Aus der Werkstatt des Theologen

Themen des Neuen Testaments
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Magdalena61
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#141 Re: Aus der Werkstatt des Theologen - Fortsetzung der Exegese

Beitrag von Magdalena61 » Di 15. Okt 2019, 02:18

abc hat geschrieben:
Fr 11. Okt 2019, 14:46
Was passieren kann, wenn Trittbrettfahrer auf einen rollenden Zug aufspringen ...

Magdalena61 hat geschrieben:
Fr 11. Okt 2019, 04:14
Lukas und Markus schreiben: Gadara.
Falsch! Beide sprachen von Gerasa (Gerasenern)!
Magdalena61 hat geschrieben:
Fr 11. Okt 2019, 04:14
Matthäus spricht von Gergesa, dieses würde die Voraussetzungen (...)
Falsch! Matthäus sprach von Gardara!

Derjenige, der hier erstmalig von Gergesa sprach, war der mitdenkende Jünger abc ;)
Falsch!
Lukas und Markus schreiben: Gadara.
Matthäus spricht von Gergesa.

Zu früh gefreut.

Genau gesagt steht da "Gadarener" und "Gergesener".

Lies mal. Die entsprechenden Verse. Schlachter 2000. Als ich meine Posts erstellte, arbeitete ich mit dieser Übersetzung.
Und dann könntest du dir eventuell abringen: Sorry, das war mir nicht geläufig.
:wave:
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Magdalena61
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#142 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Magdalena61 » Di 15. Okt 2019, 02:33

Helmuth hat geschrieben:
Fr 11. Okt 2019, 08:17
Magdalena61 hat geschrieben:
Fr 11. Okt 2019, 04:19
Na ja, aber Matthäus schreibt ja nun einmal von zwei Besessenen. Und es scheint sich in allen drei Evangelien um dieselbe Begebenheit zu handeln. Wie würdest DU denn dieses Problem lösen?
Ein weiteres Indiz Lukas und Markus mehr zu vertrauen als Matthäus. Im Mt-Ev gibt es nicht nur diese eine Abweichung, sie häufen sich schon so, sodass das ganze Evangelium für mich immer strittiger wird. Ich könnte bereits eine längere Liste erstellen.
Bist du jetzt auch unter die Kritiker gegangen?
Matthäus steht deshalb als erstes Evangelium im NT, weil es gute Gründe dafür gibt, anzunehmen, es ist das Älteste und Matthäus war Augenzeuge.

Es ist mir bekannt, dass die HKM das anders sieht, auch dafür gibt es Gründe, sonst müsste sie nämlich ihre Kriterien hinterfragen. HKM- Jünger arbeiten halt gerne mit Vermutungen, welche sie bei ihren Kritikern allerdings verurteilen. Bezüglich der Entstehung der Evangelien wurden Theorien aufgestellt, auf denen aufgebaut wird, ohne diese Theorien hinreichend belegen zu können.

Gegner der HKM ziehen eben andere (außerbiblische) Quellen zu Rate oder werten Informationen anders, und deshalb kommen sie auch zu anderen Ergebnissen.

Bezogen auf den Thread hier: Wenn Matthäus von zwei Besessenen schreibt, und Markus und Lukas reduzieren auf einen Besessenen, dann ist das halt so, aber so lange wir die Gründe nicht kennen, die dafür ursächlich sind, sollten wir uns mit abschätzigen Wertungen zurückhalten.
Ich hatte eine Möglichkeit aufgezeigt, wie man die Unterschiede "harmonisieren" kann- einer der Besessenen kam Jesus "aus der Stadt" entgegen, und zwar einer, der sich " in keinem Haus aufhielt, sondern in den Gräbern" (Lukas), und der andere kam "aus den Gräbern" (Markus).
Matthäus schreibt, die zwei Besessenen "kamen aus den Gräbern heraus".
Übersetzung: Schlachter 2000.
Dann lasse ich das jetzt mal so stehen.
Magdalena61 hat geschrieben:
Fr 11. Okt 2019, 04:19
Ich würde ja sagen, weil ich nun einmal gerne harmonisiere: Es stimmt beides, das trug sich halt hintereinander zu und lese also in Lukas hinein, was nicht drin steht und bei Matthäus ebenso.
Jeder darf glauben was er will. Der Glaube dieser Art ist aber nicht Wahrheit.
Wie bitte?
Du stellst das Zeugnis der Evangelisten in Frage?
Falls nein: Dann darf kein Detail unter den Tisch fallen, nur, weil es uns Schwierigkeiten macht, es einzuordnen, oder, weil es bei den anderen Evangelisten nicht vorkommt
Denn jedes Detail ist ein Teil des Ganzen.
Wirkliches Wissen ist aber eine Sache der Offenbarung.
2. Tim. 3,14
LG
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#143 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Magdalena61 » Di 15. Okt 2019, 03:30

