Aus der Werkstatt des Theologen II - Spezialthemen und Off-Topics

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closs
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#211 Re: Aus der Werkstatt des Theologen II - Spezialthemen und Off-Topics

Beitrag von closs » Fr 25. Okt 2019, 19:36

sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:15
Es führt zu nichts, wenn man Glaubensbekenntnisse als "Vorverständnis" bemäntelt.
Egal, ob man ein Vorverständnis persönlich als Glaubensbekenntnis versteht oder nicht: Natürlich kann man an sein jeweiligen Vorverständnis glauben ("Ich glaube, dass ein naturalistisches Vorverständnis das richtige ist").
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:15
Es ist das einzig mögliche, um wissenschaftlich arbeiten zu können.
Wenn man Wissenschaft so definiert, dass es als einziges übrigbleibt, ist das so.
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:15
Exegese ohne Hermeneutik ist nicht möglich. Die Frage ist halt nur, tut man es wissenschaftlich oder glaubensideologisch
"Wissenschaftlich" und "glaubensideologisch" sind disparate Begriffe in diesem Kontext - zumal man auch ein glaubensideologisches Verhältnis zu Wissenschaft haben kann. - Hermeneutik ist in erster Linie INHALTLICH besetzt: Mit welchem inhaltlichen Vorverständnis gehe ran? Und NICHT: Welche Art der Untersuchung bevorzuge ich? - Oder: Glaube ich persönlich an das, was ich dabei als Ergebnis erziele? --- Du baust hier nachhaltig falsche Kategorien ein.
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:15
Was für ein "System"?

In diesem Fall das von Popper.
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:15
Wenn er das unterschreiben würde, beginge er Urkundenfälschung. Denn die wissenschaftliche und intellektuelle Redlichkeit hat er längst auf dem Alter der
Glaubensideologie geopfert.
DAS ist ein glaubensideologischer Satz.
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:16
 
Ähm, doch. Genau das kann sie beurteilen.
Sie kann es beurteilen, aber nicht apriorifrei. --- Apriorifrei kann sie beurteilen, dass etwas verändert wurde - ob es "versaubeutelt" wurde, ist eine rein weltanschauliche Aussage.
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:16
Alte Masche von closs: wir benennen Glaubensbekenntnisse in "Vorverständnis" um
Nicht "um", sondern das ist einfach so. --- Bultmanns Vorverständnisse sind genauso viel oder wenig "Glaubensbekenntnisse" wie die von Ratzinger.
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:16
als "Polyhermeneutiker" wechselt er einfach die Hermeneutik und kann dann beliebig
interpretieren - und will uns das noch als Wissenschaft verkaufen.
Nicht "beliebig", sondern im Rahmen des jeweiligen hermeneutischen Vorverständnisses. - Ob es wissenschaftlich bearbeitet wird oder nicht, steht auf einem ganz anderen Blatt, weil das keine Hermeneutik, sondern eine Verfahrensweise ist - das macht man so oder nicht - bei ALLEN Vorverständnissen.
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:16
Das wäre auch gelogen, denn die Forschung sieht sich diesem Vorwurf nicht ausgesetzt
Aber doch nur, weil HKM-Kritiker nicht auf Deinem Niveau argumentieren - es wäre ein Leichtes, es zu tun.
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:16
Ob es Gott gibt, wissen auch die Glaubensideologen nicht
Das "wissen" auch die Christen nicht - man kann es nur intellektuell erschließen oder (viel wichtiger) "merken".











