Aus der Werkstatt des Theologen

Themen des Neuen Testaments
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lovetrail
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#301 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von lovetrail » Di 22. Okt 2019, 18:40

Münek hat geschrieben:
Di 22. Okt 2019, 17:45

Die HKE ist eine WISSENSCHAFTLICH orientierte theologische Diziplin; der persönliche Glaube des Exegeten hat bei der Auslegung biblischer Schriften NICHTS verloren. Die Existenz oder Nichtexistenz Gottes steht NICHT auf dem Prüfstand der HKE. Sie äußert sich inhaltlich NICHT zu Fragen des Glaubens.

Das ist alles hochproblematisch. Eigentlich eine totale Zumutung für alle Gläubigen. Wie konnte man diese Schlange an der Brust so groß heranziehen?

Eta Linnemann sagt ja, das sei bereits ein Gerichtsvollzug Gottes. (Gott schickt den Ungehorsamen kräfige Irrtümer)
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!

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Thaddaeus
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#302 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Thaddaeus » Di 22. Okt 2019, 18:47

closs hat geschrieben:
Mo 21. Okt 2019, 20:33
Thaddaeus hat geschrieben:
Mo 21. Okt 2019, 19:48
und darüber hinaus.
Was Du schreibst, glaube ich Dir alles. Es war aus Nebensätzen immer erkennbar, dass Spirituelles in der steckt. - Wollen wir mal weiterverfolgen, wie Du das mit Deinen Ergebnissen zu Deinem Thema hier vereinbarst.
closs hat geschrieben:
Mo 21. Okt 2019, 21:46
Thaddaeus hat geschrieben:
Mo 21. Okt 2019, 21:09
Du hast leider überhaupt nicht verstanden, was ich geschrieben habe. Das ist dummerweise ein Leiden von dir. Vielleicht ein Altersleiden?!?
Das bisher von Dir Geschriebene ist wirklich gut und selbstverständlich habe ich es verstanden.
Was ich meinte ist, dass du nicht verstanden hast, was ich HIER geschrieben habe.
Da schreibe ich nämlich, dass ich den Glauben, den ich im Post beschreibe 1. sehr gut kenne, weil ich selbst so geglaubt habe mit allem drum und dran und 2., dass ich diesen Glauben überwunden habe (und nicht etwa verloren).

Obwohl es schön war, auf diese Weise zu glauben und sich im Glauben geborgen fühlen zu können und viele meiner guten Freunde ebenfalls so geglaubt haben, was mich mit ihnen tief verbunden hat;
dennoch habe ich diesen Glauben ganz bewusst über-wunden und abgelegt, weil ich ihn als falsch erkannt habe, auf letztlich tönernen Füßen stehend und im Grunde unecht.

Deshalb geht deine Bemerkung: "Wollen wir mal weiterverfolgen, wie Du das mit Deinen Ergebnissen zu Deinem Thema hier vereinbarst" (closs) an der Sache vorbei. Zwar habe ich diese Art Glauben selbst stets sehr genossen, sie hat mich glücklich gemacht, weil auch liebe Freunde von mir ebenso glaubten; aber sich in seinem Glauben glücklich zu fühlen beweist eben nicht die Richtigkeit dessen, was man glaubt. Wäre dem so, würden auch die Scientologen mit ihrem Unsinn an das Richtige glauben, weil die sicherlich auf ihre Weise ebenfalls glücklich sind und sich geborgen fühlen.

Weiter habe ich erkannt, dass wahre Spiritualität 1. nicht in der Verehrung eines ganz bestimmten Gottes einer ganz bestimmten (Offenbarungs-) Religion begründet sein kann, sondern bestenfalls in ALLEN religiösen Ausdrucksweisen des Menschen seitdem er seine Ahnen verehrt und den großen Höhlenbären, bis hin zu ALLEN Religionen heute. Darum hatte ich dieses Video-Intro gepostet ...
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Es ist das Intro zu einer von 6 Episoden über (religiöse) Mythen und ihre verschiedenen Motive, in denen sich der bemerkenswerteste Kenner aller Mythen dieser Welt - Joseph Campbell - mit dem Journalisten Bill Moyers unterhält. Was Campbell in diesem Intro zur Idee des Menschen von Gott ausführt, ist die spirituelle Grundlage ALLER Religionen mit einem Gott. Sie weist starke Ähnlichkeit mit der Mystik Meister Eckharts auf.

