Vom ungerechten Haushalter

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closs
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#51 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von closs » Mi 1. Mai 2013, 22:36

Magdalena61 hat geschrieben:"Nach dem damaligen Brauch war der Haushalter dazu berechtigt."
Dann dürfte er nicht "ungerecht" genannt werden - es sei denn, man meinte damit "ungerecht aus Sicht des reichen Mannes", der aber dann für die Pharisäer stehen würde.

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Andreas
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#52 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von Andreas » Mi 1. Mai 2013, 22:44

Hier geht es um zwei verschiedene Reichtümer: Spirituelle einerseits und Geld, Mammon, Kies, Asche, Pulver andererseits.
A
Den sprirituellen Reichtum Gottes in Form der Lehre des AT - zu diesem Zeitpunkt auf die Pharisäer bezogen. Den sollen sie verwalten. Sie bringen diese Lehre um (nicht verschleudern !!! Sie verfälschen sie, und in genau diesem Text kann man auch sehen warum) um sich zu bereichern, ihre Macht zu erhalten bis hin zur Finanzierung heiliger Kriege usw.

B
Die Kirchensteuer, die der Verwalter vom Volk ungerecht, weil überhöht eingezogen hat. Dadurch dass er die Kirchensteuer wieder senkt und den ungerecht erwirtschaften Überschuß wieder an das Volk zurückführt, handelt er klug.

Die "Kirchenfürsten" dienen nicht Gott sondern dem Mammon.

Das das nicht gut geht, sieht man am Ablasshandel der RKK, dessen Zweck war, durch Angst Geld für den Bau des Petersdoms zu erpressen (wer wohnt denn darin? Gott oder der Papst?) und ähnlich pervertierte Lehren. Das fällt natürlich auch den Kirchen wieder auf die Füße, siehe Luther und die Reformation. Da hat sich die RKK zunächst selbst ins Knie geschossen.

Schlimmer an der Geschichte ist, dass die christliche Gemeinschaft dadurch weiter gespalten wurde. Jede neue Kirche muss sich ja irgendwie von den anderen abgrenzen und leider wird oft versucht, das aus der Schrift irgendwie zu rechtfertigen. Dazu muss die Heilige Schrift aber "etwas" verbogen werden.
Beispielsweise "rechtfertigen" sich die Zeugen Jehovas über den "treuen und verständigen Sklaven" - als stünde der extra für die ZH in der Bibel. Nichts anderes ist es mit dem Namen Jehova in der neuen Weltübersetzung - reines Marketing. So basteln sich manche "Haushalter" ihren speziellen Gott und wir Christen bekommen immer mehr Götter: JHWH, GOtt, HErr, Jahwe, Jehova ... Zwischen die vier Konsonanten JHWH passen viele Kombinationen von Vokalen. Man darf gespannt sein, was als nächstes kommt. Juhuuwoaah wäre vielleicht eine zeitgemäße neue Spielart. Es ist so schade, dass wir Christen es nicht mal schaffen, uns auf einen Namen zu einigen.

Ich möchte aber klarstellen, dass ich diese Beispiele nur auf die Institutionen beziehe - nicht auf deren Anhänger, die ich zu meinen "Nächsten" zähle, wie alle anderen Menschen auch.
Zuletzt geändert von Andreas am Do 2. Mai 2013, 00:22, insgesamt 1-mal geändert.

closs
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#53 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von closs » Mi 1. Mai 2013, 22:57

Andreas hat geschrieben:A
Den sprirituellen Reichtum Gottes in Form der Lehre des AT
Einverstanden

Andreas hat geschrieben:B
Die Kirchensteuer, die der Verwalter vom Volk ungerecht, weil überhöht eingezogen hat. Dadurch dass er die Kirchensteuer wieder senkt und den ungerecht erwirtschaften Überschuß wieder an das Volk zurückführt, handelt er klug.
Da ist aber ein Bruch - nicht in Deiner Interpretation, sondern im Gleichnis, wenn man Deine Interpretation darauf bezieht.

Denn wenn der "reiche Mann" (in Deiner Version Gott) sich beklagt, dass der Verwalter sein Vermögen verschleudere/verschwende, dann will der "reiche Mann" doch eben KEINE Senkung der Kirchensteuer (in Deinen Worten) - es sei denn, er hätte sich inzwischen besonnen. - Nun kann man natürlich interpretieren, dass mit "verschwenden" gemeint sei, dass es eine Verschwendung sei, wenn das Geld beim "reichen Mann" bliebe. - Aber solche dialektischen Sprünge passen eigentlich nicht zm Genre des Gleichnisses.