 

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sven23
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#212 Re: Aus der Werkstatt des Theologen II - Spezialthemen und Off-Topics

Beitrag von sven23 » Fr 25. Okt 2019, 19:52

closs hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:36
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:15
Es führt zu nichts, wenn man Glaubensbekenntnisse als "Vorverständnis" bemäntelt.
Egal, ob man ein Vorverständnis persönlich als Glaubensbekenntnis versteht oder nicht:
Eben, Glaubensbekenntnisse an göttliche Inspiriertheit oder die Göttlichkeit Jesu bleiben nun mal Glaubensbekenntnisse, die nur dazu geeignet sind,
eine Glaubendideologie zirkelschlüssig zu bestätigen.


closs hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:36
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:15
Es ist das einzig mögliche, um wissenschaftlich arbeiten zu können.
Wenn man Wissenschaft so definiert, dass es als einziges übrigbleibt, ist das so.
Eben, die orwellsche Umdefinierung von Wissenschaft ist nur in clossens Fantasywelt erlaubt.

closs hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:36
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:15
Exegese ohne Hermeneutik ist nicht möglich. Die Frage ist halt nur, tut man es wissenschaftlich oder glaubensideologisch
"Wissenschaftlich" und "glaubensideologisch" sind disparate Begriffe in diesem Kontext - zumal man auch ein glaubensideologisches Verhältnis zu Wissenschaft haben kann. - Hermeneutik ist in erster Linie INHALTLICH besetzt: Mit welchem inhaltlichen Vorverständnis gehe ran?
Eben, gehe ich mit Glaubensbekenntnissen ran oder wissenschaftlich, also ohne Glaubensbekenntnisse.

closs hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:36
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:15
Wenn er das unterschreiben würde, beginge er Urkundenfälschung. Denn die wissenschaftliche und intellektuelle Redlichkeit hat er längst auf dem Alter der
Glaubensideologie geopfert.
DAS ist ein glaubensideologischer Satz.
Es ist ein wahrer Satz.



closs hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:36
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:16

Ähm, doch. Genau das kann sie beurteilen.
Sie kann es beurteilen, aber nicht apriorifrei. --- Apriorifrei kann sie beurteilen, dass etwas verändert wurde - ob es "versaubeutelt" wurde, ist eine rein weltanschauliche Aussage.
Nein, wenn man aus der konkreten Nahwartung eine unbestimmte Fernerwartung macht, ist das eine Versaubeutelung der Quellen.

closs hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:36
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:16
Alte Masche von closs: wir benennen Glaubensbekenntnisse in "Vorverständnis" um
Nicht "um", sondern das ist einfach so. --- Bultmanns Vorverständnisse sind genauso viel oder wenig "Glaubensbekenntnisse" wie die von Ratzinger.
Bultmann benötigt keine Glaubensbekenntnisse, Ratzinger dagegen fordert sogar zum Glaubensentscheid auf.

closs hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:36
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:16
als "Polyhermeneutiker" wechselt er einfach die Hermeneutik und kann dann beliebig
interpretieren - und will uns das noch als Wissenschaft verkaufen.
Nicht "beliebig", sondern im Rahmen des jeweiligen hermeneutischen Vorverständnisses.
Im Rahmen seiner Glaubensbekenntnisse, also zirkelschlüssig.



closs hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:36
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:16
Das wäre auch gelogen, denn die Forschung sieht sich diesem Vorwurf nicht ausgesetzt
Aber doch nur, weil HKM-Kritiker nicht auf Deinem Niveau argumentieren
Eben, dieses Niveau erreichen sie gar nicht.


closs hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:36
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:16
Ob es Gott gibt, wissen auch die Glaubensideologen nicht
Das "wissen" auch die Christen nicht - man kann es nur intellektuell erschließen oder (viel wichtiger) "merken".
Nicht intellektuell, sondern rein glaubensideologisch.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
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#213 Re: Aus der Werkstatt des Theologen II - Spezialthemen und Off-Topics

