Parusieverzögerung II

Themen des Neuen Testaments
closs
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#481 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von closs » So 24. Mai 2015, 17:05

Savonlinna hat geschrieben:Ich habe nie je eine Begründung dafür erfahren können, warum ausgerechnet die Schriften, die später zur Bibel wurden, von Gott inspiriert sein sollen, und die anderen Schriften dieser Erde nicht. Ganz zu schweigen von den Apokryphen etc, die nach menschlichen Erwägungen nicht in die Bibel genommen wurden.
Das ist EIN Thema, warum die historisch-kritische Methode in der Theologie wichtig ist. - Denn es ist in der Tat nicht nachvollziehbar, warum menschlich-erwählte Bibelschriften und menschlich-aussortierte Bibelschriften Folge davon seien, dass Menschen dazu göttlich inspiriert, geradezu beauftragt worden sein sollten.

Persönlich ziehe ich deshalb das Attribut "gott-gewollt" dem "gott-inspiriert" vor. - Warum, wäre wieder ein umfassendes Thema für sich.

Aber was hat das mit der Forderung zu tun, einzelne Texte im Gesamt-Kontext der Bibelschriften historisch-kritisch zu erforschen?

Savonlinna hat geschrieben:Damit wird doch außerdem der christliche Gott zu einem Übergott hochstilisiert, der als einziger zu gelten hat.
Das sowieso. - Wäre "Gott" irgendein Stammes-Heini, wäre dies allenfalls ein Thema für Volkskundler. - Aus meiner Sicht kann es nur EINEN Gott geben, weil es sonst schlicht albern wäre, über Gott zu sprechen.

Allerdings "ist" dieser EINE Gott nicht der jüdische, christliche oder islamische Gott (von asiatischen, etc. Benennungen ganz zu schweigen), sondern diese Benennungen sind Gottes-Offenbarungen bzw. Benennungen Gottes durch den Menschen. - Gott ist nur mittelbar benennbar.

Savonlinna hat geschrieben:Meines Erachtens ist das Eingeständnis der Theologie, dass nicht Gott die Schriften geschrieben hat, sondern Menschen, die einzige Möglichkeit gewesen, Gott nicht mehr zu instrumentalisieren für Völkermord und seelischen Mord.
Wenn es diesen Nutzen hat, soll es seinen Sinn haben.

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Zeus
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#482 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von Zeus » So 24. Mai 2015, 17:08

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(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

Salome23
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#483 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von Salome23 » So 24. Mai 2015, 17:24

Versteh ich nicht Bild

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Savonlinna
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#484 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von Savonlinna » So 24. Mai 2015, 17:35

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ich habe nie je eine Begründung dafür erfahren können, warum ausgerechnet die Schriften, die später zur Bibel wurden, von Gott inspiriert sein sollen, und die anderen Schriften dieser Erde nicht. Ganz zu schweigen von den Apokryphen etc, die nach menschlichen Erwägungen nicht in die Bibel genommen wurden.
Das ist EIN Thema, warum die historisch-kritische Methode in der Theologie wichtig ist. - Denn es ist in der Tat nicht nachvollziehbar, warum menschlich-erwählte Bibelschriften und menschlich-aussortierte Bibelschriften Folge davon seien, dass Menschen dazu göttlich inspiriert, geradezu beauftragt worden sein sollten.

Persönlich ziehe ich deshalb das Attribut "gott-gewollt" dem "gott-inspiriert" vor. - Warum, wäre wieder ein umfassendes Thema für sich.

Aber was hat das mit der Forderung zu tun, einzelne Texte im Gesamt-Kontext der Bibelschriften historisch-kritisch zu erforschen?
Alles eigentlich. Weil es nicht geht. Die Bibelschriften gehören erst ab dem Zeitpunkt historisch zusammen, als sie zur Bibel zusammengefügt wurden.
Dieser Vorgang wurde natürlich historisch untersucht, er begann schon sehr früh.

Dass die Zusammenfügung der Bibel "gottgewollt" ist und - sage ich mal als Beispiel - die Zusammenfügung der User in diesem Forum nicht - ist nicht begründbar. Entweder ist alles gottgewollt oder nichts. Lieblingszusammenstellungen einzelner Menschen haben nichts mit der Theologie zu tun, sofern sie die Bibel untersucht.

Es besteht theoretisch auch kein Grund, die Bibel nicht mit Goethes Schriften zu harmonisieren oder in Spannung zueinander zu sehen.

