Pflanzenfreak hat geschrieben:seeadler hat geschrieben:... bin ich der, der ich heute bin und habe einen Glauben, der absolut unabhängig von meinem Leiden oder Erfolg ist, unabhängig vom Leid in der Welt.
...unabhängig? Ich bin es nicht. Ich glaube dass gerade das Leiden mich ganz besonders geformt und meinen Glauben gestärkt hat. Z.B. dass das Leid nicht überhand nimmt und mein ganzes Leben bestimmt, sondern dass es mir gelang es in Schach halten zu können um
trotz dem Leid auch das Gute und Schöne sehen zu können.Gott schenkt uns oft gleichzeitig Beides aber wir sehen das Gute nicht, weil wir uns vom Leid zu sehr einnehmen lassen.
Ja, Pflanzenfreak, natürlich ist es auch das Leiden, was den Glauben entweder bestärken oder aber auch schwächen kann. Aber ich denke, dass dies dann noch nicht die Stufe des Glaubens ist, die notwendig ist, um alles als "Gottgegeben" annehmen zu können, Freude wie Leid. Bei mir war es ja umgekehrt : Ich lernte Gott bereits in einem Stadium kennen, wo weder meine Eltern, noch mein persönliches Umfeld irgend etwas mit dem Glauben an sich am Hut hatte... und das schon im frühen Kindesalter. Paradoxer Weise ausgelöst auch durch meine "Literatur", wie Karl May oder Grimms Märchen oder Deutsche Heldensagen und Griechische Heldensagen usw.
Ich erinnere mich dabei an meine frühen Versuche, meine Eltern verlassen zu wollen ...: um dann mit Winnetou und Old Schaderhand zurückzukehren und mich mit samt den Apachen an meine Eltern damals zu rächen. Oder eben auch an Tom Sawyer und Huckleberry Finn zu denen ich wollte, um mit ihnen über den Missisippi zu schippern usw.... Denn Amerika war aus meiner kindlichen Sicht eigentlich vor der Haustür. Und während meiner "endlosen Wanderungen" durch die Wälder der Indianer (Schönbuch bei Tübingen) und meinen zwangsläufigen Hunger und Durstattacken habe ich Gott kennen gelernt, als "gutmütiger Mann im Mond" der mir des Nachts den Weg im Wald zeigte [der dummer Weise oder vielleicht auch glücklicher Weise nach hause führte] oder mich geradezu in ein Brennnesselfeld trieb, weil der "Feind" im Bilde eines damaligen Dorfpolizisten auf dem Mopet nahte.... der mir nur helfen wollte, mir kleinen Zwerg mit Lederhosen und kurzem Hemd, der da nun in den Brennnesseln saß, dem alles weh tat und der maßlos Hunger schob und fror...
....Durch derartige Erlebnisse habe ich Gott kennen gelernt, den weißbärtigen gutmütigen alten "Menschen", der mir dadurch klar zeigte und bewies, dass er immer bei mir ist und mich begleitete... auch dann, als ich später auf der Flucht war, weil ich für mein Essen, für die Hand im Mund "stehlen" musste, und deshalb im Gefängnis saß und am Leben verzweifelte ...und und und... mein Gott, mein bärtiger alter Herr begegnete mir also nicht durch die Bibel sondern durch meiner Not bereits in meiner Kindheit, Jugend und dem frühen Erwachsensein. Er begegnete mir nicht durch die Kirche, nicht durch zeugen Jehovas oder Adventisten..... sondern unter anderem durch eine Nonne, als ich des Nachts mich in eine Kirche verkroch, frierend und hungrig und dem Mann am kreuz um etwas Essen bat. Just in diesem Moment erschien damals eine Nonne und hatte eine Brot dabei, mitten in der Nacht, welches sie mir zu Essen gab um danach genauso geheimnisvoll zu verschwinden, wie sie aufgetaucht war. Ich bin damals in der Nacht in die Kirche gegangen, weil ich einen Platz zum Schlafen suchte, und hatte ganz sicher nicht damit gerechnet, dass die Tür offen war.
...dadurch habe ich an Glauben gewonnen, obwohl das Martyrium auch als Erwachsener noch lange nicht zu ende war. Durch derartige Erlebnisse konnte ich auch in der Not lachen und Zuversicht versprühen, anderen Mut machen, an sich und Gott zu glauben, an ihre Position in ihrer persönlichen Beziehung zu Gott.....
Es ist so wunderbar, einen Glauben zu haben. Ich liebe meinen Gott, der mich auch dann liebt, wenn ich ihn mal wieder vergessen habe und Dummheiten begehe... und ja, davon bin ich auch mit 61 noch nicht frei.
Gruß
Seeadler
Gott ist nicht der, der uns das Leiden auferlegt, er ist der, der es uns ertragen lässt und uns ein Licht im Dunkeln sein möchte, wie es so zutreffend oftmals heißt. Darum geht es auch um Weihnachten, um das Zeichen des Lichtes um das Zeichen der Gegenwart Gottes in unserer dunklen kalten zeit des Lebens. Nehmen wir es wahr und schenken anderen wiederum ein bisschen was von diesem Licht in unserem Herzen.