Thaddaeus hat geschrieben:
Fr 11. Okt 2019, 14:18
Das ergibt keinerlei Sinn. Denn das stärkste Argument gegen eine weit entfernte Schweineherde ist folgendes:
Wenn die Hirten am See Genezareth ihre 2000 Schweine weiden und die sich plötzlich selbst ersäufen, indem sie sich von einem Steilufer stürzen: wohin laufen dann die Hirten, um davon zu berichten? Ins 60 km entfernte Gerasa? Ins immer noch mindestens 15 km (Luftlinie, 21 km über Straße) entfernte Gadara? Und nach Gergesa ganz sicher nicht, weil dieser Ort bei keinem der Synoptiker erwähnt wird, sondern eben Gerasa (Mk.+ Lk.) und Gadara (Mt.).
Lies mein Post einfach nochmal. Vielleicht verstehst du dann, was ich sagen wollte. Ich meine, es einigermaßen sorgfältig beschrieben zu haben. Und die Anzahl der Kilometer in meiner Version der Erklärung wäre für trainierte Hirten ohne Weiteres zu bewältigen gewesen.

Du dagegen stellst hier Behauptungen auf, die völlig abgehoben sind, z.B.: Es seien 2000 Dämonen gewesen. Das steht da nicht. Da steht: 2000 Schweine. Aber nicht: 2000 Dämonen. Helmuth sieht es richtig. ...dann behauptest du: Matthäus "verdoppelt" (eigenmächtig), weil er Jesus mächtiger erscheinen lassen will... damit sprichst du dem Evangelisten die Wahrhaftigkeit ab.
Aber Erklärungsversuche, die dir nicht genehm sind, verurteilst du als "unsinnig", "konstruierend", "hinbiegend" ... "kein Interesse an der Wahrheit"... warum meinst du eigentlich, es besser zu wissen als Christen, die Jahrzehnte lang im Glauben stehen und urteilst so verächtlich über deren Erkenntnis und damit über den Weg, den GOTT mit ihnen gegangen ist?
Im Gegensatz zu einigen Lobhudlern hier bin ich weniger amused.

Thaddaeus hat geschrieben:
Fr 11. Okt 2019, 14:18
Du liest mittlerweile völlig schamlos in den Text, was du willst.
Mk. und Lk. sprechen explizit von GERASA (Γερασηνῶν / Gerasänon) nach Novum Testamentum Graece, der einzigen maßgeblichen, griechischen Textrekonstruktion! Bei Mt. steht Γαδαρηνῶν / Gadarönon), also GADARA. Nirgendwo steht irgendetwas von Gergesa, bei KEINEM der Synoptiker. Nur, weil das irgendwem gut in den Kram passt, steht das eben noch lange nicht im Text.
Auch dir sei gesagt: Ich habe die Schlachter 2000 verwendet. Dass andere deutschen Ausgaben- nicht alle- an derselben Stelle einen anderen Ortsnamen angeben, habe ich vorhin erst bemerkt, als ich die Posts hier las und das austestete. Die King James folgt übrigens auch nicht deinem Dingsda..."der einzigen maßgeblichen, griechischen Textrekonstruktion".