Wenn man sagen würde: Alles, was ist, alles, was geschieht, hängt miteinander zusammen, dann kann ich das nachvollziehen, da alles aufeinander einwirkt, über eine unabsehbare Anzahl von Kanälen. Und wenn das jemand "Gott" nennt, dieses Einwirken aufeinander, dann kann ich das auch begreifen.

Nicht begreifen kann ich die Parteilichkeit. Dass man irgendetwas Beliebiges herausgreift und sagt: Das hängt inwendig miteinander zusammen, der Koran und das Gilgamesh-Epos damit aber nicht.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Damit wird doch außerdem der christliche Gott zu einem Übergott hochstilisiert, der als einziger zu gelten hat.
Das sowieso. - Wäre "Gott" irgendein Stammes-Heini, wäre dies allenfalls ein Thema für Volkskundler. - Aus meiner Sicht kann es nur EINEN Gott geben, weil es sonst schlicht albern wäre, über Gott zu sprechen.

Allerdings "ist" dieser EINE Gott nicht der jüdische, christliche oder islamische Gott (von asiatischen, etc. Benennungen ganz zu schweigen), sondern diese Benennungen sind Gottes-Offenbarungen bzw. Benennungen Gottes durch den Menschen. - Gott ist nur mittelbar benennbar.
Dann verstehe ich noch weniger, warum ausgerechnet die jüdisch-christliche Bibel gottgewollt sein soll und anderes nicht.

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Savonlinna
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#485 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von Savonlinna » So 24. Mai 2015, 17:36

Salome23 hat geschrieben:Versteh ich nicht Bild
Was - oder wen - verstehst Du nicht?

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sven23
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#486 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von sven23 » So 24. Mai 2015, 17:38

closs hat geschrieben:Stimmt - das bezieht sich ja auf die Offenbarungs-Parusie - nur halt falsch verstanden. - Denn gleichzeitig heisst es woanders, welche Kriege und Anti-Christüsser noch auftauchen werden - und dies sei erst der Anfang (!) - und dann müssten noch alle Völker der Welt (als nicht nur die Städte Israels) missioniert werden. - Diese Widersprüche kann man aus meiner Sicht nur auflösen, wenn man miteinbezieht, dass die Text-Verfasser selber etwas des-orientiert waren - wofür es ja reichlich textliche Begründungen gibt.
Wenn du die zeitliche Abfolge der Schriften außer Acht läßt und evtl. Textfälschungen nicht einbeziehst, dann macht das ganze keinen Sinn.
Die Textverfasser hatten genügend zeitlichen Abstand und hätten ihre Desorientiertheit korrigieren können. Warum sollten sie Dinge erwähnen, von denen sie schon von Anfang an ahnen konnten, daß sie damit in Schwierigkeiten kommen würden?
Sie mußten sie erwähnen, wei sie authentisch waren. An keiner einzigen Stelle wird der Naherwartung durch Jesus widersprochen. Es werden später neue Hürden aufgebaut oder Fälschungen wie der 2. Petrusbrief in Umlauf gebracht, der die Naherwartung durch Jesus noch mal erwähnt, aber versucht, sie durch "göttliches Zeitmaß" zu relativieren. Also auch die christlichen Fälscher trauten sich nicht, die Nahwerwartung durch Jesus zu leugnen.
Wahrscheinlich hätten die Menschen gesagt: was schreiben die da für einen Stuss?

closs hat geschrieben: Jesus hatte keine Nah-"Erwartung", sondern hat die Präsenz des inwendigen Gottes-Reichs als baldige geistige Realität gepredigt. - "Erwartung" klingt so, als habe er es nicht gewusst.
Wenn du Recht hättest und Verklärung und Auferstehung wären die angekündigten Ereignisse, dann wäre das Gottesreich ja schon da, und zwar so, daß es keiner merkt. Außerdem widerspäche es der Offenbarung, das ein Kommen mit Pauken und Trompeten vorhersagt. Und es würde keinen Sinn machen, daß die Schreiber neue Hürden für eine verzögerte Ankunft aufbauten.

closs hat geschrieben: Dann kann man nicht sagen, per HKM habe man herausgefunden, dass der historische Jesus eine Naherwartung gehabt habe.
Wo sagt sie das? Der biblische Jesus hatte eine Naherwartung. Ein anderer läßt sich auf Grund der Quellenlage überhaupt nicht identifizieren.

