Parusieverzögerung III

Themen des Neuen Testaments
Hemul
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#201 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Hemul » Mi 8. Jul 2015, 01:22

Münek hat geschrieben: 1. Jesus hat seinen Jüngern ausdrücklich bestätigt[/b], dass sie - im Gegensatz zum Volk - das "Ge-
heimnis des Gottesreiches" verstehen (Mt. 13,11). Du behauptest, sie hätten es nicht verstanden... :)
2. Die Jünger Jesu wurden zu Pfingsten mit "Heiligem Geist" erfüllt. Allerspätestens dann mussten
sie doch wissen, "wo die Glocken hängen".

Meine Güte? :roll:
Aus Apostelgeschichte 1:6+7 geht unmissverständlich hervor, dass Jesu Jünger bezgl. seiner Wiederkunft doch nicht wissen
sollten "wo die Glocken" hängen:
6 Sie nun, als sie zusammengekommen waren, fragten ihn und sagten: Herr, stellst du in dieser Zeit für Israel das Reich wieder her? 7 Er sprach zu ihnen: Es ist nicht eure Sache, Zeiten oder Zeitpunkte zu wissen, die der Vater in seiner eigenen Vollmacht festgesetzt hat.

Wann wirst Du endlich begreifen, dass gem. Hebräer 10:12+13 sein Vater allein den Zeitpunkt bestimmt wann das Finale eingeleitet wird:
12 Dieser Hohe Priester aber hat nur ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht und sich dann für immer auf den Ehrenplatz an Gottes rechter Seite gesetzt. 13 Dort wartet er, bis Gott ihm seine Feinde als Schemel unter die Füße legt.
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

closs
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#202 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von closs » Mi 8. Jul 2015, 08:43

sven23 hat geschrieben:Dafür gibt es ja zum Glück die neutestamentliche Forschung und die historisch-kritische Methode
Du fängst einen Schritt zu spät an - denn es geht doch gerade um Methodik-Kritik. - Mit anderen Worten: Wenn man die vorliegenden Texte als authentisch setzt in Bezug auf die thematisierte Person dieser Texte (hier: Jesus), ist dies eine Setzung. Im Sinne dieser Setzung sind die Schlussfolgerungen dann richtig, die Du vertrittst.

sven23 hat geschrieben:Aber selbst die Fälscher, die mit der Absicht fälschten, den Glauben zu unterfüttern, trauten sich nicht, die Naherwartung zu leugnen.
Natürlich nicht - sie HATTEN doch diese Naherwartrung. Es bestreitet doch niemand, dass es diese Naherwartung in der Zeit um Jesus gab. Genau das ist doch die Grundlage dafür, dass man Jesus im Sinne einer (äußeren) Naherwartung verstanden hat und dessen innere Transponierung nicht verstanden hat.

Dies ist natürlich auch nur EINE These, die ich hier vertrete. Aber mehr ist der Ansatz der von Dir zitierten Testimonials auch nicht. - Beide Seiten können Recht haben - es ist Glaubenssache.

sven23 hat geschrieben: die neutestamentliche Forschung hat das klar herausgearbeitet: mit dem nahen Gottesreich ist nicht das innere gemeint
Sie tut dies aufgrund ihrer Setzung, dass man mangels anderer Texte die bestehenden als verbindlich in Bezug auf Jesus verstehen muss. Dies ist nicht ehrenrührig, aber eben nur EIN Weg, der (übrigens auch textkritisch) kritisierbar ist - wie meine These auch kritisierbar ist. - Beide Thesen sind jedoch textkritisch vertretbar.

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Münek
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#203 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Münek » Mi 8. Jul 2015, 09:03

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Sowohl die jüdische Sekte der Essener als auch Johannes der Täufer sowie dessen Nachfolger
Jesus von Nazareth haben sich in ihrer öffentlich proklamierten Naherwartung (Errichtung
der Gottesherrschaft auf Erden) - wie der Lauf der Weltgeschichte beweist - geirrt.
Woher willst Du wissen, dass Jesus selbst eine Naherwartung hatte.

Ganz einfach: Weil es so im "Neuen Testament" (Evangelien, Johannesapokalypse) dokumentiert ist. ;)

Die neutestamentliche Wissenschaft hat keine Zweifel,
dass entsprechende Aussprüche Jesu authentisch sind.

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#204 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von closs » Mi 8. Jul 2015, 09:03

Münek hat geschrieben:Der in dieser Frage herrschende breite Konsens in der neutestamentlichen Forschung passt Dir einfach nicht "in den Kram"...
Davon abgesehen, dass der Verdacht besteht, dass man nur das als neutestamentarische Forschung gelten lassen will, was zu diesem Ergebnis führt: Ja - es missfällt mir, dass bei diesem angeblichen Konsens textkritische Stockfehler dabei sind - nämlich:

Man scheint zu übersehen, dass Jesus in seiner Zeit aufgrund der in der Luft liegenden Naherwartung genau das Gegenteil gemeint hat ("Das Kommen des Königreichs ist innerlich nah"), und hat ihn dementsprechend von Anfang an im Sinne der EIGENEN Erwartungs-Form ("äußere Erwartung") rezipiert. - Dies ist aus meiner Sicht deshalb naheliegend, weil es genug andere Textstellen gibt, die von innerer Nähe sprechen, oder von einem zeitlich fernen äußeren Wiederkommen Jesu sprechen. - Ganz abgesehen von Stellen, die sich auf Verklärung und Auferstehung beziehen.

