Welche "im Widerspruch liegenden Bibeltexte"? Bisher wurden davon hier im Forum kein einziges stichhaltiges Beispiel präsentiert.Halman hat geschrieben:Wenn man schon die von Sven angeführtenn Bibeltexte als Belege für eine Parusierverzögerung und eine gescheiterte Eschatologie präsentiert, dann sollte man auch die dazu im Widerspruch liegenden Bibeltexte berücksichtigen und redlicherweise von einem widersprüchlichen Befund sprechen.
Parusieverzögerung
#851 Re: Parusieverzögerung
Zuletzt geändert von Zeus am Sa 2. Mai 2015, 21:04, insgesamt 1-mal geändert.
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)
#852 Re: Parusieverzögerung
Halman hat geschrieben:Die biblischen Evangelien sind mMn die besten "historischen" Zeugnisse, die wir haben.
Da stellt sich einem die Frage: Wann handelt es sich nur um alte Lyrik und wann um "historische" ZeugnisseHalman hat geschrieben:Was Du und andere hier machen, ist in etwa so, als würde man alte Lyrik wie moderne Sachtexte lesen.

e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)
#853 Re: Parusieverzögerung
Schlau gekontert - das muss ich Dir lassen.Zeus hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Die biblischen Evangelien sind mMn die besten "historischen" Zeugnisse, die wir haben.Da stellt sich einem die Frage: Wann handelt es sich nur um alte Lyrik und wann um "historische" ZeugnisseHalman hat geschrieben:Was Du und andere hier machen, ist in etwa so, als würde man alte Lyrik wie moderne Sachtexte lesen.

Meine Metapher mit der alten Lyrik und den modernen Sachtexten sollte nur veranschaulichen, wie irreführend es sein kann, die Bibel wie ein modernes Sachbuch zu lesen, zumal sie uns nur in deutschen Übersetzungen vorliegt.
Die Evangelien verweisen auf einen historischen Bezug. Die Kreuzigung Jesu ist ein historisches Ereignis, ebenso steht hinter dem "theologischen Jesus" ein "historischer Jesus". Die Evangelien sind die einzigen umfangreichen Zugänge zu Jesus. Die außerbiblischen historischen Quellen sind rar, genügen aber im Zusammenhang zurecht von der Historität Jesu auszugehen.
Die Bewertung der biblischen Evangelien (ob nun eher "alte Lyrik" oder doch eher "historische Zeugnisse") ist ein Thema für sich, welches vielleicht in einem anderem Thread ausführlicher diskutiert werden kann.
Wenn wir Kapitel, wie Mat 24, behandelt, dann sprechen wir über prophetische Texte. Diese sind eine andere Textgattung, als z.B. erzählerische Berichte. Zumal jesuanische Reden ohnehin religiös-theologischen Charakter aufweisen und keineswegs stehts wörtlich gemeint sind. Jesus sprach in Gleichnissen, verwendete Metaphern und knüpfte an die prophetische Symbolsprache des Judentums an. Daher ist die Frage schon berechtigt, wie die Worte denn nun zu verstehen sind und der Zugang kann m.E. nur geistlicher bzw. theologischer Art sein. Und wenn mehrere Deutungen möglich sind, sollte man auch die verschiedenen Interpretationen nebenneinander aushalten.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo
#854 Re: Parusieverzögerung
Ihr ward so fleißig. Ich hinke hinterher.
Aber wieder und wier möchte ich zur Klärung auf die andere Textgestaltung hinweisen.
Die Lehren im Petrusbrief gehen um Neubeginn, Öffnen von Wünschen.
Das Wollen ist aba. Aba ist (auch) Vater.
So in etwa lautet dann die Lehre in dem von dir gezeigten Vers auf der anderen Seite: Wissen soll man dies bei ihnen, die guten Eigenschaften gehören nach "oben". Das Vielleicht, als mittig in der Balance ist oft unentschlossen. Mit Lust aber, bei Erleichterung, da geht alles ohne Bitterkeit zu bewältigen. Das klappt sofort!
(Keine Verzögerung, kein Spott...)
Aber wieder und wier möchte ich zur Klärung auf die andere Textgestaltung hinweisen.
Wie du das nur immer alles ausgräbst!Sven23 hat geschrieben:Besonders interessant ist der 2. Petrusbrief.
"In einem der jüngsten Texte des Neuen Testaments, dem so genannten Zweiten Petrusbrief wird explizit auf die Verwirrung in der christlichen Gemeinde wegen der ausbleibenden Parusie Bezug genommen: „Sie werden sich über euch lustig machen und sagen: Er hat doch versprochen wiederzukommen! Wo bleibt er denn? Inzwischen sind unsere Väter gestorben, aber alles ist noch so, wie es seit Beginn der Welt war... ""
Die Lehren im Petrusbrief gehen um Neubeginn, Öffnen von Wünschen.
Das Wollen ist aba. Aba ist (auch) Vater.
So in etwa lautet dann die Lehre in dem von dir gezeigten Vers auf der anderen Seite: Wissen soll man dies bei ihnen, die guten Eigenschaften gehören nach "oben". Das Vielleicht, als mittig in der Balance ist oft unentschlossen. Mit Lust aber, bei Erleichterung, da geht alles ohne Bitterkeit zu bewältigen. Das klappt sofort!
(Keine Verzögerung, kein Spott...)
#855 Re: Parusieverzögerung
Meinst du "Wie kannst du es nur wagen, deinen eigenen Verstand (und eigenes Wissen) zu benutzen?"halman hat geschrieben:Interessant, dass Du Prof. Dr. Christfried Böttrich so auf Augenhöhe kritisiert.

