvollziehen.
Nein, ich möchte gar nicht darauf hinaus, dass nur meine Exegese eine Berechtigung hat. Jede Beschäftigung mit dem Text hat zunächst ihre Berechtigung und ihre eigene Bedeutung.
Dieses Missverständnis dürfte ja nun geklärt sein.

Thaddaeus hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 17:50
Wenn du aus der Mk.-Perikope eine für dich wichtige, existenzielle Bedeutung ziehst auf der Grundlage dessen, was da exakt so steht wie es da steht, dann ist das so. Wenn du aber glaubst, dass tatsächlich 2000 Schweine infolge eines Exorzismus Jesu im Gerasener Gebiet in den 60 km entfernten See Genezareth gesprungen sind, dann irrst du dich. Du musst es hinbekommen die existenzielle Botschaft ernst zu nehmen, ohne dafür den Buchstaben der Geschichte für wahr zu halten.
Das ist eine Aufgabe, die jeder Theologiestudent während seiner Ausbilsung meistern muss. Manche schaffen es, andere belügen sich den Rest ihres Lebens selbst; wieder andere wenden sich ab.
Es spielt doch weder für mich noch für dich eine existenzielle Rolle, was da in dem Markustext steht. Wie kommst du immernoch darauf, dass ich glauben würde, dass 2000 Schweine infolge eines Exorzismus Jesu, in den 60 km entfernten See gesprungen seien? Schon vergessen oder übersehen, was ich geschrieben habe?
Andreas hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 01:07
Thaddaeus hat geschrieben:
Mo 14. Okt 2019, 19:07
Wer ist denn bibeltreuer: der, der darauf beharrt, dass bei Mk. Gerasa steht und man das erklären muss oder der, der Gerasa gegen Gergesa austauschen will, damit es besser passt und man sich keine weiteren Gedanken machen muss?
Derjenige ist markustreuer der Gerasa so in seinem Kopf plaziert, dass die Schweine in den See Genezareth eine Klippe hinabstürzen können. Ehrlich ist mir egal, ob das zu Geographie passt oder nicht. Dass Markus keine Ahnung davon hat, stört mich überhaupt nicht. Und wenn da Chicago stünde wärs mir gleich. Irrtumslosigkeit der Bibel war nie mein Thema. Mich interessieren die Inhalte, die Aussagen, der Sinn. Schweine stürzen in den See und ersaufen. Ist mir auch egal ob Dämonen ersaufen können oder nicht. Bei Markus können sie es, sonst stünde da, dass sie blöd aus der Wäsche schauen oder sich betrogen fühlten.
Fortsetzung folgt ...

Helmuth
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#163 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Helmuth » Mi 16. Okt 2019, 14:09

Andreas hat geschrieben:
Mi 16. Okt 2019, 12:55
Mt und Lk haben keinerlei Einfluss auf unsere Perikope des Markus und das Markusevangelium im Ganzen. Das hast du ja selbst ausführlich und richtig dargelegt.
Hier wurde nicht richtig dargelegt sondern das wurde als Prämisse gesetzt. Die historische Korrektheit des Ganzen ist reine Theorie. Wer also Theorien fixiert darf sich nicht wundern, wenn seine ganze nachfolgende Exegese für die Katz ist. Davor habe ich gewarnt, das wird aber übergangen.

Andreas hat geschrieben:
Mi 16. Okt 2019, 12:55
Als Markus schrieb, gab es weder das Mt noch das Lk die beide erst später entstanden sind.
Die nächste Prämisse. Seht wo? Ach ja, in der Theorie darüber. Klar. Es gilt selbiges wie zuvor. Es gibt an sich überhaupt keinen Anhaltspunkt dafür, dass es in der Zeit sagen wir ca. 44 - 64 irgendwo eine Art Niederschrift gegeben hätte. Dazu zwei Indizien, ein indirektes, ein direktes:


Indiz 1 (indirekt): In diese Zeit fällt die Missionstätigkeit des Paulus und Abfassung seiner Briefe. In keinem seiner Briefe gibt es einen Hinweis auf ein "Evangelium" als Niederschrift. Das Wort Evangelium benützt Paulus als Audruck für die Botschaft von Jesus. Er bezeugt sogar diesbezüglich nichts von Menschen erhalten zu haben (Galater 1,12).

