Münek hat geschrieben:
Nee nee, man muss gar nichts setzen!
Natürlich muss man nicht, aber man kann es nicht verhindern.
Das weiß man eigentlich schon sehr lange.
Angefangen hat es mit Immanuel Kant, der aufgezeigt hat, dass wir die Wirklichkeit nach Maßgabe unserer menschlichen Bedingungen wahrnehmen.
Heute vertritt das - in inzwischen radikalerer Form - der Konstruktivismus.
Hier der Wikipedia-Link dazu:
https://de.wikipedia.org/wiki/Konstrukt ... uktivismus
Ein Satz daraus:
Die meisten Varianten des Konstruktivismus gehen davon aus, dass ein erkannter Gegenstand vom Betrachter selbst durch den Vorgang des Erkennens konstruiert wird.
Mit anderen Worten: Wir "setzen" die Dinge in die Form, in der wir sie erkennen.
Der
Radikale Konstruktivismus geht noch weiter:
https://de.wikipedia.org/wiki/Radikaler ... uktivismus
Ich zitere auch daraus einen Satz:
Die Kernaussage des radikalen Konstruktivismus ist, dass eine Wahrnehmung kein Abbild einer bewusstseinsunabhängigen Realität liefert, sondern dass Realität für jedes Individuum immer eine Konstruktion aus Sinnesreizen und Gedächtnisleistung darstellt. Deshalb ist Objektivität im Sinne einer Übereinstimmung von wahrgenommenem (konstruiertem) Bild und Realität unmöglich; jede Wahrnehmung ist vollständig subjektiv.
Die hier angeschnittenen Fragen sind jahrhundertealt, und man kann sie nicht übergehen, sofern man sich überhaupt für das interessiert, was Realtiät ist.
Wer diese Fragen nicht hat, der wird das überflüssig finden.
Wer diese Fragen aber hat, der setzt sich automatisch damit auseinander.
Münek hat geschrieben:Du lieber Himmel, was kann man sich nicht alles sehnlichst herbeiwünschen - und dann als real setzen.
Mit Wünschen hat das eigentlich nichts zu tun. Man sieht halt einfach nur das, was man erfassen kann.
Das geht Dir so, das geht mir so.
Insofern muss man mit den eigenen beschränkten Prämissen leben. Das sind die Brillen, die man auf hat, und von denen Kant schon gesprochen hat.
Francis Bacon - noch vor Kant, ein Vorläufer der Aufklärung - hat von den sogenannten "Idolen" gesprochen, den Vorurteilen und Trugbildern, nach denen Menschen urteilen.
Auch hierzu ein Satz aus Wikipedia:
Bacon definiert Idole als die „falschen Begriffe, welche vom menschlichen Verstand schon Besitz ergriffen haben und tief in ihm wurzeln“. Sie halten den „Geist der Menschen“ in Beschlag.
Davon ist jeder Mensch betroffen, und die Wissenschaft fordert, dass man sich dieser Prämissen bewusst wird.
Ein phiosophisch denkender Mensch wird sich ebenfalls bemühen, seine eigenen "Setzungen" zu erkennen.
Sie sind sowohl allgemeinmenschlicher Natur als auch kultureller als auch individueller Natur.
Nur eines gibt es nicht: dass man keine Prämissen
hat.