Andreas hat geschrieben:Ablasshandel der RKK
Eben - deshalb verstehe ich im "reichen Mann" die Pharisäer - und im "Herrn" in 16,8 Gott. - Bei 16,8 sehe ich eine dramaturgische Schwäche: Das Gleichnis als solches ist mit 16,7 beendet, geht aber nicht sofort in Ich-Form (Jesus) über. - ODER: Das Gleichnis ist erst mit 16,8 beendet, dann wäre der Satz zu klären, warum der "unehrliche" Verwalter ausgerechnet von dem, dem gegenüber er unehrlich war, gelobt werden sollte.

Meine eigene Interpretation ist mir auch nicht geheuer, aber für mich bisher die einzige, bei der die spirituelle Aussage mit dem Text übereinstimmt - ohne innere Widersprüche.

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Magdalena61
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#54 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von Magdalena61 » Mi 1. Mai 2013, 23:07

closs hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:"Nach dem damaligen Brauch war der Haushalter dazu berechtigt."
Dann dürfte er nicht "ungerecht" genannt werden - es sei denn, man meinte damit "ungerecht aus Sicht des reichen Mannes", der aber dann für die Pharisäer stehen würde.
"Ungerecht" könnte im übertragenen Sinn für "unerrettet" stehen.

In Bezug auf die Handlung ist der Verwalter ungerecht, weil er mit den Gütern seines Herrn fahrlässig gewirtschaftet hatte. Er hatte keine gute Arbeit gemacht, deswegen wurde er gekündigt.
LG
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Andreas
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#55 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von Andreas » Mi 1. Mai 2013, 23:10

Vergesst doch mal dieses elendigliche "Verschleudern". Das ist die Fälschung in den meisten Bibeln, welche auf die falsche Spur leiten soll = Geld.
Die Lehre gabs immer schon gratis - genau wie es das ewige Leben kostenlos geben wird. Nix mit 0.-Euro*(*=Kleingedrucktes). Hat mit Geld nix zu tun. Das spirituelle Vermögen des reichen Mannes ist die Lehre - nix materielles. Die wird vom Verwalter nicht verschleudert sondern umgebracht = verfälscht, umgedeutet, unterschlagen, unkenntlich gemacht usw. Deswegen versteht man dieses Gleichnis aus den neuen Bibeln heraus auch nicht mehr.

Ich habe fertig. Flasche leer.

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#56 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von closs » Mi 1. Mai 2013, 23:19

Magdalena61 hat geschrieben:Er hatte keine gute Arbeit gemacht, deswegen wurde er gekündigt.
Wieso wurde er deshalb gelobt? - Wurde er dafür gelobt, dass er seinem Herrn die Forderungen an Schuldner reduziert? - Und warum heisst es, dass der "unehrliche Verwalter" gelobt wird - für seine Unehrlichkeit? - Oder bezieht sich das auf seine frühere Unehrlichkeit, die jetzt durch seine Klugheit überwunden ist?

Andreas hat geschrieben:Vergesst doch mal dieses elendigliche "Verschleudern".
Geistig verstehe ich Dich doch. - Aber es ist doch der Besitzer des Vermögens, der seinen Besitz falsch verwaltet sieht. - Deine Version ist dann widerspruchsfrei, wenn man dem "reichen Mann" unterstellt, dass er es als Veruntreuung verstanden hat, dass der Verwalter KEINE Nachlässe bei den SChuldnern gegeben hat.

Hinzu kommt: Das MOTIV des Verwalters ist doch NICHT, etwas Gutes für andere zu tun, sondern für sich (16,4). - Da ist auch noch ein Haken.

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Magdalena61
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#57 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von Magdalena61 » Mi 1. Mai 2013, 23:37

Er wurde doch nicht für die saumäßige Arbeit gelobt, sondern für sein "kluges Handeln" nach erfolgter Kündigung. Hier bezieht sich Jesus aber wohl auf die "weltliche Strategie", die Bauernschläue, oder wie man das nennen soll.
Er zählt den ungerechten Verwalter zu den "Kindern der Weltzeit". (V8)

Mit dem Schuldenerlass, den er diversen Schuldnern gwährte, verstieß der Haushalter nicht gegen geltendes Recht. Das ist, glaube ich, nicht ganz unwichtig.

