Die Wahrheit und all die Lügen!

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Taner
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#1 Die Wahrheit und all die Lügen!

Beitrag von Taner » Di 20. Okt 2015, 04:07

Wenn die Vorfahren bzw. die Eltern in der Irre umherlaufen, einige ihrer Kinder bzw. Verwandte verstoßen haben weil sie nicht mit ihnen einer Meinung waren dann brauchen sie diese im Nachhinein auch nicht zu verfolgen. Nichts ist für die Unendlichkeit, die Väter bzw. die Mütter mögen ja ihre eigene Lehre haben bzw. ihre eigene Auserwählte die von den Wörtern Gottes in all den Heiligen Schriften völlig ausweichen doch wie heißt es so Wunderschön in der Bibel, Matthäus 7 Vers 6 Gebt nicht das Heilige den Hunden; werft auch nicht eure Perlen vor die Schweine, damit sie diese nicht etwa mit ihren Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen oder aber Lukas 12 Vers 52 Denn es werden von nun an fünf in einem Haus entzweit sein; drei mit zweien und zwei mit dreien; 53 es werden entzweit sein Vater mit Sohn und Sohn mit Vater, Mutter mit der Tochter und Tochter mit der Mutter, Schwiegermutter mit ihrer Schwiegertochter und Schwiegertochter mit der Schwiegermutter. Elberfelder Bibel!
Wieso kann niemand die Wahrheit von all den Lügen unterscheiden ?
King James Bible
Commit thy works unto the LORD, and thy thoughts shall be established.

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Josi
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#2 Re: Die Wahrheit und all die Lügen!

Beitrag von Josi » Mo 26. Okt 2015, 22:23

Hallo zusammen, hi Taner,

unsere Vorfahren mögen mitunter gelogen, gestohlen und Schlimmeres getan haben, aber nicht immer vorsätzlich, darum man auch von Irrtümern spricht.
Nicht viel anders der Umstand, dass Wahrheiten nicht immer und grundsätzlich etwas mit Wirklichkeiten zu tun haben müssen.
So kann jemand zu gemachten Gotteserfahrungen, UFO-Sichtungen, oder einer sonstig gemachten Wahrnehmung, absolut die Wahrheit sagen.
Das Problem mit solchen "Wahrheiten" ist nur, dass sie dennoch keine Auskünfte über tatsächliche Wirklichkeiten geben müssen, darum ja ständig die Frage umgeht, ob man nicht möglicherweise einer Sinnestäuschung erlag.
Und wie leicht sich Sinne täuschen lassen, ist ohnehin allzu bekannt.

Aber selbst, wenn wir noch so viele Vorsätzlichkeiten in Sache Lug und Trug ausmachen können, lässt sich feststellen, dass sie stets mit positiv gesetzten Zielsetzungen verbunden sind, und das unabhängig von der Frage, in wieweit die gesetzten Ziele als hohe, oder niedere Beweggründe bewertet werden.

Des Weiteren entscheiden zwei völlig unterschiedliche Denk- und Sprachweisen über allgemeine Entwicklungsprozesse, darum es nicht umsonst heißt, wir Menschen würden uns - besonders unter Bewahrung tradierter Schulprogramme (Normationen) - "empor irren".
Diese zwei Denk- und Sprachweisen unterscheiden sich insofern, als dass die Eine moralideologisch, und die Andere einzig logisch ausgerichtet ist.
So lassen sich bspw. moralideologisch "Gerechte Kriege" begründen (s. z. B. Platon oder auch P. Struck: Deutschland wird am Hindukusch verteidigt).
Rein logisch begründet konnte ebenso schon zu Platons Zeiten bis in unsere Zeit hinein aufgezeigt werden, dass wer immer der Sprache der Gewalt zugeneigt ist (oder war), intellektuell versagt (hat).

Vielleicht sollten wir uns eher angewöhnen nicht danach zu fragen, was Wahrheit, oder Lüge, sondern vielmehr Wirklichkeit ist.
Dazu ich auch empfehlen möchte I. Kants Satz zwischen dem "Ding an sich" und dem "Ding für uns" unterscheiden zu müssen, nicht als letztgültigen Satz stehen zu lassen, ansonsten wir uns für viele weitere Jahrtausende von vornherein dazu verurteilen, moralideologisch denkend und handelnd zu bleiben.

