Parusieverzögerung

Themen des Neuen Testaments
R.F.
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#841 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von R.F. » Sa 2. Mai 2015, 17:14

sven23 hat geschrieben: - - -
Mein Eindruck ist: je verschwurbelter die Theologensprache wird, desto mehr will man damit Fehlstellen und Ungereimtheiten kaschieren.
- - -
Hättest Du auch nur einmal den einen oder anderen Kommentar, wie von den Studenten üblicherweise benutzt, gelesen, wüsstest Du, was Theologen tatsächlich “kaschieren”...
sven23 hat geschrieben: Wenn man den Erfolg der Endzeitpropheten verstehen will, dann muß man die Situation berücksichtigen, in der die Menschen damals lebten. Unzufrieden, unterdrückt und benachteiligt durch die römische Besatzung fühlten sich die Anhänger, die sicher mehrheitlich zu den Verlierern der gesellschaftlichen Verhältnisse gehörten.
- - -
Ja, das ist heute völlig anders, lässt eine Frau Doktor M. dem Volke ausrichten. Weder die Werke über Römische Geschichte bestätigen Deine Sicht, auch das Neue Testament nicht. Das Römische Recht garantierte den Bürgern weitgehende Freiheiten und Rechtssicherheit...

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#842 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von R.F. » Sa 2. Mai 2015, 17:17

sven23 hat geschrieben:
R.F. hat geschrieben: Hast Du überhaupt eine Ahnung, guter Sven, welches Ereignis ich meinte?

Ganz ehrlich, nein, ich habe keine Ahnung.
Und hast somit auch keine Ahnung, worauf Du wartest? Sven, Sven, Dein Verhalten wird zunehmend merkwürdig... :mrgreen:

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sven23
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#843 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von sven23 » Sa 2. Mai 2015, 17:31

closs hat geschrieben:Nein. :lol: - Jesus hat NICHT eine zeitliche nahe Parusie im Sinne einer weltlichen Weltherrschaft durch Gott versprochen - das ist doch gerade das Missverständnis. - Jesus hat die Nähe des Göttlichen im Menschen versprochen - siehe auch "der neue Mensch" bei Paulus.
Da liegst du mal wieder falsch:
"...aufgrund entsprechender Aussagen im Neuen Testament – diese zweite Ankunft für zeitlich nah erhofft, was als Naherwartung bezeichnet wird. In frühchristlicher Zeit drückte das Wort Maranatha diese baldige Erwartung Jesu Christi nach seiner Himmelfahrt aus.
Mehrere Aussagen im Neuen Testament legen ein Wiederkommen Jesu innerhalb sehr kurzer Zeit nahe

Quelle: Wikipedia

(1. Jh 2,18): "Kinder, es ist die letzte Stunde!..."
Das muß man nicht ganz wörtlich nehmen, aber es soll verdeutlichen, daß es höchste Eisenbahn ist. Und selbst damals hat man die Zeit in Stunden gemessen, also war eine zeitliche Nähe gemeint und nichts anderes.

Besonders interessant ist der 2. Petrusbrief.
"In einem der jüngsten Texte des Neuen Testaments, dem so genannten Zweiten Petrusbrief wird explizit auf die Verwirrung in der christlichen Gemeinde wegen der ausbleibenden Parusie Bezug genommen: „Sie werden sich über euch lustig machen und sagen: Er hat doch versprochen wiederzukommen! Wo bleibt er denn? Inzwischen sind unsere Väter gestorben, aber alles ist noch so, wie es seit Beginn der Welt war... ""

Paulus widerspricht hier ausdrücklich nicht, daß Jesus selbst dies gesagt hat. Er versucht dann nur zu relativieren, daß bei Gott ein anderes Zeitmaß gilt, ...halt die üblichen Ausreden.
Auch wenn der Brief eine Fälschung sein sollte, hat er doch eine starke Aussagekraft, denn man traute sich nicht, die Naherwartung durch Jesus selbst zu leugnen, was vermutlich als plumpe Verfälschung erkannt worden wäre.
Wie auch immer, ob echt oder falsch, ist der Brief der Versuch, die Parusieverzögerung zu erklären.
Zuletzt geändert von sven23 am Sa 2. Mai 2015, 17:58, insgesamt 1-mal geändert.
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sven23
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#844 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von sven23 » Sa 2. Mai 2015, 17:44