Indiz 2 (direkt): Petrus erwähnt die Schriften des Paulus. Damit ist deren Existenz zumindest nachgewiesen.


Was immer es für Schrifttum gegeben hat, man nannte es nicht Evangelium oder Schrift des Mt, Mk oder Lk. Dabei war Lukas Reisebegleiter des Paulus, er hätte zumindest die Abfassung seiner Schrift kennen sollen.

Es gibt nur zwei Hinweise, die mir aber als Beleg insgesamt zu schwach sind. Einmal erwähnt Paulus "die Schriften" in Zusammenhang mit der Auferstehung und einmal zitert er ein Lk-Zitat als Schrift, dass sich nicht im AT wiederfindet. Ob es damals schon Lk-Zitat war, wer bitte weiß es? Auf welche Schriften er damit verweist erschließt sich nicht näher. Allgemein gebraucht der das Wort Schrift für den Tanach.

Wer schreibt nun von wem ab und in welcher Reihenofolge? Alles also nur Spkulari. Neben der HKM git es eine Methode die immer funktioniert. Das ist den Zusammenhang innerhalb der Schriften zu analysieren. Und zwar in der Art wie Polizeiermittler vorgehen, das bedeutet nicht theologisch exegetisch zu harmonisieren sondern juristisch aufzuklären. Kennt wer diese Form der Exegese?
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
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Andreas
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#164 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Andreas » Mi 16. Okt 2019, 14:15

Helmuth hat geschrieben:
Mi 16. Okt 2019, 13:51
Neben der HKM git es eine Methode die immer funktioniert. Das ist den Zusammenhang innerhalb der Schriften zu analysieren. Und zwar in der Art wie Polizeiermittler vorgehen, das bedeutet nicht theologisch exegetisch zu harmonisieren sondern juristisch aufzuklären. Kennt wer diese Form der Exegese?
Ja ich.

Nennt sich bei den einen HKM historisch-kritische Methode, die machen es wie Colombo - nennt sich bei den anderen grammatisch-historische Methode GHM - die machen es wie der Heilige Geist.

Helmuth
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#165 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Helmuth » Mi 16. Okt 2019, 14:24

Andreas hat geschrieben:
Mi 16. Okt 2019, 14:15
Nennt sich bei den einen HKM historisch-kritische Methode, die machen es wie Colombo - nennt sich bei den anderen grammatisch-historische Methode GHM - die machen es wie der Heilige Geist.
Und erzielt man damit nicht bessere Ergebnisse?

Man kann Indizien und Fakten einfach nicht übergehen. Auch kein Heiliger Geist kann sie leugnen.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

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abc
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#166 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von abc » Mi 16. Okt 2019, 18:03

Tree of life hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 16:32
Gottes Wort ist laut Bibel aber Jesus Christus.
Das mag ja sein, aber die Bibel birgt ja nicht nur diese isolierte Aussage, was möglicherweise mit einem Einzeiler abgegolten wäre, sondern eine umfangreiche biblische Lehre. Die Frage ist doch, wie man diese biblische Lehre für sich auffasst - welchen Stellenwert man dieser Schrift beimisst? Begreife ich die Bibel als Leitfaden für mein Leben, weil ich sie für Gottes Wort erachte, dessen Willen ich mich unterzuordnen suche oder nur als lose Orientierung?

Es gibt ja nicht wenige Christen, Strömungen, Gemeinschaften ... - die eine verbindliche Haltung, zumindest nach außen hin, demonstrieren.