LG, Josi
Wer propagiert, es sei nicht schlimm wenn Menschen - einschließlich Kinder - getötet werden, da sie bei Gott weiter leben würden, gehört selbst auf der Stelle mit der Begründung getötet: "DIES SEI AUCH DIR GEGÖNNT!!!"

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Flavius
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#3 Re: Die Wahrheit und all die Lügen!

Beitrag von Flavius » Di 27. Okt 2015, 18:10

Josi hat geschrieben:Dazu ich auch empfehlen möchte I. Kants Satz zwischen dem "Ding an sich" und dem "Ding für uns" unterscheiden zu müssen,
Der ganze Beitrag war echt gut, Josi!

Unser Wahrnehmung entspricht (oft sogar bei weitem) nicht dem, das was die Wirklichkeit dann in Wirklichkeit ist.

Dazu gibt es ja die Geschichte, dass 4 europäische Gottes-Sucher - ihre Augen wurden vorher verbunden- vor einen indischen Elefanten gesetzt oder gestellt wurden. Nach jeweils 10 Minuten Abtasten sollten sie nun sagen, was denn nun ein Elefant sei /was ihn ausmache.
Der Erste , der vorne stand sagte etwa: Nun ein Elefant ist ein schlangenförmiger, sich drehender, lebendiger Wurm ..
Der Zweite hatte eines der riesigen Beine betastet und beschrieb "den" Elefanten nun ganz anders. Der Dritte beschrieb die dicke Bauchpartie als doch "die" Wirklichkeit eines Elefanten; der Vierte hinten - er hatte nur den Schwanz in Reichweite - kam zu einer ganz anderen, neuen Beschreibung.. - Vier reale Erfahrungen/"wirkliches" Ergreifen eines "Dinges" und doch kam keine an die tatsächliche (ganze) Wirklichkeit (voll) heran.
Dogmen - aller couleur- sind oft sehr hinderlich. (nach Feuerbach).

Pluto
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#4 Re: Die Wahrheit und all die Lügen!

Beitrag von Pluto » Di 27. Okt 2015, 18:15

Die Parabel der Binden Männer und dem Elefant soll uns zeigen, dass es auf der Welt keine absolute Wahrheit geben kann, sondern dass diese aus der jeweiligen Perspektive unterschiedlich sein kann.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#5 Re: Die Wahrheit und all die Lügen!

Beitrag von closs » Di 27. Okt 2015, 18:27

Pluto hat geschrieben:Die Parabel der Binden Männer und dem Elefant soll uns zeigen, dass es auf der Welt keine absolute Wahrheit geben kann
"Auf der Welt" - ganz recht.

Pluto hat geschrieben:sondern dass diese aus der jeweiligen Perspektive unterschiedlich sein kann.
"Unterschiedlich wahrgenommen wird" - ebenfalls Zustimmung. - Das sagt aber nicht, dass der Elephant, der immer nur in Perspektiven teil-wahr wahrgenommen werden kann, als Ganzes nur teil-wahr wäre. - Hier sind wir mittendrin in der Fragen "Sein und Wahrnehmung" - der Elefant = Sein///die blinden Männer = Wahrnehmung.

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#6 Re: Die Wahrheit und all die Lügen!

Beitrag von Pluto » Di 27. Okt 2015, 21:36

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Die Parabel der Binden Männer und dem Elefant soll uns zeigen, dass es auf der Welt keine absolute Wahrheit geben kann
"Auf der Welt" - ganz recht.
Es ist egal. Jeder Versuch, den Begriff der Wahrheit zu definieren muss scheitern, weil er in einen Zirkelschluss führt.

closs hat geschrieben:Das sagt aber nicht, dass der Elephant, der immer nur in Perspektiven teil-wahr wahrgenommen werden kann, als Ganzes nur teil-wahr wäre. - Hier sind wir mittendrin in der Fragen "Sein und Wahrnehmung" - der Elefant = Sein///die blinden Männer = Wahrnehmung.
Selbst wenn wir den Elefant als Ganzes wahrnehmen, bleibt er für uns IMMER nur Wahrnehmung.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#7 Re: Die Wahrheit und all die Lügen!

