Rembremerding hat geschrieben:Halman hat geschrieben: Bei seinem philosphischen Hintergrund ist es nicht verwunderlich, wenn die hellenistische Philosphie mit ihm Einzug in das Christentum fand.
Du darfst nicht übersehen, dass gerade der Arianismus die hellenistische Philosophie fortsetzte, aufbauend auf der Gnosis. Diese war es, die den Leib nicht als erlösungswürdig betrachtete und nur den Geist die Möglichkeit zum Aufstieg hin zu Gott gab. Arius übernahm diese Vorstellung und verneinte, dass Gott, der reiner Geist ist, sich in einen Leib begeben könnte, der unrein ist.
Hast Du dafür eine Quelle?
Falls dies seine Vorstellung war, so irrte Arius, denn Jesu Leib war rein. Die ungesäuerten Brote symbolisieren ja diese Sündenlosigkeit.
Dem Wikipedia-Artikel
Arius vermag ich zwar zu entnehmen, dass seine Theologie vom Platonismus beeinflusst war, aber dass er der Gnosis nahe stand und er den fleischlichen Leib daher als "unrein" ansah, steht weder dort, noch im
Heiligenlexikon.
Ich denke, dass der Presbyter
Arius das Johannesevangelium besser verstand als die Athanasianer. Folgende arianische Feststellungen stimmen doch mit Sprüche 8:22-31 überein:
Der Logos (also der Sohn) besteht nicht wie der Vater seit Ewigkeit.
Er wurde vom Vater aus nichts geschaffen, er ist also ein Geschöpf Gottes.
Durch den Logos hat Gott alles andere geschaffen.
Paulus stellt klar, dass es für Christen nur einen Gott, den Vater und Schöpfer gibt
und nur einen Herrn, Jesus Christus, durch den Gott die Rettung bewirkt.
Der König der Könige ist natürlich unser König und Herr, aber der Vater-Gott steht als einziger über dem Sohn. Wird dies aus dem biblischen Kontext (insbesondere aus Pauli Verkündung) und Offenbarung 5 nicht deutlich?
Rembremerding hat geschrieben:Besonders Johannes war es, der gegen die Gnosis anschrieb, indem er immer wieder die konkrete Leiblichkeit und Geschichtlichkeit des Sohnes Gottes in den Mittelpunkt stellte: Einem Sohn, der ewig wie Gott, weil er gezeugt von Gott, deshalb als Sohn dem Wesen nach Gott und zu Gott zurückkehrend, alles von ihm und auf ihn hin geschaffen. Dabei erlöst er den ganzen Menschen: Geist-Seele-Leib. Deshalb war das Christentum erstmals kein leibfeindlicher Glaube.
Gab es zur Zeit der Abfassung des JohEv (~98 n. Chr.) denn schon
die Gnosis?
Rembremerding hat geschrieben:Natürlich war die hellenistische Philosophie von Anfang an Teil der christlichen Theologie. Die Kirchenväter betrachteten etwa einige Gedanken Platons als von ihm gefunden, durch ihn durch Gott in die Antike offenbart, um im Messias in Raum und Zeit verwirklicht zu werden. Es gibt kein Christentum vom Anfang her, das frei von Philosophie ist. Aber es gibt seit Jesus eine Theologie, an der in der Philosophie niemals mehr vorbeigedacht werden konnte. Und seither kann erst diese unumstößliche Wahrheit erkannt werden: Nur jemand, der das Sein umgreift, über ihm steht, es gänzlich in sich trägt, kann dieses Sein auch erlösen. Und diese Person war Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch.
Die Weisheit der Welt ist Torheit vor Gott. Wie denkst Du darüber?