closs hat geschrieben: - Kubitza sagt doch selber, der historische Jesus sei durch die HKM ans Volk zurückgegeben worden.
Was tut denn dann die HKM à la Kubitza?
Du wirfst mal wieder alles kreuz und quer durcheinander. So ein Zitat von Kubitza kenne ich nicht. Kubitza betont doch ausdrücklich, daß man sich an den biblischen halten muß, weil wir nichts anderes vorliegen haben.
"Es sei jedoch hier gleich nachgeschoben, dass heute an der (bloßen) Historizität Jesu nicht mehr gezweifelt wird. Wohl kein einziger Historiker bestreitet, dass Jesus tatsächlich gelebt hat. Allerdings liegen uns eben nur christliche Zeugnisse vor, bei denen man in erhöhtem Maße mit subjektiven Prägungen rechnen muss. Doch was bleibt uns übrig? Wenn wir etwas über Jesus erfahren wollen, können wir uns nur an die Schriften des Neuen Testaments halten."
Kubitza (Der Jesuwahn)

closs hat geschrieben: Dass man historische Personen, für die es keine befragbare Erlebnis-Generation gibt, nur über (meist) schriftliche Quellen rekonstruieren kann, war auch schon vor der HKM bekannt. - Und gerade die HKM weiss, dass sie eigentlich nicht Jesus untersucht, sondern Quellen über Jesus.
Was anderes behauptet sie doch heute gar nicht. Das mag vor 100 Jahren mal anders gewesen sein, aber wie schon x-mal gesagt, ist dieses Projekt erledigt. Die HKM hat eben auch eine Entwicklung durchlaufen.


closs hat geschrieben: Das ist nicht repräsentativ für die Theologie". - Ist mir in den letzten Wochen 3 Mal passiert.
Arbeiten die 3 denn in der NT-Forschung? Wohl eher nicht.

closs hat geschrieben: Verstehe ich nach wie vor nicht. - Ich suche nach wie vor über Google eine Stellungnahme Kaspers dazu.
Seine Stellungnahme ist, daß er die Naherwartung durch Jesus einräumt, aber diese mit "Verheißungsüberschuss" bemäntel, damit er den Begriff Irrtum nicht in den Mund nehmen muß.

closs hat geschrieben: Auch bei Rahner konnte ich noch nichts Erklärendes finden - da müsste man wohl in die Bibliotheken rennen.
Ach woher, viele seiner Werke sind von Google digitalisiert.

closs hat geschrieben: Wie auch immer: Eine der beiden Seiten irrt -
Wieso, beide sagen auf ihre Weise das gleiche, nur Kaspar traut es sich nicht offen auszusprechen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#487 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von closs » So 24. Mai 2015, 20:06

Savonlinna hat geschrieben:Dass die Zusammenfügung der Bibel "gottgewollt" ist und - sage ich mal als Beispiel - die Zusammenfügung der User in diesem Forum nicht - ist nicht begründbar.
Stimmt haargenau. :thumbup: - Deshalb habe ich ja gesagt, das sei ein eigenes Thema.

Man könnte auch sagen: Es ist egal, wie man es nennt - gott-geschrieben, gott-inspiriert, menschen-geschrieben. - Alles landet beim "Prüfet und behaltet das Gute". - Allerdings gibt es sehr unterschiedliche Prüfkriterien.

Savonlinna hat geschrieben:Alles, was ist, alles, was geschieht, hängt miteinander zusammen, dann kann ich das nachvollziehen
Kannst Du auch nachvollziehen: Alles, was ist, geschieht, geschrieben ist, ist eine Mischung aus Irrtum und Wahrheit, weshalb der Mensch aufgerufen ist, das eine vom anderen unterscheiden zu lernen?

Savonlinna hat geschrieben:Nicht begreifen kann ich die Parteilichkeit.
Zustimmung. - Man kann Erkenntnis nicht durch künstliche Autorität ersetzen.

Savonlinna hat geschrieben:Dann verstehe ich noch weniger, warum ausgerechnet die jüdisch-christliche Bibel gottgewollt sein soll und anderes nicht.
Das war in diesem Absatz überhaupt nicht das Thema. - Hier geht es darum, dass das EINE in allen geistigen Schriften zu finden ist.

Das Besondere der Bibel aus MEINER Erkenntnis ist, dass ich dort (bei entsprechender Interpretation) die größte Übereinstimmuing mit dem EINEN gefunden habe.

Man sollte nicht an die Bibel glauben und sie dann lesen, sondern man sollte an den Geist glauben und dann die Bibel lesen. - Heute findet man betoniert Gläubige, die an die Bibel glauben, egal was drin steht. - Dagegen stehen Nicht-Gläubige, die mit fragwürdigen Modellen mosaik-mäßig eins nach dem anderen falsifizieren, ohne zu wissen, worum es eigentlich geht. - Das Dritte und aus meiner Sicht Richtige wäre, weder betoniert glauben noch oberflächlich zu falsifizieren, sondern umfassend geistig heranzugehen. - Aber das wird nicht (mehr?) verstanden (ist wissenschaftlich auch nicht greifbar und somit "out").