Beitrag von closs » Fr 25. Okt 2019, 22:10

sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:52
Eben, Glaubensbekenntnisse an göttliche Inspiriertheit oder die Göttlichkeit Jesu bleiben nun mal Glaubensbekenntnisse, die nur dazu geeignet sind,
eine Glaubendideologie zirkelschlüssig zu bestätigen.
So, wie Du "zirkelschlüssig" defininierst, fällt mir nichts ein, was NICHT zirkelschlüssig ist. - Du solltest Deine Auffassung konsequent zu Ende denken.
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:52
die orwellsche Umdefinierung von Wissenschaft ist nur in clossens Fantasywelt erlaubt.
Der Begriff "Geisteswissenschaft" ist älter als Orwell - Du wirst die Chronologie durcheinander. - DEINE Definition ist die neuere.
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:52
Eben, gehe ich mit Glaubensbekenntnissen ran oder wissenschaftlich,
Du sagst ständig "eben" und fährst mit dem Gegenteil dessen fort, was das "eben" bestätigt. :blink: Sehr eigen ...
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:52
Es ist ein wahrer Satz.
Gerade, weil Du das meinst, ist es glaubens-ideologisch.
 
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:52
wenn man aus der konkreten Nahwartung eine unbestimmte Fernerwartung macht, ist das eine Versaubeutelung der Quellen.
In Deiner apriorischen Hermeneutik kann man das so sagen.
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:52
Bultmann benötigt keine Glaubensbekenntnisse
Nach Deiner Definition schon.
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:52
Ratzinger dagegen fordert sogar zum Glaubensentscheid auf.
Ja - weil er im Gegensatz zu Dir weiß, dass er ein apriorisches Vorverständnis hat.
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:52
 
Eben, dieses Niveau erreichen sie gar nicht.
Das ist der Witz des Monats. :thumbsupup:









 

Claymore
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#214 Re: Aus der Werkstatt des Theologen II - Spezialthemen und Off-Topics

Beitrag von Claymore » Fr 25. Okt 2019, 23:39

closs hat geschrieben:
Do 24. Okt 2019, 22:13
Da würde ich mich sogar selber ignorieren, weil dieser Kategorie-Wechsel von "positiv vs. negativ" nach "radikal-skeptizistisch" aus meiner Sicht nicht zulässig ist. - Diese Verknüpfung machst nur Du.
Nein, die Verknüpfung mache nicht nur ich. Du machst sie nicht, das ist richtig. Aber warum solltest du das denn auch zugeben?

Das wesentliche Argument hast du mal wieder ignoriert. Stattdessen wiederholst du einfach noch mal genau das, was strittig ist.
closs hat geschrieben:
Do 24. Okt 2019, 22:13
MEIN Punkt ist, dass "etwas positiv nachweisen" etwas ganz Anderes ist als "etwas nicht feststellen können", aber in der Praxis gleich verwendet werden kann. - PRAGMATISCH finde ich das ok ("Wir haben ganz tolle Methoden, etwas zu finden, wenn etwas da ist - deshalb stellen wir unser Nicht-Finden gleich mit ' Es gibt es nicht' ") - aber prinzipiell ist es falsch.
Wir rätseln hier wohl alle, was du nur mit “pragmatisch” meinst? Man erinnere sich an folgendes:
closs hat geschrieben: Ich würde sogar soweit gehen, POSITIVE Erkenntnisse ("Hier ist ein schwarzer Schwan") pragmatisch(!!!) mit "ontisch" gleichzusetzen - dann ist die Behauptung "Es gibt keine schwarzen Schwäne" falszifiert und Punkt. - Bei der Umkehr-Aussage ist es etwas anderes: Wenn jemand zum Ergebnis kommt "Hier ist KEIN schwarzer Schwan" ist die Behauptung "Es gibt schwarze Schwäne" NICHT ontisch falsifiziert. - Da scheint einiges in der Darstellung wissenschaftlicher Praxis falsch zu laufen, indem man beide Fälle auf gleiche Stufe stellt.

Dass positive und negative Behauptungen jeweils in unterschiedliche epistemologische Kategorien fallen, müsstest du tatsächlich mal zeigen. Du bringst nur ein oder zwei Beispiele und willst, dass man sie als Argument betrachtet.

Was soll also ganz konkret der epistemologische Unterschied zwischen negativen und positiven Behauptungen sein? Keine Beispiele, sondern Beschreibung des Unterschieds!
closs hat geschrieben:
Do 24. Okt 2019, 22:13
Richtig wäre nach meinem Verständnis: "Im Rahmen des Modells, in dem wir suchen, ist ein Nicht-Gefundenes nicht existent". --- Solche Umstände muss man sich bei positiven Ergebnissen ("Es gibt den, der sich Claymore nennt - ich trinke gerade eine Tasse Kaffee mit ihm") nicht machen.