Wenn also, beispielsweise Magdalena61, sagt ...
Magdalena61 hat geschrieben:
Di 8. Okt 2019, 02:45
Aber ich glaube, dass die Schriften inhaltlich wahr sind und den Willen Gottes widerspiegeln. (...) Die Bibel ist "Urkunde der Offenbarung Gottes" (Ulrich Parzany). Ich ziehe es vor, in der Lehre der Apostel zu bleiben. Weil ich glaube, Gott hat diese bis heute erhalten und bewahrt.
... und gleichzeitig das Evangelium in aller Öffentlichkeit auszulegen und zu unterrichten sucht, dann handelt sie im Widerspruch zur biblischen Lehre, da es der Frau untersagt ist, genau das zu tun! Da braucht man gar nicht lange reden, man kann nicht beides für sich beanspruchen, es sei denn - man redet sich seine Wahrheiten schön!

Ich habe nichts dagegen einzuwenden, wenn jemand auf Jesus schaut - losgelöst von der Schrift, denn ich glaube, daß eine Nachfolge nicht an den biblischen Kanon gebunden ist. Das ist meine persönlichen Sicht, aus eigener Anschauung erwachsen. Die Bibel ist mir aber auch keine Einheit geworden, die mir Orientierung & Stärke im Glauben schenkte - ganz im Gegenteil.

Vielleicht noch ein Wort zur Frau, da ich Paulus (Tim1,11-12) ins Spiel brachte, der die Rollenverhältnisse der Geschlechter in eine spezifische Ordnung setzt. Wer vorgibt, sein Leben nach dem biblischen Kanon auszurichten, ist an die Vorgaben gebunden - sollte diese eigentlich gerne ausüben, ob Man oder Frau!

Bild
https://www.grenzwissenschaft-aktuell.d ... /02814.jpg

Eine unabhängige Theologin wird in der Öffentlichkeit also ganz anders auftreten können, als eine Christin, die sich voll und ganz dem Wort Gottes verschrieben hat und sich im Vollzug ihres Lebens den Vorgaben der Bibel unterzuordnen sucht! Hier kommen unterschiedliche Lebensansätze zum Tragen und diesbezüglich auch andere Freiräume. Vom Kontext abzusehen und nur aufs Geschlecht zu blicken, ist - na klar - recht einseitig.

Es kommt auf die eigenen Maßstäbe an. Welchen Anspruch man an sich und andere stellt - und selbstverständlich auf den jeweiligen Kontext! Man darf davon ausgehen, daß Magdalena zum inneren Zirkel gehörte und möglicherweise ein größeres Einsehen hatte als mancher Jünger. Dennoch berücksichtigt die Bibel die Geschlechter auf ihre spezifische Weise und weist ihnen (je nach Kontext) bestimmte Plätze zu. Die Heilige Familie steht nicht für Gender-Anarchie, sondern für eine wesentliche Ordnung, in der Mann und Frau eine zentrale (wesentliche) Rolle einnehmen.

Die Briefe (Timotheus) reden ins Gewissen. Mann und Frau sind gleichermaßen angesprochen. Es geht darum, in der Andacht zu bleiben, sich nicht in/an der Außenwelt zu verlieren, in Zerstreuungen, Gerede, ... - und sich seelisch zu bewahren, in Anstand, Würde und Demut: Jesus vor Augen.

Wer das wirklich beherzigt, wird sich vermutlich nicht lange in Foren aufhalten.

lg abc

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Thaddaeus
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#167 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Thaddaeus » Mi 16. Okt 2019, 18:20