Letztlich ist der Mensch darauf angelegt, sich selbst zu transzendieren. Die Idee Gottes ist ein Ausdruck genau hierfür. Das haben alle Religionen gemeinsam: Die Idee, dass es etwas gibt, was größer ist als der Mensch.


2. ist die Tatsache, dass wir evolutionär mit allen Lebewesen auf diesem Planten verwandt sind, eine zutiefst spirituelle Angelegenheit und unsere Stellung im Kosmos ebenfalls. Man muss das nur erkennen können.

Der Mythenforscher Joseph Campbell hat zum ersten Mal den Archetyp des "Monomythos" - der Heldenreise - beschrieben, ohne den kein einziger heutiger populärer und erfolgreicher Blockbusterfilm aus Hollywood auskommt. Drehbuchautoren müssen die "Reise des Helden" bzw. den Monomythos im Schlaf aufsagen können. Bauen sie ihn nicht in ihre filmischen Erzählungen ein, kann ein Film (der immerhin zwischen 100 und 250 Mill US$ in der Produktion kosten kann) kein Kinoerfolg werden.
Diese archetypische, dramaturgische Grundstruktur funktioniert, weil jeder Mensch intuitiv die Reise des Helden versteht und eine Geschichte mit dieser Basis-Dramaturgie toll findet. Er findet sie toll, weil dieser Archetyp in jedem Menschen angelegt ist, seitdem Menschen Tiere zum eigenen Überleben jagen mussten - und das mussten sie immerhin mindestens 290 000 Jahre lang (bis er sesshaft wurde und Ackerbau betreibt und dann ändern sich auch die Mythen).

Jospeh Campbell habe ich kennengelernt, weil ich im Bereich der Film- und Fernsehproduktion arbeite. Campbells Einscihten über Mythen und archetypische Strukturen helfen aber nicht nur dabei, erfolgreichen Filme zu produzieren. Sie verweisen auf die symbolischen Grundstrukturen der menschlichen Existenz und die Frage nach dem Sinn des Lebens und den Sinn von Religionen!
 

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#303 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Thaddaeus » Di 22. Okt 2019, 19:09

lovetrail hat geschrieben:
Di 22. Okt 2019, 07:38
Thaddaues, das ist natürlich eine private Frage, aber vielleicht hast du kein Problem damit, dich öffentlich dazu zu äussern:

Es ist mE offensichtlich, dass es in deiner Biographie einen Bruch gab. Ein Wechsel von einer naiven Weiblichkeit zu einer kühlen Männlichkeit. (bis hin zu einer männlichen Namensgebung). Bist du lesbisch?
Interessanter Ansatz, über meine sexuellen Präferenzen herauszubekommen, ob ich Unsinn erzähle oder nicht? :lol:
Aber nein, ich bin nicht lesbisch, zumindest nicht, dass ich es wüsste.

Abgesehen davon habe ich die spirituell-religiöse Prägung durch meine Mutter nie aufgegeben! Ich verstehe heute nur unter Spiritualität etwas völlig anderes, als ich es als Jugendliche tat.

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#304 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Thaddaeus » Di 22. Okt 2019, 19:14

closs hat geschrieben:
Di 22. Okt 2019, 08:07
Aber mit all dem ist noch nicht die Frage beantwortet, welche Schlüsse man aus solchen Einzelbeobachtungen ziehen möchte.
Die Schlüsse finden sich HIER, am Ende des Posts!

