#1 Müssen Theologieprofessoren Atheisten sein? NEIN.
Verfasst: Sa 16. Mai 2015, 13:57
Das Nachrichtenmagazin "DER SPIEGEL" (Ausgabe 50/1999) enthält unter der Überschrift "Ist Jesus dem Glauben im Weg? ein äußerst interessantes Interview mit dem renommierten evangelischen Neutestamentler Prof. Dr. Andreas Lindemann über "Widersprüche zwischen Jesus-Forschung und kirchlichen Lehren". Lindemann, inzwischen eremitiert, ist Mitautor des mit ca. 100.000 verkauften Exemplaren in Theologenkreisen weitverbreiteten "Arbeitsbuches zum Neuen Testament".
Hier auszugweise einige wichtige Fragen und Antworten aus dem Interview:
SPIEGEL: Stimmen Sie Augsteins Kernsatz [in dessen Buch "Jesus Menschensohn"] zu: "Nicht, was ein Mensch namens Jesus gedacht, gewollt, getan hat, sondern was nach seinem Tode mit ihm gedacht, gewollt, getan worden ist, hat die christliche Religion und mit ihr die Geschichte des sogenannten christlichen Abendlandes bestimmt." Stimmen Sie dem zu?
Lindemann: ...Im Prinzip kann ich diesem Satz zustimmen...
SPIEGEL: Wenn sich nahezu alles, was in der Bibel steht, als unhistorisch erwiese, könnte es Ihren Glauben erschüttern?
Lindemann: Nicht im geringsten...
SPIEGEL: In einer "Handreichung" des Vatikans wird behauptet, "dass es sich bei den Evangelien um Lebensbeschreibungen Jesu handelt."
Lindemann: Das wird seit Jahrzehnten von keinem ernst zu nehmenden Exegeten mehr behauptet.
SPIEGEL: Ihr Kollege Traugott Holtz ...schreibt: "Über die Zeit bis zu Jesu erstem öffentlichen Auftreten wissen wir gar nichts."
Lindemann: Holtz hat völlig recht...
SPIEGEL: Viele halten die Legenden vom Kindermord des Herodes in Bethlehem und von der Flucht der so genannten Heiligen Familie nach Ägypten noch immer für Tatsachenberichte.
Lindemann: Unterschätzen Sie nicht die Allgemeinbildung der Deutschen?... Bethlehem wird wahrscheinlich nicht der Geburtsort Jesu gewesen sein, Bethlehem wird wahrscheinlich nur deshalb genannt, weil es die Stadt Davids war und dort laut Altem Testament der Messias geboren werden sollte.
SPIEGEL: Ist Jesus in Nazaret geboren?
Lindemann: Das vermute ich und mit mir viele andere.
SPIEGEL: Dass die Jungfrauengeburt nicht historisch ist, ist feste protestantische Überzeugung. Wie äußern sich heutzutage die katholischen Exegeten?
Lindemann: Nach meinem Eindruck halten nur wenige Neutestamentler daran fest.
SPIEGEL: Ist es für Sie ein Problem... das Glaubensbekenntnis zu sprechen: "Geboren von der Jungfrau Maria?"
Lindemann: Nein, überhaupt nicht. Glauben, das kann ich auch als kritischer Exeget...
SPIEGEL: Hielt sich Jesus für Gottes Sohn?
Lindemann: Nein...
SPIEGEL: Laut Bibel hat Jesus Tote auferweckt, einen Sturm gestillt, ist über Wasser gegangen, hat Fünftausend mit fünf Broten und zwei Fischen gesättigt, Wasser in Wein verwandelt. War Jesus zu solchen Wundern, also zu Taten fähig, die vor und nach ihm kein Mensch vollbracht hat?
Lindemann: Ich halte es für ausgeschlossen, dass Jesus die von Ihnen genannten Wunder getan hat...
SPIEGEL; Was von all dem, was Christen sonst noch glauben oder glauben sollen, hat Jesus schon geglaubt? Dass er präexistent war, es ihn also schon gab, bevor er gezeugt wurde? Dass er wiederkehren werde am Ende der Tage?
Lindemann: All das ist christlicher Glaube, und Jesus hat dies nicht geglaubt...Die urchristliche Gemeinde hat ihren Glauben in Worte Jesu gekleidet,
SPIEGEL: War das Grab denn leer?
Lindemann: Das weiß ich nicht. Aber selbst wenn das Grab und Reste des Leichnams Jesu gefunden würden, würde dies meinen Glauben an die Auferweckung durch Gott nicht berühren.
SPIEGEL: Was halten Sie denn von den Visionen, die Paulus im 1. Korintherbrief aufzählt, dass Christus gesehen worden sei?... Was wäre auf dem Film gewesen, wenn damals eine Kamera diese Visionen hätte aufnehmen können?
