das gleichnis von den anvertrauten Pfunden

Themen des Neuen Testaments
michaelit
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#1 das gleichnis von den anvertrauten Pfunden

Beitrag von michaelit » Sa 22. Aug 2015, 17:05

Hallo,

seit einiger Zeit lese ich die Bibel etwas anders als früher. Beispielsweise scheint es mir so daß das Gleichnis von den anvertrauten Pfunden nicht von Jesus ist bzw nicht auf ihn hinweist sondern stattdessen ein Verweis auf falsche Messiaserwartungen ist. Denn erstens geht Jesus nicht mit Geld um und zweitens will er nicht daß wir andere für ihn niedermachen. Der Vers, "Dem der hat, dem wird gegeben, und dem der nicht hat, dem wird auch noch genommen was er hat", paßt gut auf unsere gegenwärtige Finanzökonomie. Die die viel Geld haben kriegen immer mehr Geld und denjenigen die wenig haben wird auch noch genommen was sie haben. So soll es ja im Geistlichen gerade nicht sein denn die Armen im Geiste sind gesegnet laut Jesu' Bergpredigt.

Könnte da noch mehr wie das in den Schriften zu finden sein? Wie finden wir das heraus?

Segen und Grüße,

Daniel

Rembremerding
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#2 Re: das gleichnis von den anvertrauten Pfunden

Beitrag von Rembremerding » Sa 22. Aug 2015, 22:33

michaelit hat geschrieben: "Dem der hat, dem wird gegeben, und dem der nicht hat, dem wird auch noch genommen was er hat"l
Ein Gleichnis ist ein Bild.
Und wenn nun ein Mensch den Willen hat an Gott zu glauben, wieviel Segen kann ihm Gott dann geben.
Und wenn ein Mensch nicht glauben will, welche großen von Gott geplanten Möglichkeiten verpasst er dann damit und sie sind ihm genommen.

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michaelit
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#3 Re: das gleichnis von den anvertrauten Pfunden

Beitrag von michaelit » So 23. Aug 2015, 11:11

Das Gleichnis beschreibt Jesus aber als harten Mann der nicht gesät hat. Das ist doch nun gerade nicht so denn Jesus sät das Wort. Ebenso ist es seltsam daß Geld was doch als Wurzel des Bösen dient, hier im Gleichnis als etwas Gutes hergenommen wird. Das paßt auch nicht zu Jesus. Ebenso daß wir als Christen seine Feinde "niedermachen" sollen. Bedenke daß die Juden damals eine sehr nationalistische und gewalttätige Religion haben wollten, mit Jesus als Führer eines Aufruhrs gegen Rom. Da macht es Sinn daß Jesus diese Messiaserwartung kritisiert mit einem Gleichnis!

Rembremerding
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#4 Re: das gleichnis von den anvertrauten Pfunden

Beitrag von Rembremerding » So 23. Aug 2015, 15:24

michaelit hat geschrieben:Das Gleichnis beschreibt Jesus aber als harten Mann der nicht gesät hat. Das ist doch nun gerade nicht so denn Jesus sät das Wort. Ebenso ist es seltsam daß Geld was doch als Wurzel des Bösen dient, hier im Gleichnis als etwas Gutes hergenommen wird. Das paßt auch nicht zu Jesus. Ebenso daß wir als Christen seine Feinde "niedermachen" sollen. Bedenke daß die Juden damals eine sehr nationalistische und gewalttätige Religion haben wollten, mit Jesus als Führer eines Aufruhrs gegen Rom. Da macht es Sinn daß Jesus diese Messiaserwartung kritisiert mit einem Gleichnis!
Du hast richtig erkannt, dass Christus Jesus die jüdische Messiaserwartung kritisiert hat. Und an ihre Stelle setzt er das Kommen des Reich Gottes, das mit ihm bereits begonnen hat. Das Gleichnis in Lk 19 befasst sich mit unserem persönlichen Gericht nach unserem Tod!
Jesus ist der Fürst, der nach seiner Auferstehung das Königtum in der Herrlichkeit Gottes übernimmt. Zuvor ließ er aber seine Knechte rufen, damit sie hier auf Erden bis zu seiner Wiederkunft für ihn säen und ernten (das Wachsen liegt in Gottes Hand!). Er gibt ihnen dazu Geld, also Fähigkeiten im Hl. Geist, damit sie dies tun können. Und er gibt ihnen sein Wort und seine Taten. Sie sind also gut gerüstet, als er geht, dennoch laufen ihm die Gottlosen und traditionellen Juden hinterher und sagen: Wir wollen nicht von diesen Christen Lehre erhalten und regiert im Geiste werden!