Mit radikal-skeptizistisch oder nicht hat das überhaupt nichts zu tun.
Das ist wieder dein übliches Spiel: Du bringst die längst bekannten, abgedroschenen Beispiele (die kein Argument, sondern eben nur Beispiele sind) und gehst auf das eigentliche Argument nicht ein – das 80% meines Beitrags ausmacht. Und dann widersprichst dem Schluss, den ich ziehe, so wie als hätte es das Argument davor
Spoiler
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Claymore hat geschrieben:
Do 24. Okt 2019, 21:00
Um es zusammenzufassen: Die Grenzziehung zwischen positiven und negativen Thesen erscheint mir den Kern des Problems nicht zu erfassen.

Es gibt viele Thesen, die sich nicht auf konkrete Beobachtungen durch unsere Sinne zurückführen lassen: Thesen über die Vergangenheit; über die Zukunft; über Dinge, die sich nicht direkt beobachten lassen – weil sie zu klein oder zu weit entfernt sind oder weil wir kein Sinnesorgan für sie besitzen (z. B. Röntgenstrahlen); über das geistige Innenleben von anderen Menschen; oder Thesen, die allgemeinen Inhalt besitzen.

Tatsächlich bezieht sich “Napoleon war in Berlin” – eine positive These – auch auf nichts, das sich direkt beobachten lässt, sondern auf sie lässt sich “nur” durch historische Belege schließen. Ich würde sogar sagen, dass dies auch auf “Es gibt schwarze Schwäne” zutrifft. Weil der Allgemeinbegriff “Schwan” darin vorkommt, den man irgendwie verstehen muss (ansonsten kann man kontern “Der schwarze ‘Schwan’ hier ist gar kein Schwan!”). Und zwar wissenschaftlich als Gattung. Dass es diese Gattung Schwan gibt, lässt sich jedoch nicht direkt auf einzelne Beobachtungen zurückführen, sondern benötigt Induktion.

Wenn man gegenüber allen solchen Thesen skeptisch ist, egal wie gut sie sonst belegt sind, ist das ein wirklich extrem tiefgreifender Skeptizismus. Nur noch positive Thesen über beobachtbare Einzeldinge der Gegenwart wären erlaubt – also: “Herr Maier hat heute Fifi gefüttert”. Ansonsten ist immer teilweise die menschliche Vernunft involviert. Das kannst du dann rhetorisch aufgeladen als “anthropozentrisch” abtun und diffamieren. Aber dann ist wohl jedes Zeitalter und jede Kultur von “anthropozentrischer Vernunft” regiert gewesen.
nie gegeben.
closs hat geschrieben:
Do 24. Okt 2019, 22:13
Die normalen Standards sind eine Melange aus pragmatisch und methodisch, die man ontisch sehr wohl ernst nehmen muss - auch ich nehme sie pragmatisch als Normalfall zum Maßstab. - Aber ich denke halt etwas weiter als "normaler Standardl" - falls das im 21. Jh. noch erlaubt ist. :yes2: - "Standard" = "Vereinbarung. - Geschenkt - darüber brauchen wir nicht zu diskutieren - das sind Peanuts.
Es wäre schön, wenn du weiter denken würdest als der normale Standard. Bis jetzt habe ich aber von dir noch nichts vernommen, was nicht entweder Unfug, banal oder manipulativ ist. Aber vielleicht überraschst du mich ja mal ausnahmsweise positiv.

closs
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#215 Re: Aus der Werkstatt des Theologen II - Spezialthemen und Off-Topics

