Parusieverzögerung II

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Anton B.
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#301 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von Anton B. » Do 21. Mai 2015, 18:07

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Die Exegese der biblischen Texte mittels der historisch-kritischen Methode ist demzufolge eine einzelne Wissensschaftsdisziplin unter vielen und steuert Wissen aus einem bestimmten Blickwinkel bei.
:thumbup:
Aber natürlich kann diese einzelne Disziplin in einem anderen Kontext, nämlich dem rein wissenschaftlich-historischen, eine ganz bedeutende Rolle spielen.

Der Blickwinkel "Glaube" ist eben ein anderer als der Blickwinkel "Wissenschaft". Das zieht sich ja auch durch das Lindemann-Interview.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

closs
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#302 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von closs » Do 21. Mai 2015, 18:13

Anton B. hat geschrieben:Aber natürlich kann diese einzelne Disziplin in einem anderen Kontext, nämlich dem rein wissenschaftlich-historischen, eine ganz bedeutende Rolle spielen.
Hältst Du die Aussage "Jesus hatte eine Naherwartung und hat sich darin geirrt" für historisch-kritisch zulässig?

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sven23
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#303 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von sven23 » Do 21. Mai 2015, 19:05

closs hat geschrieben: Natürlich sind darin historische Elemente - manchmal mehr, manchmal weniger. - Aber unterm Strich ist es ein geistiges Weisheitsbuch. - Was wäre Dein Vorschlag, was die Bibel ist?
Und manchmal sind die historischen Bezüge gefälscht, um bestimmte Ziele zu verfolgen.
In erster Linie ist die Bibel ein Textkonglomerat, oft willkürlich redaktionell zusammengestellt. Sie enthält ein paar (Binsen-) Weisheiten, die aber so neu auch damals nicht waren, weil sich das Christentum vorhandener Mythen und Kulte bedient hat.
(Midras-Kult, Dionysos-Kult usw.) Auch auf die Feindesliebe hat Jesus nicht das Copyright.
Die sich konstituierende Kirche hat die Bibel als schriftliches Zeugnis des neuen Kultes benötigt/gebraucht/mißbraucht.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Hemul
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#304 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von Hemul » Do 21. Mai 2015, 19:30

Samantha hat geschrieben: Du weißt doch wohl, dass man "Gott" in der Theologie nicht wirklich ausklammern kann, denn dann würde sich das Theologiestudium erübrigen. Oder ist etwa der Papst auch ohne Glauben glaubwürdig? Müssen nach dem Studium alle Theologen lügen, um ihren "Job" machen zu können?
Nein-müssen sie nicht:
http://www.theologiestudierende.de/2013 ... istischen-
Gott sei kein Wesen, vor allem nicht allmächtig, allwissend oder barmherzig, fährt Hendrikse fort.
http://de.wikipedia.org/wiki/Klaas_Hendrikse
Klaas Hendrikse (* 1947 in Groot-Ammers) ist ein niederländischer Prediger der Protestantischen Kirche in den Niederlanden.
Zuletzt geändert von Hemul am Do 21. Mai 2015, 19:34, insgesamt 2-mal geändert.
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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sven23
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#305 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von sven23 » Do 21. Mai 2015, 19:33

closs hat geschrieben:Das kann ja nur derjenige sein, der in den Bibel-Texten ersichtlich wird. Nun ist aber die Bibel keine Geschichtsschreibung, sondern ein geistiges Buch mit historischen Elementen - weshalb Kubitza ja von einem unzuverlässigen Buch (o.ä.) spricht. - Wie will man aus einem historisch unzuverlässigen Buch eine historisch zuverlässige Person herausarbeiten? - Was nun?
Natürlich, wer sonst? Wie oft muß man denn noch sagen, daß es unmöglich ist, einen "echten" historischen Jesus zu rekonstruieren. Das Thema ist doch seit Weiß/Schweitzer gegessen, schon wieder vergessen? :roll:

closs hat geschrieben: Das nächste: Da es ein geistiges Buch ist, ist naheliegend, es geistig zu interpretieren. - Dann sagen aber andere: "Geht nicht - unwissenschaftlich". - Was nun?
Deshalb beschränkt man sich auf den biblischen Jesus und überprüft höchstens historische Bezüge, wenn diese thematisiert werden. (siehe Geburtsort)
Wenn man eine Fälschung identifiziert hat, heißt das ja noch nicht, daß man das Original kennt. Doch die Absicht der Fälschung sagt ja auch schon einiges aus.