Das war mir davor nicht aufgefallen.
Dir aber offenbar auch nicht, sonst wäre es ja wohl unerhört gewesen, mich so anzupflaumen.
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#144 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Magdalena61 » Di 15. Okt 2019, 03:52

Thaddaeus hat geschrieben:
Fr 11. Okt 2019, 14:18
Magdalena61 hat geschrieben:
Fr 11. Okt 2019, 04:14
Und wie passt das dann zu:
Mt. 8,30 (SLT): Es war aber fern von ihnen eine große Herde Schweine auf der Weide.
?
Das passt nach wie vor ausgezeichnet, da "fern von Ihnen" nicht "außer Sichtweite" bedeutet. Im Gegenteil bedeutet es: "in Sichtweite, aber eben fern von ihnen", weil die ganze Szene sonst auch gar nicht funktioniert.
"Dort am Berg" bedeutet in Sichtweite, sonst hieße es nicht "dort" (wo man hinzeigen kann!). Lk. behält die markinische Beschreibung in seiner Redaktion des Textes bei, Mt. verändert sie zu "fern von ihnen", was aber eben immer noch nicht "außer Sichtweite" bedeutet.
Danke, aber jetzt reicht's.

"Fern" ist nicht "fern", sondern gerade mal so nahe, dass die Hirten noch gut erkennen und hören konnten, was mit den Besessenen abging und nach dieser Regel ist Mt. 15, 8-9 natürlich nicht wirklich eine Bedrohung und meint ganz bestimmt nicht den Verlust des Heils:
Mt. 15,8 (SLT):Dieses Volk naht sich zu mir mit seinem Mund und ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir.
Vergeblich aber verehren sie mich, weil sie Lehren vortragen, die Menschengebote sind
Und wie weit müsste man bei deiner exklusiven Definition von "fern" vom Bösen eigentlich wegbleiben? Darf man es "von fern" anschauen? So ein bißchen bei der Nachbarin ins Schlafzimmerfenster gucken, wenn man weit genug weg ist zum Beispiel? :mrgreen:
1. Thess. 5,22 (SLT): Haltet euch fern von dem Bösen in jeglicher Gestalt!
...
Mir scheint, mit "fern" ist vielleicht doch richtig "fern" gemeint. Damit stelle ich deine Definition nicht nur in Frage, sondern lehne sie ab.
Und den gesamten Rest deiner Belehrungen genauso. Von mir aus glaubt, was ihr wollt. Und polemisiert weiter gegen alle, die glauben: Die Bibel ist "Urkunde der Offenbarung Gottes" (Ulrich Parzany).
Ich ziehe es vor, in der Lehre der Apostel zu bleiben. Weil ich glaube, Gott hat diese bis heute erhalten und bewahrt. Sie hat vielleicht einige Macken, aber das alte Schiff fährt noch auf Kurs und bringt die Passagiere zuverlässig zum Ziel.


Übrigens gibt es noch eine weitere Episode, hinter der man eine Anspielung auf das Wappentier der zehnten römischen Legion vermuten könnte:
Mt. 7,6 (SLT): Gebt das Heilige nicht den Hunden und werft eure Perlen nicht vor die Säue, damit diese sie nicht mit ihren Füßen zertreten und [jene] sich nicht umwenden und euch zerreißen.
:wave:
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Helmuth
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#145 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Helmuth » Di 15. Okt 2019, 09:13

Magdalena61 hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 02:33
Bist du jetzt auch unter die Kritiker gegangen?
Ich war immer schon ein Kritiker. Ich habe das genaue Hinterfragen beim Eintritt in das Reich Gottes nicht an der Garderobe abgeben müssen, sodass ich nun nackt und kritiklos herumlaufe. Andere sehen das möglicheweise als Bedingung für ihren Wandel in Christus an. Mir gibt das Zeugnis des Heiligen Geistes dabei aber Recht, als er das Gegenteil fordert: "Prüft alles, das Gute behaltet"

Magdalena61 hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 02:33
Matthäus steht deshalb als erstes Evangelium im NT, weil es gute Gründe dafür gibt, anzunehmen, es ist das Älteste und Matthäus war Augenzeuge.
Dann nenne die "guten" Gründe. Behauptungen, die man nicht belegen kann sind nicht diskussionswürdig. Die Gründe können ebenso böse sein, dann habe ich sie gem. Anordung des Heiligen Geistes zu meiden.