Beitrag von closs » Fr 25. Okt 2019, 23:59

Claymore hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 23:39
Du machst sie nicht, das stimt. Aber warum solltest du das denn auch zugeben?
WAS denn?
Claymore hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 23:39
Wir rätseln hier wohl alle, was du nur mit “pragmatisch” meinst?
?`--- "Pragmatisch" ist, dass man in der Alltags-Wirklichkeit Aussagen wie "Die Wirkung von x ist falsifiziert" als endgültig versteht, obwohl sie nichts anderes heißt als "Wir haben keinen SChwarzen Schwan gefunden", also NICHT endgültig ist.
Claymore hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 23:39

Dass positive und negative Behauptungen jeweils in unterschiedliche epistemologische Kategorien fallen, müsstest du tatsächlich mal zeigen. Du bringst nur ein oder zwei Beispiele und willst, dass man sie als Argument betrachtet.
Dieses Popper-Beispiel bringe ich doch, um es zu zeigen. - Es ging Popper nicht primär um Schwäne, sondern weil er zeigen wollte, dass "Hier ist ein Schwarzer Schwan" und "Ich habe einen SChwarzen Schwan nicht gefunden" epistemologisch nicht dasselbe ist. - Oder warum denkst Du, dass er das gemacht hat?
Claymore hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 23:39
Du bringst die längst bekannten, abgedroschenen Beispiele (die kein Argument, sondern eben nur Beispiele sind) und gehst auf das eigentliche Argument nicht ein – das 80% meines Beitrags ausmacht.
WAS ist denn Dein Argument, das ich übersehe? - Ich sehe, dass Du unzulässigerweise diese epistomologische Frage mit radikal-skeptizistischen Fragen vermischt - damit kann ich nichts anfangen. - Das epistomologische Thema stellt sich einem Naturalisten genauso wie einem Radikal-Skeptizistischen.

Mein Verdacht ist, dass Du solche Fragen "mit Vernunft" klären willst - das wäre in etwa das, was ich oben als "pragmatisch" bezeichnet habe. --- Du verwirrst mich mit Deinen Ausflügen mal dahin, mal dorthin - ich kann bei Dir keine klare Linie erkennen.
Claymore hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 23:39
Es wäre schön, wenn du weiter denken würdest als der normale Standard.
Dann erkläre uns doch mal, was man sensu normaler Standard sagen würde.






 

Claymore
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#216 Re: Aus der Werkstatt des Theologen II - Spezialthemen und Off-Topics

Beitrag von Claymore » Sa 26. Okt 2019, 00:20

closs hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 23:59
WAS denn?
Dass es bei dir auf sehr tiefgreifenden Skeptizismus hinausläuft.
closs hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 23:59
?`--- "Pragmatisch" ist, dass man in der Alltags-Wirklichkeit Aussagen wie "Die Wirkung von x ist falsifiziert" als endgültig versteht, obwohl sie nichts anderes heißt als "Wir haben keinen SChwarzen Schwan gefunden", also NICHT endgültig ist.
Anscheinend kannst du nur Beispiele bringen.
closs hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 23:59
Dieses Popper-Beispiel bringe ich doch, um es zu zeigen. - Es ging Popper nicht primär um Schwäne, sondern weil er zeigen wollte, dass "Hier ist ein Schwarzer Schwan" und "Ich habe einen SChwarzen Schwan nicht gefunden" epistemologisch nicht dasselbe ist. - Oder warum denkst Du, dass er das gemacht hat?
Es geht um den Unterschied. Du bringst ein Beispiel und erwartest dann, dass man sich den Unterschied selbst zusammenreimen soll (das wäre nur akzeptabel, wenn (!) du es nicht so doll treiben würdest mit deinen manipulativen Taktiken).

Was ist denn nun der Unterschied?
closs hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 23:59
WAS ist denn Dein Argument, das ich übersehe? - Ich sehe, dass Du unzulässigerweise diese epistomologische Frage mit radikal-skeptizistischen Fragen vermischt - damit kann ich nichts anfangen. - Das epistomologische Thema stellt sich einem Naturalisten genauso wie einem Radikal-Skeptizistischen.
Ich habe es extra nochmal zitiert.
closs hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 23:59
Mein Verdacht ist, dass Du solche Fragen "mit Vernunft" klären willst - das wäre in etwa das, was ich oben als "pragmatisch" bezeichnet habe. --- Du verwirrst mich mit Deinen Ausflügen mal dahin, mal dorthin - ich kann bei Dir keine klare Linie erkennen.
Weil ich mir immer noch die Mühe mache, hier herumzuraten und alle Aspekte von dem, was du meinen könntest, abzuarbeiten.

