Bei den von dir zitierten Versen kann man es so deuten. Es gibt aber eine Reihe von anderen Stellen, die mehr auf ein "räumliches", Gottesreich oder ein Kommen/Hereinbrechen von außen als ereignishaft nahe legen.Savonlinna hat geschrieben: Wie auch immer: das Reich Gottes ist bei allen Deutungen dieses Verses kein "Kommen", auch keine "Erwartung auf eine äußere Handlung", sondern die Möglichkeit des Herstellens des Reichtes Gottes - entweder im Einzelmenschen oder in den zwischenmenschlichen Beziehungen.
Mk 14,25 Wahrlich, ich sage euch: Ich werde nicht mehr von dem Gewächs des Weinstocks trinken bis zu jenem Tag, da ich es neu trinken werde im Reich Gottes.
Mk 15,43 da kam Joseph von Arimathia, ein angesehener Ratsherr, der selbst auch auf das Reich Gottes wartete; der wagte es, ging zu Pilatus hinein und bat um den Leib Jesu
Lk 7,28 Denn ich sage euch: Unter denen, die von Frauen geboren sind, gibt es keinen größeren Propheten als Johannes den Täufer; doch der Kleinste im Reich Gottes ist größer als er
Mt 19,24 Und wiederum sage ich euch: Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als daß ein Reicher in das Reich Gottes hineinkommt!
Mt 21,31 Wer von diesen beiden hat den Willen des Vaters getan? Sie sprachen zu ihm: Der erste. Da spricht Jesus zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Die Zöllner und die Huren kommen eher in das Reich Gottes als ihr!
Mk 9,1 Und er sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Es sind einige unter denen, die hier stehen, die den Tod nicht schmecken werden, bis sie das Reich Gottes in Kraft haben kommen sehen!
Mk 9,47 Und wenn dein Auge für dich ein Anstoß [zur Sünde] wird, so reiß es aus! Es ist besser für dich, daß du einäugig in das Reich Gottes eingehst, als daß du zwei Augen hast und in das höllische Feuer geworfen wirst,
Zur Begriffsdefinition des "Gottesreiches"
"Der Begriff „Reich Gottes“ (hebr. מלכות malchut, griech. Βασιλεία τοῦ Θεοῦ basileia tou theou; auch Königsherrschaft Gottes, Gottesherrschaft) bezeichnet in der Bibel das dynamische Wirken JHWHs, des Gottes der Israeliten, in der Welt, und den räumlichen Herrschaftsbereich, in dem sich Gottes Wille durchsetzt."
"Die biblische Prophetie und Apokalyptik verbindet den Begriff daher mit verschiedenen Vorstellungen, darunter der universalen Durchsetzung der Tora, der Befreiung aller Israeliten von Fremdherrschaft und aller Völker von Gewaltherrschaft, mit Gottes Kommen zum Endgericht und einer umstürzenden Verwandlung der Schöpfung, die alles Böse überwinden, alle Schuld vergeben, alles Leid, Schmerz und Tod beenden werde"
Für das Urchristentum sind Wirken, Tod und Auferstehung Jesu Christi der Einbruch dieses Reiches in die gottfeindliche Welt, mit denen er die Zukunftsverheißungen der biblischen Propheten (z. B. Jes 25,8) ultimativ bekräftigt und zu erfüllen begonnen habe (z. B. Offb 21,4).
Quelle: Wikipedia
Es gibt also diesen "inneren" Gottesreichbegriff und den als Ereignis hereinbrechenden. Weiß kommt zu dem Schluß, daß in Bezug auf die Naherwartung nicht der innere gemeint sein kann, wie das die liberalen Theologen vermuteten.
Nimmt man z. b. Mt 10,23 ".... Wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen, bis der Menschensohn kommt."
dann macht das innere Gottesreich wirklich keinen Sinn. Die Prophezeiung ist doch ganz konkret: ihr werdet mit eurer Missionsarbeit noch nicht fertig geworden sein, dann bricht das erhoffte Ereignis herein.