Andreas hat geschrieben:
Mi 16. Okt 2019, 12:55
Nein. Aber du hast hier auch Themen mit reingebracht, die ein gutes Plädoyer für die historische Forschung sind, doch nichts mehr mit dem Markustext zu tun haben, was ich sogar gut finde, weil das ja hier im Forum ein nicht endenwollender Streit ist.
Andreas hat geschrieben:
Mi 16. Okt 2019, 12:55
Wenn ich von einer Exegese des Textes Mk 5,1-20 spreche, verstehe ich das so, dass es darum geht, diesen Markustext zu verstehen und auszulegen und nicht darum eine Leben-Jesu-Forschung zu veranstalten.
Ähm, meine Exegese von Mk.5,1-20 hat mit Leben-Jesu-Forschung nicht das Geringste zu tun. Falls du das denkst, bist du gehörig auf dem Holzweg.
Nur wegen der Schlussfolgerung, das Ende unserer Perikope verweise darauf, dass Jesus das Gebiet um Gerasa gemieden hat und die Erzählung vom besessenen Gerasener erkläre aitiologisch, warum dem so war, handelt es sich hierbei nicht um Leben-Jesu-Forschung!

Die literarkritische Aufdeckung, dass viele Teile der Erzählung sich so nicht abgespielt haben können, ist ebenfalls keine Leben-Jesu-Forschung, aber es ist wesentlich für ein korrektes Verständnis dieses markinischen Exorzismuswunders!

Meine Exkurse über nicht-christliche Wunder haben ebenfalls nichts mit Leben-Jesu-Forschung zu tun, sondern dienen dem besseren Verständnis genau dieser markinischen Wundererzählung. So gibt es deutliche Parallelen im erzählerischen Aufbau der Wunder und insbesondere die historische Tatsache, dass christliche Wunder in direkter Konkurrenz zu nicht-christlichen Wundererzählungen standen erklärt, warum die Synoptiker literarische Wundervorlagen mit erzählerischen Mitteln gesteigert haben, - von Matthäus' Einführung eines zweiten Besessenen über die Anzahl der ausgetriebenen Dämonen bis hin zur Implementierung der Schweineherdenerzählung in diese Wundergeschichte. Und dabei geht es exakt darum, die Markus-Variante der Heilung des besessenen Geraseners besser zu verstehen.

Wir kennen deine Auslegung noch nicht, aber du versuchst im Vorfeld eine Diskrepanz zwischen meiner Exegese und deiner Auslegung in spe einzuführen, die so schlicht und einfach nicht existiert. Es mag sein, dass du den Fokus auf andere Aspekte legst: geschenkt. Aber wir legen denselben Text theologisch aus.


Andreas hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 14:24
Thaddaeus hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 17:50
Andreas hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 14:24
Du sprichst im weiteren dieses Beitrags ständig von Jesus, wie er in den Synoptikern vermittelt wird und selbst Paulus führst du ins Feld. Mich interessiert hier lediglich, was der markinische Jesus in dieser Perikope macht.
Ja, das ist aber falsch.
Nein, ist es nicht.
Doch, das ist es, weil das, was du vorgibst tun zu wollen, zumindest keine Exegese des Mk.-Textes werden kann. Es kann vielleicht eine erbauliche Betrachtung werden, - aber keine Exegese. Mk. ist ein Synoptiker von drei Synoptikern. Er ist nicht ohne die anderen adäquat theologisch zu verstehen. Das Typische des Mk.-Ev. kannst du überhaupt nur im Vergleich mit den anderen Synoptikern heraus analysieren. Ansonsten gibt es kein für Mk. typisches Ev. , weil es sich von keinem anderen abheben kann.
Zuletzt geändert von Thaddaeus am Mi 16. Okt 2019, 18:27, insgesamt 3-mal geändert.

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#168 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Andreas » Mi 16. Okt 2019, 18:20

Thaddaeus hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 17:50
Andreas hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 14:24
Ich fragte nach Markus und nicht nach Mt, Lk oder Paulus und da gibt es nicht viel, wie man sieht.
Ja eben. Um die übergeordnete Frage zu beantworten, welche Bedeutung es für die frühe Christenheit hatte, dass Jesus Jude und Rabbi war und sich vermutlich gar nicht zu irgendwelchen Heiden gesandt sah, darf man sich nicht allein auf Mk. fokussieren.
Was die Auslegung von Markus angeht, zählt nur die Zeit bis zur Abfassung des Markusevangeliums (maximal bis zur Zeit der späteren Markusschlüsse). Dass Jesus Jude und Rabbi war, wusste jeder. Dass Jesus zu allen Menschen gesandt war, glaubte damals mindestens jeder Christ. Wir wissen nicht, ob Markus ein Jude war oder ein Ex-Heide, aber wir wissen sicher, dass er ein Christ war, als er sein Evangelium schrieb.