Magdalena61 hat geschrieben:
Fr 11. Okt 2019, 04:19
Ich würde ja sagen, weil ich nun einmal gerne harmonisiere: Es stimmt beides, das trug sich halt hintereinander zu und lese also in Lukas hinein, was nicht drin steht und bei Matthäus ebenso.
Man kann versuchen zu harmonisieren und insoferne die Faktenlage nicht durcheinandergerät gelingt das auch. In diesem Fall würde ich es unerheblich finden, ob ein oder zwei Bessenene anwesend waren, denn der Fokus liegt auf den mehreren 1000 Dämonen, die ausgetrieben wurden. Um exakt dieses Ereignis geht es.

Ebenso ist für mich die Frage belanglos, ob der Name Gadara oder Gerasa korrekt war. Fakt ist, dass der Ort am Ufer des Sees gegenüber Kapernaum stattfand in dem besagten Gebiet. Jetzt kann man darüber herumspekulieren, z.B. kann es eine damals übliche politische Bezeichung für das Gebiet sein, die der eine so und der andere so benennt. Hier erweist sich für mich Lk als zuverlässige Quelle wie er schreibt:
LUkas 8,26 hat geschrieben: Und sie fuhren in das Gebiet der Gadarener, das Galiläa gegenüberliegt.
Lukas stellt zwei Bezirke gegenüber, Galilä und Gadara, welche der See trennt. Galiläa ist keine Stadt sondern ein Gebiet. Gadara erwähnt er ebenso nicht als Stadt sondern als Gebiet, was übrigens alle so tun. Die Ortsbeschreibung ist damit hinreichend genau, wie es der Kenntnis Lukas gemäß den Recherchen der Zeugenbefragung entsprach. Der Rest ist ein Streiten um des Kaisers Bart.

An solchen Details erkennt man, dass menschliche Überlieferung ihre normalen Schwächen hat. Es gibt aber Ungereimtheiten, die sich nicht harmionisieren lassen wenn sich Fakten derart widersprechen, dass sie einander ausschließen. Dann muss ich keinesfalls beides glauben und für richtig halten.

Man kann sagen, wir wissen es nicht mit 100% Bestimmtheit oder man hält eine Darstellung zuverlässiger als eine andere. Im Falle von Irrelevanz lässt man es schlicht als menschliche Unvollkommenheit stehen. Falsch ist der theologische Versuch alles für wahr und irrtumslos zu erklären. Damit beginnt für mich religiöse Dummheit, und dagegen stelle ich mich entschieden.

Nun ist Mt in mehreren Belangen nachweisbar unzuverlässig, was ihn damit von Mk und Lk unterscheidet. Man kann nun Steine aufheben und mit meiner Steinigung beginnen. Genau so behandelte man Jesus, als er Dinge sagte, die das religiöse Gefühl seiner Mitmenschen verletzte. Die Wahrheit ist dennoch unverrückbar. An einem Gericht wird auch nie vollständig alles ermittelt werden können, aber mithilfe des Heligen Geistes wird das Wesentliche ans Licht gebracht. Das ist der Sinn und Zweck solcher Prozesse.

Der Rest soll sogar, so meine bescheidene Auffassung, belanglos stehenbleiben können, damit sich niemand überhebt um im Besitz aller Wahrheit stehen zu können. Ich finde es seltsam mit welcher Vehemenz manche Leute Dinge verteidigen, über die doch niemand völlige Klarheit haben kann. Eine bornierte Denkweise scheidet aber zumeist wegen Unsachlichkeit in ihrer Argumentation aus.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
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abc
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#146 Re: Aus der Werkstatt des Theologen - Fortsetzung der Exegese

Beitrag von abc » Di 15. Okt 2019, 09:26

abc hat geschrieben:
Fr 11. Okt 2019, 14:46
Was passieren kann, wenn Trittbrettfahrer auf einen rollenden Zug aufspringen ...
Zunächst schicken sie Schweine über eine Eselsbrücke ... - nicht selten überführen sich auch selbst: In diesem Fall geht es gleich zum ...
Magdalena61 hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 02:18
Schlachter 2000.
Was bedeutet das? nicht für die Schweinchen

