Genau umgekehrt, NACHHER ist es schön, wenn der Wissenschaftler die aufgestellten Zusammenhänge, Theorien, etc. noch mit der strenger gehaltenen Beweiskraft des kritischen Rationalismus belegen kann, denn hier hat der KR seine Stärken. Der kritische Rationalismus ist eigentlich entstanden in der Auseinandersetzung mit dem wissenschaftlichen Sozialismus (und vor allem auch mit einem Blick auf den Faschismus) und hat auf erkenntnistheoretischer Grundlage recht gut die Schwachstellen herausgearbeitet. Die "Gegenbewegung" unter den Geisteswissenschaftlern, die sog. "Frankfurter Schule", hatte aber auch nicht so unrecht. Sie warf ja den kritischen Rationalisten "Positivismus" vor, also nur noch wie bei einem Diapositiv abzulichten, was eh schon jeder sehen kann. Feste Beweiskraft nur beim Offensichtlichen aber ein wenig ideenlos im Vorfeld, wenn man es karrikiert ausdrückt.Pluto hat geschrieben:Vorerst muss er, wenn seine Erkentnisse von Wert sein sollen, nach den Regeln des kritischen Rationalismus abeiten.closs hat geschrieben:Aber auch hier: Ein guter Wissenschaftler muss auch erkennen, wo Substanz zu vermuten ist, die NICHT (oder noch nicht) wissenschaftlich erreichbar ist.
Mich hatten früher beide Richtungen - vor allem in ihrer Auseinandersetzung miteinander fasziniert. Vertrete da aber eher eine moderatere Meinung: beide Ansätze haben ihre Vorzüge. In der Erkenntnisgewinnung (dem ersten Schritt) hat der kritische Rationalismus absolut nicht seine Stärken. Zum Beispiel wäre ein Tiefenpsychologe Freud vorgegangen nach dem kritischen Rationalismus, dann hätte er rein gar nix zu schreiben gehabt. Da saß er von der wissenschaftlichen Methodik her im gleichen Boot wie Jung.
Ein Geisteswissenschaftler ist doch nicht gezwungen, die Positionen des kritischen Rationalismus zu vertreten, es gibt da etliche andere erkenntnistheoretische Ansätze. Bei den Naturwissenschaftlern wird man den KR sicher unbedarfter empfehlen können.