Aber selbstverständlich.Halman hat geschrieben:Darf ich davon ausgehen, dass man dieses Prinzip ausdehnen darf?
Wie kommst du denn auf diese wirklichkeitsfremde Idee?Halman hat geschrieben:Bisher hatte ich beim Lesen dieses Threads den Eindruck, als wenn das, was die Fachleute vorgeben, von uns Laien gefälligst kritiklos abzunicken sei.
Nein, das hast du falsch verstanden.Halman hat geschrieben:Oder liegt es vielleicht daran, welche Position vertreten wird. Wenn also Dr. Heinz-Werner Kubitza die "richtige" Position vertritt, darf sie mit Verweis auf das Autoritäts-Argument nicht kritisiert werden,
In seiner Argumentation beruft sich Böttrich im Wesentlichen auf einige ihm in seinen Kram passenden Bibelstellen.
Kubitzas Werk dagegen basiert auf Bibelstellen und den Ergebnissen/Aussagen einer größeren Anzahl von Forschungsberichten.
Außerdem hat K. sich schon im Studium intensiv mit dem Problem des historischen Jesus beschäftigt.
Siehst du den Unterschied?
Schrecklich. Gelle?Halman hat geschrieben:sondern muss als Fakt akzeptiert werden, selbst wenn dies bedeutet seinen Lebensentwurf völlig umkrämpeln zu müssen;
Siehe oben!Halman hat geschrieben:wenn aber ein Prof. Dr. Christfried Böttrich die "falsche" Position vertritt, gelten plötzlich andere Regeln.
Habe ich. Hier ist das ganze EssayHalman hat geschrieben:Warum sollte Böttrich in den von Dir zitierten zwei Sätzen alles berücksichtigen? Immerhin nimmt er da auf den altgriechischen Grundtext bezug. Um zu schauen, ob er etwas unterschlägt, sollte man schon sein ganzes Essay kritisch reflektieren.
2.1. Gottesherrschaft
Das Kommen der „Königsherrschaft Gottes“ (βασιλεία τοῦ θεοῦ basileia tou theou) ist das zentrale Thema der Botschaft Jesu. Darin klingt zunächst ein Topos der späten Prophetie an: → Deuterojesaja ruft ganz allgemein dazu auf, das Kommen Gottes vorzubereiten; Mal 3 präsentiert → Elia als einen Herold, der diesem Kommen vorausgeht. Namentlich → Lukas, der den prophetischen Typos Jesu betont, spielt immer wieder und in unterschiedlichen Zusammenhängen darauf an (Lk 1,76; Lk 7,16 u.ö.).
Jesus selbst verbindet die Proklamation der Gottesherrschaft mit dem Aufruf zur Umkehr und zum Glauben „an das Evangelium“ (Mk 1,15 / Mt 4,17). Dabei rückt das Kommen Gottes jedoch in ein völlig neues Licht. Aus der „Nähe Gottes“, von der auch die Apokalyptiker schon ausgingen, wird nun im Auftreten Jesu „Gegenwart“: Die Gottesherrschaft ist „mitten unter euch“ (á¼Î½Ï„ὸς ὑμῶν entos hymÅn) (Lk 17,21). Im Ganzen bleiben die Aussagen allerdings in der Schwebe: Die Grenzen zwischen Zukünftigkeit, andrängender Nähe und unmittelbare Gegenwart der Gottesherrschaft sind fließend und lassen sich am besten in der Formel von „schon und noch nicht“ erfassen. Doch der Hauptakzent ist dabei deutlich auf das „schon“ gerückt. Das entscheidende Heilsereignis ist mit → Tod und → Auferweckung Jesu bereits erfolgt. Von diesem neuen Gravitationszentrum aus erhalten auch alle anderen Motive ihr neues, „christliches“ Profil.
Wenn DU das sagst, muss es ja stimmen.Halman hat geschrieben:Eine eindeutige Naherwartung wird in der Bibel keinesfalls verkündet,