Lindemann: Man würde auf dem Film die von Paulus erwähnten Menschen, vielleicht ihre Reaktionen, aber gewiss kein filmisch wahrnehmbares Gegenüber sehen.
SPIEGEL: Reicht Ihnen als Basis für Ihren Glauben die Behauptung von Menschen, was sie erlebt haben? Ihr Glaube lebt vom Glauben dieser Urchristen?
Lindemann: So ist es.
Hier auszugweise einige wichtige Fragen und Antworten aus dem Interview:
SPIEGEL: Stimmen Sie Augsteins Kernsatz [in dessen Buch "Jesus Menschensohn"] zu: "Nicht, was ein Mensch namens Jesus gedacht, gewollt, getan hat, sondern was nach seinem Tode mit ihm gedacht, gewollt, getan worden ist, hat die christliche Religion und mit ihr die Geschichte des sogenannten christlichen Abendlandes bestimmt." Stimmen Sie dem zu?
Lindemann: ...Im Prinzip kann ich diesem Satz zustimmen...
SPIEGEL: Wenn sich nahezu alles, was in der Bibel steht, als unhistorisch erwiese, könnte es Ihren Glauben erschüttern?
Lindemann: Nicht im geringsten...
SPIEGEL: In einer "Handreichung" des Vatikans wird behauptet, "dass es sich bei den Evangelien um Lebensbeschreibungen Jesu handelt."
Lindemann: Das wird seit Jahrzehnten von keinem ernst zu nehmenden Exegeten mehr behauptet.
SPIEGEL: Ihr Kollege Traugott Holtz ...schreibt: "Über die Zeit bis zu Jesu erstem öffentlichen Auftreten wissen wir gar nichts."
Lindemann: Holtz hat völlig recht...
SPIEGEL: Viele halten die Legenden vom Kindermord des Herodes in Bethlehem und von der Flucht der so genannten Heiligen Familie nach Ägypten noch immer für Tatsachenberichte.
Lindemann: Unterschätzen Sie nicht die Allgemeinbildung der Deutschen?... Bethlehem wird wahrscheinlich nicht der Geburtsort Jesu gewesen sein, Bethlehem wird wahrscheinlich nur deshalb genannt, weil es die Stadt Davids war und dort laut Altem Testament der Messias geboren werden sollte.
SPIEGEL: Ist Jesus in Nazaret geboren?
Lindemann: Das vermute ich und mit mir viele andere.
SPIEGEL: Dass die Jungfrauengeburt nicht historisch ist, ist feste protestantische Überzeugung. Wie äußern sich heutzutage die katholischen Exegeten?
Lindemann: Nach meinem Eindruck halten nur wenige Neutestamentler daran fest.
SPIEGEL: Ist es für Sie ein Problem... das Glaubensbekenntnis zu sprechen: "Geboren von der Jungfrau Maria?"
Lindemann: Nein, überhaupt nicht. Glauben, das kann ich auch als kritischer Exeget...
SPIEGEL: Hielt sich Jesus für Gottes Sohn?
Lindemann: Nein...
SPIEGEL: Laut Bibel hat Jesus Tote auferweckt, einen Sturm gestillt, ist über Wasser gegangen, hat Fünftausend mit fünf Broten und zwei Fischen gesättigt, Wasser in Wein verwandelt. War Jesus zu solchen Wundern, also zu Taten fähig, die vor und nach ihm kein Mensch vollbracht hat?
Lindemann: Ich halte es für ausgeschlossen, dass Jesus die von Ihnen genannten Wunder getan hat...
SPIEGEL; Was von all dem, was Christen sonst noch glauben oder glauben sollen, hat Jesus schon geglaubt? Dass er präexistent war, es ihn also schon gab, bevor er gezeugt wurde? Dass er wiederkehren werde am Ende der Tage?
Lindemann: All das ist christlicher Glaube, und Jesus hat dies nicht geglaubt...Die urchristliche Gemeinde hat ihren Glauben in Worte Jesu gekleidet,
SPIEGEL: War das Grab denn leer?
Lindemann: Das weiß ich nicht. Aber selbst wenn das Grab und Reste des Leichnams Jesu gefunden würden, würde dies meinen Glauben an die Auferweckung durch Gott nicht berühren.
SPIEGEL: Was halten Sie denn von den Visionen, die Paulus im 1. Korintherbrief aufzählt, dass Christus gesehen worden sei?... Was wäre auf dem Film gewesen, wenn damals eine Kamera diese Visionen hätte aufnehmen können?
Lindemann: Man würde auf dem Film die von Paulus erwähnten Menschen, vielleicht ihre Reaktionen, aber gewiss kein filmisch wahrnehmbares Gegenüber sehen.
SPIEGEL: Reicht Ihnen als Basis für Ihren Glauben die Behauptung von Menschen, was sie erlebt haben? Ihr Glaube lebt vom Glauben dieser Urchristen?
Lindemann: So ist es.