Nicht allein bei uns sollte es “richtig laufen". Habe mir mal sagen lassen, dass wir auf einer Kugel leben, auf der sich auch der Kontinent Afrika befindet. Und dort geht es alles andere als recht zu, wie auch der Autor des Buches Fabrizio Gatti “Bilal†erfahren musste.
Aus Annika Müllers Rezension zu dem Buch:
Gatti zwängt sich mit den Glückssuchern auf Jeeps und Lastwagen. Fast hundertdreißig Personen zählt er einmal auf der Ladefläche eines Kleintransporters. Eine Reifenpanne in der Wüste kann den Tod aller bedeuten. Wer einschläft und herunterfällt oder erkrankt, wird zurückgelassen. Nicht selten setzen die Schlepper ihre Ware einfach aus, um schneller an neuen Kunden verdienen zu können.
Denn verdienen wollen alle an der Völkerwanderung: Soldaten, Polizisten, Schlepper, Stadtverwalter, Militärbefehlshaber, Banditen. An offiziellen wie inoffiziellen Kontrollstationen, in den Oasen und Siedlungen pflegt man den Reisenden alle Habseligkeiten abzunehmen. Wer nichts hat oder nichts geben möchte, wird misshandelt. Das Geschäft lohnt sich. An einem einsamen Militärposten kommen mit Gatti allein an einem einzigen Tag über 800 Personen an. Während der italienische Journalist durch seinen italienischen Pass geschützt ist, sind seine Mitreisenden der Willkür machtlos ausgeliefert.*)
*) Annika Müller: Auf der Sklavenroute durch die Wüste. Rezension des Buches von Fabrizio Gatti “Bilalâ€. Als Illegaler auf dem Weg nach Europa. München 2010. In: Frankfurter Allgemeine vom 29.12.2010.
Etwa eine Million Menschen sollen auf der Sahara-Route jährlich ihr Leben verlieren.
Beim Besuch einer Firma kam ich mit einem leitenden Angestellten auf die bereits damals (1998) die Mittelmeerroute nutzenden Afrikaner zu sprechen, von denen immer wieder welche ertranken. Ich vertrat die Auffassung, dass nur Europa die Verhältnisse in einer Reihe afrikanischer Staaten so weit verbessern konnte, dass Emigrations-Willige nicht mehr das Risiko eingehen würden. Dass dies nur mit massiven militärischen Einsätzen denkbar ist, leuchtete uns beiden ein. So fragte er mich, ob ich denn bereit sein, meine Söhne dafür zu opfern. Diese berechtigte Frage ging bei mir deshalb ins Leere, weil ich keine Söhne, sondern zwei Töchter habe.
Dass die militärische Intervention in eine Reihe afrikanischer (und anderer) Staaten durch europäische Truppen erfolgen wird, ist übrigens so gewiss wie das Amen in der Kirche.