closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Es ist ein GEDECKTER Scheck.
Ich weiss was Du meinst und stimme pragmatisch zu. - Es ist ein gedeckter Scheck für die jeweils eigene Wahrnehmung.
Mit anderen Worten:
Wir beide können darüber nicht reden.
Für Dich ist dein "System" ein gedeckter Scheck, und es gibt keine Möglichkeit, darüber einen Millimeter hiausuzukommen.
closs hat geschrieben:Wenn man in einem anderen Thread (wie oft geschehen) untersuchen würde, was eigentlich Wahrnehmung ist, kann durchaus der Ergebnis sein, dass erkanntes oder unerkanntes Sein (egal welches) der einzige gedeckte Scheck ist - und eben NICHT die eigene Wahrnehmung. -
Du verstehst das Wort "Wahrnehmung" nur in Deinem Sinn. "Sein" benutzt Du unerklärt, als reinen Begriff, der darum für mich Betrug ist. Man sagt was, aber sagt nicht, was. Auch hier: Sackgasse.
closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Das wäre interessant zu wissen, ob Du wirklich unterschreibst, was ich hergeleitet habe.
Vom Ergebnis sind wir uns einig - bei der Herleitung bin ich mir nicht sicher. -
Wir sind uns beim Ergebnis NICHT einig - bei ähnlich klingendem Ergebnis, wo die Herleitung nicht übereinstimmt, ist das nur eine Scheineinigkeit.
closs hat geschrieben:Du scheinst mir eher induktiv zu kommen (aus Sicht der Wahrnehmung), während ich eher deduktiv komme (aus Sicht des "Seins"/der "Realität"/der "Existenz/welcher Synonyme auch immer davon).
Das wissen wir doch schon lange, dass Du deduktiv vorgehst, also nach meinem Verstehen verkopft.
Wozu diskutieren wir denn, wenn es mir nicht gelingt, aufzuzeigen, dass ein deduktives Vorgehen bei Auffinden von "Wahrheit" ein rein verkopftes Vorgehen ist?
Seit wann ist es ein seriöses Vorgehen, Prämissen als Ergebnis vorzubringen?
Deine Behauptung, Du würdest "aus der Sicht des Seins" diskutieren - behauptest Du "stur durch" - macht mich vollkommen hilflos.
Das ist im Prinzip das Gleiche, als wenn jemand stur durch behauptet, er sei das Sprachrohr Gottes.
Das ist Sackgasse und Ende der Diskussion.
closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Da müsste ich erst wissen, was Du alles als "Denksystem" akzeptieren würdest.
Etwas, was über eine Bild-Beschreibung hinausgeht, weil es eine Systematik hat.
Dann beantworte ich Deine Frage - "Ist es aus Deiner Sicht denkbar, dass jemand versucht, authentische Erfahrung in ein Denksystem zu transponieren?" - mit "NEIN".
Wer Wert auf Systematik legt, ist an Gedankengebäuden interessiert, aber nicht an Wirklichkeit und dem lebendigen Geschehen.
Wer authentische Erfahrung transportiert - siehe zum Beispiel Meister Ekkehart - , hat einen sprachlichen Weg gesucht, der die abendländische Systematik hinter sich lässt.
closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:"Dass es grundsätzlich nicht möglich ist, Gott im "Original zu erkennen' stammt jetzt woher?
Aus der Bibel - AT und NT. -
Aus der Bibel? Biblische Aussagen sind für mich kein Beleg für Wahrheit.
closs hat geschrieben:Schau Dir mal folgenden drei Zitate Aus AT, von Platen und von Heidegger an - ich behaupte ("sehe"), dass sie genau dasselbe ausdrücken:
2.Mose: "Kein Mensch kann mich <Gott> sehen und am Leben bleiben"
v.Platen: "Wer die Schönheit hat gesehn mit Augen, Ist dem Tode schon anheimgegeben"
Heidegger: „Solange das Dasein als Seiendes ‚ist‘, hat es seine ‚Gänze‘ nie erreicht. Gewinnt es sie aber, dann wird der Gewinn zum Verlust des In-der-Welt-Seins schlechthin. Als Seiendes wird es dann nie mehr erfahrbar.“
Man kann Zitate immer so drehen, dass sie das eigene Denken bestätigen.
Dass Du Heidegger nicht unbedingt so verstehst, wie er es im Kontext meint, haben wir ja schon in den Bereich des Möglichen gerückt.
Das sind alles bildhafte Ausdrücke, die ich für mich einzeln ebenfalls verstehen kann.
Nur sagst Du immer ganz was Anderes, als wie ich diese Zitate verstehe. Du machst daraus ein Gedankenkonstrukt mit Absolutheitsanspruch.
