Die Wahrheit und all die Lügen!
#32 Re: Die Wahrheit und all die Lügen!
closs hat geschrieben:Stimmt - und diese ist per Definition nicht falsifizierbar. - Das ist bei Ratzinger genauso wie bei Popper - also glauben beide, dass ihre Setzung richtig ist.Münek hat geschrieben:Entscheidend ist doch ausschließlich die Richtigkeit der Setzung...
Popper mit Ratzinger auf eine Stufe zu stellen, ist schon krass, mein Lieber.
Zwischen diesen "Koryphäen" liegen doch wohl Welten. Ratzinger setzt eine überweltliche Macht als Schöpfer des Himmels und der Erde, Popper setzt diesbezüglich nichts und ist nach allen Seiten völlig offen. Da er wie alle Menschen in der Realität lebt, brauchen er und alle Menschen dieselbe nicht extra "zu setzen". Und das macht ja auch keiner (auch Ratzinger nicht) - es sei denn, irgendein durchgeknallter Philosoph stellt alles Existierende grundsätzlich in Frage.
Popper ist nicht in Glaubensdoktrinen verfangen, weil die Naturwissenschaft einen solchen Blödsinn nicht kennt. Stellt sich eine Theorie als falsch heraus, wird sie fallengelassen oder - wenn dies möglich ist - modifiziert. In der Naturwisenschaft herrschen Dynamik, Ergebnisoffenheit und Fortschritt.
Ratzinger ist an kirchliche Glaubensdogmen gefesselt. Aus diesem selbstgewählten Gefängnis kommt er nicht heraus. Als Dogmatiker vertritt er "ewig gültige Glaubenswahrheiten". Diese sind absolut verbindlich und nicht hinterfragbar. Das Sys-
tem ist starr und undynamisch. Hierarchie. Verordneter Stillstand. Friedhofsruhe.
Du willst nicht im Ernst Poppers und Ratzingers "Glaube" auf eine Stufe stellen wollen.
#33 Re: Die Wahrheit und all die Lügen!
closs hat geschrieben:Nein - der Begriff "universaler Gott" muss in sich schlüssig sein.Münek hat geschrieben:Superlative müssen für Dich auf jeden Fall sein, sonst läuft nach Deiner Vorstellung nichts.
Was heißt das für Dich genau? Keine Superlative?
#34 Re: Die Wahrheit und all die Lügen!
Danke, liebe Savonnlina.Savonlinna hat geschrieben:Wer diese Fragen nicht hat, der wird das überflüssig finden.
Wer diese Fragen aber hat, der setzt sich automatisch damit auseinander.

Du verstehst das wirklich nicht - das macht eigentlich nichts (im Alltag lebe ich genauso) - aber wenn man Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft vergleicht, MUSS man es verstehen.Münek hat geschrieben:Wir Menschen (einschließlich Naturwissenschaftler) leben in der REALITÄT.
Das sollte ein Kompliment für Popper sein.Münek hat geschrieben:Popper mit Ratzinger auf eine Stufe zu stellen, ist schon krass, mein Lieber.

Ja - sie haben unterschiedliche Aufgaben. - Ratzinger vertritt das Christentum, Popper eine Methodik (KEINE Philosophie!!).Münek hat geschrieben:Zwischen diesen "Koryphäen" liegen doch wohl Welten. R
Muss er auch nicht, weil er kein Philosoph ist. - Er fängt irgendwo an und sagt: "Über DIESEN Bereich schreibe ich eine Methodik" - die ausnehmend gut ist.Münek hat geschrieben:Popper ist nicht in Glaubensdoktrinen verfangen
Wenn Du wüsstest, wer hier WIRKLICH im Gefängnis sitzt .....Münek hat geschrieben:Ratzinger ist an kirchliche Glaubensdogmen gefesselt. Aus diesem selbstgewählten Gefängnis kommt er nicht heraus.
Ganz einfach "Eigenschaften". - So muss ein universaler Gott über-zeitlich sein (ansonsten säße er im infiniten Regress fest) - und lauter so Zeuch.Münek hat geschrieben:Was heißt das für Dich genau? Keine Superlative?
#35 Re: Die Wahrheit und all die Lügen!
Dachte ich's mir doch schon...8closs hat geschrieben:So muss ein universaler Gott über-zeitlich sein (ansonsten säße er im infiniten Regress fest) - und lauter so Zeuch.
