Heiligung

Themen des Neuen Testaments
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Andreas
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#11 Re: Heiligung

Beitrag von Andreas » Sa 4. Mai 2013, 15:07

Mit dem Wort "Heilig", "Heiligung" hatte ich immer schon gewisse Verständnisprobleme. Heil im Sinne von Heilung - sowohl körperlich wie geistig, seelisch und im Idealfall dann Gesundheit - mhhhh? Ich verstehe unsere christliche Geschichte schon als Heilsgeschichte. Aber irgend etwas in mir hat sich immer dagegen gewehrt, mich a priori als Kranker, Erbkranker zu fühlen. Gott will doch das ich "heil" werde, oder nicht? Er hat mich (uns) doch nicht erst krank gemacht, damit er mich (uns) dann wieder heilen kann? Das will mir nicht in den Kopf und ins Herz erst recht nicht.

Ich bin zweifellos krank. Diese Gesellschaft macht mich krank - aber doch nicht Gott. "Die Hölle, das sind die anderen." Besser: Das lieblose Zusammenspiel mit den anderen, sowohl von meiner Seite als auch von den anderen. Ich liebe sie (ehrlich), aber ich kann sie immer weniger ertragen. Den anderen gehts mit mir auch so. Ich weiß das und es schmerzt mich, weil ich weiß, dass der Weg zu Gott über die anderen (Jesus, den nächsten) führt.

Das ich noch unreif oder unfähig bin, kann ich dagegen bedenkenlos unterschreiben. "Heilig" im Sinne der Fähigkeit zur Ganzheit oder Einheit, Einigkeit, Innigkeit liegt mir näher. Trotzem darf ich da manchmal etwas erfahren, wenn ich tief im Innern mit mir (ganz klein) und mit allem (gaaanz groooß) eins bin - eben nicht mehr getrennt von Gott. Das passt besser zu diesen köstlich liebevollen Momenten, den Gefühlen und Gedanken die ich hin und wieder auskosten darf - und auch zu der nachfolgenden schmerzlichen Sehnsucht in den viel zu langen Zwischenzeiten. Diese Sehnsucht fühlt sich nicht krank sondern gesund an. In dieser Sehnsucht schwingt auch "Heimweh" mit.
In diesen erlesenen Momenten jedenfalls macht die Zeile "dein Reich komme" keinen Sinn mehr. Da wird aus dem "Ich bin, der Ich bin" ein "Wir sind, wer wir sind" - oder unverfänglicher ausgedrückt ein "Es ist, was es ist." Frieden. Schlicht aber extrem ergreifend.

Was geht da ab? Aus wissenschaftlicher Sicht, wäre das vermutlich Einbildung, ein hormonelles Ungleichgewicht, schlimmstenfalls Auswüchse einer Geisteskrankheit. Endorphine sind da bestimmt am Start, und das nicht zu knapp. Haben diese Erlebnisse was mit Heiligung zu tun? Wenn ja, was passiert da? Wer heiligt da wen?
Hemul hat geschrieben:"JHWH" ist ein absolut heiliger Gott. Kein Unvollkommenes unreines Geschöpf hätte ohne vorherige Reinigung Zugang zu Ihm.Erst das vergossene u. angenommene Blut Jesu macht einen Menschen "REIN" oder "HEILIG" u. ermöglicht es direkt Zugang zu dem Schöpfer des Universums zu haben.
Die Gnade, die mir in diesen Momenten zuteil wird, kommt mir außerhalb dieser Momente (nicht aber in diesen) irgendwie "unverdient" vor. Ich zweifle im Alltag, wenn ich mich selbst beobachte, schon sehr daran, dessen würdig zu sein. Auf der anderen Seite kann ich zu diesen Momenten aktiv beitragen. Ich kenne den Weg dahin. Das ist alles sehr rätselhaft für mich.

Abischai
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#12 Re: Heiligung

Beitrag von Abischai » So 5. Mai 2013, 12:05

Zur AT-Zeit hat Gott dem Volk Israel klare Anweisungen gegeben, wie Heiligung aussieht. Oft lesen wir, daß sie den Befehl bekamen sich zu heiligen, zum Beispiel als das Volk ins Land einziehen sollte: "Heiligt euch, denn Jahweh will Wunder tun." Wenn Jahweh nun Wunder tut und daneben steht ein unheiliges Volk, gibt es Tote, dass ist nun mal so.