Wir haben also einen Mischmasch unterschiedlichster und widersprüchlichster Aussagen. - Wenn man also den Texten Authentizität in Bezug auf das Ojekt (Jesus) unterstellt, würde man Jesus als jemanden darstellen, der einmal Hü und ein andermal Hott sagt. - Textkritisch wäre deshalb zu diskutieren, ob dieses Hin und Her Folge von unterschiedlichen Aussagen Jesu ist oder dem Rezeptions-Wirrwarr geschuldet ist.

Diese Diskussion wird man mit keinem eindeutigen Ergebnis abschließen können. Aber man wird sich entscheiden können, welche Version man zur Grundlage seiner Forschung macht. - Und da scheint es so zu sein, dass die von Dir genannten Testimonials die Version vorziehen, dass die Naherwartung einiger Schreiber ihren Ursprung in Jesus selbst hat. - Das kann man glauben, muss es aber nicht. - Es ist Glaubens-Sache.

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#205 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von closs » Mi 8. Jul 2015, 09:04

Münek hat geschrieben:Die neutestamentliche Wissenschaft hat keine Zweifel, dass entsprechende Aussprüche Jesu authentisch sind.
Während ich den vorangehenden Text schreibe, bestätigst Du meine Vermutung mit diesem Deinen Satz.

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#206 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von closs » Mi 8. Jul 2015, 09:10

sven23 hat geschrieben:Scrypt0n hat dir 2 Alternativen angeboten. Für welche entscheidest du dich?
Wenn Scrypton Version 1 nicht falsch begründet hätte, dann 1.

sven23 hat geschrieben:Und warum geht die neutestamentliche Forschung mit großem Konsens davon aus?
Siehe mein Beitrag vorher: Weil man aus Gründen der Objektivität großräumige Aussagen vermeidet und sich lieber auf Nachweisbares beschränkt. Und nachweisbar ist, dass in den vorliegenden Texten es (an einigen Stellen) so steht. - Die Frage, warum es dort so steht, wird nicht gestellt, weil es keine Texte gibt, anhand deren man diese Frage beantworten könnte - also macht man an dieser Stelle dicht.

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#207 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Münek » Mi 8. Jul 2015, 09:17

closs hat geschrieben:
Diese Diskussion wird man mit keinem eindeutigen Ergebnis abschließen können. Aber man wird sich entscheiden können, welche Version man zur Grundlage seiner Forschung macht. - Und da scheint es so zu sein, dass die von Dir genannten Testimonials die Version vorziehen, dass die Naherwartung einiger Schreiber ihren Ursprung in Jesus selbst hat. - Das kann man glauben, muss es aber nicht. - Es ist Glaubens-Sache.

Es gibt nur EINE Version.

Wäre es anders, würde dieses Thema innerhalb der Theologenschaft kontrovers diskutiert werden.
Du weißt, dass dies nicht der Fall ist.

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#208 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von closs » Mi 8. Jul 2015, 09:24

Münek hat geschrieben:Wieso "verständlicherweise"?
Weil es typisch für die Zeit und das AT ist, Dinge äußerlich zu verstehen. - Zwar gibt es auch im AT immer wieder Hinweise auf die Innerlichkeit des Gottesreiches (haben wir bereits ausführlich diskutiert) - jedoch läuft es letztlich auf äußere Erfüllung hinaus. - Eben weil diese innere Erfüllung das "Markenzeichen" des NT ist, das nicht umsonst NEUES Testament heißt.

Münek hat geschrieben:Und begründet hast Du dieses angebliche "Nichtverständnis der Jünger" auch nicht.
Doch - in den Hunderten an Seiten zum Thema wurde das ausführlich begründet. - Die Frage ist, ob man aufgrund der eigenen geistigen Disposition dieser Begründung folgen mag.

Münek hat geschrieben: Jesus hat seinen Jüngern ausdrücklich bestätigt
Textkritisch wäre zunächst auch hier zu fragen: Hat der Textschreiber hier richtig rezipiert? - Diese Frage ist IMMER relevant.

Davon abgesehen macht es schon Sinn, einen Unterschied zwischen Jüngern und normalem Volk zu machen. Denn gerade mit dem Pfindst-Erlebnis wurde den Jüngern klar, wofür sie Botschafter waren bzw. werden sollten. Aber es wäre doch eine eigentümliche Interpretation, wenn man den Jüngern unterstellen würde, dass sie mit diesem Pfingsterlebnis frei wurden von allen Normativen der Zeit, in der sie aufgewachsen waren - mit anderen Worten: Sie mussten auch erst mal nach und nach kapieren, wohin sie ihr Weg führen würde. - Das Pfingsterlebnis war doch nicht ein absoluter Weisheits-Übertrag durch Gott - es war viel mehr ein Sendungs-Auftrag, der Glaube und Überzeugung gebracht hat, aber doch nicht absolutes Wissen.

Da kann man natürlich drüber streiten. Aber diesen Streit wird man nicht textkritisch entscheiden können.

Münek hat geschrieben:Ich frage mich nur, was Dir Deine Ignoranz bringt...
Meine "Ignoranz" ist gezeichnet vom Schauen über den Tellerrand EINER Methodik. - Ich muss Deinen Vorwurf gleichlautend zurückschicken.

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#209 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Münek » Mi 8. Jul 2015, 09:26

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Der in dieser Frage herrschende breite Konsens in der neutestamentlichen Forschung passt Dir einfach nicht "in den Kram"...
Davon abgesehen, dass der Verdacht besteht, dass man nur das als neutestamentarische Forschung gelten lassen will, was zu diesem Ergebnis führt:

Dieser Verdacht besteht nur bei Dir. Er ist völlig unbegründet.

Hemul
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#210 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Hemul » Mi 8. Jul 2015, 09:32

Meine Güte was hier abgeht hältze doch im Kopp nich aus. Da bekommt man ja Augenkrebs. :lol:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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