Überzeitlichkeit ist ein Produkt überbordender Fantasie. Sie wurde erfunden und dient einzig der Rechtfertigung eines universalen Gotte. Diese Rechtfertigung ist ein Zirkelschluss: Ohne Gott keine Überzeitlichkeit; ohne Überzeitlichkeit, kein Gott. Erinnert an Baron Münchhausens Versuch sich aus dem Sumpf zu befreien.
Ein auf Treibsand gebautes Kartenhaus was ohne Belege in sich zusammenfällt.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
#36 Re: Die Wahrheit und all die Lügen!
closs hat geschrieben:Ganz einfach "Eigenschaften". - So muss ein universaler Gott über-zeitlich sein (ansonsten säße er im infiniten Regress fest) - und lauter so Zeuch.Münek hat geschrieben:Was heißt das für Dich genau? Keine Superlative?
Ach Gott, der Ärmste. Nee, das wollen wir natürlich nicht, dass er "im infinitiven Regress festsitzt".)

Wo kämen wir denn da hin?!
Ja - so bastelt man sich seinen Gott zurecht.
Dieser soll zwar auf der einen Seite unbegreifbar, unfassbar sein, auf der anderen
Seite stattet ihn der Gläubige mit jeder Menge konkreter Eigenschaften aus.
Wenn das keine lupenreine Projektion ist... Der Philosoph Feuerbach hatte den Durchblick.

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#37 Re: Die Wahrheit und all die Lügen!
Wieviel Zeit ist vergangen innerhalb der Funktion f(X) = 3x, also zwischen f(X) und 3x ?Pluto hat geschrieben: Überzeitlichkeit ist ein Produkt überbordender Fantasie.
Oder: Wieviel Zeit ist vergangen zwischen dem Dach eines Hauses und dem Keller eines Hauses?
Oder: Wieviel Zeit ist vergangen zwischen einem Substantiv und einem Verb?
Oder: Wieviel Zeit ist vergangen zwischen dem Begriff Mensch und dem individuellen Menschen Pluto?
Überall, wo von Beziehungen die Rede ist, gibt es keine Zeit.
#38 Re: Die Wahrheit und all die Lügen!
Hier spielt die Zeit keine Rolle (genauso wenig wie in einer simplen Addition).Savonlinna hat geschrieben:Wieviel Zeit ist vergangen innerhalb der Funktion f(X) = 3x, also zwischen f(X) und 3x ?
dito... s.o.Oder: Wieviel Zeit ist vergangen zwischen einem Substantiv und einem Verb?
Oder: Wieviel Zeit ist vergangen zwischen dem Begriff Mensch und dem individuellen Menschen Pluto?
Normalerweise etwa 6 Monate. Für genauere Angaben musst du den Bauführer bemühen.Oder: Wieviel Zeit ist vergangen zwischen dem Dach eines Hauses und dem Keller eines Hauses?
Richtig.Überall, wo von Beziehungen die Rede ist, gibt es keine Zeit.
Zeit ist (laut Einstein) nichts anderes als der Abstand (auf der Zeitachse) zwischen zwei Ereignissen. Zeitlosigkeit bedeutet also auch Ereignislosigkeit.
Aber all das erklärt nicht was Überzeitlichekeit ist?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
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#39 Re: Die Wahrheit und all die Lügen!
Da ist ebenfalls keine Zeit vergangen. Hier wären Meter-Angaben erforderlich oder eine Funktionsgleichung.Pluto hat geschrieben:Hier spielt die Zeit keine Rolle (genauso wenig wie in einer simplen Addition).Savonlinna hat geschrieben:Wieviel Zeit ist vergangen innerhalb der Funktion f(X) = 3x, also zwischen f(X) und 3x ?
dito... s.o.Oder: Wieviel Zeit ist vergangen zwischen einem Substantiv und einem Verb?
Oder: Wieviel Zeit ist vergangen zwischen dem Begriff Mensch und dem individuellen Menschen Pluto?
Normalerweise etwa 6 Monate. Für genauere Angaben musst du den Bauführer bemühen.Oder: Wieviel Zeit ist vergangen zwischen dem Dach eines Hauses und dem Keller eines Hauses?