Deine Idee, dass Jesus in der Dekapolis eine persona non grata gewesen sei, unterstellt, dass Jesus dort predigen wollte. Jesus wollte vermutlich an vielen Orten nicht predigen, zum Beispiel in den größeren Städten in Galiläa. Dass diese Erzählung sich nicht historisch so zugetragen haben kann, hast du dargelegt, auch dass sie aus verschiedenen Traditionsstücken aufgebaut sein könnte. Woher dann deine Sicherheit in der Annahme, dass sie sich wirklich zugetragen haben sollte, und dann auch noch auf "heidnischem" Gebiet?

Alle jüdisch bewohnten Gebiete die hier eine jüdische Rolle spielen, waren römisches Hoheitsgebiet. Die Römer haben sich sicher nicht den jüdischen Speisegeboten unterworfen oder sich ihnen aus Höflichkeit angepasst, sondern Schweine gehalten und gegessen, wenn ihnen danach war. Wenn sich Juden fanden um für die Römer als Zöllner und Steuereintreiber tätig zu sein, warum dann nicht auch, um mit Schweinen Geld zu machen? Dazu mussten sie diese ja nicht essen. Es werden sich auch am Hungertuch nagende Tagelöhner gefunden haben, um die Drecksarbeit bei der Schweinehaltung zu machen.

Auf der anderen Seite steht die Tatsache, dass Jesus auf solche Widerstände nicht viel gab - jedenfalls wusste der markinische Jesus angeblich, dass ihm die größten Widerstände in Jerusalem bevorstanden, die ihn das Leben kosten würden. Drei mal ist das im Mk zu lesen und er ließ sich nicht davon abhalten, genau das zu tun, was er wollte, nämlich trotz der Widerstände dort zu predigen. Das wusste "die frühe Christenheit". Das ist natürlich nachösterliches Gedankengut, das Jesus da in den Mund gelegt wurde (vaticinia ex eventu), um Jesus die Fähigkeit der Prophetie zu verleihen.

Dass Jesus letztendlich durch Heiden zu Tode, war offensichtlich der Heidenmission nicht abträglich. Und als letztes Argument, darf ich noch anfügen, dass es im Markusevangelium ein Heide, noch dazu der Heide war, der das Todesurteil an Jesus vollstreckte, den Markus sagen lässt. "Wahrlich, dies war Gottes Sohn".

Thaddaeus hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 17:50
Da gilt es das gesamte NT unter die Lupe zu nehmen. Und Paulus spielt da eben auch eine Rolle. Man kann sich sogar auf den Standpunkt stellen, dass Paulus die Lehre Jesu komplett gegen dessen Absicht verändert hat, als er die Heidenmission initiierte.
Es wurde zwischen Paulus und Petrus hart darum gestritten, ob Heiden beschnitten werden müssen, wenn sie ins Himmelreich gelangen wollen!
Dagegen Paulus in die Diskussion zu deiner Perikope ins Spiel zu bringen, ist nichts einzuwenden, da es gut möglich ist, dass Markus die paulinische Briefliteratur kannte. Dann müsste man mal schauen, in wie weit, das Mk von Paulus beeinflusst sein könnte. Möglicherweise stecken im Mk mehr oder weniger versteckte Zustimmungen aber vielleicht auch mehr oder weniger versteckte Ablehnungen der paulinischen Theologie. Spannende Frage.