Interessanterweise ist noch niemand auf diese exegetischen Schlussfolgerngen dreier sehr unterschiedlicher Traditionslinien, die in die Geschichte vom besessenen Gerasener eingegangen sind, zu sprechen gekommen.

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#305 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von lovetrail » Di 22. Okt 2019, 19:16

Thaddaeus hat geschrieben:
Di 22. Okt 2019, 19:09

Interessanter Ansatz, über meine sexuellen Präferenzen herauszubekommen, ob ich Unsinn erzähle oder nicht? :lol:
Nö so wars nicht gemeint. Mich interessiert das eher als Detail für ein Gesamtbild. Der Unsinn betrifft ja zunächst einmal diese Entwicklung in der Theologie, welche immer mehr zu einer Art Anti-Theologie wird.

Aber nein, ich bin nicht lesbisch, zumindest nicht, dass ich es wüsste.
Ok, danke für die Auskunft.

Abgesehen davon habe ich die spirituell-religiöse Prägung durch meine Mutter nie aufgegeben! Ich verstehe heute nur unter Spiritualität etwas völlig anderes, als ich es als Jugendliche tat.
Hast du denn Jesus jemals kennengelernt?

LG

 
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#306 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Thaddaeus » Di 22. Okt 2019, 19:23

lovetrail hat geschrieben:
Di 22. Okt 2019, 08:02
Wer es (noch) nicht kennt, dem empfehle ich das Buch von Eta Linnemann die diesen Weg von der HKM zum Glauben zurückgegangen ist.
https://clv.de/Autoren/Eta-Linnemann/Or ... chung.html  (kostenloser download)
Frau Eta-Linnemann resigniert einfach nur vor der historisch-kritischen Methodik und macht eine Kehre zurück. Das ist alles.
Jeder halbwegs anständige Theologe weiß, dass es ein solches "Zurück in den Kinderglauben" nicht geben kann.

Die Aufgabe besteht darin, beides unter einen Hut zu bringen, denn die Ergebnisse der historisch-kritischen Wissenschaft werden ja nicht erarbeitet, nur um tapfer und redlich glaubende Gläubige zu ärgern und bösartig um ihren lieb gewonnenen Glauben zu bringen. Ihre Ergebnisse und Argumente werden offen kommuniziert und jeder, der bereit ist, sich der Anstrengung zu unterziehen, die Ergebnisse gewissenhaft nach zu vollziehen wird bemerken, dass sie nicht einfach an den Haaren herbeigezogen, sondern (meistenteils) durchaus begründet sind. (Das zu verstehen bedarf es allerdings bestimmter Grundkenntnisse: z.B. Griechisch zu verstehen, sonst kann man vieles eben nicht nachvollziehen etc.)

Wer es nicht schafft, seinen Glauben zumindest mit den sicheren und von der Mehrheit der Theologen geteilten Ergebnissen der historisch-kritischen Erforschung der biblischen Schriften in Einklang zu bringen, macht sich etwas vor und hat einen schwachen Glauben. (Ja, genau so muss es formuliert werden!)

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#307 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von lovetrail » Di 22. Okt 2019, 19:32

Thaddaeus hat geschrieben:
Di 22. Okt 2019, 19:23

Wer es nicht schafft, seinen Glauben zumindest mit den sicheren und von der Mehrheit der Theologen geteilten Ergebnissen der historisch-kritischen Erforschung der biblischen Schriften in Einklang zu bringen, macht sich etwas vor und hat einen schwachen Glauben. (Ja, genau so muss es formuliert werden!)
Erstens "schafft" das wohl kaum ein echter Nachfolger Christi und zweitens setzt dies bereits voraus, dass eine Wissenschaft über Gott ohne mit Gott zu rechnen möglich und sinnvoll sei.

