Die andere Wange hinhalten-- Mt. 5,39

Themen des Neuen Testaments
Benutzeravatar
Magdalena61
Beiträge: 15073
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 20:44

#1 Die andere Wange hinhalten-- Mt. 5,39

Beitrag von Magdalena61 » Mi 8. Mai 2013, 11:59

In Christus änderte keine Gebote wurde ein Vers aus der Bergpredigt erwähnt: "Auge um Auge, Zahn um Zahn..." (Mt. 5,38)

Der Vers 39 lautet:
Mt. 5, 39 (Elberfelder): Ich aber sage euch: Widersteht nicht dem Bösen, sondern wenn jemand dich auf deine rechte Backe schlagen wird, dem biete auch die andere dar;
Allen Ernstes?
Soll ich meine Kinder so erziehen?
Dürfen sie sich in der Schule nicht wehren, wenn sie angegriffen werden?

Mt. 5,39 ist eine der problematischen Stellen in der Bibel... die zu einem schizophrenen Lebensstil einlädt. Weil der Gläubige dem HERRN natürlich nicht widerstehen möchte, aber sich im praktischen Leben so gut wie keiner an diese Worte Jesu hält, auch nicht unter Christen, jedenfalls nicht konsequent... sonst gäbe es keine Machtkämpfe und keine Spaltungen.

Es ist doch so im Leben: Wer Angst zeigt; wer seine eigenen Interessen nicht engagiert genug vertritt und damit " zu wenig Power"= "Schwäche" demonstriert, der wird, wenn die Umstände demnach sind und einige Zeitgenossen auf den Gedanken kommen, ihm das Wasser abzugraben, gnadenlos überrollt. Jeder muß seinen Lebensraum und seine Rechte irgendwo "verteidigen", sonst wird er nicht wirklich ernst genommen.

Schule, Arbeitsplatz, Nachbarschaft, Gemeinde, Familie.

Kann man die Worte Jesu wirklich umsetzen? Oder machen sich die Gläubigen, die das bejahen, etwas vor?
LG
God bless you all for what you all have done for me.

Benutzeravatar
GanzBaff
Beiträge: 230
Registriert: Di 30. Apr 2013, 08:31

#2 Re: Die andere Wange hinhalten-- Mt. 5,39

Beitrag von GanzBaff » Mi 8. Mai 2013, 12:07

Was machte Jesus als jemand ihn auf die linke Wange schlug?

Als er aber dies sagte, schlug einer der Diener, die dabeistanden, Jesus ins Gesicht und sprach: Antwortest du so dem Hohenpriester? Jesus erwiderte ihm: Habe ich unrecht geredet, so beweise, was daran unrecht war; habe ich aber recht geredet, was schlägst du mich? Joh. 18, 22-23

Er widerstand dem Bösen, indem er nicht mit gleicher Münze heimzahlte und zurückschlug. Er bot dem Angreifer eine andere Perspektive, er hielt ihm die andere Wange hin. Das hat nichts damit zu tun dass man Unrecht einfach so über sich ergehen lässt, sondern damit, dass man Stärke beweist wenn einen das Böse verführen will.

Abischai
Beiträge: 3190
Registriert: Sa 27. Apr 2013, 14:25

#3 Re: Die andere Wange hinhalten-- Mt. 5,39

Beitrag von Abischai » Mi 8. Mai 2013, 12:11

Ich habe damit auch ernste Probleme. Aber zum Teil habe ich den Drang mal richtig durchzugreifen, an anderen Stellen wiederum lasse ich vieles mit mir machen (und damit oft die böse Absicht ins Leere laufen).

Beides. Aber eine abschließende Instant-Antwort für alle Fälle habe ich nicht. Mein Bild dazu setzt sich aus vielen Zeugnissen anderer Menschen zu eben diesem Thema zusammen. Ein geheimnisvolles "sowohl als auch", ein "dazwischen", scheint es zu geben.

Man sollte da aufmerksam zuhören und nicht aus einer extremen Erfahrungsrichtung heraus die anderen in Bedrängnis bringen.

Vielleicht ist das Geheimnis aber auch in dem Wort "dem Bösen" versteckt. Was genau ist das "Böse", was der Herr Jesus anspricht?
Ich ahne, daß es hier feine aber entscheidende Unterschiede gibt.