Thaddaeus hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 17:50
Andreas hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 14:24
Ja was jetzt? "Berichterstattung" oder Literatur: [...] Deswegen sprach ich den manchmal schwarzen Humor des Markus an und nicht von einem Frauen beleidigenden oder witzereißenden Jesus, den niemand kennt.
Wie kommst du darauf, dass Mk. schwarzen Humor an den Tag gelegt haben sollte?
Wenn er die Syrophynizierin praktisch als Hund anspricht, dann ist das etwa so, als sagtest du zu mir: "Du Abschaum einer Argentinierin, sprich mich nicht an!"
Eben wegen dieser ungewöhnlichen Schärfe im Ton halten die Exegeten dieses Jesuswort für echt.
Weiß man's? Einerseits, legst du sehr detailliert klar, dass sich unsere Perikope historisch nicht so abgespielt haben kann, wie es die Synoptiker berichten. Allein damit ist doch die Bibel als "Zeugnis irrtumsloser Berichterstattung" gegessen. Die Geschichte der Leben-Jesu-Forschung ist wahrlich keine rühmliche in der historischen Theologie, da wurde mehr zurückgenommen als am Ende herausgefunden wurde. Wo stehen wir da heute? Das letzte was ich mitbekommen habe, war der vierte Anlauf (Fourth Quest), weil von den ersten dreien, keiner wirklich der Hit war.

Dass Markus schwarzen Humor hat, lässt sich an einigen Stellen zeigen. Hier und noch dazugehörig hier habe ich das mal zugegeben etwas flappsig dargestellt. "Leider werden die Anführungszeichen immer noch nicht in allen älteren Beiträgen richtig angezeigt, was solche Stellen leider etwas unansehlich macht.)

Thaddaeus hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 17:50
Der jüdische Glaube ist bis heute extrem exklusiv. Israel ist das von Gott JHWH auserwählte Volk aus allen Völkern. Alle anderen sind NICHT auserwählt.

Folgendes ist grundsätzlich wissenswert, wenn man das Umfeld Jesu verstehen möchte:
Spoiler
Zeigen
Frauen gelten wegen ihrer Menstruation als unrein. Ein Rabbi sollte zur Zeit Jesu weder mit Frauen sprechen und sich schon gar nicht von ihnen berühren lassen, insbesondere nicht in der Zeit ihrer Blutungen. Beobachtete eine Frau ein Verbrechen, konnte sie trotzdem nicht als Zeugin auftreten. Es war egal, ob sie etwas gesehen hatte oder nicht. Nur Männer konnten bezeugen. Frauen konnten sich nicht von ihren Männern scheiden lassen, aber Männer jederzeit wegen nichtiger Anlässe mit einem Scheidebrief von ihrer Frau, die sie nicht weiter verorgen mussten. Ein Mann konnte sich scheiden lassen, auch, wenn die Frau nur das Essen hatte anbrennen lassen o.ä.

Schweine sind unreine Tiere und sie zu essen ist Juden (wie auch Muslims) bis heute verboten. Hunde sind noch unreiner als Schweine. Kinder sind vom sozialen Status so wertlos wie Frauen. Sie bleiben nach einer Scheidung bei den Müttern, die Mutter darf nicht mehr heiraten. Geschiedenen Frauen blieb praktisch nichts anderes übrig, als sich zu prostituieren, wenn sie (mit ihren Kindern) irgendwie überleben wollten. Damit waren sie gesellschaftlich allerdings nicht nur wertlos, sondern auch noch geächtet.
Zweifellos hast du damit Recht, dem würde ich nie widersprechen. Das Mk ist aber nicht geschrieben worden um den jüdischen Glauben zu verbreiten, sondern den Christlichen, weshalb es auch in griechisch und nicht in hebräisch verfasst wurde. Als primäre Adressaten des Mk sieht man in der historischen Wissenschaft Heiden und nicht Juden an, wenn ich mich nicht irre.

