Aus der Werkstatt des Theologen

Themen des Neuen Testaments
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Thaddaeus
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#271 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Thaddaeus » Mo 21. Okt 2019, 19:48

abc hat geschrieben:
So 20. Okt 2019, 21:00
Thaddaeus hat geschrieben:
So 20. Okt 2019, 16:11
Um meinen Glauben besser zu verstehen (...)
Du meinst jetzt den christlichen Glauben, gemäß biblischer Offenbarung?!
Exakt den meine ich.

abc hat geschrieben:
So 20. Okt 2019, 21:00
Thaddaeus hat geschrieben:
So 20. Okt 2019, 16:11
Und nein, die historisch-kritische Methode hat meinen Glauben nicht zerstört, sondern sie hat ihn im Gegenteil lange Zeit lebendig gehalten.
Wie sah denn dein Glaube ursprünglich aus - und wie hat er sich durch das Studium verändert? Glaubst du noch an eine Schöpfung und einen Schöpfer - losgelöst von allen Religionen (Offenbarungen) oder hast du "Gott" voll und ganz für dich abgeschrieben?
Es ist oft recht amüsant für mich, die Reaktionen auf manche meiner Beiträge zu beobachten, weil viele denken (und es natürlich auch nicht besser wissen können), ich wäre eben eine von denen, die Freude daran haben, die Religionen, das Christentum im Besonderen und tiefgläubige Menschen gerne einmal ein bisschen zu beschimpfen und zuweilen vorzuführen;
ohne dabei auch nur einen blassen Schimmer davon zu haben, wie zutiefst glücklich, wie unendlich geborgen, wie herzlich mit anderen verbunden, wie freudig beseelt und fest im Glauben an Jesus Christus, unseren Herrn und Erretter, man sich fühlen kann - weil einen alle diese Gefühle und tief empfundene Sicherheiten von Innen heraus durch und durch durchdringen, wenn man in der Kirche, oder im kleinen Gemeindesaal oder im Bibelstuhlkreis oder auf einer Bibelfreizeit zusammen ist mit denen, die auch an den Herrn glauben und ihr Leben in seine Hände gelegt haben.

Genau das war mein (evangelischer) Glaube so zwischen 10 und 17 Jahren, und genau das habe ich - tief glaubend - erlebt. Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass es jemals anders sein könnte. Wie sollte das auch möglich sein können, angesichts der sicheren Freude und festen Gewissheit meines Glaubens, die ich so tief spürte.

Biographischer Hintergrund:
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Ich bin schon als Kind jedes Jahr zwischen Argentinien und Deutschland hin- und hergeflogen, denn meine Mutter ist Deutsche und evangelisch religiös, mein Vater war ein sehr beherrschter und vornehmer Mann, universell gebildet, kühl und rational denkend, eine Art adliger Mathematiker mit Vorliebe für Pferde und Churrasco, der mir zum Einschlafen Logikrätsel aufgab, über die ich nachdenken sollte (was ich auch tat). Die Bibliothek unserer Hacienda umfasst etwa 11000 Bände. In Deutschland war ich im CVJM, leitete eine Mädchenjungschar und mochte sehr den Haushalt unseres Pfarrers, der mich lehrte Bach zu lieben, denn Bach ist Musik gewordene Mathematik.
Ich denke, ich habe alles gefühlt, was man als zutiefst vom Glauben durchdrungener, gläubiger Mensch fühlen kann. Ich habe meinen Glauben auch nie tragisch verloren.

Jesus hat mich niemals enttäuscht, ich hatte keine schweren Schicksalsschläge zu überwinden, die mich vom Glauben hätten abbringen können und auch das Studium hat mich nicht vom Glauben abgebracht. Historisch-kritische Methodik habe ich aufgesogen wie ein Schwamm: ich fand sie wunderbar und es war nie so, dass ich meinen persönlichen Glauben nicht hätte mit dem scharfen Messer der Textanalyse und wissenschaftlichen Exegese unter einen Hut bringen können. Biblizismus, Fundamentalismus und Kreationsimus hatte ich allerdings mit bereits 14 Jahren als kompletten Blödsinn verworfen. Ich war nie dumm genug, dem zu folgen.