Bring einfach den epistemologischen Unterschied zwischen positiven und negativen Behauptungen.

Positive Behauptungen fallen in die epistemologische Kategorie, die sich folgendermaßen auszeichnet: …………
Negative Behauptungen fallen in die epistemologische Kategorie, die sich folgendermaßen auszeichnet: …………

Beschreibung, keine Beispiele!
closs hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 23:59
Dann erkläre uns doch mal, was man sensu normaler Standard sagen würde.
Sensu normaler Standard würde man sagen, dass du hier etwas suggerieren willst aber dich penetrant und vorsätzlich davor drückst, es klar zu sagen. Woran kann das nur liegen?

closs
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#217 Re: Aus der Werkstatt des Theologen II - Spezialthemen und Off-Topics

Beitrag von closs » Sa 26. Okt 2019, 00:58

Claymore hat geschrieben:
Sa 26. Okt 2019, 00:20
Dass es bei dir auf sehr tiefgreifenden Skeptizismus hinausläuft.
Nein - auf dieser Ebene gar nicht. - Der Skeptizismus ist mit dem Glaubensentscheid/"Beweis", dass Gott wohlwollend ist, erledigt. --- Oder nennst Du es "tiefgreifend skeptisch", wenn man negative und positive Aussage kategorial unterschiedlich verortet?
Claymore hat geschrieben:
Sa 26. Okt 2019, 00:20
Anscheinend kannst du nur Beispiele bringen.
Das reicht doch, wenn es um Grundlegendes geht. - Du kannst auch Beispiele aus der Medizin haben. - Wenn man wissenschaftlich zum Ergebnis kommt, dass chinesische Medizin nicht wirkt, kann das falsch sein. - Wenn man wissenschaftlich zum ERgebnis kommt, dass Narkosen wirken, ist das richtig.
Claymore hat geschrieben:
Sa 26. Okt 2019, 00:20
Es geht um den Unterschied. Du bringst ein Beispiel und erwartest dann, dass man sich den Unterschied selbst zusammenreimen soll
Ist das wirklich nicht klar? - Mal ein hartes Beispiel:
1) Kläger: "Ich habe 5 Zeugen, die gesehen haben, dass der Beklagte meinen Geldbeutel geklaut hat".
2) Beklagter: "Ich habe 50 Zeugen, die NICHT gesehen haben, dass ich diesen Geldbeutel geklaut habe".
Das ist natürlich Satire - aber wird das Prinzip wirklich nicht klar?
Claymore hat geschrieben:
Sa 26. Okt 2019, 00:20
deine manipulativen Taktiken
Da scheinst Du ein bißchen neurotisch zu sein. - Was kann man hier manipulieren?
Claymore hat geschrieben:
Sa 26. Okt 2019, 00:20
Positive Behauptungen fallen in die epistemologische Kategorie, die sich folgendermaßen auszeichnet: …………
Negative Behauptungen fallen in die epistemologische Kategorie, die sich folgendermaßen auszeichnet: …………
1) Eine Beobachtung führt zu einem positiven Statement ("Claymore sitzt mir gegenüber, also gibt es ihn").
2)  Eine Beobachtung führt zu einem negativen Statement ("Claymore sitzt mir NICHT gegenüber, also gibt es ihn NICHT")

So einfach geht Wissenschaft nun wirklich nicht vor - aber Du wolltest den grundlegenden Unterschied haben. ---- Das eine ist ein Beweis mit etwas, was man vorzeigen kann - das andere ist ein Ausschlussverfahren. --- Auch letzteres kann sehr differenziert und sinnvoll sein ("Claymore sitzt mir NICHT gegenüber, also gibt es ihn nicht auf dem Stuhl an meinem Tisch").

