Ruth hat geschrieben: ↑Di 24. Sep 2019, 17:41
Im Grunde hat dieser Schlagabtausch zwischen Jesus und dem Satan genau das gezeigt, was ich hier dauernd klar machen will: Man kann letztlich alles mit der Bibel begründen, was den eigenen Glauben bestätigt. Es kommt eben NICHT darauf an, dass man genügend Bibelstellen angeben kann, sondern darauf, wessen Geist die treibende Kraft des Lebens ist. Und das wird nun mal nicht mit bester Bibelkenntnis erzeugt, sondern durch die persönlichen Beziehung zu Gott.
Ich stimme dir zu, Ruth, das ist auch meine Meinung!
Wobei ich die Kenntnis der Schrift nicht völlig vernachlässigen will... Ich denke, dass beides vorhanden sein muss. Herz und Kopf, persönliche Beziehung wie auch Kenntnis der Worte.
Die Verteilung kann dabei verschieden sein: Man kann sich mehr in das Studium vertiefen und dort Erkenntnis und Trost finden, oder man kann sich mehr von seiner Intuition leiten lassen und auf das persönliche Erleben bauen. Beides funktioniert, solange von beiden Elementen wenigstens ein Mindestmaß vorhanden ist. Denn Schriftkenntnis ganz ohne Gottesbeziehung ist leer und trocken, und intuitiver Glaube ganz ohne Verankerung im Verstand ist unbeständig und ohne Substanz.
Ich hatte eine ganze Menge trockene Schriftkenntnis angehäuft, und habe doch nicht zum Glauben gefunden solange ich keine persönliches Beziehung und kein Vertrauen entwickelt hatte. Das ist erst durch das Erlebnis lebendiger Gottheit geschehen.
Es ist auch wichtig, finde ich, dass Verstand und Glaube nicht im Widerspruch stehen.
Im Konfirmandenunterricht bekam ich auf meine diversen Nachfragen irgendwann zu hören: Naja, du hast schon recht, logisch ist das nicht, das muss man halt glauben. Das war mir zuwider... Wie soll ich denn vertrauen, dass etwas HÖHER sei als mein Verstand, wenn es von den einfachsten Regeln dieses Verstandes als Unsinn entlarvt wird?
Mein Gemeindepfarrer konnte mich nicht überzeugen. Wenn nicht meine Tante mir meine Fragen beantwortet und mir vieles erklärt hätte, dann hätte ich mich noch nicht einmal konfirmieren lassen (das hat auch nicht so lange gehalten, 5 Jahre nach der Konfirmation bin ich dennoch ausgetreten aus dem Verein)
Heute bin ich sehr glücklich, dass mein Glaube und mein Denken nicht länger im Widerspruch stehen, sondern sich gegenseitig befruchten und beflügeln. Dennoch bin ich niemals endgültig "angekommen", es gibt immer noch so viel zu lernen und zu erforschen, man muss streben, scheitern, sich weiter bemühen...
Um auf das Eröffnungsthema zurück zu kommen:
Nein, ich glaube nicht, dass es für irgendeinen lebenden Menschen eine Freikarte gibt, auf der "für immer gerettet" steht.
Mal davon abgesehen, dass ich eh nicht an eine Erlösung durch Jesus Christus glaube: Solange ich lebe muss ich mich weiter um das Gute bemühen, muss die Götter ehren und das Gesetz achten. Selbst wenn ich niemals perfekt sein kann und selbstverständlich immer auf die Nachsicht und Gnade der Gottheit angewiesen bin: Deshalb kann ich mich nicht aus der Verantwortung stehlen sondern muss weiter mein bestes geben.
"Der Mensch bleibt übrig nach dem Sterben, wenn all seine Taten auf einen Haufen neben ihn gelegt sind"
liebe Grüße
Mirjam