Apropos: Die richtig guten Theologen und richtig tiefen Christen, die ich kenne, gehen sehr distanziert mit Bibel-Interpretationen um. - Sie wissen erlebend, worum es geht, und teilen ansonsten die Bibel auf in "Habe ich verstanden/habe ich nicht verstanden". - Es gibt tatsächlich Leute, die lieber Nicht-Verstehen zugeben als fragwürdige Verständnis-Erkenntnisse abzuliefern.

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#488 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von closs » So 24. Mai 2015, 20:40

sven23 hat geschrieben:An keiner einzigen Stelle wird der Naherwartung durch Jesus widersprochen.
Natürlich nicht - er hat sie doch selber in die Welt gesetzt: "Ihr dürft erwarten, dass ...".

Das Problem ist, dass er es inwendig meint und es äußerlich verstanden wird - Jesu Aussagen sind gespickt mit dem Motiv des Inwendigen, das ja gerade den Paradigmen-Wechsel von AT zu NT ausmacht. Das äußere AT soll sich im inwendigen NT vollenden.

sven23 hat geschrieben: Es werden später neue Hürden aufgebaut oder Fälschungen wie der 2. Petrusbrief in Umlauf gebracht, der die Naherwartung durch Jesus noch mal erwähnt, aber versucht, sie durch "göttliches Zeitmaß" zu relativieren.
Das kommt davon, wenn man den ersten Knopf einer Jacke falsch knöpft - alles muss revidiert werden, bis es wieder stimmt.

sven23 hat geschrieben:Also auch die christlichen Fälscher trauten sich nicht, die Nahwerwartung durch Jesus zu leugnen.
Sie haben nicht Jesus korrigiert, sondern das/ihr falsche/s Jesus-Verständnis korrigiert.

sven23 hat geschrieben:Wenn du Recht hättest und Verklärung und Auferstehung wären die angekündigten Ereignisse, dann wäre das Gottesreich ja schon da
Stimmt - so ist es gemeint. - Allerdings nicht als Ende der Fahnenstange, sondern als Bewusstsein im Menschen.

sven23 hat geschrieben:und zwar so, daß es keiner merkt.
Echte Christen merken das - das ist doch der Gag. - Aber es ist eben NICHT in dieser Welt, sondern trotz dieser Welt bzw. gegen diese Welt ("der Fürst").

Nun kann man sich trefflich über solche Glaubens-Aussagen streiten. - Das ändert nichts daran, dass die historisch-kritische Methode einen solchen Gedanken miteinbeziehen muss, weil er die Matrix (die "Gebärmutter") Jesu Aussagen sein kann. - Lässt man diesen Ansatz zu (was textkritisch gut belegbar ist), folgt man auch dem Ansatz der "Inwendigkeit".

sven23 hat geschrieben:Außerdem widerspäche es der Offenbarung, das ein Kommen mit Pauken und Trompeten vorhersagt.
Das sind eben zwei paar Stiefel: Die inwendige Nähe des Gottesreichs durch Jesu Auferstehung einerseits und das Wiederkommen Jesu am Ende der "Weltzeit".

sven23 hat geschrieben: Der biblische Jesus hatte eine Naherwartung.
Bei Einfließen obiger Argumentation hatte der biblische Jesus KEINE Naherwartung. - Es ist eine reine Interpretationsfrage ("Glaube"), ob man es so oder so sieht. - Historisch-kritisch geht beides - WENN man den untersuchten Einzeltext im gesamt-biblischen Zusammenhang interpretiert.

sven23 hat geschrieben:So ein Zitat von Kubitza kenne ich nicht.
Es wurde vor vielen Seiten hier zitiert - im Sinne von: "Die HKM hat den historischen Jesus der Obrigkeitkeits-Theologie entrissen und dem Volk zurückgegeben". - Vielleicht war es ein anderer HKM-ler - ich kann nur aus dem Gedächtnis zitieren. - Aber derjenige, der dieses Zitat eingestellt hat, könnte sich ja erinnern.

sven23 hat geschrieben:"Wenn wir etwas über Jesus erfahren wollen, können wir uns nur an die Schriften des Neuen Testaments halten."
Aber dann muss das NT auch biblisch, also geistig, lesen. - Es kann nicht sein, dass man die Inwendigkeit abstreitet, weil es zwar x-mal deutlich gemacht wird, Jesus aber nicht wörtlich gesagt hat: "Hallo, Herr Kubitza: Das Gottes-Reich ist inwendig nahe".