Helmuth
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#169 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Helmuth » Mi 16. Okt 2019, 18:41

Das war jetzt ein Abstecher in die Werkstatt des Theologen abc. Bleiben wir noch eine Weile in der von Thaddaeus. Die fand ich thematisch hier interessanter. Einzig und allein die Prämissen stelle ich in Zweifel. Ich verstehe zwar, dass man Annahmen wohl oder übel treffen muss, sonst gäbe es nichts weiter zu forschen, nur sollte man sich ihre Unsicherheit immer vor Augen halten.

Hingegen finde ich sollte man auf die Exegese in Richtung Erfassung objektiver Tatbestände mehr Wert legen. Diese harmonisiert nicht unterschiedliche Aussagen, die einander de facto widersprechen, sondern versucht anhand von historischen Fakten und Indizien der Glaubwürdigkeit von schriftlich vorliegenden Zeugenaussagen den wahren Begebenheiten näherzukomnen.

In der HKM gibt es diesbezüglich das Feld der Begriffs- und Motivgeschichte, wo ich diesen Aspekt ansiedeln wurde. Vielleicht auch anderswo, ich bin darin kein Methodenexperte und erachte es nicht einmal für wichtig dessen Struktur genau kennen zu müssen, da sich Sachverhalte je nach Fall immer anders darstellen. Möglicherweise hat die HKM diesbezüglich auch nur eine Lücke.

Der wichtigste Exeget ist ohnehin der Heilige Geist, als über ihn geschrieben steht, dass er in alle Wahrheit leitet. Damit ist nicht nur gemeint, dass er uns alles Wissen vermittelt, sondern auch wie man das vorhandene als nützlich für den Herrn verarbeitet.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

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#170 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Thaddaeus » Mi 16. Okt 2019, 19:16

Helmuth hat geschrieben:
Mi 16. Okt 2019, 14:09
Andreas hat geschrieben:
Mi 16. Okt 2019, 12:55
Mt und Lk haben keinerlei Einfluss auf unsere Perikope des Markus und das Markusevangelium im Ganzen. Das hast du ja selbst ausführlich und richtig dargelegt.
Hier wurde nicht richtig dargelegt, sondern das wurde als Prämisse gesetzt.
Nein Helmuth. Die Zwei-Quellen-Theorie hat sich nicht jemand ausgedacht, weil er gerade nichts besseres zu tun hatte, als eine lustige, exegetische Theorie zu entwickeln.

Diese Theorie wird gestützt durch die Literarkritik der Evv.

Wenn Mt. z.B. aus dem einen besessenen Gerasener bei Mk. zwei macht, dann tut er dies nicht einfach nur so oder darum, weil ihm zwei Besessene irgendwie besser gefallen als nur einer. Vielmehr folgt er damit einer literarischen Gesetzmäßigkeit, die überall in der antiken Literatur beobachtbar ist. Er folgt als Redaktor - möglicherweise eher intuitiv als wohlüberlegt, das ist richtig - den Gesetzen der literarischen Steigerung von Geschichten, damit sie für die Leser eindrücklicher werden und dadurch nachhaltiger und intensiver wirken. Zwei Besessene zu heilen ist einfach ein größeres Wunder als nur einen zu heilen.

Den umgekehrten Weg kann man literarisch nie beobachten: niemals wird aus zweien nur einer oder aus allen nur viele. Niemals werden aus vielen Wundern plötzlich weniger, sondern es werden aus wenigen Wundern im Laufe der Redaktionsgeschichte immer mehr.
Die Autoren, die von mehr Wundern erzählen, kommen stets nach denen, die weniger erzählen; die Autoren, die von zwei Besessenen erzählen kommen nach denen, die nur von einem berichten. So ist das erzählerische Gesetz: ein literarisches Gesetz. Erzählungen nehmen im Verlauf ihrer Überlieferungsgeschichte eine immer idealtypischere Form an: sie werden von den Autoren verbessert, größer und komplexer gemacht und damit spannender erzählt. Und das ist gut so!

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