R.F. hat geschrieben: Ja, das ist heute völlig anders, lässt eine Frau Doktor M. dem Volke ausrichten. Weder die Werke über Römische Geschichte bestätigen Deine Sicht, auch das Neue Testament nicht. Das Römische Recht garantierte den Bürgern weitgehende Freiheiten und Rechtssicherheit...
Wenn man sich mit der römischen Besatzung arrangiert hatte, konnte man sicher gut mit ihnen auskommen, zumal man einer privilierten Schicht angehörte. Die Anhänger Jesu gehörten sicher nicht dazu, sie waren die Verlierer der gesellschaftlichen Entwicklung. Die Provinz Judäa galt seit jeher als schwierig und widerspenstig. Pilatus hat nicht umsonst Tausende in seiner Amtszeit kreuzigen lassen. Da kam es auf einen unbekannten Nobody wie Jesus auch nicht mehr an.
Paulus genoß im übrigen die römischen Bürgerrechte. Deshalb ist wohl auch sein Rat verständlich, die Obrigkeit zu respektieren, weil alle Obrigkeit von Gott eingesetzt sei. Er wollte es sich mit den Römern nicht verscherzen, aus simplem Eigennutz.
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#845 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von sven23 » Sa 2. Mai 2015, 17:46

R.F. hat geschrieben: Und hast somit auch keine Ahnung, worauf Du wartest? Sven, Sven, Dein Verhalten wird zunehmend merkwürdig... :mrgreen:
Dann klär uns doch endlich auf, du sibyllinisches Rätsel, oder sollen wir alle dumm sterben. :lol:
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#846 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Savonlinna » Sa 2. Mai 2015, 18:00

sven23 hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Nein. :lol: - Jesus hat NICHT eine zeitliche nahe Parusie im Sinne einer weltlichen Weltherrschaft durch Gott versprochen - das ist doch gerade das Missverständnis. - Jesus hat die Nähe des Göttlichen im Menschen versprochen - siehe auch "der neue Mensch" bei Paulus.
Da liegst du mal wieder falsch:
"...aufgrund entsprechender Aussagen im Neuen Testament – diese zweite Ankunft für zeitlich nah erhofft, was als Naherwartung bezeichnet wird. In frühchristlicher Zeit drückte das Wort Maranatha diese baldige Erwartung Jesu Christi nach seiner Himmelfahrt aus.
Mehrere Aussagen im Neuen Testament legen ein Wiederkommen Jesu innerhalb sehr kurzer Zeit nahe

Quelle: Wikipedia
Und wann war die frühchristliche Zeit, Sven? Nach Jesu Tod oder vor Jesu Tod?
Du denkst, komischerweise, extrem unhistorisch. Da hilft auch keine Korrektur, Du liest alles unhistorisch. Deine Argumente sind fast alle auf der Basis, die jedem Kreationisten Ehre erweisen würde.
Außerdem solltest Du weniger Wikipedia Vertrauen schenken, da schreiben viele Theologen, die ihren Glauben da einfließen lassen.
Was übrigens auch in wissenschaftlichen Artikeln vorkommt. Da heißt es immer: "Holzauge, sei wachsam."

Du aber fällst irgendwie grundsätzlich auf solche Fallen rein. Oder Du bist im Herzen wirklich ein heimlicher Evangelikaler, der jede historische Betrachtungsweise ablehnt, noch nicht einmal erkennt.

Jedenfalls muss ich bei Dir immer die gleichen Argumente wie bei denen bringen, die die Bibel wörtlich für Gottes Wort halten.
Und bei ihnen wie bei Dir fruchtet das nichts. Das wörtliche und unhistorische Lesen ist einfach als Bedürfnis stärker.

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#847 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von sven23 » Sa 2. Mai 2015, 18:20

Savonlinna hat geschrieben: Und wann war die frühchristliche Zeit, Sven? Nach Jesu Tod oder vor Jesu Tod?
Mhm, da Jesus Jude war und sich als solcher verstand und wohl eher ein reformiertes Judentum im Sinn hatte, kann es rein formal noch keine Christen zu seinen Lebzeiten gegeben haben. Er wäre sicher erstaunt, daß man ihn zum Gründer einer neuen Religion gemacht hat, was vor allem Paulus zu verdanken ist.