Ich habe immer schon Philosophie und Logik und auch die Naturwissenschaften studiert. Durch meinen Vater eigentlich schon als Kind. Evolutionstheorie und Kosmogonie des so genannten Big Bang (der eigentlich ein Symmetriebruch ohne Knall ist) waren nie ein Problem für mich, was allerdings dazu führte, dass ich einen - teilweise eher unkonventionellen - Glauben hatte und mich immer schon mit allzu naiven gläubigen Freunden gestritten habe.

Eines Tages in einer Vorlesung in Systematik an der Eberhard Karls Universität Tübingen, in der der Professor allzu blumigen Unsinn über die SEELE von sich gab, ging ich nach der Vorlesung zu ihm, sagte ihm, dass alles was er gerade gelehrt hätte unhaltbarer Schwachsinn sei und habe die evangelisch-theologische Fakultät nie wieder betreten. Eine Woche später war ich bei den Philosophen eingeschrieben. Und dorthin hatte ich immer schon gehört ...

Ich habe meinen Glauben nicht etwa verloren. Ich habe meinen Glauben überwunden (aber ich wertschätze meine Erfahrungen, die ich in der Zeit meines Glaubens mit so lieben Menschen machen durfte bis heute sehr und danke ihnen!!!).
Ich hatte aber auch wunderbare philosophische Lehrer und habe sie noch immer. Es ist nicht leicht, zu verstehen, was Philosophie letztlich bedeutet. Ihre Texte beschreiben das Komplizierteste, das zu verstehen der Geist sich aufmachen kann. Auch in der Philosophie gibt es viele mittelmäßige Kleingeister, die man links liegen lassen muss. Wenn man aber irgendwann begreift, was Philosophie eigentlich ist und für die eigene Erkenntnis bedeutet, dann führt sie einen an die Grenzen des Denkbaren - und darüber hinaus.

closs
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#272 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von closs » Mo 21. Okt 2019, 20:33

Thaddaeus hat geschrieben:
Mo 21. Okt 2019, 19:48
und darüber hinaus.
Was Du schreibst, glaube ich Dir alles. Es war aus Nebensätzen immer erkennbar, dass Spirituelles in der steckt. - Wollen wir mal weiterverfolgen, wie Du das mit Deinen Ergebnissen zu Deinem Thema hier vereinbarst.
 

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Thaddaeus
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#273 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Thaddaeus » Mo 21. Okt 2019, 21:09

closs hat geschrieben:
Mo 21. Okt 2019, 20:33
Wollen wir mal weiterverfolgen, wie Du das mit Deinen Ergebnissen zu Deinem Thema hier vereinbarst.
Du hast leider überhaupt nicht verstanden, was ich geschrieben habe. Das ist dummerweise ein Leiden von dir. Vielleicht ein Altersleiden?!?


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#274 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von closs » Mo 21. Okt 2019, 21:46

Thaddaeus hat geschrieben:
Mo 21. Okt 2019, 21:09
Du hast leider überhaupt nicht verstanden, was ich geschrieben habe. Das ist dummerweise ein Leiden von dir. Vielleicht ein Altersleiden?!?
Das bisher von Dir Geschriebene ist wirklich gut und selbstverständlich habe ich es verstanden. - Wenn es bei dem bleibt, ist es ein Musterbeispiel für gute HKM, weil hier nicht über deren Grenzen hinaus interpretiert wurde (oder habe ich doch was übersehen?).

Du solltest schon meine Aussagen verstehen, bevor Du rotzlöffelig wirst.
 