Beitrag von closs » Di 27. Okt 2015, 22:07

Pluto hat geschrieben:Selbst wenn wir den Elefant als Ganzes wahrnehmen, bleibt er für uns IMMER nur Wahrnehmung.
Eben - das ist doch meine Argumentation seit Äonen.

Deshalb spreche ich doch dauernd von Wahrnehmungs-Splittern ("Wahrnehmung") und dem Ganzen ("Sein") - mit anderen Worten: Selbst wenn wir den Elephanten nur teilweise oder gar garnicht wahrnehmen, ist er trotzdem als Objekt ein Ganzes. - Genau das trifft auch auf Gott zu - wenn es den "Elefanten" "Gott" gibt, ist es ontologisch vollkommen wurscht, ob und wie viel wir von ihm wahrnehmen - er ist trotzdem da und wirksam.

JackSparrow
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#8 Re: Die Wahrheit und all die Lügen!

Beitrag von JackSparrow » Di 27. Okt 2015, 22:37

closs hat geschrieben:Selbst wenn wir den Elephanten nur teilweise oder gar garnicht wahrnehmen, ist er trotzdem als Objekt ein Ganzes.
Woher willst du das denn wissen, wenn du ihn gar nicht oder nur teilweise wahrgenommen hast.

wenn es den "Elefanten" "Gott" gibt, ist es ontologisch vollkommen wurscht, ob und wie viel wir von ihm wahrnehmen
Und noch nie einen Gott wahrgenommen zu haben ist noch lange kein Grund, nicht trotzdem zu behaupten, er sei als Objekt ein Ganzes. Irgendwie muss man ja den eigenen Lebensunterhalt bestreiten.

closs
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#9 Re: Die Wahrheit und all die Lügen!

Beitrag von closs » Di 27. Okt 2015, 23:00

JackSparrow hat geschrieben:Woher willst du das denn wissen, wenn du ihn gar nicht oder nur teilweise wahrgenommen hast.
Genau darum geht es doch NICHT. - Es ist doch nicht entscheidend, ob ICH etwas weiss, sondern ob etwas "ist".

Glaube ist, wenn man es aus bruchstückhafter Erkenntnis für naheliegend hält, dass etwas "ist" - im Wissen, dass man es zu "Lebzeiten" nicht genau wissen kann, aber danach. - No risk no fun.

JackSparrow hat geschrieben:Und noch nie einen Gott wahrgenommen zu haben ist noch lange kein Grund, nicht trotzdem zu behaupten, er sei als Objekt ein Ganzes.
Das gilt für alles. - Wenn es einen Fisch im Marianen-Graben gibt, den ich nicht kenne, behaupte ich trotzdem, dass er als das, was er ist (wenn es ihn gibt) , ein Ganzes "ist" - also nicht Wahrnehmungs-Produkt, sondern "Sein".

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Münek
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#10 Re: Die Wahrheit und all die Lügen!

Beitrag von Münek » Do 29. Okt 2015, 19:45

closs hat geschrieben:
JackSparrow hat geschrieben:Woher willst du das denn wissen, wenn du ihn gar nicht oder nur teilweise wahrgenommen hast.
Genau darum geht es doch NICHT. - Es ist doch nicht entscheidend, ob ICH etwas weiss, sondern ob etwas "ist".

Das ist ja gerade der Schwachpunkt in Deinem Glaubenskonstrukt.

Man kann es nämlich auch umdrehen: Das "Nicht-Ist" schert sich nicht
darum, dass Du es als mögliches "Ist" postulierst.

Da kannst Du Dich gedanklich abmühen wie Du willst...

Das "Nicht-Ist" bleibt von Deinen Postulaten und Wünschen völlig unbe-
eindruckt. Du weißt ja, mit Setzungen kann man keine Realitäten schaf-
fen - außer im Kopf. Diese "Realitäten" haben dann allerdings ihren besonderen eigenen Charakter. ;)
Zuletzt geändert von Münek am Do 29. Okt 2015, 20:02, insgesamt 1-mal geändert.

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