Hemul hat geschrieben:Die Bibel ist ja voller "GESCHICHTEN"
die merkwürdigerweise überwiegend nur von einfachen Leuten ohne Abi aufgeschrieben wurden. Woher hatten diese eigentlichen ihre Weisheiten her die sie ohne Absprachen untereinander so exakt in der Bibel auf den Punkt brachten?
Woher wussten z.B. Hiob wie aus Hiob 26:7 oder Jesaja wie das aus Jesaja 40:22 hervorgeht schon vor tausenden von Jahren als die damalige Elite-Wissenschaft noch ein ganz anderes Weltbild hatten folgendes;
7 Er spannt den Norden aus über der Leere, / hängt die Erde auf über dem Nichts.
und:
22 Er ist es, der hoch über dem Erdball thront, / dass die Menschen ihm wie Heuschrecken sind. / Er spannt den Himmel wie einen Schleier aus, / wie ein Zeltdach zum Wohnen.
Das passt jetzt zwar auch nicht in diesen Thread, aber da dir Pluto partout nicht antworten möchte, versuche ich es einmal ...
Du bist also der Ansicht, Hiob gäbe eine tiefe wissenschaftliche Weisheit zum Besten, wenn er schreibt:
"Er spannt den Norden aus über der Leere, hängt die Erde auf über dem Nichts" (Hiob 26,7) und Jesaja gebe ebenso tiefe Einsichten kund mit:
"Er ist es, der hoch über dem Erdball thront ..." (Jes. 40,22)?
Das Buch
Hiob ist irgendwann zwischen
586-539 v. Chr. entstanden und
Deutero-Jesaja, der ab dem 40.Kapitel des Jesaja-Buches der Verfasser ist, schrieb diesen Vers nach dem babylonischen Exil, also irgendwann nach
539 v.Chr.
Ich schätze die Bücher des alten Testamentes wie die des neuen Testamentes als erstaunliche literarische und kulturgeschichtliche Werke durchaus wert. Wiewohl viele Bücher des AT vom Blut eines rachsüchtigen und geradezu psychopathischen JHWH-Kriegsgottes nur so triefen und die literarische Qualität der meisten Bücher eher zweifelhaft ist. Einen kulturschöpferischen oder gar wissenschaftshistorischen Blumentopf kannst du mit den Büchern des AT allerdings leider nicht gewinnen.
Zu sehr vielen der altestamentlichen Bücher gibt es frühere ägyptische, mesopotamische, baylonische, sumerische, hethitische und ugaritische Paralleltexte, angefangen von der Genesis und der Sintflut bis hin zu den Psalmen, Sprüche, Weisheit und Hiob. Da haben die altestamentlichen Autoren vor allem sehr viel geklaut und sogar Moses im Bastkorb (2. Mose 2,1-10) ist nur eine Kopie:
Ich bin Sargon, der starke König, der König von Akkad.
Meine Mutter war eine enitum [= eine entu-Priesterin], meinen Vater kenne ich nicht;
Der Bruder meines Vaters liebte die Berge.
Meine Stadt ist Azupiranu, das am Ufer des Euphrat liegt.
Die enitum, meine Mutter, empfing mich und gebar mich insgeheim.
Legte mich in einen Binsenkorb, machte meinen Deckel mit Asphalt dicht
Und setzte mich im Fluß aus, der mich nicht überspülte.
Der Fluß trug mich zu Akki, dem Wasserschöpfer.
Akki, der Wasserschöpfer holte mich heraus, als er seinen Eimer eintauchte.
Akki, der Wasserschöpfer, machte mich zu seinem Gärtner.
Als ich Gärtner war, schenkte mir Ischtar ihre Liebe,
Und für vierundfünfzig Jahre übte ich die Königsherrschaft aus ...
(Akkadische Sargon-Legende, neuassyrisch + neubabylonisch überliefert, entstanden etwa 2350 - 2294 v.Chr.)
Aber wie sieht es mit den "wissenschaftlichen" Weisheiten aus, die das Buch Hiob und Jesaja bieten?