Zuletzt geändert von Zeus am So 3. Mai 2015, 00:57, insgesamt 2-mal geändert.
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)
#856 Re: Parusieverzögerung
Dazu sollte man noch folgende Regeln bei der Bibel-Exegese berücksichtigen:Halman hat geschrieben:Daher ist die Frage schon berechtigt, wie die Worte denn nun zu verstehen sind und der Zugang kann m.E. nur geistlicher bzw. theologischer Art sein. Und wenn mehrere Deutungen möglich sind, sollte man auch die verschiedenen Interpretationen nebenneinander aushalten.
-The Bible is the word of God
-But the old Tetament does not apply anymore,
except for some parts we determine what or when those parts do apply
-Only the New Testament applies, except for those parts we ignore; we determine what and when those parts are ignored.
-Some words are interpreted literally, and some as a metaphor; we decide.
-When parts contradict Science, each other, are immoral or illegal, they are definitely a metaphor for something
-The entire Bible is divinely inspired by God
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)
- Savonlinna
- Beiträge: 4300
- Registriert: So 2. Nov 2014, 23:19
#857 Re: Parusieverzögerung
Ach...Zeus hat geschrieben: Dazu sollte man noch folgende Regeln bei der Bibel-Exegese berücksichtigen:
-The Bible is the word of God
[...]
-The entire Bible is divinely inspired by God
Jetzt habe ich Dich die ganze Zeit für einen fundamentalistischen Atheisten gehalten.
Und nun ist es genau umgekehrt.
Ich sag's ja, ich kann das oft einfach nicht unterscheiden, sie sind sich so ähnlich.
Auch ihre Art Häme ist oft ähnlich.
#858 Re: Parusieverzögerung
War nicht hämisch gemeint. Ich wollte nur ein paar hilfreiche Tipps geben.Savonlinna hat geschrieben:Ach...Zeus hat geschrieben: Dazu sollte man noch folgende Regeln bei der Bibel-Exegese berücksichtigen:
-The Bible is the word of God
[...]
-The entire Bible is divinely inspired by God
Jetzt habe ich Dich die ganze Zeit für einen fundamentalistischen Atheisten gehalten.
Und nun ist es genau umgekehrt.
Ich sag's ja, ich kann das oft einfach nicht unterscheiden, sie sind sich so ähnlich.
Auch ihre Art Häme ist oft ähnlich.

Übrigens ist die Liste bei weitem nicht vollständig.
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)
#859 Re: Parusieverzögerung
Bereits Johannes der Täufer glaubte an das unmittelbar bevorstehende Reich Gottes. Doch auch er wurde hingerichtet, ohne daß die Prophezeiung eintrat.
"Doch hat sich offenbar ja auch bereits der Täufer mit seiner Ankündigung des nahen Kommens Gottes geirrt. Für ihn wie für Jesus stand das Weltende unmittelbar bevor. Doch wie Jesus wurde er hingerichtet, ohne dass die Ankündigungen eingetroffen wären. Und der Neutestamentler Theißen erwägt, ob so bereits Jesus eine erste enttäuschte Naherwartung zu verarbeiten gehabt hat: „Die Nächst-Erwartung des Täufers war nicht in Erfüllung gegangen, der Prophet war inhaftiert und getötet worden. (Theißen/Merz, Der historische Jesus, S.195)"
Kubitza (Der Jesuswahn, S. 98)
"Doch hat sich offenbar ja auch bereits der Täufer mit seiner Ankündigung des nahen Kommens Gottes geirrt. Für ihn wie für Jesus stand das Weltende unmittelbar bevor. Doch wie Jesus wurde er hingerichtet, ohne dass die Ankündigungen eingetroffen wären. Und der Neutestamentler Theißen erwägt, ob so bereits Jesus eine erste enttäuschte Naherwartung zu verarbeiten gehabt hat: „Die Nächst-Erwartung des Täufers war nicht in Erfüllung gegangen, der Prophet war inhaftiert und getötet worden. (Theißen/Merz, Der historische Jesus, S.195)"
Kubitza (Der Jesuswahn, S. 98)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
George Orwell
#860 Re: Parusieverzögerung
closs hat geschrieben:In den ersten Jahrhunderten nach Christus wurde einiges gefälscht - da sind wir uns einig.
Eben. Man muß sich ja mal fragen, warum die Evangelien überhaupt geschrieben wurden? Ihr vorderstes gemeinsames Ziel war es, den Wanderprediger Jesus als den Sohn Gottes zu etablieren.
Dazu kompilierte man Versatzstücke aus anderen Kulten und Mythen. Da es aber keine Originalmanuskripte mehr gibt oder auch die gemeinsame Logienquelle "Q" verschollen ist, kann man nicht mal sagen, ob die Evangelien selbst schon verfälscht worden sind.
Alle nachfolgenden Fälschungen dienten nur dem einen Zweck: sie sollte die Glaubwürdigkeit erhöhen, insbesondere dann, wenn Prophezeiuungen wie die Naherwartung sich nicht erfüllten. Der 2. Petrusbrief ist so ein prominentes Beispiel oder auch das "testimonium flavianum".
Daß Jesus selbst keine Naherwartung hatte ist völlig unglaubwürdig. Es wäre wohl das erste und einzige Mal, daß der Anführer einer Bewegung das Gegenteil von dem vertreten würde, was seine komplette Anhängerschaft glaubt.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
George Orwell