Wie konkret dieses "Heiligen" auszusehen hatte, können wir in den einzelnen Berichten lesen. Da heißt es z.B. daß sie sich fern halten sollten von "Frauen". Diese Bezeichnung ist allerdings für das jeweilige Eheweib untypisch, das waren nicht "Frauen", sondern allenfalls "eure Frauen". Der Hinweis geht wohl eher auf das Anbändeln mit Huren hinaus. Das darf man in der Tat nicht, wenn man heilig sein will/soll.
Hingegen keine eheliche Gemeinschaft mit dem eigenen Eheweib zu haben, halte ich nicht für besonders heilig, im Gegenteil!

Durch Jesus Christus haben wir ein etwas anderes oder erweitertes, geistliches Verständnis von "Heiligung". Ein Mensch ist heilig, wenn er durch Jesus geheiligt ist. An dieser Stelle können alle diejenigen die nicht Eigentum Jesu sind weitergehen, denn denen gilt das folgende nicht.
Christen sind heilig. Daran gibt es nichts zu rütteln. (Also grundsätzlich heilig.) Wir bedürfen, daß uns die Füße gewaschen werden (siehe Jesu Rede an Petrus beim letzten Mahl). Es geht hier um die Reinigung von den völlig alltäglichen Verunreinigungen, gemäß 1. Joh. 1;9. (Das alttestamentliche Pendant dazu ist das Opfer der Roten Kuh.)

Und ein weiteres sehr wichtiges Element kommt hinzu.: Wir müssen uns der Tatsachen bewußt sein, denn unser Gebaren hängt sehr von unserem Selbstbewußtsein "in Jesus" zu sein ab. Es gehört also zunächst dazu, daß wir geheiligt sind, wer Jesus gehört ist heilig, und dann müssen wir dass auch glauben, d.h. danach handeln, dieser Tatsache treu sein, und dem Gott der uns das zugesagt hat auch treu sein, indem wir ihm nicht immer und immer wieder die Ohren volljammern, "ach ich weiß nicht, ich bin bestimmt nicht heilig". Wenn Gott gesagt hat, daß ich heilig bin, dann bin ich das auch. Und es ist eine Frechheit, ihm dass dann nicht zu glauben im Sinne von: "Du kannst mir viel erzählen, Gott!"
Wenn wir also Gott glauben daß wir heilig sind, weil ER selbst gesagt hat daß es so ist, dann glauben wir an Gott, genau das nämlich ist "Glaube".
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

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Andreas
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#13 Re: Heiligung

Beitrag von Andreas » So 5. Mai 2013, 14:16

Abischai hat geschrieben:Wenn Gott gesagt hat, daß ich heilig bin, dann bin ich das auch. Und es ist eine Frechheit, ihm dass dann nicht zu glauben im Sinne von: "Du kannst mir viel erzählen, Gott!"Wenn wir also Gott glauben daß wir heilig sind, weil ER selbst gesagt hat daß es so ist, dann glauben wir an Gott, genau das nämlich ist "Glaube".
Das klingt, als hättest du da irgendwann mal einen Schalter umgelegt. Mission accomplished. Ich glaube. Basta.
Das, was ihr schreibt mag alles richtig sein. Mir ist das aber zu kopflastig, zu theoretisch. Ich kann es verstehen. Du hast an anderer Stelle geschrieben:

Abischai hat geschrieben:So ungefähr ist es, wenn man dazu verdammt ist, Gut und Böse zu erkennen, ob man will oder nicht. Wir haben diesen Informationsvorsprung nun bis heute, wir erkennen und erkennen, aber so richtige Freude daran hat niemand.
Da möchte ich mich mal von ausnehmen. Gelungene Erkenntnis ist für mich ein unaufhörlicher Quell vielfältigster Freude.

Um Heiligung aber erleben zu können braucht es, meiner Meinung nach noch was anderes, etwas erfahrbares. Deswegen hab ich von meinen Erlebnissen gesprochen. Vielleicht spreche ich nur für mich, aber um etwas vollständig zu erkennen, muss ich es auch mit meinem Herzen gefühlt und erkannt haben. Eine gewisse Leidenschaftlichkeit und Herzblut gehört für mich dazu. Ist Glaube nicht mehr, als eine mathematische Gleichung die es zu lösen gilt?

