Ungerechte Gleichnisse

Themen des Neuen Testaments
2Lena
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#1 Ungerechte Gleichnisse

Beitrag von 2Lena » Do 2. Jan 2014, 13:44

Jesus betont in einer Bibelstelle in Matth. 5.17: Er sei nicht gekommen das Gesetz aufzulösen, sondern zu erfüllen. 3.Mose 25.36 und 5.Mose 23.20 betonen: Keine Zinsen! Ungerecht sagen sie in 5.Mose 23.21 - von Fremden - da magst du sie nehmen.

Ihr wisst mittlerweile, dass es mir um die GERECHTE Lösung geht.
Aber ich wurde angesprochen, mir ein "Beispiel an Matth. 25" zu nehmen.
Was immer das auch sei.
Die Stellen finde ich äußerst ungerecht:

Matth. 25 das 2. Gleichnis: Es zog einer über das Land, teilte die Güter an die Knechte aus. Einer erhielt fünf Zentner, was immer das auch sein mag. der andere zwei, der dritte einen. Der mit fünf Zentner verdoppelte, der mit zwei auch. Aber der mit einem war ängstlich. Er vergrub das Geld und wurde beschimpft, dass er es nicht zum Wechsler gebracht hatte, damit sein Herr die Zinsen erhielt. Dazu warf er den Vorsichtigen in die Finsternis hinaus und gab das Geld dem, der bereits zehn Zentner hatte.

Von Nächstenliebe, Wohlfahrt oder vernünftigem Marketingskonzept ist keine Spur vorhanden. Hemul hätte seine wahre Freude daran, noch ein paar passende Verse auszugraben. Vielleicht finden welche die Situation in Ordnung - sicher ist es die Partei mit den zehn Talenten plus ein.

Ich möchte gerne die Situation zur Diskussion stellen, bevor ich eine Auflösung mit Auslegung schreibe.

closs
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#2 Re: Ungerechte Gleichnisse

Beitrag von closs » Do 2. Jan 2014, 15:33

2Lena hat geschrieben:Ich möchte gerne die Situation zur Diskussion stellen
In Kürze: Es geht hier aus meiner Sicht um geistige Schätze. - In einer Schulklasse würde ich dieses Gleichnis nehmen, um zu sagen:

"Messt Euren (geistigen) Erfolg an dem, was Ihr habt, und nicht an dem, was andere haben. - Stellt Euer EIN Talent nicht unter den Scheffel ("Seid nicht ängstlich"), nur weil andere mehr Talente haben (könnten). - Der einzige Masstab ist Euer exklusives Verhältnis zu Gott und nicht der Komparativ zu anderen Menschen".

Was kommt bei Dir raus, liebe 2Lena?

R.F.
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#3 Re: Ungerechte Gleichnisse

Beitrag von R.F. » Do 2. Jan 2014, 15:48

2Lena hat geschrieben: - - -
Ihr wisst mittlerweile, dass es mir um die GERECHTE Lösung geht.
Aber ich wurde angesprochen, mir ein "Beispiel an Matth. 25" zu nehmen.
Was immer das auch sei.
Die Stellen finde ich äußerst ungerecht:

Matth. 25 das 2. Gleichnis: Es zog einer über das Land, teilte die Güter an die Knechte aus. Einer erhielt fünf Zentner, was immer das auch sein mag. der andere zwei, der dritte einen. Der mit fünf Zentner verdoppelte, der mit zwei auch. Aber der mit einem war ängstlich. Er vergrub das Geld und wurde beschimpft, dass er es nicht zum Wechsler gebracht hatte, damit sein Herr die Zinsen erhielt. Dazu warf er den Vorsichtigen in die Finsternis hinaus und gab das Geld dem, der bereits zehn Zentner hatte.
- - -
Es ist leicht zu erkennen, dass Jesus nicht den Zins gutheißen wollte. Er kannte die Gewohnheiten seiner Pappenheimer, die sich nicht nur um das Zinsverbot nicht scherten. So konnte Er ihnen mit Fug und Recht Übertretungen gegen das sechste Gebot vorwerfen, als man Ihm eine beim Ehebruch ertappte Frau vorführte (vgl. Johannes 8,3-7).

Was mit dem Zinsbeipiel gemeint ist: Der Mensch darf nicht einfach nur bequem vor sich hinleben, sondern hat ein aktives Leben mit dem Ziel zu führen, in den Kreis der Götter aufgenommen zu werden. Selbst das konsequente Beachten des göttlichen Gesetzes reicht dazu nicht aus, wie Jesus selbst sagte:

Lukas 17,10 (Luther):
So auch ihr! Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist, so sprecht: Wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.