Eben gerade fällt mir auf, daß die Beispiele des Herrn relativ simpel sind, es sind wohl mehr beleidigende Dinge, aber im Grunde keine gar zu schwerwiegenden.
Einen Backenstreich zu bekommen, ist im Grunde eine beleidigende Geste. Zusammengeschlagen zu werden ist etwas anderes!
Jemandem der mein Hemd haben will (das muß man sich mal bildhaft vorstellen!) auch noch den Mantel dazu zu geben, ist für mich auch noch kein existentieller Zusammenbruch.
Und wenn jemand sein Recht einfordert, eine Meile begleitet zu werden, mit dem nicht zu feilschen, sondern 2 zu gehen, wen juckt das? Stört mich das eigentlich wirklich? Sind es nicht einfach Stänkereien, die mich beleidigen?

Davon, daß jemand mein Kind krankenhausreif schlägt, hat der Herr Jesus in diesen Beispielen nicht gesprochen. Und wenn jemand meine Tochter ermordet, halte ihm meine andere Tochter nicht auch noch hin.
Hier liegt die Qualitätsgrenze, meine ich.

Außerdem ist es ein gewaltiger Unterschied, ob das Vergehen an mir selbst erfolgt, oder an anderen, für die ich verantwortlich bin. Für meine Kinder entscheide ich nicht, daß ich Untaten an denen vergebe, das können die selbst entscheiden, wenn sie eigenverantwortlich sind, aber nicht solange sie in meinem Haus sind.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

Benutzeravatar
Theophilus
Beiträge: 418
Registriert: Mo 29. Apr 2013, 22:39
Wohnort: NRW

#4 Re: Die andere Wange hinhalten-- Mt. 5,39

Beitrag von Theophilus » Mi 8. Mai 2013, 12:35

Mahlzeit zusammen, :chapeau:

tja gute Frage ich sehe hier glasklar die Psychologie der Bergpredigt, dass heißt, Jesus wusste wie die Menschen ticken.

Wenn man geschlagen bekommt, in der Schule, dann bringt ein zurückschlagen den nächsten Schlag und so weiter.

Wenn ich aber rede, und wieder auf sprachliche Kommunikation gehe, dann fordere ich den (villt sprachlich überforderten Adepten/Gegenüber ), wieder auf Sprachebene zurückzukehren, das wäre in dem Sinne eine Deeskalation, Jesus meinte also es ist besser immer zu deeskalieren. Und villt auch mal was zu ertragen. Als immer gleich minimalst alles aufzurechnen.

Talking down heißt eine psychologische Technik den anderen beruhigen in hitzigen Auseinandersetzungen, am Tisch die Kommunikation suchen, (Jesus redet mit dem Zöllner, statt sich da weiter in Hass reinzustricken)

Meist funktioniert es, zumindest am Anfang. Und bei Erwachsenen, wer redet, da muss der Empfänger auch wieder zuhören, es verarbeiten, die Wange hinhalten"" ist ein abwarten, der Gegner wartet auf ein zurück schlagen, es ist eine "Klügere gibt nach Prinzip, ist hier auch im übertragenen Sinne gebraucht.

Im übrigen, wenn man es radikal ausüben möchte die Bergpredigt, kann man Ausweichtechniken einer Kampftechnik verwenden, so das der Gegner in Leere läuft.

Liebet Eure Feinde, tut wohl denen so Euch hassen. Dahinter steckt, den Dialog wieder aufnehmen, begegne ich mit Freundlichkeit und echter Liebe, und Hilfe meinem Hasser, so wird er schnell sehen, dass er in mir einen echten patenten Freund hat. Er wird sein Bild über meinerseits revidieren.

Ob sich das leider immer und absolut in die Realität umsetzen lässt, ist leider fraglich, liegt aber an uns selbst, man muss daran arbeiten.

Es kostet viel Kraft und psychische Energie, die wir sicherlich nicht immer aufbringen können. aber es lohnt sich!! :D

Trotzdem sollten wir unser Gegenüber nicht mehr oder weniger lieben als uns selbst.

