Thaddaeus hat geschrieben: ↑So 3. Nov 2019, 11:07
Du vertrittst in nuce die sophistische Ansicht des Gorgias von Leontinoi:
"Es ist daher, wenn es etwas gibt, dies doch nicht erkennbar, und wenn es auch erkennbar wäre, so kann es doch keiner dem anderen mitteilen, erstens weil die Dinge nicht Worte sind, und zweitens, weil niemand daselbe wie der andere unter ein und demselben Wort versteht."
Das ist ein (mir bisher unbekannter) Satz, den sich heute jeder hinter die Ohren schreiben sollte, der mit Erkenntnis-Theorie zu tun hat - denn Gorgioas hat prinzipiell recht, allerdings pragmatisch nur mit Einschränkungen recht. Aber mit dieser Erkenntnis hört man natürlich nicht auf, sondern VEREINBART auf dieser Basis, was man pragmatisch als Erkenntnis gelten lassen kann. - Das ist genau "mein" Unterschied zwischen ontischem Erkennen (= nicht-erreichbares Ideal) und systemischen Erkennen (= Hausgebrauch).
"Hausgebrauch" geht in der Naturwissenschaft, zumal dort die experimentelle Überprüfung vorgesehen ist - das reicht. ---- In der Philosophie geht es aus meiner Sicht prinzipiell NICHT, weil es da nicht um Hausgebrauch, sondern um grundsätzliche Fragen gehen sollte. - Da kann man philosophisch nicht sagen "Ergebnisse unserer anthropozentrischen Vernunft sind dasselbe wie das, was ' es gibt'/'der Fall ist' ". - Das ist zu flach.
Thaddaeus hat geschrieben: ↑So 3. Nov 2019, 11:07
Du stehst einfach nur in der Tradition der üblen, zerstörerischen Sophistik, die sich damit rühmte, das Wahre zum Falschen zu machen und das Falsche möglichst geschickt so aussehen zu lassen, als wäre es das Wahre. Du repräsentierst die Art Sophistik, gegen die Platon in seinen Dialogen Sokrates hat auftreten lassen.
Da scheinen mir einige Irrtümer Deinerseits zum Tragen zu kommen. - Die De-Anthropozentrierung dessen, was der Fall ist, ist ganz sicherlich nicht "zerstörerisch". - Wenn es etwas zerstört, ist es die Attitüde des Menschen, selber das Höchste zu sein. - Dito "Wahres zum Falschen": Auch hier kann man nur eine "Wahrheit" zerstören, die den Menschen per Definition zur Wahrheit macht - man zerstört dann halt die Un-Wahrheit. --- Wenn jemand (wie ich) will, dass das, was der Fall ist, nicht der Kontamination anthropozentristischen Dünkels ausgeliefert wird, sondern einfach "IST", was der Fall ist, kann das doch nicht wider-wahr sein.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Platon/Sokrates Argumente gegen meine Auffasssung ins Feld führen würden. - Oder versteht man die beiden inzwischen so anthropozentristisch, dass sich beide nicht mehr erkennen würden? ---- Hast Du mal ein Zitat, damit man eine Spur kriegen könnte, was Deine Vermutung konkret zu bedeuten hat?