closs hat geschrieben: Wie kann man dann unter wissenschaftlicher (!!) Flagge sagen: "Jesus hat sich in seiner Naherwartung geirrt" oder "die historisch-kritische Methode hat uns den historischen Jesus zurückgegeben" (oder so ähnlich) ----????----

Falsche Behauptungen werden durch Wiederholung nicht wahrer. Die historisch-kritische Methode hat das Projekt des "echten" biografisch-historischen Jesus längst aufgegeben.
Sie sagt höchstens: der Jesus der Evangelien hatte eine Naherwartung, Punkt.

closs hat geschrieben: Deshalb nochmals: Der historisch-kritische Jesus ist Ergebnis wissenschaftlicher Untersuchung von Projektionen, aber nicht wissenschaftliche Untersuchung von Jesus. - Das ist kein Vorwurf, sondern eine Klarstellung. - Insofern sind die hier zitierten Aussagen Kubitzas unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten mehr als verwunderlich. - Er erweckt den Eindruck, als würde er den Projektions-Jesus mit dem historischen Jesus (= der Jesus, der in seiner Zeit so und nicht anders gelebt hat - ob wir's wissen oder nicht) verwechseln.
Jetzt bewegst du dich auf dünnem Eis. Entweder verkündet die Bibel die Wahrheit oder die Bibelschreiber haben alles erfunden. Ein bißchen schwanger gibts hier nicht. ;)


closs hat geschrieben: 1) Es gibt tatsächlich Widersprüche in der Bibel, wenn man verstreute Zitate herausnimmt und unmittelbar miteinander vergleicht.
Dann muß man eben untersuchen, warum es diese Widersprüche gibt. Im Falle der Naherwartung kommt die Forschung eben zu dem Schluß, daß die anfängliche Naherwartung durch Jesus selbst mit zunehmend verstreichender Zeit in eine unbestimmte Fernerwartung umgedeutet wird. Deshalb spricht man ja von Parusieverzögerung.

closs hat geschrieben: 2) Die Botschaft Jesu ist eigentlich so eindeutig, dass man erst durch die agnostische Zerpflückung auf die Idee kommt, es könnte etwas unverständlich sein.
Du sagst doch selber immer: ... und sie verstanden ihn nicht. Also so eindeutig war es wohl doch nicht.



closs hat geschrieben: Insofern ist die Aussage, Jesus (also der wirkliche Jesus) habe sich in seiner Naherwartung geirrt, ein wissenschaftliches Unding. - Nicht weil diese Aussage falsch sein MÜSSTE, sondern weil sie historisch-kritisch überhaupt nicht geleistet werden kann.
Kannst du denn Belege dafür bringen, daß sie das tut. Die Aussage wäre nur korrekt, wenn man vorraussetzt, daß der biblische Jesus mit dem historischen identisch ist. Sind es denn nicht die Gläubigen, die diesem Irrtum aufsitzen, auch weil sie von den Kirchen darin bestärkt wurden?
"Der Jesus von Nazareth, der als Messias auftrat, die Sittlichkeit des Gottesreiches verkündete, das Himmelreich auf Erden gründete und starb, um seinem Werke die Weihe zu geben, hat nie existiert. Es ist eine Gestalt, die vom Rationalismus entworfen, vom Liberalismus belebt und von der modernen Theologie in ein geschichtliches Gewand gekleidet wurde".
(Albert Schweitzer, dt. Theologe, Mediziner & Philosoph, 1875-1965)

closs hat geschrieben: Man MUSS wissen, dass mit diebezüglichen Aussagen Jesu ein Bezug auf Verklärung, Auferstehung und Pfingsten gemeint sein kann. - Man MUSS wissen, dass die Textverfasser traditionell (!!) Jesus falsch verstanden haben können und deshalb "Nähe" nicht nur zeitlich und "Wiederkunft" nicht nur äußerlich gemeint sein muss. - Man MUSS das Motiv "Und sie verstanden ihn (egal ob Gott oder Jesus) nicht" in seiner Tradition aus dem AT heraus verstanden haben und die diesbezüglichen Textstellen kennen und bewerten können.
Das ist eine Selbstverständlichkeit, die man nicht extra erwähnen muß. Lies mal Küng, Schweitzer, Weiß etc.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Anton B.
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#306 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von Anton B. » Do 21. Mai 2015, 19:36