LG Theo
"Es mag sein, dass alles fällt, dass die Burgen dieser Welt um uns her in Trümmer brechen,
halte Du den Glauben fest, dass Dich Gott nicht fallen lässt, Er hält sein Versprechen!"
Alexander Schröder

Benutzeravatar
GanzBaff
Beiträge: 230
Registriert: Di 30. Apr 2013, 08:31

#5 Re: Die andere Wange hinhalten-- Mt. 5,39

Beitrag von GanzBaff » Mi 8. Mai 2013, 12:55

Abischai hat geschrieben:Jemandem der mein Hemd haben will (das muß man sich mal bildhaft vorstellen!) auch noch den Mantel dazu zu geben, ist für mich auch noch kein existentieller Zusammenbruch.
Und wenn jemand sein Recht einfordert, eine Meile begleitet zu werden, mit dem nicht zu feilschen, sondern 2 zu gehen, wen juckt das? Stört mich das eigentlich wirklich? Sind es nicht einfach Stänkereien, die mich beleidigen?
Für Dich ist es kein existentieller Zusammenbruch. "Das Hemd" und "der Mantel" beziehen sich hierauf:

Wenn du je das Obergewand deines Nächsten als Pfand nimmst, so sollst du es ihm wiedergeben bis zum Sonnenuntergang; 26denn es ist seine einzige Decke, das Gewand, das er auf der Haut trägt! Worin soll er sonst schlafen? Wenn er aber zu mir schreit, so erhöre ich ihn; denn ich bin gnädig (2.Mose 25,26)

Man soll also - wenn jemand vor Gericht mit einem will - möglichst noch über seine Forderungen hinausgehen, also ihm auch das geben was ihm nicht zusteht.

Die Meile bezieht sich auf die Pflicht, die die Hebräer hatten wenn ein römischer Besatzer ihn zum Frondienst verdonnerte. Sie durften bis zu einer Meile als Lastenträger ausgenutzt werden. Wer also mit dem - oft ortsunkundigen - Römer weiter geht als man muss, zeigt ihm, dass man nicht nur das Maximale geht was man muss, sondern dass man gerne und freiwillig auch noch weiter geht.

Ich denke mal, diese Beispiele zeigen, dass es einem Menschen nicht möglich sein sollte dem anderen seinen Willen aufzuzwingen. Wenn einer von mir X verlangt, dann tue ich ja etwas anderes als das Verlangte wenn ich ihm 2X dafür gebe. Der Forderer kann mir aber nicht böse sein, denn ich habe seine Forderung erfüllt, trotz dass ich seine Autorität nicht anerkenne. Er kann mich nicht demütigen, er hat keine Macht über mich.

Benutzeravatar
Theophilus
Beiträge: 418
Registriert: Mo 29. Apr 2013, 22:39
Wohnort: NRW

#6 Re: Die andere Wange hinhalten-- Mt. 5,39

Beitrag von Theophilus » Mi 8. Mai 2013, 16:47

Hier sieht man den Keim eines marxistisch- früh-sozialistischen Gedanken, Ware kann unbegrenzt abgegeben werden, das Geld ist abgeschafft, und kann den Arbeiter via Mehrwert nicht ausbeuten, deenn Das Raubtier Mammon und Ware hat keine Zähne :devil:

Du kannst geben, weil Ware unbegrenzt vom Reichen genommen werden kann. BZ vom Laden.....durch Roboter produziert, oder freiwillige christliche Sklaven, gelle. :twisted:


Theo
"Es mag sein, dass alles fällt, dass die Burgen dieser Welt um uns her in Trümmer brechen,
halte Du den Glauben fest, dass Dich Gott nicht fallen lässt, Er hält sein Versprechen!"
Alexander Schröder

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#7 Re: Die andere Wange hinhalten-- Mt. 5,39

Beitrag von closs » Mi 8. Mai 2013, 16:54

Ich habe das in meinem Leben auch nicht immer gemacht. - Gleichzeitig werde ich daran erinnert, dass der Mensch manchmal gar nicht göttliche Gebote halten KANN. - Und genau das scheint mir auch der Sinn zu sein - immer darauf hinzuweisen, dass der Mensch im Reich des Fürsten lebt.

Abischai
Beiträge: 3190
Registriert: Sa 27. Apr 2013, 14:25

#8 Re: Die andere Wange hinhalten-- Mt. 5,39

Beitrag von Abischai » Mi 8. Mai 2013, 17:10

Die Psychologie des Ganzen lehne ich rundweg ab, denn das degradiert die exklusiven Worte Jesu auf eine dumping-Preisebene, wie das nicht mal beim ALDI drin ist.

Wenn es so einfach wäre, gäbe es viele, die es einfach machen. Jesus Christus war und ist kein Psychologe !! Und daß es offfenbar doch nicht so funktioniert (püschologisch) beweist, daß es irgendwie, keinesfalls aber so zu verstehen ist.

