Vom ungerechten Haushalter

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closs
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#81 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von closs » Fr 3. Mai 2013, 18:46

Andreas hat geschrieben: Das ist für mich das Geschlecht der Leviten. So macht das Sinn.
Das habe ich ja gedanklich übernommen - aber jetzt übertragen auf 16,8:

Gott lobt den Leviten, weil er ungerecht und damit klug im Sinne der Kinder der Welt gehandelt hat, die diesbezüglich mehr drauf haben. - Dieser Satz ist doch schräg - oder nicht?

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Andreas
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#82 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von Andreas » Fr 3. Mai 2013, 19:04

Das ist hier alles ziemlich schräg. :lol:
Das Geschlecht hat mich auf die Leviten gebracht. Von ihrer Bestimmung her: "Kinder des Lichts"
Von ihrem Verhalten her: Wie es später heißt, rechtfertigen sie sich durch sich selbst. Ihr Priesteramt ist zum Selbstzweck verkommen. Sie haben sich damit von Gott abgewandt, was nichts anderes heißt, als dass sie jetzt wie Kinder der Welt denken und handeln. Aus dieser ihrer aktuellen Sichtweise ist das klug. Aber wie du früher mal gschrieben hast:
Der Arbeitgeber gratuliert seinem unehrlichen Verwalter für dessen Erfolg auf DESSEN Art, die dem Umgang mit Seinesgleichen entspricht – im Sinne von: „Haste echt schlau gemacht“, aber auch: „Ich bin nicht Deinesgleichen“. – „Du bist gefeuert“.

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#83 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von closs » Fr 3. Mai 2013, 19:20

Deshalb ist es so ungeheuer wichtig, dass bei 16,9 bei einer der Übersetzungen ein "?" steht - weil das den Sinn genau umkehrt - als rhetorische Frage. "Meint Ihr etwa, Ihr könnt Euch Zugang zum Heil verschaffen, indem Ihr Euch Freunde in der Welt macht?" - so in etwa. - Aber wie gesagt: Das haut den Sinn der übrigen Übersetzungen komplett ins Gegenteil - und somit, wie ich meine, in die einzig richtige Richtung.

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Andreas
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#84 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von Andreas » Fr 3. Mai 2013, 19:35

Also ich komme jetzt eigentlich mit den meisten mir bekannten Übersetzungen wieder klar. Der fehlende Schlüssel zum vollständigen Verständnis ist aus meiner Sicht das Geschlecht der Leviten und ihr historischer Kontext. Das "Geschlecht" hatte ich die ganze Zeit vor der Nase, aber nicht wirklich begriffen. Meine erste Idee der Kirche im allgemeinen, passt nicht so recht in den Text. Da bleiben Fragen offen, was mir durch deine Hartnäckigkeit klar wurde. Danke dafür.

Eine strenge Auslegung bezieht sich nur auf die Leviten. Nimmt man aber die Apostel mit ins Boot und den Rest von Lukas 16, ist das auf einer anderen Ebene ein geradezu prophetischer Text mit viel Zündstoff. Ich würde mich freuen, wenn wir hier alle zusammen eine saubere Interpretation zu dem ganzen Text als Ergebnis dieser denkwürdigen Diskussion auf die Beine stellen könnten. So richtig mit Bibelzitaten betoniert und schön formuliert.

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#85 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von closs » Fr 3. Mai 2013, 20:01

Andreas hat geschrieben:Danke dafür.
Ebenfalls. - Da sollten wir generell dranbleiben.

Geklärt ist für mich bisher nur meine Interpretation - und die wäre wegen des "?" in 16,9 das Gegenteil von Deiner - wenn ich mich nicht irre. - Vielleicht sollten wir unsere Versionen mal ergebnismäßig (ohne Zitate) jeweils zusammenfassen - ich versuche es mal parteiisch:

Ein reicher Mann/Gott beschuldigt seinen Verwalter/Pharisäer, schlecht mit seinem Vermögen umzugehen. - Als der Verwalter/Pharisäer merkt, dass er unter Beschuss kommt, will er seine Schäfchen ins Trockene bringen, in dem er den Schuldnern seines Herrn/dem Volk großzügig Nachlässe einräumt/sich mit ihnen gemein macht, um nach seinem Rauswurf ein Dach über dem Kopf zu haben. - Als der reiche Mann/Gott das sieht, gratuliert er dem Verwalter/Pharisäer, wie er gut sich seinem neuen Umfeld angepasst hat - denn im Umfeld des reichen Mannes/Gottes ist kein Platz mehr für ihn.

Jesus kommentiert dies dahingehend, dass er die Jünger rhetorisch fragt, ob diese wirklich deneken würden, man könne sich durch ungerechten Mammon auf Dauer Freunde machen - geschweige denn zum Heil kommen. - Er begründet dies damit, dass man nur einem Herrn dienen kann.

Zu den Pharisäern sagt Jesus daraufhin, dass sie für ihn genau wie der ungerechte Verwalter mammon-abhängige Weltkinder seien, aber Söhne des Lichts, also gottgefällig sein sollten.