Thaddaeus hat geschrieben:
So 29. Sep 2019, 19:35
Der von mir verwendete Quelltext ist der Text der Patmos Synopse (Schierse, Patmos Synopse, 16. Aufl., Düsseldorf: 1983), der versucht den griechischen Text möglichst getreu im Deutschen wiederzugeben (...) auf der Grundlage des NOVUM TESTAMENTUM GRAECE (von Nestle Aland).
Nicht der Schlachter bildet hier die Grundlage, sondern die Nestle Aland Sammlung ... und die besagt:

Bei Markus und Lukas heißt es ...
(1) "Καὶ ἦλθον εἰς τὸ πέραν τῆς θαλάσσης εἰς τὴν χώραν τῶν Γερασηνῶν." (Markus 5:1)
(2) "Καὶ κατέπλευσαν εἰς τὴν χώραν τῶν Γερασηνῶν, ἥτις ἐστὶν ἀντιπέρα τῆς Γαλιλαίας."(Lukas 8:26)
Man achte auf das Wort "Γερασηνῶν" (Gerasänon) - es verweist jeweilis auf das Land der Gerasener!

Bei Matthäus steht ...
"Καὶ ἐλθόντος αὐτοῦ εἰς τὸ πέραν εἰς τὴν χώραν τῶν Γαδαρηνῶν ὑπήντησαν αὐτῷ δύο δαιμονιζόμενοι ἐκ τῶν μνημείων ἐξερχόμενοι, χαλεποὶ λίαν, ὥστε μὴ ἰσχύειν τινὰ παρελθεῖν διὰ τῆς ὁδοῦ ἐκείνης." (Markus 8:28)
Man achte auf das Wort "Γαδαρηνῶν" (Gadaränon) - es verweist auf das Land der Gadarener!

Selbstverständlich ist der Gläubige irritiert, wenn er widersprüchliche Erzählungen in der Bibel findet. Wie lassen sich solche Differenzen erklären? Das ist Thema dieses Threads, der eine Herangehensweise (HK Methodik) in der Praxis - aus Sicht des TE - darstellt, wie nämlich diese oder jene Ungereimtheiten zu erklären wären, auf Grundlage der "Nestle Aland" Sammlung.

Magdalena61 hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 02:18
Als ich meine Posts erstellte, arbeitete ich mit dieser Übersetzung.
Warum hast du das nicht gleich an Ort und Stelle kenntlich gemacht, wie man es zu tun pflegt, wenn die Übersetzung eine starke Differenz aufzeigt? :roll: Denn die Schlachter Übersetzung orientiert sich vorwiegend am "Textus Receptus" und nicht an der "Nestle Aland" Sammlung. Das ist wichtig zu wissen.

Fortsetzung folgt!

Helmuth
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#147 Re: Aus der Werkstatt des Theologen - Fortsetzung der Exegese

Beitrag von Helmuth » Di 15. Okt 2019, 10:06

abc hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 09:26
Bei Markus und Lukas heißt es ...
(1) "Καὶ ἦλθον εἰς τὸ πέραν τῆς θαλάσσης εἰς τὴν χώραν τῶν Γερασηνῶν." (Markus 5:1)
(2) "Καὶ κατέπλευσαν εἰς τὴν χώραν τῶν Γερασηνῶν, ἥτις ἐστὶν ἀντιπέρα τῆς Γαλιλαίας."(Lukas 8:26)
Man achte auf das Wort "Γερασηνῶν" (Gerasänon) - es verweist jeweilis auf das Land der Gerasener!

Bei Matthäus steht ...
"Καὶ ἐλθόντος αὐτοῦ εἰς τὸ πέραν εἰς τὴν χώραν τῶν Γαδαρηνῶν ὑπήντησαν αὐτῷ δύο δαιμονιζόμενοι ἐκ τῶν μνημείων ἐξερχόμενοι, χαλεποὶ λίαν, ὥστε μὴ ἰσχύειν τινὰ παρελθεῖν διὰ τῆς ὁδοῦ ἐκείνης." (Markus 8:28)
Man achte auf das Wort "Γαδαρηνῶν" (Gadaränon) - es verweist auf das Land der Gadarener!
Sehr interessant, dass die Schlachter ÜS die Namen umgekehrt zugeordnet hat. Jetzt wo du es auf den Punkt bringst fällt es auch mir erst so richtig auf. Dort finden wird be Mt die "Gerasener" und bei Mk und Lk die "Gadarener".