Und bei vielen die augenscheinlich diese wortwörtliche Schablone ausfüllen steckt ein unbändiger Stolz dahinter der schlimmer ist als offene Feindschaft.
Ich habe den Unterschied gemerkt, wenn jemand mit glühendem Haß in den Augen unterdrückt ruhig (pseudocool) säuselt: "bitte, schlag mich doch auch auf die andere Seite!"
Und dann gibt es die, die aus echter, ungeheuchelter, übernatürlich induzierter Liebe heraus wirklich nachgeben und sich lieber Unrecht tun lassen, also in Gottes Rechte einzugreifen. Sie berechnen auch nicht die Rache, die dann hoffentlich von Gott kommt, sondern sie sind um ihr Gegenüber besorgt und würden zu dessen Rettung lieber ihr eigenes Leben lassen.

Ich weiß nicht ob man diesen Unterschied verstehen kann, ich habe beides erlebt, das Unechte und das Echte.

Was die Meile angeht, so ist mir das mit dem Römer neu, aber sehr interessant. Ich habe es so gelernt, daß es dem Gastrecht entsprach, einen Gast vom Haus weg eine Meile zu begleiten. Solange stand man auch unter dem juristischen und militärischen Schutz des Gastgebers. Hier habe dann wohl mancher eingefordert, mehr Geleit zu bekommen, aber wie gesagt, das habe ich in meiner Kindheit so gelernt, muß ja auch nicht stimmen.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

Benutzeravatar
AlTheKingBundy
Beiträge: 4758
Registriert: Sa 8. Jun 2013, 22:04

#9 Re: Die andere Wange hinhalten-- Mt. 5,39

Beitrag von AlTheKingBundy » Sa 8. Jun 2013, 22:15

Habe jetzt nicht alles gelesen, aber Mat 5,39 bedeutet in meinen Augen nicht, dass man sich verprügeln lassen soll. Wie hat Jesus reagiert, wenn es brenzlig wurde? Er suchte das Weite, ging dem Ärger aus dem Weg. So sollten wir auch reagieren.

Könnte es sein, dass hier nicht ein buchstäblicher Angriff gemeint ist mit dem Schlag auf die rechte Wange? Man kann davon ausgehen, dass damals die meisten Menschen auch Rechtshänder waren. Wenn man nun mit der rechten Hand die rechte Wange trifft, geschieht dies durch den Handrücken. Dies galt damals als Provokation, Herausforderung. ich denke eher, dass Jesus meinte, dass wir auf Provokationen nicht eingehen sollen.
Beste Grüße, Al

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
(Albert Einstein, 1879-1955)

Benutzeravatar
Naqual
Beiträge: 1932
Registriert: Mi 12. Jun 2013, 19:44

#10 Re: Die andere Wange hinhalten-- Mt. 5,39

Beitrag von Naqual » Do 20. Jun 2013, 17:35

Zentral ist der Satzteil "Widersteht nicht dem Bösen".
Jemand verletzt mich. Dann werde ich normalerweise ärgerlich und wütend auf den anderen. Ich will dann einen Ausgleich haben, weil der andere mich verletzt hat, möchte ich ihn auch verletzen. (Vers vorher: Auge um Auge, Zahn um Zahn)
Das Problem: wenn ich das möchte, werde ich selbst böse. Das Böse wird auch nicht überwunden sondern fortgepflanzt.
Das Böse kann aber nur überwunden werden durch Vergebung. Vergebung heißt, meine Beziehung zu dem anderen wird so wie vor der Tat. Die äußerste Konsequenz dieses Denkens ist die Feindesliebe (einige Verse später).

Das ist ein Aspekt, der nur isoliert betrachtet - etwas unpraktisch, ja weltfremd klingt.
M.E. geht es aber um die innere Motivation für das Handeln, und die sollte nicht vom Ausgleich dominiert sein (dem Bösen widerstehen, Auge um Auge). Wenn ich mich vom Bösen nicht treffen lasse, verwandelt mich dieses auch nicht zum Bösen hin.
Ich finde es aber auch völlig legitim in liebender Verantwortung für den anderen diesen am "sündigen" zu hindern mit dem möglichen und gebotenem Handeln. Dann ist die Motivation für mein Handeln gut.

Antworten