Als der Herr dann endlich wieder kommt, prüft er jeden einzelnen, den er beauftragt hat das Reich Gottes in die Welt zu tragen. Jeder hatte den Hl. Geist und die Befähigung dies zu tun. So war der erste und zweite damit sehr erfolgreich, sie konnten viele Seelen für den Herrn gewinnen. Sie glaubten seinen Worten und unterstellten ihren Willen dem des Herrn. Dafür werden sie doppelten Lohn erhalten. Der letzte jedoch tat dies nicht. Er nutzte den Hl. Geist, sein Pfund nicht, er war unwillig, lau, glaubte nicht dem Wort des Herrn, dass nicht er selbst, sondern er zusammen mit dem Hl. Geist wirken wird. Er wollte nur auf sich selbst bauen, hatte aber Furcht davor, zu versagen. Er vertraute sich nicht, weil er Gott nicht vertraute, so tat er lieber nichts und verschwendete sein Talent. Ja, er war nicht willens, die Fähigkeiten zu erkennen, die ihm der Hl. Geist geben könnte. Diese Früchte wären die Zinsen gewesen, die er auf der Bank erhalten hätte.

Dieser Knecht wusste also, dass Jesus ein strenger Herr ist, so wie wir Christen dies auch wissen. Allerdings darf uns diese Gottesfurcht nicht lähmen, sondern beflügeln Weisheit zu erlangen. Denn der Herr ist auch der Gott der Liebe, der niemals ungerecht urteilt!
Jesus hat tatsächlich nicht gesät, denn dieses Gleichnis soll uns sagen, dass wir säen sollen: Indem wir unseren Willen, unser Ich hergeben, damit es stirbt und zu weitaus größerem gedeihen kann! Der Herr nimmt dem Knecht, der seinen Willen behalten wollte, den Hl. Geist und damit auch all die Möglichkeiten, den Frieden und Freude im Herrn, die sich ihm damit eröffnet hätten, dass er eigentlich als Christ schon sicher hatte. Doch er sündigte gegen den Hl. Geist, denn er glaubte ihm nicht! Er wird also nach Gottes Gerechtigkeit gerichtet, weil er die Barmherzigkeit nicht annehmen wollte.

Zuletzt ruft der Herr die Feinde Gottes zu sich. Auch sie sündigten gegen den Hl. Geist, denn sie glaubten nicht daran, dass der Herr der Gottessohn und Messias ist (... dass er ihr König werde). Ich könnte allerdings noch vieles mehr schreiben, was mir bei diesen Versen gegeben wird.

Es liegt mir nicht daran, Deine Gedanken zu diesen Versen zu negieren. Gott gibt jedem Menschen, der ihn aufrichtig sucht (und das tust Du :Herz: ) zum richtigen Zeitpunkt stets die richtige Einsicht, um einen Schritt weiter auf dem Weg zu ihm zu gelangen. Sehe also meine Worte nur als Anregung, so wie ich Deine als Impuls begrüßt habe, mich wieder mit den Worten des Herrn in diesen Versen zu befassen.
Wir können nur beide lernen, weil Gott unser Lehrmeister ist!

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#5 Re: das gleichnis von den anvertrauten Pfunden

Beitrag von michaelit » So 23. Aug 2015, 15:32

Rem, ich will aber nur einem guten Herrn dienen. Und ein guter Herr macht niemanden nieder und entreißt auch nicht den Armen das Wenige was sie haben. Beides sehe ich eigentlich in Jesus realisiert, doch dieses Gleichnis hier geht gegen die Mischung von Religion und Mammon. Die Bibel ist nicht unfehlbar denn sie berichtet teilweise Unwahrheiten wo Leute etwas über Jesus geschrieben haben was nicht stimmt. Die Lehre von der Unfehlbarkeit der Bibel kam ja auch erst im 19.Jh. auf, vorher sah man die Bibel nur als Diskussionsgrundlage an. Ich bin also im Gegensatz zu dir (vermutlich) ein liberaler, moderner Christ. Ich glaube ja auch an die Allerlösung durch Christus. Nur ist das in der Bibel nicht überall belegt wenn es auch genügend Hinweise gibt daß Paulus und andere so dachten. Jesus trat jedenfalls immer für die Armen ein und würde Geld nicht als Metapher in einem heiligen Gleichnis benutzen. Er sagte ja auch daß viele mit Gewalt ins Königreich Gottes drängen, also daß es oft mißbraucht wird. Die Kirche war ja dagegen auch nicht immun im Mittelalter. Und auch moderne Kirchen sind nicht gegen Mißbrauch immun. Jesus stellt ja auch im Matthäusevangelium die Menschen als seine Brüder dar wenn sie einander umsorgen wenn sie krank oder gefangen sind.