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#489 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von Savonlinna » So 24. Mai 2015, 20:59

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Alles, was ist, alles, was geschieht, hängt miteinander zusammen, dann kann ich das nachvollziehen
Kannst Du auch nachvollziehen: Alles, was ist, geschieht, geschrieben ist, ist eine Mischung aus Irrtum und Wahrheit, weshalb der Mensch aufgerufen ist, das eine vom anderen unterscheiden zu lernen?
Ist mir zu unpräzise irgendwie.
"Irrtum" gibt es für mich eigentlich gar nicht im menschlichen Leben, wenn es um Entscheidungen geht.
Ich unterscheide zwar, ob man bei einer Entscheidung "aus dem Vollen schöpft" - also wirklich alles einbezieht, zu dem man Zugang hat - und einer schnellen und oberflächlichen Entscheidung:
aber beides war alternativlos in dem Moment. Man konnte nur so entscheiden, wie man es tat.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Dann verstehe ich noch weniger, warum ausgerechnet die jüdisch-christliche Bibel gottgewollt sein soll und anderes nicht.
Das war in diesem Absatz überhaupt nicht das Thema. - Hier geht es darum, dass das EINE in allen geistigen Schriften zu finden ist.
Ja, doch, es WAR in diesem Absatz das Thema. Es ging darum, dass man die ganze Bibel nehmen müsse, um eine Stelle zu verstehen.
Warum kann man nicht jede andere "geistige Schrift" dafür nehmen?

closs hat geschrieben:Das Besondere der Bibel aus MEINER Erkenntnis ist, dass ich dort (bei entsprechender Interpretation) die größte Übereinstimmuing mit dem EINEN gefunden habe.
Ja, okay - aber Du hast ja eine allgemeine Regieanweisung gegeben. -> "Aus meiner Sicht sind einzelne Texte nicht ohne Einbindung in den Gesamttext der Bibelschriften befriedigend zu interpretieren."
Und da leuchtet mir nach Deinen Erklärungen anschließend noch weniger ein, warum man nicht jede beliebige "geistige" Schrift dazu nehmen kann.

closs hat geschrieben:Das Dritte und aus meiner Sicht Richtige wäre, weder betoniert glauben noch oberflächlich zu falsifizieren, sondern umfassend geistig heranzugehen. - Aber das wird nicht (mehr?) verstanden (ist wissenschaftlich auch nicht greifbar und somit "out").
Man kann sich da auch vertun.

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#490 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von closs » So 24. Mai 2015, 21:34

Savonlinna hat geschrieben:"Irrtum" gibt es für mich eigentlich gar nicht im menschlichen Leben, wenn es um Entscheidungen geht.
Weil man im Moment der Entscheidung nicht wissen kann, was richtig oder falsch ist? - Wenn Du es so meinst, stimme ich Dir zu.

Ich meine es so: Es kommt einem ständig etwas in die Quere - ein Eindruck - eine Information - ein Gefühl - eine Statistik - etc. - Unterm Strich wird ein Teil davon zutreffend sein und der andere NICHT. - Teil 1 von Teil 2 unterscheiden zu lernen, halte ich für erstrebenswert UND es ist aus meiner Sicht ein Grundmotiv der Bibel - "Prüfet und behaltet das Gute". - Im Grunde ist es das Grundmotiv seit Adam und Eva - ausgedrückt im Wort "erkennen" im Sinne des hebräischen "jada". - So war's gemeint.

Savonlinna hat geschrieben:Warum kann man nicht jede andere "geistige Schrift" dafür nehmen?
Kann man insofern auch, dass alle wirklich "geistigen Schriften" irgendwie gleich sind - das kann ich selbstverständlich nicht beweisen. Insofern gibt es immer wieder Motive in der Bibel, die man literarisch bei Sokrates oder Racine oder Shakespeare oder Goethe oder SChiller oder der Romantik wiedererkennt.

Historisch-kritisch würde ich das Feld jedoch enger abstecken, weil eine Aussage (wie hier im Thread) über Parusie ihre eigene Tradition im AT hat - und auch noch aus EINER Kultur, nämlich die jüdische, stammt. - Insofern würde ich unter historisch-kritischen Gesichtspunkten NICHT jede beliebige "geistige Schrift" einbeziehen, wenn es um das Verständnis einer spezifischen Bibel-Text-Stelle geht - selbst wenn wir wissen, dass es sich dabei um ein Text-Konglomerat handelt - aber eben ein Konglomerat in derselben Tradition.

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