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Aber natürlich kann diese einzelne Disziplin in einem anderen Kontext, nämlich dem rein wissenschaftlich-historischen, eine ganz bedeutende Rolle spielen.
Hältst Du die Aussage "Jesus hatte eine Naherwartung und hat sich darin geirrt" für historisch-kritisch zulässig?
Historischen Persönlichkeiten werden aufgrund der Analyse von Berichten Dritter Eigenschaften zugemessen und wissenschaftlich vertreten. Wenn die Bearbeitung im wissenschaftlichen Umfeld eine Naherwartung begründet und ein weitgehender Konsens darüber erreicht werden kann, dann gilt diese Aussage als "Wissen" im Sinne von "wissenschaftlichem Wissen". Inzwischen habe ich das auch mal recherchiert, und nach meinem (sehr begrenzten) Einblick in die Szene, wird die Naherwartung wohl auch so vertreten.

Generell sollte für die Parusie als geschichtliches Ereignis dasselbe gelten. Aber das ist nicht so. Denn wenn die Parusie mit Übernatürlichem verknüpft ist, wird die Naturwissenschaft sie nicht erkennen können. Außerdem scheint es bei den Theologen keinen fundierten Konsens zu geben, wie denn gemäß Jesus die Parusie genau aussehen soll.

Also heißt es wohl wissenschaftlich: "Jesus hatte eine Naherwartung." Was sich wissenschaftlich im Hinblick "Parusie" weiter verfolgen läßt, ist eher der Umgang mit der Parusieerwartung in den frühen Gemeinden und den Kirchen.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

Hemul
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#307 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von Hemul » Do 21. Mai 2015, 19:38

Meine Güte? Was sich hier einige wegen eines jüdischen "WANDERPREDIGERS" die Finger wund schreiben? :roll: Verstehe wer will-ich kapiere das nicht. :wave:
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#308 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von Hemul » Do 21. Mai 2015, 19:42

Anton B. hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Aber natürlich kann diese einzelne Disziplin in einem anderen Kontext, nämlich dem rein wissenschaftlich-historischen, eine ganz bedeutende Rolle spielen.
Hältst Du die Aussage "Jesus hatte eine Naherwartung und hat sich darin geirrt" für historisch-kritisch zulässig?
Historischen Persönlichkeiten werden aufgrund der Analyse von Berichten Dritter Eigenschaften zugemessen und wissenschaftlich vertreten. Wenn die Bearbeitung im wissenschaftlichen Umfeld eine Naherwartung begründet und ein weitgehender Konsens darüber erreicht werden kann, dann gilt diese Aussage als "Wissen" im Sinne von "wissenschaftlichem Wissen". Inzwischen habe ich das auch mal recherchiert, und nach meinem (sehr begrenzten) Einblick in die Szene, wird die Naherwartung wohl auch so vertreten.

Generell sollte für die Parusie als geschichtliches Ereignis dasselbe gelten. Aber das ist nicht so. Denn wenn die Parusie mit Übernatürlichem verknüpft ist, wird die Naturwissenschaft sie nicht erkennen können. Außerdem scheint es bei den Theologen keinen fundierten Konsens zu geben, wie denn gemäß Jesus die Parusie genau aussehen soll.

Also heißt es wohl wissenschaftlich: "Jesus hatte eine Naherwartung." Was sich wissenschaftlich im Hinblick "Parusie" weiter verfolgen läßt, ist eher der Umgang mit der Parusieerwartung in den frühen Gemeinden und den Kirchen.
Kennst Du Dich in der Bibel aus-oder springst auch Du aus Langeweile auf einem fahrenden Zug auf? :roll:
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Anton B.
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#309 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von Anton B. » Do 21. Mai 2015, 19:46

Hemul hat geschrieben:Kennst Du Dich in der Bibel aus ...
Nö. Bin doch Katholik.
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

Hemul
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#310 Re: Parusieverzögerung II

Beitrag von Hemul » Do 21. Mai 2015, 19:50

Anton B. hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben:Kennst Du Dich in der Bibel aus ...
Nö. Bin doch Katholik.
Seit wann? :roll:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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