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#6 Re: das gleichnis von den anvertrauten Pfunden

Beitrag von Rembremerding » So 23. Aug 2015, 15:51

michaelit hat geschrieben:Rem, ich will aber nur einem guten Herrn dienen.
Das tue ich auch, er ist ein wunderbarer und liebevoller Herr. Und nun überlege, warum ich dies ebenso sehe, gerade weil ich diese Verse so erfahre.
Vielleicht liegt es daran, dass Du ein "moderner" Christ bist, der die Zeit und ihren Geist zu ernst nimmt.
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#7 Re: das gleichnis von den anvertrauten Pfunden

Beitrag von michaelit » So 23. Aug 2015, 16:27

Wenn du das Gleichnis der Pfunde auf Jesus münzt dann ist er aber darin kein wunderbarer und liebevoller Herr denn er will daß diejenigen "niedergemacht" werden die ihn nicht wollen und geht mit Geld um und zeigt sich als harter Mann der erntet wo er nicht gesät hat. Das kann man doch kaum liebevolle und wunderbare Herrschaft nennen.

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#8 Re: das gleichnis von den anvertrauten Pfunden

Beitrag von Rembremerding » So 23. Aug 2015, 20:09

michaelit hat geschrieben:denn er will daß diejenigen "niedergemacht" werden die ihn nicht wollen ...Das kann man doch kaum liebevolle und wunderbare Herrschaft nennen.
Als "Allversöhner" musst Du Dich daran reiben. :thumbup:
Der Herr sagt es aber nicht nur hier. Entweder Du ignorierst es nun und erklärst es weg, damit Du eine Allversöhnung rettest oder es gibt für Dich keinen Gott der Liebe. Diese Spannung musst Du aushalten, bis Du, immer im Glauben bleibend, vielleicht noch eine dritte Möglichkeit erkennst: Weil Gott die Liebe ist, kann es keine Allversöhnung geben. Diesen Weg musst Du aber an der Hand des Hl. Geistes selbst gehen, niemand kann Dich dorthin tragen.
und geht mit Geld um und zeigt sich als harter Mann der erntet wo er nicht gesät hat.
Es ist ein Gleichnis. Hier am Buchstaben zu bleiben und nicht das Bild zu erkennen, ist nicht die Absicht des Herrn gewesen. Die Pfunde sind die Fähigkeiten, die Gott aus Gnade dem Menschen gibt. Und Gott liebt uns, weshalb er eines nicht säen kann: unseren Willen, denn der gehört alleine uns. Wir müssen uns freiwillig aussäen, um zu sterben, damit wir neu geboren werden können. Und diese nun in Jesus Christus verherrlichte Seele erntet der Herr nun.
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JackSparrow
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#9 Re: das gleichnis von den anvertrauten Pfunden

Beitrag von JackSparrow » So 23. Aug 2015, 20:47

michaelit hat geschrieben:Das Gleichnis beschreibt Jesus aber als harten Mann der nicht gesät hat.
Der Typ sollte das Geld seines Herrn gewinnbringend anlegen. Das hat er nicht getan. Deshalb wird er bestraft. Zu recht.

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#10 Re: das gleichnis von den anvertrauten Pfunden

Beitrag von michaelit » Mo 24. Aug 2015, 08:45

Ich denke wir sind durch Glauben gerettet, aus Gnade heraus, und nicht wegen irgendwelchen Entscheidungen. Jedenfalls spricht die Bibel sonst nirgendwo von Entscheidungen, immer nur von Gnade und Glauben.

Und Glaube ist das was wir bekommen, kein Geld oder Güter. Jesus wollte hier keine spirituelle Ökonomie aufbauen.

Ich erkläre auch nichts weg, ich erkläre etwas herzu. Und das Gleichnis paßt auch perfekt auf die falsche jüdische Messiaserwartung.

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