fin hat geschrieben:Du hättest deine eigene Misere kaum besser auf den Punkt bringen können
Das ist die übliche Spiegelung - das geht immer. - Solange "menschliche Erkenntnis/Methodik/Vernunft = höchster Maßstab" nicht als anthropozentrisch erkannt wird und schein-objektiv über "Hiob" (= Kurzfassung für "De-Anthropozentrierung") gestellt wird, wird es diese Spiegelungen immer wieder geben.
Dagegen kann man nichts machen - es ist Sinnbild des ewigen Kampfes zwischen "dem Einen" und "dem Anderen".
Pluto hat geschrieben:Schon überlegt, dass es aus geistiger Sicht genauso ertönt?
Ja, auch hier: Es ist Sinnbild des ewigen Kampfes zwischen "dem Einen" und "dem Anderen".
Pluto hat geschrieben:Übertragen wr nun Russels Metapher auf die reale Welt und unsere Diskussion, wird klar, dass das Anzweifeln eines alles umfassenen Seins, von dir als "Exzentrik" bezeichnet wird, so nach dem Motto: "Ein normaler Mensch muss doch einsehen dass alles was ist, unabhängig davon ist, ob es nachgewiesen werde kann, oder nicht". Der Punkt ist: Genau das muss ein "normaler Mensch" nicht einsehen, denn eine solche Einsicht wäre gegen den Verstand und gegen die Regeln der Logik.
Genau eben nicht. - Stelle Dich für einen Moment mal unparteiisch über beide Parteien:
Russel und Ratzinger würden in vollster Überzeugung BEIDE sagen:
"Das, was ich vertrete, ist
* logischer
* vernünftiger
* aufgeklärter
* weniger anthropozentristisch
als das, was mein Gegenüber vertritt".
Beide könnten Ihren Auffassung bestens begründen (ob diese Begründungen wechselseitig anerkannt werden würden, ist damit nicht gesagt.
Fazit: Der Streit zwischen "dem Einen" und "dem Anderen" ist ein rein weltanschaulicher Streit und ausschließlich abhängig vom Bewusstseinszustand des Jeweiligen - und Beide sind sich dessen gewiss, dass sie dem jeweils anderen in Sachen Logik, Vernunft, Aufklärung, etc. dimensional überlegen sind.
Nicht, dass dies etwas Neues wäre (sogar die Bibel spricht über dieses Phänomen) - das Erstaunliche ist eher, wie sehr es in der Praxis zutrifft.
Pluto hat geschrieben:Du musst dir diese Kritik ebenfalls gefallen lassen. Ich erinnere nur an die Diskussion, "Geist ist ein Polysem".
Dito. - Natürlich ist es aus Altsprech-Sicht ein Polysem, wenn "Geist" plötzlich rein materialistisch definiert wird.
Pluto hat geschrieben:Ist denn die Schlussfolgerung falsch, dass es obkekt-bezogen keine Wahrheit gegen kann, weil doch das Objekt die zugrunde liegende Tatsache darstellt, das entweder ist, oder nicht ist, aber niemals wahr oder unwahr sein kann?
Diese Schlussfolgerung ist nachvollziehbar, wenn man sich in das Weltbild dessen hineinversetzt, der diese Schlussfolgerung zieht. - Das Problem dabei: Dann macht das Wort "Wahrheit" keinen Sinn mehr. - Zur Klarstellung: Wir können diese Version vereinbaren, aber dann als logische Folge daraus das Wort "Wahrheit" streichen, außer für einen theoretischen Idealfall ("Wenn der Mensch erkennt, wie er erkannt wird" - wenn also Subjekt und Objekt zusammenfallen).
"Wahr" ist doch bei unserem Parade-Beispiel Naherwartung, was Jesus WIRKLICH gedacht hat - also doch eigentlich das Objekt, oder nicht? - FÜr das Subjekt kann da doch nur noch der Begriff "für-wahr-halten" bleiben: "Ich halte für wahr, dass Jesus eine/keine Naherwartung hatte". - Oder nicht? - Wie willst Du dieses sprachliche Problem lösen? - Für mich ist diese Frage längst nicht gelöst - die Diskussion wurde ausschließlich aus weltanschaulichen Gründen beendet.