Wie gesagt: Auch solche Ausschluß-ERgebnisse nehme ich pragmatisch zur Grundlage ("Die Wissenschaft kommt zum ERgebnis 0 Ergebnis, also arbeiten wir auf dieser Basis") - aber es ist epistemologisch etwas anderes als "Da ist Claymore".
Claymore hat geschrieben:
Sa 26. Okt 2019, 00:20
vorsätzlich davor drückst, es klar zu sagen. Woran kann das nur liegen?
Dass ich meine, dass man allgemeine Dinge allgemein sagen kann und diese dann verstanden werden.







 

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sven23
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#218 Re: Aus der Werkstatt des Theologen II - Spezialthemen und Off-Topics

Beitrag von sven23 » Sa 26. Okt 2019, 08:59

closs hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 22:10
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:52
Eben, Glaubensbekenntnisse an göttliche Inspiriertheit oder die Göttlichkeit Jesu bleiben nun mal Glaubensbekenntnisse, die nur dazu geeignet sind,
eine Glaubendideologie zirkelschlüssig zu bestätigen.
So, wie Du "zirkelschlüssig" defininierst, fällt mir nichts ein, was NICHT zirkelschlüssig ist. - Du solltest Deine Auffassung konsequent zu Ende denken.
Closs sollte endlich mal an seinem Verständnis eines Zirkelschlusses arbeiten.

Die Bibel ist Gottes Wort, denn es steht geschrieben „alle Schrift ist von Gott eingegeben“.
Quelle: Wikipedia

closs hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 22:10
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:52
die orwellsche Umdefinierung von Wissenschaft ist nur in clossens Fantasywelt erlaubt.
Der Begriff "Geisteswissenschaft" ist älter als Orwell
Das bestreitet ja niemand. Trotzdem versucht closs ständig, den Wissenschaftsbegriff in orwellscher Manier umzudefinieren.

closs hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 22:10
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:52
Eben, gehe ich mit Glaubensbekenntnissen ran oder wissenschaftlich,
Du sagst ständig "eben" und fährst mit dem Gegenteil dessen fort,
Warum Gegenteil? Das ist doch gerade der Knackpunkt: geht man wissenschaftlich ran oder glaubensideologisch, das macht den Unterschied.

closs hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 22:10
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:52
Es ist ein wahrer Satz.
Gerade, weil Du das meinst, ist es glaubens-ideologisch.
"Ein Dreieck hat 3 Ecken" ist ein wahrer Satz, und wird nicht deshalb ideologisch, weil closs meint, es wären vier. :frusty2:
 
closs hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 22:10
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:52
wenn man aus der konkreten Nahwartung eine unbestimmte Fernerwartung macht, ist das eine Versaubeutelung der Quellen.
In Deiner apriorischen Hermeneutik kann man das so sagen.
In wissenschaftlicher Hermeneutik muss man das sagen.


closs hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 22:10
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:52
Bultmann benötigt keine Glaubensbekenntnisse
Nach Deiner Definition schon.
Bultmann fragt, ob es voraussetzunglose Exegese geben kann. Schon wieder vergessen? :gavel:

closs hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 22:10
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:52
Ratzinger dagegen fordert sogar zum Glaubensentscheid auf.
Ja - weil er im Gegensatz zu Dir weiß, dass er ein apriorisches Vorverständnis hat.
Was er anderen aber verweigern will, wobei sein "Vorverständnis" aus Glaubensbekenntnissen besteht, das der Forschung aber eben nicht.
Verstehst du jetzt vielleicht, warum die wissenschaftliche Fraktion der Theologen ihn nicht ernst nehmen kann.

http://www.imprimatur-trier.de/2013/imp130214.html


closs hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 22:10
sven23 hat geschrieben:
Fr 25. Okt 2019, 19:52
Eben, dieses Niveau erreichen sie gar nicht.
Das ist der Witz des Monats. :thumbsupup:
Und trotzdem ein wahrer Satz.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

closs
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#219 Re: Aus der Werkstatt des Theologen II - Spezialthemen und Off-Topics