LG
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#308 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von Thaddaeus » Di 22. Okt 2019, 19:59

lovetrail hat geschrieben:
Di 22. Okt 2019, 19:32
Thaddaeus hat geschrieben:
Di 22. Okt 2019, 19:23
Wer es nicht schafft, seinen Glauben zumindest mit den sicheren und von der Mehrheit der Theologen geteilten Ergebnissen der historisch-kritischen Erforschung der biblischen Schriften in Einklang zu bringen, macht sich etwas vor und hat einen schwachen Glauben. (Ja, genau so muss es formuliert werden!)
Erstens "schafft" das wohl kaum ein echter Nachfolger Christi und zweitens setzt dies bereits voraus, dass eine Wissenschaft über Gott ohne mit Gott zu rechnen möglich und sinnvoll sei.
Meine oben vorgelegte Exegese kannst du nachvollziehen und verstehen, ganz egal ob Jesus Wunder wirkte oder nicht oder ob er der Sohn Gottes ist oder nicht und ganz egal, ob überhaupt ein Gott existiert oder nicht.

Du kannst dieses oder jenes exegetische Detail natürlich kritisieren und begründet anzweifeln, aber am Ende haben wir einen Text, aus dem heraus die Exegese erarbeitet wird und gleichgültig, ob Jesus Gottes Sohn ist oder nicht oder Gott existiert oder nicht, liegt Gerasa 60 km vom See Genezareth entfernt und der Name "Legion" könnte eine Anspielung auf die Legio X Fretensis sein und Mt. hat 2 Besessene, Mk. aber nur einen. Da beißt die Maus keinen Faden ab.

NEIN! Genau damit musst du glaubend leben können und genau das musst du in deinen Glauben irgendwie integrieren können. Und schaffst du das nicht, dann hast du einen schwachen Glauben und machst dir etwas vor.

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#309 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von closs » Di 22. Okt 2019, 20:12

Thaddaeus hat geschrieben:
Di 22. Okt 2019, 18:47
Was ich meinte ist, dass du nicht verstanden hast, was ich HIER geschrieben habe.
OK - sorry. --- Was Du DAA geschrieben hast, fand ich ebenfalls gut, weiß aber natürlich nicht, ob es so von Dir gemeint ist, wie ich es verstehe.
Thaddaeus hat geschrieben:
Di 22. Okt 2019, 18:47
dennoch habe ich diesen Glauben ganz bewusst über-wunden und abgelegt, weil ich ihn als falsch erkannt habe, auf letztlich tönernen Füßen stehend und im Grunde unecht.
Das war schon verständlich - zumal auch aus meiner Sicht menschliche Interpretationen nicht entscheiden können, wie es nun genau war und was "richtiger" Glaube ist.
Thaddaeus hat geschrieben:
Di 22. Okt 2019, 18:47
Deshalb geht deine Bemerkung: "Wollen wir mal weiterverfolgen, wie Du das mit Deinen Ergebnissen zu Deinem Thema hier vereinbarst" (closs) an der Sache vorbei.
Nee - denn es ist schon wichtig, ob Du Jesus lediglich als Reflexionsfläche für Spiritualität verstehst, oder als jemand, der historisch auferstanden ist. - Dies hat damit zu tun, dass die "wirkliche" Differenz zwischen "Gott" und Mensch nur "wirklich" aufgehoben werden kann.
Thaddaeus hat geschrieben:
Di 22. Okt 2019, 18:47
Weiter habe ich erkannt, dass wahre Spiritualität 1. nicht in der Verehrung eines ganz bestimmten Gottes einer ganz bestimmten (Offenbarungs-) Religion begründet sein kann, sondern bestenfalls in ALLEN religiösen Ausdrucksweisen des Menschen
Das sehe ich ähnlich - meine Begründung ist, dass es EINEN Strang gibt, an dem die einen in diese und die anderen in jene Richtung ziehen, aber auch die, die in die "richtige" Richtung ziehen, an verschiedenen Stellen ziehen. - Es gibt also heilsgeschichtlich unterschiedliche Entwicklungsstufen, was aber NICHT heißt, dass dies "unterschiedliche Nähe zu 'Gott' " bedeuten muss. - Insofern ist das entscheidende Moment das, was in Röm. 2,14 steht:
" Denn wenn Heiden, die das Gesetz nicht haben, von Natur aus das tun, was im Gesetz gefordert ist, so sind sie, die das Gesetz nicht haben, sich selbst Gesetz."
Wobei dies ausdrücklich NICHT anthropozentrisch gemeint ist ("Ich mache mir meine Welt").
Thaddaeus hat geschrieben:
Di 22. Okt 2019, 18:47
Letztlich ist der Mensch darauf angelegt, sich selbst zu transzendieren.
Ja - sonst bleibt es bei intellektuellem Gerede. - Auch Dein Erwähnen der Mystik ist wichtig: Letztlich spielt dort die Musik. ----- Noch anders: Wir können hier sofort und für alle Zeiten mit intellektueller Bespiegelung aufhören, wenn nicht so viel Falsches gesagt werden würde. - Ich echt gläubigem Umfeld gibt es das nicht.
Thaddaeus hat geschrieben:
Di 22. Okt 2019, 18:47
Diese archetypische, dramaturgische Grundstruktur funktioniert, weil jeder Mensch intuitiv die Reise des Helden versteht und eine Geschichte mit dieser Basis-Dramaturgie toll findet. Er findet sie toll, weil dieser Archetyp in jedem Menschen angelegt ist
Zustimmung - und: Ich finde es genauso gut wie erstaulich, dass Du das Wort "Archetyp" in den Mund nimmst. - Ich hatte es bisher vermieden, weil ich befürchtete, Du würdest mir dann "nachweisen", dass dieser Begriff SChrott ist.