SilverBullet
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#275 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von SilverBullet » Mo 21. Okt 2019, 21:52

“closs“ hat geschrieben:An „Thaddaeus“
Du solltest schon meine Aussagen verstehen, bevor Du rotzlöffelig wirst.
Hübsch, wenn die „Spirituellen“ in Rage kommen, werden sie total materiell oder gibt es „rotzlöffelig“ auch dort wo nur die Luft regiert? :-)

Helmuth
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#276 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Helmuth » Mo 21. Okt 2019, 22:04

closs hat geschrieben:
Mo 21. Okt 2019, 21:46
Wenn es bei dem bleibt, ist es ein Musterbeispiel für gute HKM, weil hier nicht über deren Grenzen hinaus interpretiert wurde (oder habe ich doch was übersehen?).
Ja, hast du. So was wie eine Grenze erkenne ich gar nicht. Man liegt ohnehin daneben. Wenn die HKM den Text und die Person Jesu per se nicht weiter Ernst nimmt und eine wesentliche Aussagen durch Prämissen uminterpretiert - es gibt keine Dämonen - ist sie gegenstandslos und damit geistlich wertlos.

Was hat Jesus ausgetrieben? Wovon wurde jemand geheilt? Warum starben 2000 Schweine? Was hat der Text ohne das Wirken der Dämonen und der Kraft Gottes durch Jesus dann noch für einen Sinn?

Dann kann ich ebenso die Gebrüder Grinm für wahr erklären. Sie predigen auch moralische Dinge. Historizität und Realität wird für belanglos gesetzt. Man muss nur die entsprechende Prämisse setzen - Rotkäppchen hat es gegeben - und schon ist der Text „heilig“. Wer beweist das Gegenteil?

Über die Werkstatt der Irrenden hätte Jesus vielleicht in Analogie dazu gesagt:
Markus‬ ‭12:24‬ hat geschrieben: Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Irrt ihr nicht darum, weil ihr weder die Schriften kennt noch die Kraft Gottes?‭‭
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

closs
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#277 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von closs » Mo 21. Okt 2019, 22:28

SilverBullet hat geschrieben:
Mo 21. Okt 2019, 21:52
Hübsch, wenn die „Spirituellen“ in Rage kommen
Gemessen an dem Benehmen hier im Forum bin ich nun wirklich ein Lamm - das wird mir sogar gelegentlich vorgeworfen - echt. :lol:
Helmuth hat geschrieben:
Mo 21. Okt 2019, 22:04
Wenn die HKM den Text und die Person Jesu per se nicht weiter Ernst nimmt und eine wesentliche Aussagen durch Prämissen uminterpretiert - es gibt keine Dämonen - ist sie gegenstandslos und damit geistlich wertlos.
Das hätte ich in der Tat übersehen. - Mein Eindruck ist, dass dort diesbezüglich gar nicht wertend eingegriffen wird, sondern leidenschaftslos sachlich logisch dargestellt wird. Entscheidend für MICH ist, dass daraus keine Schlussfolgerungen in spirituelle Bereiche hinein gefällt werden. - Wenn also dort stünde "Und deshalb ist dieses Gleichnis Quatsch" o.ä., würde ich protestieren. - Aber man bleibt UNTER dieser Schwelle - was ich gut finde.

 

Helmuth
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#278 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Helmuth » Mo 21. Okt 2019, 23:10

closs hat geschrieben:
Mo 21. Okt 2019, 22:28
Mein Eindruck ist, dass dort diesbezüglich gar nicht wertend eingegriffen wird, sondern leidenschaftslos sachlich logisch dargestellt wird.
Was soll daran logisch sein, an den Wesenskern gar nicht zu glauben? Das macht Jesus zu einem abergläubischen Hokus Pokus Larifari. Und dann kommen die Obergescheiten der Moderne und erklären andere, die Jesus beim Wort nehmen, für Deppen, weil sie an so wie antike Märchen glauben.