Rembremerding hat geschrieben:Als Nur-Mensch, selbst in seiner höchsten Vollkommenheit (wie es tatsächlich Maria ist) hätte Jesus bestenfalls hohe moralische Maßstäbe setzen können, weil er aus dem Dasein wesentlich nur in das Dasein wirken kann, möge er auch noch so begnadet von Gott sein. Denn alle "durch Gott wirkend"-Gedanken eines Arius brechen sich in der Geschöpflichkeit. Gläubige eines solchen moralischen Christus können, nehmen sie ihren Glauben ernst, irgendwann nur wieder zur Gesetzlichkeit und einer Selbsterlösung zurückkehren. Und alle Religionen und Sekten, die sich den Arianismus als Basis wählten zeigen auch diese Entwicklung. Ebenso auch der "große Bruder" des Arianismus, die Gnosis: Kulmuliert bei den Freimaurern ist die Selbsterlösung Programm, ein Ausstrecken nach der hohen Moral Jesu durch geistige Selbstvervollkommnung und durch altruistische Taten.
Das mag sein, dass christliche Sondergemeinschaften, die den Arianismus nahe stehen, stärker die Werke betonen als Luthers Rechtfertigungslehre, aber die Schlussfolgerung, dass aus dem Arianismus die Rückkehr zur Gesetzlichkeit und einer Selbsterlösung folgt, würde ich daraus nicht ableiten. Denn ohne Werke ist der Glaube tot, da hat der Herrenbruder Jakobus völlig recht. Dabei geht es nicht um Werkgerechtigkeit, sondern um lebendigen Glauben, der gelebt wird.
Nach meinem Verständnis leidet die Lehre von der geschenkten Gnadengüte Gottes in keinster Weise durch den Arianismus. Was Gott und Jesus auch für mich taten, habe ich in keinster Weise verdient, noch habe ich irgendwas dazu getan. Allen Gandenworten der Bibel stimme ich aus vollsten Herzen zu. So auch
Rö 6:28.
23 Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe² Gottes aber ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.
²
griech. charisma; d. h. einfach "Gabe" oder "Geschenk"; im NT ist meist eine Gabe Gottes bzw. des Geistes gemeint
In Römer 6:28 gebraucht Paulus dass Wort
charisma, welches im Lateinischen sehr treffend mit
grazia übersetzt wurde.
Charisma und
Grazie sind "Geschenke", man hat sie, oder man sie nicht. Sie kann man nicht durch Werke erlangen.
Außerdem, Jesus ist GOTTES SOHN und nicht irgendein Wanderprediger. Durch ihn wurde alles erschaffen, durch ihn bewirkt Gott die Rettung. Er ist
König der Könige und
Herr der Herren. Ich sehe ihn als WORT und WERKMEISTER zwischen GOTT und der Schöpfung in einer einzigartigen Stellung.
Das Jerusalem im Himmel braucht keine Sonne, denn Gott ihre "Sonne". Das Lamm (Jesus) ist in dieser Analogie der "Mond" und die Engel sind die "Sterne".
Das Judentum kennt in dieser Veranschaulichung nur die "Sonne" und die "Sterne". Bei "arianischen" Christen [wie mir] kommt der "Mond" hinzu.
Wer keinen Mond kennt, ist natürlich irritiert und fragt: Ist denn der SOHN nun die "Sonne" oder ein "Stern" bei dir? Keinst von beiden. Er ist der "Mond", viel größer als die "Sterne", aber übertroffen von der "Sonne". (Gabriel wäre in dieser Analogie vielleicht die "Venus".)
Die "Sonne" bleibt bei mir unverändert "jüdisch". Das "Sonnenlicht" ist der Heilige Geist, der auch vom "Mond" ausgeht. Und weil der sündige Mensch die "Sonne" nicht zu ertragen vermag, ist der "Mond" als Mittler notwendig.
Übrigens habe ich gar nichts dagegen, Jesus (dem
Lógos) göttliche Natur zuzuschreiben, denn er ist das genaue Abbild seines Vaters. Gem. Joh 1:1 u. 18 i.V.m. Kol 1:15, Phil 2:6 und Jes 6:5 kann der Sohn durchaus als
einziggezeugter Gott (
monogenḗs theós, gem. Papyri P^
75 u. P^
66) und
starker Gott (
'El Gibbór) bezeichnet werden. Dieser ist gem. Hebr. 1:3
"der Abdruck seines Wesens". (vgl. bitte Dan 7:13).