Das bezog sich zunächst konkret darauf:
Queequeg hat geschrieben:Ich weiß, du und closs, ihr seid mehr die Theologen des Gefühls, der Seele und der Hypothesen, als des trockenen Biblizismus, aber gerade hier und zu dieser Thematik sollte auch die Heilige Schrift immer das letzte Wort haben. Immer.
Es fällt mir bei der Auslegung der Bibel durch Atheisten häufiger auf, dass ihre Deutung ähnlich nah am Wort hängt, wie bei den Christen, die sich selbst als bibeltreu bezeichnen - also vorwiegend evangelikale Christen oder auch die ZJ.
Andere Christen versuchen den Sinn mehr in den Bildern die durch die Worte gezeichnet werden zu finden. Dechiffrieren einen Text auf andere Weise. Jetzt kann man natürlich darüber streiten, was besser ist oder zu den "wahreren" Ergebnissen führt. Ich lasse mir da keine Vorschriften machen. Ich experimentiere herum und mach meine eigenen Entdeckungen. Je nach Methode antwortet der Text auf unterschiedliche Art und Weise. Viele Widersprüche lassen sich unter einem anderen Blickwinkel auflösen.
Das ist für mich das Faszinierende an der Bibel, dass die Texte so offen und vieldeutig sind, dass es so viele Wahrheitsebenen darin gibt. Ich sehe das als Reichtum - andere als Chaos und wollen die einzig richtige Deutung, oder erwarten sie auf dem Präsentierteller am besten mit dem Stempel "Klinisch geprüft" oder schwören auf die Deutung eines Predigers oder Theologen oder den Konsens der Wissenschaft. Du darfst dich angesprochen fühlen. Für dich heißt: "das Reich Gottes ist nahe" eben zeitlich nahe und basta. Kannst du so sehen.
Andere sehen es anders. Ich sehe es mal so, mal anders, lass es auf mich wirken, mal so, mal anders. Dann passt es zum nahen Kontext oder zum weiteren Kontext, zu einem Buch aber zum anderen nicht. So macht es mir Freude, ist mal ärgerlich, mal beglückend, mal verblüffend aber dieses Spiel empfinde ich immer lehrreich und bildend.
Die Bibel und ich gehen unseren Weg gemeinsam, wir verstehen Treue auf unsere Art, lachen und weinen miteinander, wir lassen uns treiben - ich weiß nicht wohin. Sie kennt sich besser aus in der Gegend.