An der Unvollkommenheit vom Mk oder Lk nicht auf jeden Beistrich korrekt geachtet zu haben, wiewohl es „logischerweise“ auch nur eine historischen Wahheit gibt, scheitert aber nur das ungläubige HKM-Menschenkind. Der Wahrheit kann es nichts anhaben. Daher ist die geistliche Beurteilung auch die wesentliche, als sie durch den HG erfolgt und nicht mit logischen Verstand allein.

closs hat geschrieben:
Mo 21. Okt 2019, 22:28
Entscheidend für MICH ist, dass daraus keine Schlussfolgerungen in spirituelle Bereiche hinein gefällt werden.
Dann erkennst du das halt nicht. Nennt sich geistlich träge. Blind wäre zu hart, aber in die Richtung geht’s.

closs hat geschrieben:
Mo 21. Okt 2019, 22:28
Wenn also dort stünde "Und deshalb ist dieses Gleichnis Quatsch" o.ä., würde ich protestieren. - Aber man bleibt UNTER dieser Schwelle - was ich gut finde. 
Darin besteht ja die religiöse Heuchelei. Ein direktes Leugnen oder Widersprechen der Tat wagt man nicht, weil es ja um „Jesus“ geht. Bloß, um welchen? An den Larifari Jesus, an den man aber nur „aufgeklärt“ glaubt oder an den echten, an den man aber nicht glaubt, weil man dann ja als „dumm“ vor den Aufgeklärten dasteht?

In Wahrheit glaubt man daran tatsächlich nicht. Der TE hat sich da dummerweise klar geoutet. Und es geht hier um Glauben an die Kraft Gottes, mit jeder Krankheit und Besessenheit fertig zu werden, werter Closs, nicht um „Logik“.

Daran ist auch gar nichts wirklich „logisch“, weil es unseren Verstehenshorizont ohnehin übersteigt, darum schockierte es auch die Bevölkerung. Keiner sagte, na klar, der Sohn Gottes war mal wieder unterwegs, „logisch“, macht er ja ständig. Sie fürchteten sich vielmehr. Wer aber glaubt, denn um das ging es ihm, der kann es an sich selbst erleben. Diese Nebenthemen mit Gadara, Gergesa verbeln das Wesentliche.

Was meinst du hat es in dem Ex-Besessenen bewirkt? Nicht nur Friede und Freude, er wurde darüber hinaus auch noch zu einem der ersten Evangelisten. Hätten wir bloß mehr davon.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
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closs
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#279 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von closs » Mo 21. Okt 2019, 23:23

Helmuth hat geschrieben:
Mo 21. Okt 2019, 23:10
Was meinst du hat es in dem Ex-Besessenen bewirkt? Nicht nur Friede und Freude, er wurde darüber hinaus auch noch zu einem der ersten Evangelisten.
Das spielt auf der Ebene "Historisch-kritische Exegese" keine Rolle - das ist eine "technische" Disziplin. - Das ist wie ein Formel-I-Mechaniker, der nicht darüber befindet, wer das Auto steuert und auf welchen Strecken es fährt.
 

Helmuth
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#280 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Helmuth » Mo 21. Okt 2019, 23:36

closs hat geschrieben:
Mo 21. Okt 2019, 23:23
Das spielt auf der Ebene "Historisch-kritische Exegese" keine Rolle - das ist eine "technische" Disziplin. - Das ist wie ein Formel-I-Mechaniker, der nicht darüber befindet, wer das Auto steuert und auf welchen Strecken es fährt.
Aber für dich und mich sollte es eine Rolle spielen. Denn wir stellen nicht Wagenheber her sondern bilden Autofahrer aus. Und man versucht uns weiszumachen, man kann kein Auto fahren, wenn der Wagenheber nicht von BMW stammt.

Jesu Botschaft dient anderen Zwecken als nur die HKM oder Theologie zu befriedigen.
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