Savonlinna hat geschrieben: Du denkst, komischerweise, extrem unhistorisch.
Das sehe ich anders. Ich habe doch gerade die Naherwartung im historischen Kontext dargestellt.
Die Quellenlage zum historischen Jesus ist nun mal äußerst dünn bis gar nicht vorhanden, daß es selbst der frühen Kirche schon peinlich war und sie Fälschungen in Auftrag gab, um wenigstens irgendwas vorweisen zu können. Das Testimonium Flavianum ist so eine Teil-Fälschung, die vielleicht gar nicht aufgeflogen wäre, wenn man nicht allzu dick aufgetragen hätte.
Kubitza beschreibt das sehr richtig:
"Es sei jedoch hier gleich nachgeschoben, dass heute an der (bloßen) Historizität Jesu nicht mehr gezweifelt wird. Wohl kein einziger Historiker bestreitet, dass Jesus tatsächlich gelebt hat. Allerdings liegen uns eben nur christliche Zeugnisse vor, bei denen man in erhöhtem Maße mit subjektiven Prägungen rechnen muss. Doch was bleibt uns übrig? Wenn wir etwas über Jesus erfahren wollen, können wir uns nur an die Schriften des Neuen Testaments halten."

Auch auf andere Kulte habe ich schon mehrfach hingewiesen, deren sich das Christentum bedient hat. Also den Schuh einer unhistorischen Betrachtungsweise muß ich mir nicht anziehen.

Ps: Erfüllt denn die Encyclopædia Britannica deine Neutralitätsanforderungen? ;)
http://www.britannica.com/EBchecked/top ... ond-Coming
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Halman
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#848 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Halman » Sa 2. Mai 2015, 19:08

sven23 hat geschrieben:Kubitza beschreibt das sehr richtig:
"... Doch was bleibt uns übrig? Wenn wir etwas über Jesus erfahren wollen, können wir uns nur an die Schriften des Neuen Testaments halten."
Dies halte ich für eine sehr wichtige Feststellung, in der ich Dr. Kubitza zustimme. Dass außerbiblische Zeugnis über Jesus ist rar und würde wahrscheinlich bequem auf eine DIN A4-Seite Platz finden.

Die biblischen Evangelien sind mMn die besten "historischen" Zeugnisse, die wir haben. Wenn wir diese für ungültig erklären, dann entziehen wir uns die Diskussionsgrundlage. Daher halte ich es auch für legitim, wenn in der Argumentation auf die biblischen Worte des NT bezug genommen wird.
Das außerbiblische historische Zeugnis über das 1. Jh. im nahen Osten ist sicher viel umfangreicher als das Zeugnis über Jesus. Wir können daraus wohl ableiten, dass viele Juden eine messianische Zeit erwarteten. Sofern ich mich nicht täusche, glaubten wohl auch die Essener und die Schriftgelehrten in Qumran in dieser Richtung.

Die Theorie von der Parusierverzögerung ist ja nicht völlig aus der Luft gegriffen, auch wenn ich sie nicht teile. Wenn ich dies recht verstehe, wird Jesus als einer von vielen Wanderpredigern und "Christussen" gesehen. Christen kontern, dass dieser aber "echt" war. Kritiker kontern, dass sein Irrtum ihn als "unecht" überführt (mal vereinfacht formuliert.)

Nun stellt sich die Frage, was Jesus wirklich meinte, z.B. mit seiner Prophezeiung in Matthäus 24ff. Sie ist komplex genug für einen eigenständigen Thread. Mal sehen, über das Wochende habe ich leider nur eingeschränkt Zeit für das Forum.

@alle User
In seinem Buch Die Bibelfälscher umreißt Klaus Berger den historische Entwicklung der "Exegese" (wer an seiner Argumentation interessiert ist, kann ja mal im Link bis zur Überschrift "Probleme mit der Historität - Missverhältnisse in den Dimensionenm von Zeit und Geschichte" scrollen und reinlesen.)
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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sven23
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#849 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von sven23 » Sa 2. Mai 2015, 19:32

Halman hat geschrieben: Die Theorie von der Parusierverzögerung ist ja nicht völlig aus der Luft gegriffen, auch wenn ich sie nicht teile.

Sie läßt sich aber exemplarisch anhand der Paulusbriefe nachvollziehen.
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#850 Re: Parusieverzögerung

Beitrag von Zeus » Sa 2. Mai 2015, 19:44

Pluto hat geschrieben:
R.F. hat geschrieben:Hast Du überhaupt eine Ahnung, guter Sven, welches Ereignis ich meinte?
Ich würde auf spanische Windmühlen tippen.
Falsch getippt. Die gibt es jetzt schon. :D
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

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