Parusieverzögerung

Themen des Neuen Testaments
2Lena
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#901 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von 2Lena » So 3. Mai 2015, 18:28

sven23 hat geschrieben:Es werden wohl noch zehntausend Jahre ins Land gehen, und das Märchen vom Jesus Christus wird immer noch dafür sorgen, daß keiner so richtig zu Verstande kommt.
Aber sicher doch, wenn man sich so blöd anstellt wie bisher ... sogar noch die Trümmer aus dem Schiff zertrümmern meint, mit denen unsere Kultur aufgebaut ist ... dann allerdings geht's recht schnell mit dem Untergang, ohne Rettungsweste.

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Scrypt.on
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#902 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Scrypt.on » So 3. Mai 2015, 18:28

Zeus hat geschrieben:
Halman hat geschrieben: Die biblischen Evangelien sind mMn die besten "historischen" Zeugnisse, die wir haben.
Ich weiß nicht ob es die BESTEN sind, es sind jedenfalls die EINZIGEN von mehreren Evangelien, die in den Biblischen Kanon (natürlich unter Leitung des Heiligen Geistes :engel: ) aufgenommen wurden.
Dazu ein Auszug des Buches von Johannes Maria Lehner "Das Kreuz mit der Bibel"
In den ersten Jahrhunderten nach Christus entstanden neben den Evangelien und Briefen auch andere Schriften, die in den Urgemeinden ebenfalls gelesen wurden, im Laufe der Zeit aber vom Klerus als unwahr, gefälscht oder unchristlich angesehen wurden.

Diese so genannten Apokryphen ("Verborgenen") erfuhren keine Aufnahme in den Kanon der Bibel, obwohl sie auch von Jesus (oft in haarsträubenden Geschichten) und seinen Erlebnissen berichten.

Zahllose Evangelien und Berichte über Jesus und die Apostel, vorwiegend sektiererische Um- und Nachbildungen kanonischer Schriften, waren in regem Umlauf. Man unterscheidet apokryphe Evangelien, Apostel- geschichten und Apokalypsen.

Viele solcher apokryphen Texte sind noch heute in Buchhandlungen erhältlich.
Zu den bekannteren gehören: Das Evangelium des Jakobus, des Petrus, des Nikodemus, des Philippus und des Thomas, das Evangelium über die Kindheit Jesu (Siehe Link "Jesus´ Kindheits-Evangelium"), über Maria und Josef, die Apostelgeschichte des Philippus, des Andreas, des Thomas und außerdem die Apokalypsen des Petrus, des Paulus und des Thomas.

Im 3. Jahrhundert verfasste ein Fälscher in Ägypten ein Evangelium, das Gespräche zwischen dem auferstandenen Jesus und seinen Jüngern beschreibt. Es gibt vor, von Jesus persönlich zu stammen und steht in der Ich-Form.

Die Bücher, die schlussendlich Eingang in die Bibel gefunden haben, sind also eine relativ wahllose, von Menschen entschiedene Auswahl. Nichts deutet darauf hin, dass die Bibel in einem Guß, von Gott eingegegeben, abgefasst wurde.
Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen.

Guter Beitrag.

Habs ja schon oft selbst dargelegt: Der Rest von dem, was das neue Testament wurde, wurde im 4. Jahrhuntert kanonisiert, in einer Serie von Komitee-Entscheidungen bei einer Konvention in Jüdäa. Vier Evangelien wurden angenommen, 16 weitere wurden abgelehnt. Alles durch Handzeichen - als könnten die Tatsachen durch Abstimmung beurteilt oder abgelehnt werden.
Sie entschieden sich, ein gutes dutzend Bücher von der Bibel zu entfernen, obwohl diese immer noch von anderen Büchern refferenziert wurden die sie mit einbezogen hatten. Die Bibel ist deshalb ein willkürlicher Mischmasch von Fabeln, Parablen und Psalmen.

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Savonlinna
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#903 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Savonlinna » So 3. Mai 2015, 18:38

sven23 hat geschrieben:Ob sie urprünglich diese Intention hatten, ist auf Grund der fehlenden Originalquellen nicht mehr rekonstruierbar.
Was meinst Du denn jetzt mit "ursprünglich"?
Ich spreche von den jetzt vorhandenen biblischen Erzählungen.
Diese entsprechen dichterischen Kriterien.

sven23 hat geschrieben:Sicher ist aber, daß sie in der jetzt vorliegenden Form zu diesem einen Zweck verändert/ergänzt worden sind: Jesus als den Sohn Gottes und Begründer einer neuen Religion zu etablieren.
Das ist Deine Privatmeinung. Sie lässt sich nicht belegen, und sie klingt auch nach Privatmeinung.
Damit komme ich nicht weiter.
"Sicher" ist da überhaupt nichts.