JackSparrow
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#4 Re: Ungerechte Gleichnisse

Beitrag von JackSparrow » Do 2. Jan 2014, 17:07

2Lena hat geschrieben:Es zog einer über das Land, teilte die Güter an die Knechte aus.
"Denn es ist wie bei einem Menschen, der außer Landes reiste, seine eigenen Knechte rief und ihnen seine Habe übergab": Der Mensch wollte ins Ausland reisen. Während er weg war, wollte er sein Geld arbeiten lassen.

Einer erhielt fünf Zentner, was immer das auch sein mag.
Er teilte 5 Talente Silber aus, nicht 5 Zentner Güter.

der andere zwei, der dritte einen
Er gab das Geld "einem jeden nach seiner eigenen Fähigkeit". Also der Fähigkeit, mit dem Geld Gewinne zu erwirtschaften.

Aber der mit einem war ängstlich. Er vergrub das Geld und wurde beschimpft, dass er es nicht zum Wechsler gebracht hatte, damit sein Herr die Zinsen erhielt.
Er hat den Befehl seines Herrn missachtet. Er sollte das Geld vermehren, nicht vergraben.

Was bedeutet also das Gleichnis? Wenn man als Knecht einen Auftrag bekommt, dann muss man den Auftrag ausführen, auch wenn man selbst anderer Meinung sein sollte. Einen ängstlichen und zögerlichen Knecht konnte der Herr nicht brauchen.

Catholic
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#5 Re: Ungerechte Gleichnisse

Beitrag von Catholic » Do 2. Jan 2014, 19:18

closs hat geschrieben: "Messt Euren (geistigen) Erfolg an dem, was Ihr habt, und nicht an dem, was andere haben.
Der einzige Masstab ist Euer exklusives Verhältnis zu Gott und nicht der Komparativ zu anderen Menschen".

closs,genauso verstehe ich es in dem textlichen Zusammenhang auch,es geht darum,dass der Knecht nicht das getan hat,was er hätte tun können,weil er nur dachte,"was passiert,wenn...!"

2Lena
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#6 Re: Ungerechte Gleichnisse

Beitrag von 2Lena » Fr 3. Jan 2014, 13:48

R.F. Der Mensch darf nicht einfach nur bequem vor sich hinleben, sondern hat ein aktives Leben mit dem Ziel zu führen, in den Kreis der Götter aufgenommen zu werden.

Wenn das so einfach wäre...

Jacksparrow: Er teilte 5 Talente Silber aus, nicht 5 Zentner Güter.
Er gab das Geld "einem jeden nach seiner eigenen Fähigkeit". Also der Fähigkeit, mit dem Geld Gewinne zu erwirtschaften.

Damit ist doch der Konflik-Kreis entstanden - Steueren / Zinsen / Armut
Wer viel hat, kriegt das Doppelte ...

... und am Ende, sagt der Ausleger, der den Text mehrfach liest - steht die Gewalt. Die kommt gleich doppelt daher.
Von dem einen, der nichts hat und von dem strengen Herrn, der alles nimmt.
Gewalt ist [xamas] akustisch fast gleich wie die Fünf [xamesch]

Closs: In Kürze: Es geht hier aus meiner Sicht um geistige Schätze.

"Messt Euren (geistigen) Erfolg an dem, was Ihr habt, und nicht an dem, was andere haben. - Stellt Euer EIN Talent nicht unter den Scheffel ("Seid nicht ängstlich"), nur weil andere mehr Talente haben (könnten)".

Lieber closs, danke für den fast getroffenen Inhalt.
Ich vermute, das Wort "TALENTE" hat genau das Gleiche bei dir in Deutsch bewirkt, wie die Mechanismen der Zweideutigkeiten in der hebräischen Bibel. Du kamst von dem "Zentner" der uralten Lutherbibel, über die Talente (Währung) als Sprachenkenner mühelos zu den geistigen Talenten.

Trotzdem bleibt noch eine gewisse Ungerechtigkeit, weshalb der eine viel, der andere mehr anvertraut bekommt, von der ungerechten Bestrafung für das Eingraben von Geld mal abgesehen.

Wenn ich das Gleichnis ausbaue, steht zuerst der Sprachschatz für die "5" im Kopf.
Das ist [xamesch] oder das etwas anders klingende [ximesch] sich rüsten.

Väter und Mütter wissen aus Erfahrung, dass sie die Halbwüchsigen nicht mit Gewalt packen können, sie ins Auto schleppen und auf Tour gehen. Sie wenden eine andere Methode an. Sie erzählen von den wunderbaren Erlebnissen, die zu erwarten wären. So geht es einfach und willig. Sie sind gerüstet.

Natürlich ging es nicht um "Zentner", wie Jacksparrow bereits schrieb:
[kikarim] Laibe, Talente, Zentner, Plätze, Ebenen

Ich würde zu gern noch wissen, was ihr über die anderen Methoden von Bestrafung oder Belohnung denkt.

closs
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#7 Re: Ungerechte Gleichnisse

Beitrag von closs » Fr 3. Jan 2014, 16:23

2Lena hat geschrieben:Ich würde zu gern noch wissen, was ihr über die anderen Methoden von Bestrafung oder Belohnung denkt.
Pädagogisch sind es Handhabungen, um Verhalten negativ oder positiv zu sanktionieren.