Er
"hängt die Erde auf über dem Nichts". Nicht schlecht für das 6. Jahrh. v.Chr., nimmt es doch die moderne kosmologische Idee einer Entstehung des Universums aus dem Nichts (genauer: aus dem Quantenvakuum) scheinbar vorweg. Obwohl es noch viel schöner wäre, wenn bei Hiob so etwas stünde wie:
"Noch könnt ihr es nicht verstehen, aber der Herr spricht, es wird die Zeit kommen, da erkannt wird, dass das Feste nichts anderes ist als die Kraft, die in dem Festen wohnt." Das wäre dann eine tatsächliche Offenbarung und Vorwegnahme des einsteinschen "E=mc2" gewesen. Hätte einem Gott, der ja will, dass die Menschen ihn als einzig wahren Gott erkennen sollen, gut zu Gesicht gestanden, - eine solche wirkliche Offenbarung.
Na jedenfalls hängt JHWH die Erde über dem Nichts auf und das findet sich in der Tat in keinem orientalischen Paralletext.
Allerdings:
nur etwa ein Jahrh. nach der Entstehung des Hiob-Buches vertraten die griechischen Philosophen Anaxagoras (499 v.Chr.- 428 v.Chr.) und Demokrit (460/459 - 371 v.Chr.) - unter anderem - folgende astronomisch bahnbrechende Auffassungen:
Anaxagoras und Demokrit und ihre Anhänger behaupten, die Milchstraße sei Licht von Sternen. Wenn die Sonne nämlich unter die Erde verschwinde, beleuchte sie einen Teil der Sterne nicht. Das Licht der Sterne, die von der Sonne angestrahlt werden, sei nicht sichtbar; das werde nämlich von den Sonnenstrahlen verhindert. Das Eigenlicht der Sterne hingegen, die von der Erde abgeschirmt werden, so dass die Sonne sie nicht anstrahlt, bildet die Milchstraße. (Aristoteles, Metereologie, I,8. 345a 25ff.)
Bei richtiger Stellung, lehrt Demokrit, empfängt der Mond vom Lichtspender Licht und fängt die Sonne auf. Es verhielte sich demnach so, daß der Mond sichtbar ist, die Sonne ihn sichtbar macht. (Plutarch, Über das Gesicht des Mondes 16. 929C)
Die Sonne hält Demokrit für einen glühenden Metall- oder Felsklumpen. (Aetios, 2.20,7)
Demokrit behauptete ... es gäbe unzählig viele Welten und einige von ihnen seien einander nicht nur ähnlich, sondern in allen Teilen so völlig und absolut gleich, daß es zwischen ihnen nicht den geringsten Unterschied gebe. (Cicero, Lehren der Akademie, 2,55)
Und nicht nur, dass zwei Vorsokratiker hier bereits auf wichtige astronomische Wahrheiten gestoßen sind bis hin zu der Möglichkeit vieler Welten, hat Archimedes selbst (oder ein Schüler von ihm) im 1. Jahrh
VOR Chr. den ersten analogen Computer konstruiert: den
Mechanismus von Antikythera, den ich in diesem Forum schon mehrfach erwähnt habe.
Schon ca. 100 Jahre, nachdem Hiob seinen Gott die Erde über dem NIchts aufspannen ließ, erklärten Anaxagoras und Demokrit zutreffend, dass die Milchstraße aus selbstleuchtenden, weit entfernten Sternen besteht und der Mond nicht selbst leuchtet, sondern von der Sonne angestrahlt wird. Zudem spekulierten sie über die Möglichkeit einer Viele-Welten-Theorie.
Ca. 70 Jahre bevor Jesus durch den galiläischen Staub wanderte, um anderen Juden davon zu erzählen, dass die Welt bald unterginge und Dämonen in Schweine fahren ließ, konstruierte vermutlich Archimedes einen analogen Computer, mit dem sich per Drehkrubel der Lauf der Sonne, der Stand des Mondes und der wichtigsten Gestirne bestimmen ließ, so dass Mond und Sonnenfinsternisse vorhergesagt werden konnten und in welchem Jahr die Olympischen Spiele stattfinden mussten. Abgesehen davon verwendete er ein Planetengetriebe im Inneren des Mechanismus, welches erst im 17. Jahrh. wieder neu erfunden werden musste (weil radikale Christen vorher fast alle griechischen Bücher über Mathematik, Physik und Mechanik zerstörten, da diese Deppen sie für Zauberbücher hielten).
Meiner Meinung nach verhält es sich also so: wenn es einen Gott gibt, der sich offenbarte, dann hat er sich ganz bestimmt nicht in den Schriften der Offenbarungsreligionen offenbart, sondern in den Schriften griechischer Mathematiker und Philosophen. 