sven23 hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Wenn diese Erzählungen zum Beispiel dichterische Werke sind, dann wollen sie keineswegs etwas "glauben" machen.
Goethes "Faust" soll mich auch nicht glauben machen, dass das alles historisch passiert ist, was da steht.
Es ist eben Dichtung, und deren "Wahrheit" oder "Realität" liegt in der Bildhaftigkeit.
Ob Faust real gelebt hat oder nicht, spielt keine Rolle dabei, dass Goethes Faust-Figur eine kulturelle Realität besitzt: sie repräsentiert eine wesentliche Eigenschaft unserer Kultur, und darum kann man sich in ihm wiederfinden.
Goethes Faust ist ein Stück hoher Literatur und niemals in der Absicht geschrieben worden, einen neuen Kult oder gar Religon zu begründen. Das muß man schon unterscheiden.
Verstehst Du meinen Vergleichspunkt denn nicht?
Falls nicht, dann lass uns abbrechen.

sven23 hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Falls die biblischen Jesus- oder Christus-Geschichten dichterische Werke sind, dann liegt ihr Wahrheitsgehalt nicht in der Übereinstimmung mit der historischen Realität, sondern mit der inneren Realität - so wie bei der Fausfigur.
Aber damit hätten sich die Kirchen niemals begnügt. Die neue Religion war gewollt, auch politisch gewollt.
Ich war in meiner Argumentation in der Zeit, als die Evangelien geschrieben wurden.
Mir scheint, Du bist nicht ergebnisoffen und willst einfach nur alles so drehen, dass Du Dein Vorurteil bestätigt siehst.

sven23 hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Die historisch-kritische Forschung untersucht natürlich auch das damalige Verständnis von solcherart Erzählungen: und es ist erst mal nur - anzunehmen, dass die Schreiber und die Rezipienten - also die Gemeindemitglieder - zumindest einen ähnlichen Verstehenshorizont hatten. Also sie verstanden die Erzählungen in ihrer Erzählgattung, ihrem Erzählgenre.
Deshalb konnte die Forschung auch manche Texte als Fälschung entlarven. Und Fälschungen sind immer mit einer bestimmten Absicht verbunden, das sollte man nie vergessen.
Texte wurden verändert, ja. Aber dass es Fälschungen sind, sagt halt der, der nicht redlich untersuchen möchte.

Aber egal. :(

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Scrypt.on
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#904 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Scrypt.on » So 3. Mai 2015, 18:41

Savonlinna hat geschrieben:Das ist Deine Privatmeinung. Sie lässt sich nicht belegen, und sie klingt auch nach Privatmeinung.
Wo gibt es hier etwas von dir zu lesen, was belegt wäre und nicht nur eine "Privatmeinung" ist?
Dazu findet sich in deinen Beiträgen nichts.

Savonlinna hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Deshalb konnte die Forschung auch manche Texte als Fälschung entlarven. Und Fälschungen sind immer mit einer bestimmten Absicht verbunden, das sollte man nie vergessen.
Texte wurden verändert, ja. Aber dass es Fälschungen sind, sagt halt der, der nicht redlich untersuchen möchte.
Das Abändern eines Originals macht das Ergebnis zu einer Fälschung.
So ist das eben.

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#905 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Pluto » So 3. Mai 2015, 19:24

Scrypt.on hat geschrieben:Wo gibt es hier etwas von dir zu lesen, was belegt wäre und nicht nur eine "Privatmeinung" ist?
Dazu findet sich in deinen Beiträgen nichts.
Hast du auch zum Thema "Parusieverzögerung" etwas zu sagen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Hemul
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#906 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Hemul » So 3. Mai 2015, 20:03

sven23 hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben: Das konnte die Jünger damals aber auch nicht mit den schnellsten Eseln Judas bewältigen-gell? 8-) Oder vielleicht doch-und ich habe nur etwas verpasst? :o
Und warum hatten sie dann alle eine Naherwartung?
Wieso hatten alle eine Naherwartung? :roll: Es waren damals nur einige wenige Abtrünnige die diese Falschlehre unters Volk brachten. Wie schon von mir erwähnt warnte Paulus ausdrücklich ca. 20 Jahre nach Jesu Himmelfahrt mit folgenden Worten in 2.Thessalonicer 2:1-3 vor diesen Irrlehrern:

Die Ankunft Christi und der ihr vorausgehende große Verführer
1 Wir bitten euch aber, Brüder, wegen der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus und unserer Vereinigung mit ihm, 2 dass ihr euch nicht schnell in eurem Sinn erschüttern, auch nicht erschrecken lasst, weder durch Geist noch durch Wort noch durch Brief, als seien sie von uns, als ob der Tag des Herrn da wäre. 3 Dass niemand euch auf irgendeine Weise verführe! Denn dieser Tag kommt nicht, es sei denn, dass zuerst der Abfall gekommen und der Mensch der Gesetzlosigkeit offenbart worden ist, der Sohn des Verderbens;
:wave:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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Münek
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#907 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Münek » So 3. Mai 2015, 21:27

Savonlinna hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Unser Thema ist: Hat Jesus eine Naherwartung gepredigt und selbst an sie geglaubt.