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Andreas
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#86 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von Andreas » Fr 3. Mai 2013, 20:17

closs hat geschrieben:Ein reicher Mann/Gott beschuldigt seinen Verwalter/Pharisäer, schlecht mit seinem Vermögen umzugehen. - Als der Verwalter/Pharisäer merkt, dass er unter Beschuss kommt, will er seine Schäfchen ins Trockene bringen, in dem er den Schuldnern seines Herrn/dem Volk großzügig Nachlässe einräumt/sich mit ihnen gemein macht, um nach seinem Rauswurf ein Dach über dem Kopf zu haben. - Als der reiche Mann/Gott das sieht, gratuliert er dem Verwalter/Pharisäer, wie er gut sich seinem neuen Umfeld angepasst hat - denn im Umfeld des reichen Mannes/Gottes ist kein Platz mehr für ihn.
Bin doch ganz deiner Meinung. Sehe ich genauso. Wieso Gegenteil?

Was du mit dem rhetorisch Fragen von Jesus meinst, ist mir nicht ganz klar. Er sagt doch klar was Sache ist:

9 Und ich sage euch auch: Machet euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, ­ auf daß, wenn ihr nun darbet, sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten. ­
10 Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu; und wer im­ Geringsten unrecht ist, der ist auch im Großen unrecht. ­
11 So ihr nun in dem ungerechten Mammon nicht treu seid, wer will euch das­ Wahrhaftige vertrauen? ­
12 Und so ihr in dem Fremden nicht treu seid, wer will euch geben dasjenige, ­ das euer ist? ­
13 Kein Hausknecht kann zweien Herren dienen; entweder er wird einen hassen­ und den andern lieben, oder wird einem anhangen und den andern verachten. ­Ihr könnet nicht GOtt samt dem Mammon dienen. ­
14 Das alles höreten die Pharisäer auch; die waren geizig und spotteten­ sein. ­
15 Und er sprach zu ihnen: Ihr seid’s, die ihr euch selbst rechtfertiget­ vor den Menschen; aber GOtt kennet eure Herzen. Denn was hoch ist unter­ den Menschen, das ist ein Greuel vor GOtt.
­

und dann gehts ja noch weiter ...

16 Das Gesetz und die Propheten weissagen bis auf Johannes; und von der Zeit­ an wird das Reich GOttes durchs Evangelium geprediget, und jedermann­ dringet mit Gewalt hinein. ­

Das ist die fristlose Kündigung. Die Begründung folgt auf dem Fuß mit dem nächsten Gleichnis ...

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#87 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von closs » Fr 3. Mai 2013, 20:32

9 Und ich sage euch auch: Machet euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, ­ auf daß, wenn ihr nun darbet, sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten. ­

9 Sage ich Euch etwa: „Macht Euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit, wenn er ausgegangen ist, man Euch in die äonische Zelte aufnehme?

Das sind zwei gegensätzliche Aussagen - Deine sagt:
"Jünger, wenn's Euch schlecht geht, bedient Euch an der Welt, damit ihr wohlbehalten ins Heil kommt" (Hä?)

Meine sagt:
"Bildet Euch ja nicht ein, dass ihr Euch hier jetzt dem Mammon hingeben könnt und dann noch Anrecht auf das Heil habt"

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#88 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von Andreas » Fr 3. Mai 2013, 20:43

closs hat geschrieben:9 Und ich sage euch auch: Machet euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, ­ auf daß, wenn ihr nun darbet, sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten.
Das in Vers 9 gesagte, beziehe ich noch auf die Leviten und ihr Verhältnis zu den anderen 11 Stämmen. Sie werden nun darben (möglicherweise ist damit auch schon das Leben in der Fremde, der Diaspora gemeint. Vom "Fremden" ist dann noch mal andeutungsweise die Rede).
Die weiteren Verse kann man auf die neue Kirche beziehen. Natürlich auch auf Jesus selbst, der durch seine eigene Besitzlosigkeit wahrhaftig und treu in Gottes Lehre ist. Er ist das Licht selbst und eben nicht am weltlichen orientiert.

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#89 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von closs » Fr 3. Mai 2013, 20:54

Ja - aber bei der (mir genehmeren anderen) Übersetzung steht, dass man sich erst gar nicht Freunde mit dem ungerechten Mammon machen soll, weil er eh ausgeht - sondern sich gleich um's Heil kümmern soll, das man verspielen würde, wenn man sich vorher Freunde mit dem Mammon machen würde.

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#90 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von Andreas » Fr 3. Mai 2013, 21:04

closs hat geschrieben:Ja - aber bei der (mir genehmeren anderen) Übersetzung steht, dass man sich erst gar nicht Freunde mit dem ungerechten Mammon machen soll, weil er eh ausgeht - sondern sich gleich um's Heil kümmern soll, das man verspielen würde, wenn man sich vorher Freunde mit dem Mammon machen würde.
Ja genau, das stimmt schon. Diese Chance hatten die Leviten von Anfang an - aber sie haben diese Chance nach und nach verspielt. Man könnte sogar behaupten, dass Jesus deshalb zu dieser Zeit auf die Erde kam, weil sich das Gott nicht mehr länger ansehen konnte. Sintflut ging nicht mehr, das hatte Gott ja versprochen. Die Leviten haben ausgedient. In gewisser Weise das ganze auserwählte Volk. Zerstörung des Tempels durch die Römer, auch wieder weil die Volksvertreter Pharisäer den finanziellen Bogen überspannt haben. Diaspora. Jetzt wird alles anders. Jetzt kommt das Christentum.

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