 

closs
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#310 Re: Aus der Werkstatt des Theologen

Beitrag von closs » Di 22. Okt 2019, 20:35

Thaddaeus hat geschrieben:
Di 22. Okt 2019, 19:14
Die Schlüsse finden sich HIER, am Ende des Posts!
Das hatte ich gelesen - es erscheint mir in sich schlüssig.
Thaddaeus hat geschrieben:
Di 22. Okt 2019, 19:14
Interessanterweise ist noch niemand auf diese exegetischen Schlussfolgerngen dreier sehr unterschiedlicher Traditionslinien, die in die Geschichte vom besessenen Gerasener eingegangen sind, zu sprechen gekommen.
Warum? Sie klingen im Sinne der HKM plausibel. --- Was hättest Du an Kommentar erwartet?


Warum bewerte ich die HKM trotzdem anders als Du? Einfach Antwort: Weil ich anders lese. ---- Konkret: Aus meiner Sicht ist Geschichte nichts anderes als EINE Wirklichkeitsebene, auf der Heilsgeschichte stattfindet. - Ebenfalls gibt es das Geistige an sich, das  eine Wirklichkeit ist, die ebenfalls in der Historie stattfindet - aber halt nicht primärer Gegenstand der Geschichtswissenschaften ist. Das, was Du gerade denkst (was von spirituellem Belang ist), ist für alle Zeit im geistigen Raum, also - tja, wie nennen wir das? - "ontische Realität sensu Closs (?)".

In Bezug auf die Exegese heißt das: Bei aller Begeisterung, die Deine feine Bearbeitung auslösen kann, sagt sie nichts darüber aus, wer Jesus war. - Denn bei heilsgeschichtlich orientierter Exegese fragt man anders rum (= top-down): "Welche geistige Message sollte offenbart werden, um diese Message per Offenbarungs-Darstellung in der Bibel plausibel zu machen?" (Das gilt nicht nur für die Bibel, sondern für alle wahrhaft spirituell getragene SChriften - übrigens auch für Musik)

Auch wenn Du dem nicht zustimmst, wirst Du erkennen, dass dies ein ganz anderer Ansatz ist, der nichtsdestoweniger derjenige sein KÖNNTE, der am nähesten an das herankommt, was damals geistig/spirituell in Jesus der Fall war. - Es sind diametral unterschiedliche hermeneutische Vorverständisse, die beide zum Ziel führen könnten - aber einer hätte halt die Nase vorn.

 

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