Ja, hat er.

Das steht so klipp und klar in den Evangelien. :)
Dann ist das Thema ja durch. Was brauchen wir da noch historisch-kritische Analyse? Bibelzitate reichen doch. ;)

Eeeeben!

Fakt ist, dass die "Naherwartung Jesu" in der neutestamentlichen Forschung NICHT Gegenstand kontroverser
Diskussionen ist
. Es konnte hier bisher auch von niemandem nachgewiesen werden, dass dieser Konsens NICHT be-
steht
.

Der Neutestamentler Klaus Berger, der sich selbst als Außenseiter innerhalb der wissenschaftlichen Theologenschaft
outete, geht das Thema nicht direkt an, sondern schwurbelt stattdessen unwissenschaftlich, fromm herum, indem er
in seinem Buch "Jesus" S. 75; 77 unter der Überschrift "Hat Jesus sich im Termin geirrt?" schreibt:

"In dieser Gegenwart Gottes gelten nicht Uhr und Tag noch Jahr oder Jahrtausend. Nur eines gilt: Es [das Reich Got-
tes] hat überhaupt schon begonnen...Der Countdown läuft in die Ewigkeit Gottes hinein. Dieses und nichts anderes ist
die Botschaft Jesu: dass wir geradezu hineingerissen werden in das Heranbrausen Gottes, dessen Thron und Ange-
sicht ganz nahe sind.
"

Das mag dieser sympathische Theologe ja wirklich so glauben; aber mit historischer Wissenschaft hat seine Aussage nichts zu tun...

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#908 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von 2Lena » So 3. Mai 2015, 21:35

Zeus hat geschrieben:Die Bücher, die schlussendlich Eingang in die Bibel gefunden haben, sind also eine relativ wahllose, von Menschen entschiedene Auswahl. Nichts deutet darauf hin, dass die Bibel in einem Guß, von Gott eingegegeben, abgefasst wurde.
Diese Rechnung ist "ohne den Wirt" gemacht. Die Bibeltexte haben einen *inneren Inhalt. Mit dem wurde bisher nicht gerechnet.

Scrypt.on hat geschrieben:Der Rest von dem, was das neue Testament wurde, wurde im 4. Jahrhuntert kanonisiert, in einer Serie von Komitee-Entscheidungen bei einer Konvention in Jüdäa. Vier Evangelien wurden angenommen, 16 weitere wurden abgelehnt.
Zwar stimmt das Auswahlverfahren, aber es wurde nicht der Grund genannt, warum sich das Konzil auf ausgerechnet vier geeinigt hat, aus den (aus heutigen Sicht) doch so unterschiedlichen Schriften, die dann alle nicht wahr wären. Selbst bei den vier Evangelien kommen keine Übereinstimmungen bei Himmelfahrt oder bei der Auferstehung und bei vielen anderen Dingen. Habt ihr nie überlegt, was der Grund dafür ist.

Da ist kein willkürlicher Mischmasch in der Bibel, sondern es liegen sehr geordnete Systeme vor, von denen die heutige Welt nichts weiß und sich daher falsche Urteile bildet.
Weil man sie nicht versteht, glaubt man auch an Fälschungen und kann das "Wort Gottes" nicht mehr darin erkennen!

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Münek
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#909 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Münek » So 3. Mai 2015, 21:59

Ich zitiere hier mal einen der Großen unter den katholischen Theologen, nämlich Karl Rahner:

Er meint, "dass wir...unbefangen, ehrlich, nüchtern und deutlich zugeben müssen, dass es bei Jesus
wirklich eine ZEITLICHE Naherwartung gegeben hat, die so, wie er sie sich "vorstellte" und in seinen Wor-
ten formulierte, sich nicht erfüllt hat".

(Zitat aus dem Buch von Rudolf Augstein "Jesus Menschensohn", 1999, S. 102)

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#910 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Münek » So 3. Mai 2015, 22:12

Der 1967 verstorbene Religionswissenschaftler Friedrich Heiler äußérte sich in seinem Buch "Der Katholizismus" S. 22 wie folgt:

"Jesu felsenfeste Überzeugzung von dem BALDIGEN Kommen des Gerichts und der Vollendung wird heute
von keinem ernsten und unbefangenen Forscher mehr bestritten."

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