Es zeigt wieder unsere menschliche Fehleranfälligkeit. Hier liegen einander sich ausschließende Fakten vor. Gerasener kann nicht gleichzeitig Gadarener bedeutet, wenn man nachweisen kann, dass es nachweislich unterschiedliche geprgraphische Orte (städte) sind. D.h. beide Darstellungen können unmöglich gleichzeitig richtig sein. Das Gebiet bleibt aber weiter dasslebe, welches den See miteinschließt. An dem Fakt hat sich dadurch nichts geändert.

Was durch den Vertausch ebenso erhalten blieb ist, dass Mt weiterhin von Mk und Lk abweicht und Mk und Lk weiterhin übereinstimmen. Man hat irgenwie falsch abgeschrieben. Nun soviel zur "Irrtumslosigkeit" aller Schrift. 8-)
Zuletzt geändert von Helmuth am Di 15. Okt 2019, 10:18, insgesamt 1-mal geändert.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
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#148 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Münek » Di 15. Okt 2019, 10:06

Magdalena61 hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 03:52
Ich ziehe es vor, in der Lehre der Apostel zu bleiben. Weil ich glaube, Gott hat diese bis heute erhalten und bewahrt. Sie hat vielleicht einige Macken, aber das alte Schiff fährt noch auf Kurs und bringt die Passagiere zuverlässig zum Ziel.
Ahoi, Kameraden. :beerchug:

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#149 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von abc » Di 15. Okt 2019, 10:08

Helmuth hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 09:13
Magdalena61 hat geschrieben:
Di 15. Okt 2019, 02:33
Bist du jetzt auch unter die Kritiker gegangen?
"Prüft alles, das Gute behaltet"

Es gibt aber Ungereimtheiten, die sich nicht harmonisieren lassen, wenn sich Fakten derart widersprechen, dass sie einander ausschließen. (...) Man kann sagen, wir wissen es nicht mit 100% Bestimmtheit.

Falsch ist der theologische Versuch alles für wahr und irrtumslos zu erklären. Damit beginnt für mich religiöse Dummheit, und dagegen stelle ich mich entschieden.

Das ist auch richtig so! Ein weiser Mann oder Eremit hilft gerne aus, hält sich aber nicht an Schweinchen fest, die ins Meer rennen. Problematisch wird es wohl für einen Ehemann, dessen Frau auf die fixe Idee käme, sich von Bremen nach Helgoland zu teleportieren ...

SilverBullet
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#150 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von SilverBullet » Di 15. Okt 2019, 10:26

Ich denke so langsam kristallisiert sich heraus, wie es um die Wissenschaftlichkeit der Theologie bestellt ist.

Aktuelles Beispiel:
Zitat-Magdalena61 (von oben): Danke, aber jetzt reicht's.

Bei der Theologie versuchen Glaubensrichtungen eine Art „vernunftbasiertes Angebot“ bereitzustellen.

Auf den ersten Blick erscheinen einem die theologischen Aussagen auch irgendwie plausibel zu sein.

Auf den zweiten Blick jedoch entdeckt man gewisse Abstufungen, sozusagen unterschiedliche Aussagequalitäten.

Zuerst werden die Textpassagen „sortiert“ und eine Versionshierarchie erstellt, die mit Begründungsideen untermauert wird. (-> „Ja-Könnte-Sein“-Qualität)

Danach folgt eine Deutung à la „warum hat sich der Text auf diese Art entwickelt, was sollte ausgedrückt werden“. (-> „Augen-Zusammen-Press“-Qualität)

Zuletzt wird die Ideenlage auf die gewünschte „Realität“ der Glaubensrichtung zusammengezogen à la „Jesus hat dies und jenes gemacht“ (-> „Aua“-Qualität)

Als Resultat hat man ein eigenartiges Gemisch aus Geistern, Engeln, Dämonen, magischen Vorgängen, garniert mit vernünftig klingenden Aussagen, und einer „So war es“-Suggestion.
(wenn man genau hinschaut ist dies in religiösen Kreisen keine wirkliche Neuerung)