Spirituell würde ich es eher in Richtung "Fluch" und "Segen" verstehen. - Denn bereits das "Ängstlich-Sein" ist ein spirituelles Anathem - dem die Begnadung des "Fürchtet Euch nicht" gegenüber steht.

Es wäre schön, wenn das zitierte Gleichnis eine Lösung zur Frage fände, WARUM der Eine der Drei "ängstlich" ist. - Dass dies NICHT geschieht, würde ich so deuten, dass EIN Gleichnis immer nur EINEN Gedanken transportieren will - also nicht alle Fragen gleichzeitig lösen will.

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Magdalena61
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#8 Re: Ungerechte Gleichnisse

Beitrag von Magdalena61 » Fr 3. Jan 2014, 17:39

2Lena hat geschrieben:Jesus betont in einer Bibelstelle in Matth. 5.17: Er sei nicht gekommen das Gesetz aufzulösen, sondern zu erfüllen. 3.Mose 25.36 und 5.Mose 23.20 betonen: Keine Zinsen! Ungerecht sagen sie in 5.Mose 23.21 - von Fremden - da magst du sie nehmen.
Das Kapital im eigenen Volk soll sich nicht auf wenige Familien konzentrieren, die eventuell Notlagen ihrer Brüder ausnützen, um Nachkommen Abrahams zu lebenslänglich zu versklaven. Denn eine solche Entwicklung hätte eine ungesunde Machtkonzentration zur Folge gehabt; eine Kastenbildung.

Arme hatten sie trotzdem genug in Israel. Aber ohne diese Regelung, ohne dieses Verbot, von einem Bruder Zinsen zu nehmen, hätten gut Betuchte möglicherweise ganze Familien UND ihre Nachkommen zu Schuldsklaven machen können, wie das heute beispielsweise in Indien der Fall ist.

2. Mose 21-- "Rechte hebräischer Sklaven"; auch hier ist eine "Bremse" drin, die die Entstehung eines dauerhaften Machtmonopols über Angehörige des eigenen Volkes vermeiden/ verhindern soll.

2Lena hat geschrieben:Die Stellen finde ich äußerst ungerecht:

Matth. 25 das 2. Gleichnis:
...
Vielleicht finden welche die Situation in Ordnung - sicher ist es die Partei mit den zehn Talenten plus ein.
Es geht ja um das "Fruchttragen" als natürliche Folge des Glaubens; um den klugen Einsatz der von Gott geschenkten Gaben- um geistliche Früchte.
Joh. 15,2
LG
God bless you all for what you all have done for me.

JackSparrow
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#9 Re: Ungerechte Gleichnisse

Beitrag von JackSparrow » Fr 3. Jan 2014, 19:27

2Lena hat geschrieben:Gewalt ist [xamas] akustisch fast gleich wie die Fünf [xamesch]
Das Neue Testament wurde auf Griechisch verfasst.

Trotzdem bleibt noch eine gewisse Ungerechtigkeit, weshalb der eine viel, der andere mehr anvertraut bekommt, von der ungerechten Bestrafung für das Eingraben von Geld mal abgesehen.
Der Herr vertraute den ersten zwei Knechten. Sie bekamen den größten Anteil. Sie verdoppelten das Geld. Sie bewiesen dem Herrn ihre Loyalität. "Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; geh hinein in die Freude deines Herrn."

Dem dritten Knecht vertraute der Herr nicht. Er bekam trotzdem eine Chance. Auch wenn er unfähig war, seinen Anteil zu verdoppeln, hätte er das Geld zum Wechsler schaffen und Zinsen kassieren können. Das wäre eine sichere Anlage gewesen. Aber er tat nichts. Er war nicht loyal. Dafür wurde er mit Kündigung bestraft. "Und den unnützen Knecht werft hinaus in die äußere Finsternis."

Du kamst von dem "Zentner" der uralten Lutherbibel, über die Talente (Währung) als Sprachenkenner mühelos zu den geistigen Talenten.
Talent (talenton) ist eine Maßeinheit für Edelmetalle. "Geistige Talente" werden mit dynamis (Kraft) übersetzt.

closs
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#10 Re: Ungerechte Gleichnisse

Beitrag von closs » Sa 4. Jan 2014, 00:37

JackSparrow hat geschrieben:Talent (talenton) ist eine Maßeinheit für Edelmetalle. "Geistige Talente" werden mit dynamis (Kraft) übersetzt.
Aber es ist doch ein Gleichnis, damit der Leser/Hörer selber den Transfer vollzieht. - Meinst Du wirklich, es geht hier um Geld?

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