Was ist dann am Handeln des Verwalters verwerflich? Warum gibt's eine Moralpredigt an die Pharisäer?

Wohl deshalb, weil Gott 100% TREUE erwartet und verlangt und, besonders Führungskräften- z.B. Lehrern- auch kleine Unregelmäßigkeiten nicht durchgehen lässt. Siehe Mose, der kurz vor dem Ziel, vom Zorn überwältigt, einen Fehler gemacht und den Felsen geschlagen hatte... denn: "Wem viel gegeben ist..."
Lk. 16, 10+11 ( Schlachter 2000): Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu; und wer im Geringsten ungerecht ist, der ist auch im Großen ungerecht. Wenn ihr nun mit dem ungerechten Mammon nicht treu wart, wer wird euch das Wahre anvertrauen?
LG
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#58 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von Andreas » Mi 1. Mai 2013, 23:41

Die Veruntreuung besteht darin, dass die Lehre nicht gut verwaltet wurde - weil - es dem Verwalter mehr ums Geld geht, er deswegen die Lehre verfälscht, um noch mehr Geld zu bekommen.

So jetzt muss er Rechenschaft vor Gott darüber ablegen, wie treu er die Lehre (das Vermögen) des reichen Mannes an seine Schäfchen weitergegeben hat - und - er muss seinen Schäfchen Rechenschaft ablegen, was er mit dem ganzen Geld angestellt hat.

So jetzt hat der Verwalter ein Problem.

Aus der Nummer kommt er nur raus, wenn er Gott wieder treu dient, durch die korrekte Weitergabe der Lehre - und den Schäfchen die ungerecht hohen Steuern senkt und die bisher ungerecht eingezogenen Steuern zurückerstattet. Im Gleichnis tut er das auch, und das wird von Gott gutgeheißen. In der Realität ist das anders. Die geizigen Pharisäer waren weder zu dem einen, noch zu dem anderen bereit und haben lieber gespottet.

Magdalena61 hat geschrieben:Wohl deshalb, weil Gott 100% TREUE erwartet und verlangt und, besonders Führungskräften- z.B. Lehrern- auch kleine Unregelmäßigkeiten nicht durchgehen lässt. Siehe Mose, der kurz vor dem Ziel, vom Zorn überwältigt, einen Fehler gemacht und den Felsen geschlagen hatte... denn: "Wem viel gegeben ist..."
Genau!

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#59 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von closs » Mi 1. Mai 2013, 23:56

Andreas hat geschrieben:So jetzt muss er Rechenschaft vor Gott darüber ablegen, wie treu er die Lehre (das Vermögen) des reichen Mannes an seine Schäfchen weitergegeben hat - und - er muss seinen Schäfchen Rechenschaft ablegen, was er mit dem ganzen Geld angestellt hat.
Das hiesse aber, dass der "reiche Mann" daran interessiert ist, dass sein Vermögen verteilt wird. - Das erscheint sehr untypisch für einen reichen Mann, der ja im Gleichnis als weltlich reicher Mann dargestellt ist.

Wieso steht da nirgends: "Es war mal ein reicher Mann, der sein Vermögen mit dem Volk teilen wurde, aber von seinem ungetreuen Verwalter darum betrogen wurde".

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Andreas
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#60 Re: Vom ungerechten Haushalter

Beitrag von Andreas » Do 2. Mai 2013, 00:05

closs hat geschrieben:Das hiesse aber, dass der "reiche Mann" daran interessiert ist, dass sein Vermögen verteilt wird. - Das erscheint sehr untypisch für einen reichen Mann, der ja im Gleichnis als weltlich reicher Mann dargestellt ist.

Wieso steht da nirgends: "Es war mal ein reicher Mann, der sein Vermögen mit dem Volk teilen wurde, aber von seinem ungetreuen Verwalter darum betrogen wurde".

Das "Verteilen" ist von mir, weil ich denke, dass der reiche Mann das will. Das ist doch der Sinn einer Lehre, oder? Setze statt des "Verteilens" von mir aus bewahren ein. Da steckt das Wort "wahr" drin. Der Verwalter kann Gott nicht um seinen spirituellen Besitz betrügen (wie sollte er Gott seine Spiritualität stehlen?) - sehr wohl aber seine Schäfchen, indem er die Lehre verfälscht (=umbringt), um sich zu bereichern.

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