"... und werdet wie die Kinder, sonst werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen."
Es geht um diesen unschuldigen, offenen, staunenden Blick den ich an Kindern so liebe. Dazu kommt noch ihre unerschrockene Emotionalität. Ihr hemmungsloses Lachen oder Weinen, welches sie so wahrhaftig in ihrem Sein macht. Sie sind noch ganz Resonanzkörper, fähig ganz feine Schwingungen wahrzunehmen, zu verstärken und sich einzustimmen auf das, was ist. Durch diese Resonanz sind sie in communio, in Gemeinschaft mit dem Wesen der Dinge.
Diese Fähigkeiten kann man in sich wieder kultivieren und ihnen den nötigen Raum lassen, den sie brauchen, um sich zu entfalten.

Genauso wie das Glauben, scheint mir Heiligung ein Prozess zu sein, der alle unsere Fähigkeiten und Sinne in Anspruch nimmt. Eine transzendierende, liebende Bewegung in Richtung Gott.

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#14 Re: Heiligung

Beitrag von Abischai » So 5. Mai 2013, 16:10

Das kann man so sehen...
Aber man sollte das, wenn man sich nicht verirren will, mit der Bibel begründen, versuche ich zumindest immer.

Ich kann nicht verstehen, warum das als "verkopft" ansiehst. Ich meine was den Glauben anbelangt, so ist der absolut verkopft, weil der nämlich absolut nichts mit Emotionen zu tun hat. Treue ist eine Frage des Willens, das ist der Glaube. Und ich habe den realen Zusammenhang zwischen Heiligung als Auftrag und Geheiligtsein als Zustand und dem Glauben darzulegen versucht. Natürlich ist eine theoretische Nennung nicht "schön", aber ich lebe das was ich da geschrieben habe, noch "echter" geht es nicht.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

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#15 Re: Heiligung

Beitrag von Andreas » So 5. Mai 2013, 16:54

Verkopft ist schon in Ordnung. Ich meinte das nicht abwertend. Bin ich doch selber. Aber das ist eben nur die eine Seite der menschlichen Medaille. Was hat den Jesus getan? Er hat gelehrt. Seine Lehre war echt. Er hat sich aber auch hingegeben. Hingabe in tiefste menschliche Emotionen bis hin zum Kreuzestod. Leidenschaft. Was gäbe ich drum, sein Lachen zu hören oder einen Blick von ihm zu erhaschen. Das würde genügen. Das hat seine Lehre noch echter gemacht. Das hat vielen genügt um zu glauben, wie in der Schrift oft berichtet wird. Das kann man nur eben schlecht überliefern. Schade. Das Lachen der Kinder kann ich hören und in ihre Augen kann ich schauen. Es gibt einen Unterschied zwischen sehen und schauen. Mit wissenschaftlichen Augen sehe ich die Welt, mit Kinderaugen schaue ich die Schöpfung Gottes.
Mit dem Hinweis auf die Kinder wollte er uns schon auf etwas hinweisen. Ich hab das halt mal versucht zu interpretieren. Das steht da so nicht geschrieben, ist schon klar. Ich soll ihm nicht nur in seinen Lehren folgen, sondern auch in seiner Hingabe - glaube ich. Aber diese Dinge sind so schwer in Worte zu fassen.

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#16 Re: Heiligung

Beitrag von Abischai » So 5. Mai 2013, 17:10

Sollten wir beide uns in der großen weiten Welt mal über den Weg laufen, gehen wir in einen gemütlichen Pub. Dann kannst Du mich ja gern auf Herz und Nieren prüfen, ob ich das was ich sage auch wirklich meine, lebe und festhalte.

Noch mehr heute und jetzt sichtbaren Jesus als die Seinen hier auf der Erde geht nicht. Ein Internetforum ist nicht geeignet, einen Menschen darzustellen, weil es nur ein Schlüsselloch ist, kein Schaufenster.
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Andreas
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#17 Re: Heiligung

Beitrag von Andreas » So 5. Mai 2013, 17:36

Mit dir mal in einem Pub über Gott und die Welt zu plaudern, finde ich eine gute Idee. :thumbup:
Ich weiß deine Standpunkte durchaus zu schätzen. Ich zweifle nicht an dir, ober an dem was du tust. Das Prüfen überlasse ich mal höheren Stellen. Das steht mir nicht zu.

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