In der Folge des Gemisches findet man Theologen, die „ihren Schwerpunkt“ unterschiedlich einnehmen. Darunter findet man auch „Exorzismus-Experten“ (aktive!).
Es gibt sogar Theologen (wenige), die versuchen den vernünftigen Umgang mit dem Text relativ lange beizubehalten und vertreten, dass es unklar ist, ob überhaupt „ein Jesus irgendetwas gemacht hat“.
(man darf sich aber keine Illusionen machen: jeder Theologe dreht am Ende in Richtung seines Glaubens ab – ansonsten „wird er geflogen“)

Dieses Spektrum, das ja lediglich das ganz normale „Glaubensspektrum“ ist, zeigt die Abwesenheit von Wissenschaftlichkeit auf.

Die einzige wissenschaftliche Aussage lautet:
„ein (antiker) Fan-Text ist als Basis, die im Text aufgestellten Behauptungen mit Realität zu verbinden, vollständig ungeeignet“

Mit dieser wissenschaftlichen Aussage, die sich aus einer Analyse der sich immer wieder (also nachvollziehbar!) herauskristallisierenden religiösen Gesamtsituation aufstellen lässt, hätten die Religionen ein gigantisches Problem.

Dieses Problem wird „versteckt“ durch das „Theologietheater“, denn hier versuchen die einzelnen Religionsrichtungen den „Einsatz von Vernunft“ vorwegzunehmen, so dass nicht so viele (Alt- und Neu-) Kunden auf die Idee kommen „das sind doch vollständig verrückte Geschichten“.

Wer will, kann ohne Probleme innerhalb des „Vernunftangebotes“ der Theologie gewisse Inkonsistenzen entdecken:

Zitat-Thaddaeus (von Seite 1): Tatsächlich ist es kein banales Unterfangen historisch-kritische Exegesen vorzustellen, denn jede historisch-kritische Untersuchung im NT beginnt mit einer Untersuchung des rekonsttruierten, griechischen (Ur-)Textes (= TEXTKRITIK) auf der Grundlage des NOVUM TESTAMENTUM GRAECE (von Nestle Aland). Der Text des Novum Testamentum Graece ist deshalb nur rekonstruiert, weil alle Urtexte des Alten und Neuen Testamentes verloren gegangen sind.

Das JOHANNES-Ev. nimmt eine Sonderrolle ein, denn in ihm findet sich bereits eine ausgeprägte johanneische Theologie vor, die von griechisch-gnostischer (und also neuplatonischer) Philosophie beeinflusst scheint. Das bedeutet, es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit erst später entstanden: (ab vermutlich 100 n.Chr.).
Wegen der deutlich erkennbaren, ausgeprägten Theologie des Jh.-Ev.'s, kann es nicht herangezogen werden, wenn man sich dem HISTORISCHEN JESUS nähern will, wenn man also herausfinden will, wie die historische Biographie Jesu verlief, was er ursprünglich tatsächlich gelehrt hat und was historisch wirklich geschehen ist.


Man hat also eine Fan-Literatur, die eigentlich, wenn man es genau nimmt, gar nicht so richtig vorliegt, und zaubert daraus „den historischen Jesus“ (wieder einmal „die Wahrheit“)

Man kann eigentlich nur noch fragen:
„Was war Zeus von Beruf?“
„Welche Schmiedearbeiten hat Thor durchgeführt?“
„Wo und wann hat Odin gelebt, welche politische Einstellung hatte er?“
Und zu den Riesen von damals muss man unbedingt zu Erklärungen rund um Bakterien/Viren greifen, die bei der Zeugung eine Erbgutveränderung bewirkten, so dass es zu einer Steigerung der Körpergrösse gekommen ist – „ja was denn sonst, alles andere wäre doch unwissenschaftlich!“

Ich habe nicht nachgesehen, aber in den „gelben Seiten“ müsste sich doch eigentlich zu „Der historische Robin-Hood“ eine theologische Einrichtung finden lassen.

Der neue Slogan an den Universitäten lautet: „Let’s jump into craziness, we are ready“

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