Solche Sätze haben fragmentarischen Charakter, sind Blitzeinsichten, die sich jeglichem System verweigern.
closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Das ist kein Philosophieren, sondern ein Erkenntnisverbot.
Mit "erkennen" soll das hebräische "jada" gemeint sein - ein Wort, das sowohl "kapieren" als auch "beischlafen" im Sinne von "Eins-Werden" bedeutet (christlich gesprochen: Die ebenbildliche Simulierung des Eins-Seins von Gott und Mensch).
Wieso ist das jetzt eine Widerlegung, dass Du ein Erkenntnisverbot ausgesprochen hast - mit dem Satz, dass etwas NIE möglich ist?
closs hat geschrieben:Mauthner/Wörterbuch der Philosophie: "Eine Erkenntnis in diesem Sinne, eine absolute Erkenntnis, ist unmöglich, weil zuletzt alle Erkenntnis auf sinnliche Erkenntnis zurückgeht [...]
Du hast nun gerade nicht mitzitiert, in "welchem Sinne" Mauthner von Erkenntnis spricht.
Jedenfalls geht für mich nicht "Erkennen" jeglicher Art letztlich auf sinnliche Erkenntnis zurück.
Ich meinte nie nur "sinnliche" Erkenntnis.
Dass man durch Sprache nicht die Wirklichkeit treffen kann, wissen wir beide. Aber die Frage war die ganze Zeit, wie man Sprache benutzt, um diese Wirklichkeit zumindest anzudeuten - sodass ein anderer, der diese Wirklichkeit ebenfalls so wahrnimmt, es in den stammelnden oder fragmentarischen Worten wiedererkennt.
closs hat geschrieben: "Erkenntnis aus den letzten Gründen ist nur ein Wort der Sehnsucht. Das andre Wort der Sehnsucht, Gott, ist nun ebenfalls ein Ausdruck für die letzte Ursache alles natürlich Gewordenen.[444]"
So würde auch jeder Naturalist reden. Das habe ich ja auch schon oft gesagt, dass Du letztlich auch als Naturalist argumentierst. Zwar verneinend, aber im gleichen Denksystem. Dieses Denksystem zu überwinden, das wäre und war für mich der Weg.
Du ordnest das in Deine Begrifflichkeit von "Wahrnehmen" ein, weil Du nichts anderes verstehen kannst.
Du verstehst nicht, dass das Wort "Wahrnehmen" von mir in einem anderen Sinn benutzt wird - ich habe kein anderes Wort zur Verfügung.
Würdest Du es verstehen, würdest Du Deine beiden Kategorien aufgeben müssen.
closs hat geschrieben:
Also nicht ein "Verbot der Erkenntnis", sondern die "Erkenntnis, (noch) nicht absolut erkennen zu können".
Das heißt, Du nimmst das "nie erkennbar" zurück?
Abgesehen davon, dass Mauthner in einer Denktradition steht, die naturwissenschaftlich geprägt ist. Er spricht von "Ursache", und in diesem Sinne denken ja schon Geisteswissenschaftler nicht mehr. Ein Akkord in einem Musikstück ist nicht "Ursache" für den nächsten Akkord.
Dass ich als Individuum nur zu mir selber "ich" sagen kann, und nicht zu einem anderen Menschen, ist für mich die deutlich erfahrbare Schranke, die mich daran hindert, jemanden so von innen zu verstehen, wie ich mich selber von innen verstehe.
Aber diese Schranke ist möglicherweise einreißbar.
Im Drogentrip - hat mir mal jemand erläutert - kann es passieren, dass zwei Iche sich verwechseln.
Daher ist es theoretisch möglich - darüber habe ich vor langer Zeit mal ewig nachgedacht -, dass das, was ich zu mir selber zähle, gar nicht von mir selber herstammt.
Einen Gott zu konstruieren, von dem das alles stamme, mag in der Scholastik noch akzeptabel gewesen sein - heute wissen wir vom Menschen und seinem Funktionieren sehr viel mehr.
Ich lehne darum diese Hauruck-Erklärung: ein Wort sagen und das als Ursache erklären, als Betrugsmanöver ab.
Wichtig ist mir, den Menschen zu verstehen und die Zusammenhänge zwischen Mensch und Mensch zumindest zu thematisieren.
Und aufzuzeigen, dass gläubige Menschen nicht von einem anderen Stern kommen. Sie verstehen und erkennen genau das Gleiche wie andere Menschen. Sie sind aus dem gleichen Holz wie jeder andere auch.
Darum besteht kein Grund, Begrifflichkeiten auf ihre gemeinsamen Merkmale NICHT zu untersuchen. Denn sie müssen da sein, weil Gläubige nicht von einem anderen Stern sind.