Ja, doch. Zeitlosigkeit und Überzeitlichkeit sind Synonyme. Können nichts anderes sein. Es gibt keine Möglichkeit, unterscheidende Merkmale zwischen diesen beiden Begriffen anzugeben.Pluto hat geschrieben:Richtig.Savonlinna hat geschrieben:Überall, wo von Beziehungen die Rede ist, gibt es keine Zeit.
Zeit ist (laut Einstein) nichts anderes als der Abstand (auf der Zeitachse) zwischen zwei Ereignissen. Zeitlosigkeit bedeutet also auch Ereignislosigkeit.
Pluto hat geschrieben:Aber all das erklärt nicht was Überzeitlichekeit ist?
Der Historiker, der von den aktuellen Ereignissen abstrahiert und zugrundeliegende Strukturen zu beschreiben sucht, arbeitet nicht mit "Zeit".
So arbeitet auch der Strukturalismus, die Anthropologie etc - praktisch alle Geisteswissenschaften.
Sie alle filtern aus dem zeitlichen Ablauf der Ereignisse zugrundeliegende Strukturen heraus.
Das macht auch der Einzelmensch, wenn er Landschaften betrachtet. Die Landschaften sind zwar geworden - Produkt der Zeit -, aber dem Gewordensein liegen auch überzeitliche Gesetze zugrunde, die einem beim Spaziergang auffallen können.
Dat is doch grad der Punkt. Wir betrachten die Welt um uns herum nicht nur zeitlich, sondern auch jenseits des Zeitlichen.
Uns formen sich die Dinge nicht nur zeitlich.
Nimm die Komponisten, die die Dinge ebenfalls strukturell wiedergeben; der schlichteste Song kann einem das klar machen.
Nachtrag:
Auch unsere Gedanken sind nicht-zeitlicher Natur.
Sie laufen zwar in der Zeit ab, sind aber selber nicht zeitlich.
Diese Doppelnatur lässt sich ständig nachweisen.
Ich selber kann auch in Zeitlosigeit versinken, im buchstäblichen Sinn.
Darum unter anderem unterscheiden Psychologen und wohl auch Naturwissenschaftler innere und äußere Zeit.
Dass Gott die Eigenschaft "überzeitlich" zugesprochen wird, kann nur daran liegen, dass wir das eben kennen.
Sonst wäre kein Mensch auf diese Idee gekommen.
#40 Re: Die Wahrheit und all die Lügen!
Nein - der Logik und der Dialektik. - Allerdings sind das keine "haptischen" Größen.Pluto hat geschrieben:Überzeitlichkeit ist ein Produkt überbordender Fantasie.
Stimmt - unter dialektischen Gesichtspunkten ist Über-Zeitlichkeit eine notwendige Bedingung für die Existenz eines universalen Gottes. - Ich sehe hier keinen Zirkelschluss.Pluto hat geschrieben: Ohne Gott keine Überzeitlichkeit; ohne Überzeitlichkeit kein Gott.
Stimmt - das wäre ein K.O-Kriterium.Münek hat geschrieben: das wollen wir natürlich nicht, dass er "im infinitiven Regress festsitzt".
Jegliche Wahrnehmung ist Projektion - die Frage ist, ob eine Projektion etwas anderes ("ein Sein") beleuchtet oder sich selbst. - Insofern hatte Feuerbach deskriptiv recht.Münek hat geschrieben:Wenn das keine lupenreine Projektion ist... Der Philosoph Feuerbach hatte den Durchblick.
Über-Zeitlichkeit ist das, was Zeit in höherer Dimension aufhebt, selbst aber keine Zeit ist. - Die Kugel ist das, was die Kreis-Fläche in sich aufhebt, aber selbst nicht Fläche ist.Pluto hat geschrieben:Aber all das erklärt nicht was Überzeitlichekeit ist
Bei einer Kugel können wir es nachvollziehen, weil wir 3D wahrnehmen. - Bei der Über-Zeitlichkeit können wir es nicht, weil unsere Wahrnehmungs-Dimension die Zeit ist - wir sind also - im Bild - so wie eine Kreis-Fläche, die kapieren soll, was eine Kugel ist.
Wir können als Mensch aufgrund unserer Ausstattung etwas spüren, was wir (noch) nicht genau kennen - das wäre meine Interpretation.Savonlinna hat geschrieben:Dass Gott die Eigenschaft "überzeitlich" zugesprochen wird, kann nur daran liegen, dass wir das eben kennen. Sonst wäre kein Mensch auf diese Idee gekommen.