Beitrag von closs » Sa 26. Okt 2019, 09:52

sven23 hat geschrieben:
Sa 26. Okt 2019, 08:59
Closs sollte endlich mal an seinem Verständnis eines Zirkelschlusses arbeiten.
Nein, dass muss er nicht, weil er zwischen Argumentations-Fehlern (Dein Zitat ist ein Beispiel dafür) und hermeneutischen Schluzssfolgerungen im Gegensatz zu Sven unterscheiden kann. - Du versuchst mit Deinem Gebrauch von "zirkelkschlüssig" Deine ideologische Note zu hoffähig zu machen.
sven23 hat geschrieben:
Sa 26. Okt 2019, 08:59
Trotzdem versucht closs ständig, den Wissenschaftsbegriff in orwellscher Manier umzudefinieren.
Nein - ich führe ihn zurück auf humboldtsche Wurzeln.
sven23 hat geschrieben:
Sa 26. Okt 2019, 08:59
"Ein Dreieck hat 3 Ecken" ist ein wahrer Satz
Solche Sätze gibt es wenig in den Geisteswissenschaften - wenn es so einfach wäre, bedürfte es keiner hermeneutischen Vorverständnisse.
sven23 hat geschrieben:
Sa 26. Okt 2019, 08:59
In wissenschaftlicher Hermeneutik muss man das sagen.
Aber erst, wenn man "Wissenschaft" definitorisch dahin verortet, dass sie in den Geisteswissenschaften nur eine Nebenrolle spielen kann.
sven23 hat geschrieben:
Sa 26. Okt 2019, 08:59
Bultmann fragt, ob es voraussetzunglose Exegese geben kann.
Das ist keine Antwort auf meinen Post.
sven23 hat geschrieben:
Sa 26. Okt 2019, 08:59
Was er anderen aber verweigern will, wobei sein "Vorverständnis" aus Glaubensbekenntnissen besteht, das der Forschung aber eben nicht.
Verstehst du jetzt vielleicht, warum die wissenschaftliche Fraktion der Theologen ihn nicht ernst nehmen kann.
1) Ratzinger verweigert anderen nicht, wenn sie ein anderes Vorverständnis haben.
2) Ob diese Vorverständnisse Glaubens-Charakter haben, interessiert nicht - oder ist es für Dich wichtig, ob Bultmann an sein Vorverständnis selber geglaubt hat?
3) Natürlich wird Ratzinger in der wissenschaftlichen Theologie ernst genommen - aber eben nicht so sehr in DEM Strang mit HKM-Vorverständnissen.
sven23 hat geschrieben:
Sa 26. Okt 2019, 08:59
Und trotzdem ein wahrer Satz.
Wirklich nicht. - Nicht nur Du erscheinst wie der Zwerg auch der Schulter des Riesen, der zum Riesen sagt: "Ich bin größer als Du".







 

JackSparrow
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#220 Re: Aus der Werkstatt des Theologen II - Spezialthemen und Off-Topics

Beitrag von JackSparrow » Sa 26. Okt 2019, 10:27

closs hat geschrieben:
Sa 26. Okt 2019, 00:58
1) Kläger: "Ich habe 5 Zeugen, die gesehen haben, dass der Beklagte meinen Geldbeutel geklaut hat".
2) Beklagter: "Ich habe 50 Zeugen, die NICHT gesehen haben, dass ich diesen Geldbeutel geklaut habe".
Das ist natürlich Satire - aber wird das Prinzip wirklich nicht klar?
Du vergisst die Kontrollgruppe.

Während du den Geldbeutel klaust, lassen wir 55 weitere Zeugen jemand anderen beobachten, der keinen Geldbeutel klaut. Anschließend vergleichen wir, ob in der anderen Gruppe ebenfalls fünf von 55 Zeugen einen Diebstahl beobachtet haben wollen.

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